Jugend- und Drogenberatung - Release - Kaiserslautern
Jugend- und Drogenberatung - Release - Kaiserslautern
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Die Fachkräfte für Suchtprävention<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
Die Die Die Fachkräfte Fachkräfte Fachkräfte für für für Suchtprävention Suchtprävention Suchtprävention in in in Rheinland Rheinland- Rheinland Rheinland<br />
Pfalz Pfalz Pfalz sind sind auf auf Landesebene Landesebene als als Arbeitskreis Arbeitskreis der<br />
der<br />
Landestelle Landestelle Suchtkrankenhilfe Suchtkrankenhilfe Suchtkrankenhilfe organisiert organisiert <strong>und</strong><br />
<strong>und</strong><br />
werden werden aus aus Mitteln Mitteln des des des Landes, Landes, der der Kommunen Kommunen <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>und</strong><br />
der der der Träger Träger finanziert finanziert. finanziert<br />
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Inhalt<br />
Vorwort.....................................................................................................................5<br />
Dokumentationsbeiträge<br />
• Aktionstag „Alkohol – Kenn Dein Limit“ am 16.06.2009 .........................................6<br />
Präventionsfachstelle des Caritasverbandes Westeifel e.V.<br />
–Bitburg–<br />
• Betriebliche Suchtprävention..................................................................................9<br />
Präventionsfachstelle des Caritasverbandes Mosel-Eifel-Hunsrück e. V.<br />
–Wittlich–<br />
• SKOLL – Selbstkontrolltraining ............................................................................12<br />
Präventionsfachstelle der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatung</strong> BRÜCKE, Mainz<br />
• „NOSE Indoor – Spaß ohne Absaufen“ 25.09.2009 .............................................15<br />
Präventionsfachstelle der Psychosozialen Beratungsstelle Reling in Nieder-Olm<br />
• Wir tanken auf – Suchtprävention an Gr<strong>und</strong>schulen, Herbst/ Winter 2009 ..........18<br />
Präventionsfachstelle des Diakonischen Werkes Mainz-Bingen<br />
–Oppenheim–<br />
• Präventionsprojekt „PASS – Prävention, Beratung, Schule, Spaß“......................21<br />
Präventionsfachstelle des Caritas-Zentrums St. Elisabeth in Bingen<br />
• Theateraufführung „Alkohölle“ am 21. <strong>und</strong> 22.09.2009 ........................................23<br />
Präventionsfachstelle des Caritasverbandes für die Region<br />
Rhein-Hunsrück-Nahe e.V. –Bad Kreuznach–<br />
• 1. „Körper(l)Ich“ Prävention von Essstörungen November 2008 – Juni 2009.......26<br />
2. Suchtprävention in Gr<strong>und</strong>schulklassen ............................................................28<br />
Präventionsfachstelle des Caritasverbandes für die Region Rhein-Wied-Sieg e.V.<br />
–Neuwied–<br />
• Scham, Schamprägung, Suchtverhalten <strong>und</strong> Konsequenzen für die<br />
Suchtprävention ...................................................................................................30<br />
Präventionsfachstelle des Diakonischen Werkes des Ev. Kirchenkreises<br />
Altenkirchen<br />
• Aktion zur Suchtprävention am Stadtfest 2009 ....................................................33<br />
Präventionsfachstelle der Drogenhilfe Zweibrücken – Arbeitskreis Präventive<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit Zweibrücken<br />
• „Losgelöst“ – Ein Ausstiegsprogramm für jugendliche RaucherInnen..................37<br />
Präventionsfachstelle des Hauses der Diakonie in Ludwigshafen<br />
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• Budoworkshop .....................................................................................................41<br />
Präventionsfachstelle des Hauses der Diakonie in Bad Dürkheim<br />
• Stationenparcours „Check it“ als interaktiver Präventionsansatz .........................43<br />
Präventionsfachstelle des Diakonischen Werkes Pfalz in Frankenthal<br />
• „Wa(a)gemutig“ – ein Modellprojekt zur Prävention von Essstörungen................47<br />
Präventionsfachstelle des Caritasverbandes Worms e.V.<br />
• „Schmiermittel-, W<strong>und</strong>ermittel-, Zaubermittel- Alkohol? – reden wir darüber“......49<br />
Präventionsfachstelle der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatung</strong> – <strong>Release</strong> –<br />
<strong>Kaiserslautern</strong><br />
Impressum ............................................................................................................51<br />
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V o r w o r t<br />
Suchtprävention im Jahr 2009<br />
Rauschtrinken von Kindern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen war in der Sucht das beherrschende<br />
Thema im Jahr 2009. Auffällig dabei: Ein Widerspruch, der leider in der breiten<br />
Öffentlichkeit kaum bekannt ist <strong>und</strong> demzufolge wenig diskutiert wurde. Dabei<br />
handelt es sich einerseits um die Abnahme der insgesamt in Deutschland<br />
konsumierten Alkoholmengen <strong>und</strong> andererseits um die zur gleichen Zeit<br />
stattgef<strong>und</strong>ene Zunahme gefährlicher neuer Trinkmuster von Kindern <strong>und</strong><br />
<strong>Jugend</strong>lichen. Die Fünfzehn- bis Siebzehnjährigen sind am stärksten betroffen. Ziel<br />
der Suchtprävention ist es, dass <strong>Jugend</strong>liche unschädlichen Umgang mit Alkohol<br />
erlernen. Dies ist auch eine Aufgabe <strong>und</strong> die Verantwortung von Erwachsenen.<br />
Festzuhalten ist, dass der Konsum von Alkohol mittlerweile Teil unserer Alltagskultur<br />
ist. In diesem gesellschaftlichen Spannungsfeld versucht die Suchtprävention,<br />
Antworten zu geben. Diese <strong>und</strong> andere Fragestellungen <strong>und</strong> Themen wurden von<br />
den Präventionsfachkräften in 1981 Maßnahmen <strong>und</strong> Projekten in Rheinland-Pfalz<br />
bearbeitet. Insgesamt wurden dabei 37.090 Menschen erreicht. Gezielt konnten 8120<br />
Multiplikatoren wie Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter von Kindertagesstätten, Lehrer,<br />
Erzieher, <strong>Jugend</strong>helfer, Gruppenleiter etc. erreicht werden.<br />
Einige wenige dieser Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte können Sie in der folgenden<br />
Zusammenstellung nachlesen.<br />
Wenn Sie mehr erfahren möchten, wenden Sie sich bitte an die Präventionsfachkraft<br />
vor Ort in Ihrer Suchtberatungsstelle.<br />
Herzlich gedankt sei an dieser Stelle dem Land, den Kreisen, den Städten <strong>und</strong><br />
sonstigen Förderern für ihre finanzielle, materielle <strong>und</strong> ideelle Unterstützung. Nicht<br />
zuletzt ein herzliches Dankeschön den vielen Kooperationspartnern, ohne die eine so<br />
erfolgreiche Präventionsarbeit nicht hätte gelingen können. Ein besonderer Dank<br />
geht an alle Träger der Suchtprävention für ihr überaus großes Engagement.<br />
Der Sprecherrat:<br />
Josef Fuchs Jürgen Menche Rudolf Barth<br />
- 5 -
Caritasverband Westeifel e.V.<br />
Brodenheckstr. 1, 54634 Bitburg<br />
Fachstelle für Suchtprävention<br />
J. Fuchs, Dipl. Sozialpädagoge<br />
Aktionstag „Alkohol – Kenn dein Limit“<br />
Dokumentation zum Aktionstag zur Suchtprävention am 16.06.2009 in Bitburg<br />
des Arbeitskreises Sucht - <strong>und</strong> Gewaltprävention Bitburg - Prüm<br />
Interessierte Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auf dem Veranstaltungsgelände<br />
Der Arbeitskreis Sucht - <strong>und</strong> Gewaltprävention Bitburg - Prüm führte am Dienstag<br />
den 16.06.2009 einen Aktionstag zum Thema „Alkohol - Kenn Dein Limit" in Bitburg<br />
durch. Das Vormittagsprogramm auf dem Postvorplatz begann mit einem<br />
Straßentheater zum Thema. Im Angebot gab es außerdem die „Straße der Sinne“<br />
durch die AOK Bitburg, einen Informationsstand des Kreuzb<strong>und</strong>es, ein Quiz zum<br />
Thema "Umgang mit Alkohol" – gestaltet von Auszubildenden des Bebiz, dem<br />
Berufsbildungszentrum in Bitburg, Teamerfahrung in Kooperationsspielen <strong>und</strong><br />
praktisches Erproben <strong>und</strong> der Umgang mit den sog. „Rauschbrillen.<br />
Für das Improvisations - <strong>und</strong> Straßentheater konnten wir die Lehrerin Frau Conrad<br />
des St. Josef Gymnasiums in Biesdorf mit ihrer Theater-AG gewinnen. Um 9:00 Uhr<br />
<strong>und</strong> um 11:00 Uhr wurden kleine Szenen zu Alltagssüchten vorgestellt. Zu diesen<br />
Vorstellungen wurden Schulklassen bzw. Gruppen eingeladen. Daran beteiligten<br />
sich die Otto-Hahn-Realschule <strong>und</strong> das St. Willibrord Gymnasium aus Bitburg, sowie<br />
die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Hauptschule Mettendorf.<br />
Das Straßentheater dauerte ca. 20 Minuten. Anschließend fand ein kurzer Austausch<br />
mit den anwesenden Schülern statt, der vorwiegend von den Schülern der Theater<br />
AG sowie deren Lehrerin moderiert wurde.<br />
- 6 -
Nach dieser Besprechung hatten die <strong>Jugend</strong>lichen dann die Möglichkeit, die<br />
jeweiligen Stationen einzeln oder in kleineren Gruppen in Anspruch zu nehmen.<br />
Straße der Sinne der AOK Aktion: Strippenzieher<br />
Quizrad<br />
Die Theatergruppe während einer Szene<br />
- 7 -<br />
Schüler testen die Rauschbrillen
An diesem Vormittag wurden etwa 200 Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche mit ihren Bezugspersonen<br />
angesprochen. Aus unserer Sicht (Arbeitskreis) kann diese öffentliche<br />
Vormittagsveranstaltung mit den Elementen "Theater - Quiz - Sinnesstärkung -<br />
Information" als eine gelungene Mischung aus Kultur, Information, Unterhaltung <strong>und</strong><br />
Genuss bezeichnet werden. Der Quizstand wurde mit Hilfe eines bunten Quizrades<br />
zu den Themen: „Alkohol – Nikotin – THC – Freizeitverhalten“ gestaltet.<br />
Dieses Quizrad wurde von Auszubildenden des Bebiz hergestellt.<br />
Der öffentliche Rahmen auf dem Postvorplatz inmitten der Stadt erschien uns<br />
angemessen <strong>und</strong> sinnvoll. Das Wetter spielte ebenso mit <strong>und</strong> war uns wohl<br />
gesonnen.<br />
Eine zweite Säule bildete der ebenfalls zum Thema Alkoholprävention ausgeschriebene<br />
Plakatwettbewerb. Über die ersten Plätze <strong>und</strong> ein damit verb<strong>und</strong>enes Preisgeld<br />
konnten sich freuen:<br />
1. Platz: Außenwohngruppe Welschbillig<br />
des <strong>Jugend</strong>hilfezentrums Helenenberg<br />
3. Platz: Katholische <strong>Jugend</strong>gruppe Oberkail<br />
Für den AK Sucht – <strong>und</strong> Gewaltprävention Bitburg-Prüm<br />
Die Siegerplakate werden nun<br />
professionell gedruckt <strong>und</strong> stehen den<br />
Schulen <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>gruppen des<br />
Eifelkreises Bitburg-Prüm sowie allen<br />
Partnern der <strong>Jugend</strong>arbeit zur Verfügung.<br />
Der Aktionstag „Alkohol – Kenn Dein Limit“<br />
wurde durch finanzielle Mittel des<br />
Eifelkreises Bitburg-Prüm <strong>und</strong> aus Mitteln<br />
der Landeszentrale für Ges<strong>und</strong>heit in<br />
Mainz gefördert.<br />
Josef Fuchs Nadine Theis<br />
Fachstelle Suchtprävention <strong>Jugend</strong>schutzbeauftragte<br />
Brodenheckstr. 1 Triererstr. 1<br />
54634 Bitburg 54634 Bitburg<br />
Tel.: 05661 – 9671 – 0 Tel.: 06561 – 15 -0<br />
j.fuchs@bitburg.caritas-westeifel.de Theis.Nadine@bitburg-pruem.de<br />
- 8 -<br />
2. Platz: <strong>Jugend</strong>gruppe Gindorf
Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück e. V.<br />
Geschäftsstelle Wittlich, Kurfürstenstr. 6, 54516 Wittlich<br />
Claudia Engler, Diplom-Pädagogin, Fachkraft für Suchtprävention<br />
Tel. 06571 9155-20, suchtpraevention@caritas-wittlich.de<br />
Betriebliche Suchtprävention<br />
Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH, Standort Wittlich<br />
Menschen mit Suchtproblemen sind überall zu finden, auch in der Arbeitswelt <strong>und</strong><br />
dort in allen Hierarchieebenen. Viele Unternehmen wissen, dass sie bei frühzeitiger<br />
Intervention Betroffenen eine realistische Chance geben, in ihrem Beruf zu bleiben<br />
oder wiedereinzusteigen.<br />
Wenn man die Zahl von ca. 1,6 Mio alkoholkranker Menschen (Schätzung der DHS<br />
von 2008) in Deutschland auf den betrieblichen Bereich umrechnet, kann man davon<br />
ausgehen, dass ca. 5-10% der Mitarbeiter eines Unternehmens Alkoholprobleme<br />
haben. Diese Mitarbeiter verursachen dem Betrieb erhebliche Kosten, denn sie:<br />
• erbringen nur 75% ihrer möglichen Arbeitsleistung<br />
• sind 3,5mal häufiger in Betriebsunfälle verwickelt als ges<strong>und</strong>e Mitarbeiter<br />
• bleiben 16mal häufiger ihrem Arbeitsplatz fern<br />
• sind 2,5mal häufiger krank <strong>und</strong><br />
• fehlen 1,4mal länger nach Unfällen<br />
Neben den Fehlzeiten sowie qualitativer <strong>und</strong> quantitativer Arbeitsmängel treten<br />
weitere Schwierigkeiten auf, wie bspw. ein schlechteres Betriebsklima.<br />
Goodyear Dunlop, einer der bekanntesten Reifenhersteller, beschäftigt in seinem<br />
Werk in Wittlich ca. 910 Mitarbeiter. Schon seit den 90er Jahren besteht eine enge<br />
Zusammenarbeit des Caritasverbandes Geschäftsstelle Wittlich mit Goodyear<br />
Dunlop an diesem Standort:<br />
• Herr Kürten, damaliger Personalleiter, hatte ein großes Interesse daran,<br />
Mitarbeitern mit Suchtproblemen zu helfen <strong>und</strong> gleichzeitig deren Arbeitskraft<br />
wieder herzustellen. Daher schickte er die Betroffenen zur Suchtberatung des<br />
Caritasverbandes.<br />
• Seit dem Jahr 2001 hat Goodyear Dunlop außerdem eine Betriebsvereinbarung<br />
Sucht, in der die Vorgehensweise des Unternehmens bei Alkohol- <strong>und</strong><br />
Rauschmittelkonsum geregelt sind. Bei deren Entwicklung stand Herr Bollonia,<br />
damaliger Fachdienstleiter der Suchtberatung, unterstützend zur Seite.<br />
• Goodyear Dunlop ist auch gerne bereit, den Caritasverband bei Projekten<br />
finanziell zu unterstützen, bspw. bei der Durchführung von Fachtagungen.<br />
• Im Jahr 2001 fand erstmals eine eintägige suchtpräventive Schulung für die<br />
Auszubildenden statt, die seitdem alle drei Jahre durchgeführt wird.<br />
Im Jahr 2008 entstand bei Goodyear Dunlop der Wunsch, Vorgesetzen mehr<br />
Wissen zu Sucht <strong>und</strong> dem Umgang damit zu vermitteln. Daher wurden im Jahr 2009<br />
in acht eintägigen Seminaren Manager, Abteilungsleiter, Meister, Vorarbeiter <strong>und</strong><br />
Betriebsratmitglieder zu diesem Thema geschult, insgesamt 109 Mitarbeiter.<br />
- 9 -
Das Programm sah folgende Punkte vor:<br />
Seminar „Sucht am Arbeitsplatz“<br />
Dunlop Goodyear Wittlich<br />
Referentinnen:<br />
Helga Ritz, Diplom-Sozialarbeiterin, Leitung der Suchtberatung<br />
Claudia Engler, Diplom-Pädagogin, Fachkraft für Suchtprävention<br />
Caritasverband Wittlich<br />
1. Ankommen <strong>und</strong> Begrüßung der Teilnehmer<br />
2. Vorstellen der Referentinnen <strong>und</strong> des Tagungsprogramms<br />
3. Gegenseitiges kurzes Vorstellen im Plenum<br />
4. Einführung in das Thema (Stoffk<strong>und</strong>e, Zahlen <strong>und</strong> Fakten)<br />
5. Das Tankmodell<br />
6. Der Suchtprozess – wie entsteht Abhängigkeit? (Trichterspiel)<br />
7. Suchtdreieck – Warum wird ein Mensch abhängig, der andere nicht?<br />
8. Definition Sucht<br />
9. Wie sehen Sie die momentane Situation in Ihrem Betrieb bezüglich<br />
Suchtproblematik beim Personal?<br />
10. Co-Abhängigkeit<br />
11. Mögliche Auffälligkeiten bei alkoholkranken Mitarbeitern<br />
12. Betroffene Mitarbeiter ansprechen? – Pro <strong>und</strong> Contra<br />
13. Wie spreche ich an? – Gesprächsführung<br />
14. Innerbetriebliche Reaktionsformen (Betriebsvereinbarung Sucht)<br />
15. Die Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes Mosel-Eifel-Hunsrück e.V.<br />
Auf großes Interesse stieß bei den Mitarbeitern vor allem der Bereich Stoffk<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en die Frage, anhand welcher Anzeichen man Suchtmittelkonsum<br />
erkennen kann. Besonders bei Alkoholmissbrauch konnten viele Teilnehmer eigene<br />
Beobachtungen anbringen, welche Auffälligkeiten bei abhängigen Mitarbeitern in der<br />
Vergangenheit wahrgenommen wurden. Aber auch im Bereich illegale Drogen<br />
wusste der ein oder andere etwas zu erzählen, meist im Zusammenhang mit<br />
jüngeren Mitarbeitern oder Verwandten <strong>und</strong> Bekannten.<br />
Bei der Frage, wie eine Abhängigkeit entsteht, konnten die Teilnehmer feststellen,<br />
dass der Suchtprozess fließend verläuft <strong>und</strong> eine klare Einordnung manchmal für<br />
einen Außenstehenden nicht möglich ist. Aber auch, was im Vorfeld zur Vermeidung<br />
einer Suchtentstehung getan werden kann, brachte manchen zum Nachdenken.<br />
Die meisten Schwierigkeiten sahen die Mitarbeiter bei der Gesprächsführung: „Wie<br />
fange ich ein Gespräch an mit einem Mitarbeiter, bei dem ich den Verdacht auf<br />
Suchtmittelmissbrauch habe?“ <strong>und</strong> „Was kann ich tun, wenn er Widerstände zeigt?“<br />
waren nur einige der Unsicherheiten. Hier leistete die DVD der DAK „Alkohol am<br />
Arbeitsplatz“ gute Dienste. Die Teilnehmer konnten anhand von Filmsequenzen zum<br />
einen herausarbeiten, in welche Gesprächsfallen man tappen kann, aber auch<br />
sehen, worauf man im Vorfeld achten sollte, wie man eine angenehme<br />
Gesprächsatmosphäre schafft <strong>und</strong> sich die Gesprächsführung nicht aus der Hand<br />
nehmen lässt.<br />
Einig waren sich alle, dass es nichts hilft, suchtmittelabhängige Mitarbeiter zu decken<br />
<strong>und</strong> deren Probleme zu vertuschen. Trotzdem konnten sie die Motive nachvollziehen,<br />
warum viele Kollegen das Thema nicht ansprechen möchten. Die folgende Folie zeigt<br />
eine Zusammenfassung der von Seminarteilnehmern gesammelten Pro- <strong>und</strong><br />
Contra-Gründe, betroffene Mitarbeiter anzusprechen:<br />
- 10 -
Gründe nichts zu tun:<br />
- „Verrat“ an seinem Kumpel,<br />
ihn bloßstellen<br />
- Angst vor Konsequenzen,<br />
bspw. Ärger zu bekommen,<br />
Streit/ Handgreiflichkeiten<br />
oder geächtet zu werden<br />
- Verlust des Arbeitsplatzes<br />
- Eigene Schwächen werden<br />
durch den Alkoholkranken<br />
verdeckt<br />
- „Was geht mich das an?“<br />
- Der Alkoholkranke sorgt für<br />
Unterhaltung oder dient als<br />
Sündenbock<br />
- Uneinsichtigkeit des<br />
Mitarbeiters<br />
Betroffene Mitarbeiter<br />
ansprechen?<br />
- 11 -<br />
Gründe zum Handeln:<br />
+ Verantwortungsbewusstsein<br />
+ Moralische Verpflichtung<br />
+ Arbeitsplatzsicherung: Schutz<br />
vor Kündigung<br />
+ Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge<br />
+ Chance auf Veränderung<br />
+ Teamgeist<br />
+ Emotionale Belastung durch<br />
Verantwortung <strong>und</strong><br />
Schuldgefühle<br />
+ Belastung durch anfallende<br />
Mehrarbeit<br />
+ Die gesamte Leistung des<br />
Teams wird durch den<br />
Alkoholkranken gemindert<br />
+ Alkoholbedingte<br />
Auffälligkeiten wirken<br />
abstoßend (bspw. Fahne)<br />
Da der Seminartag vollgepackt war mit Informationen, erhielten die Mitarbeiter als<br />
Gedächtnisstütze zum Nachlesen ein Handout mit den Folien der Vorträge <strong>und</strong> die<br />
DHS-Broschüre „Substanzbezogene Störungen am Arbeitsplatz“.<br />
In der Abschlussr<strong>und</strong>e des Seminars gaben die Mitarbeiter nur positive<br />
Rückmeldungen. Als Wunsch wurde geäußert, in weiteren Schulungen Wissen<br />
auffrischen <strong>und</strong> sich noch ausführlicher mit einzelnen Aspekten wie der<br />
Gesprächsführung beschäftigen zu können.<br />
Ähnliche Ergebnisse zeigten<br />
auch Mitarbeitergespräche<br />
von Goodyear Dunlop, in<br />
denen die geschulten<br />
Mitarbeiter ebenfalls zu ihrer<br />
Zufriedenheit mit dem<br />
Seminar „Sucht am<br />
Arbeitsplatz“ befragt wurden.<br />
Dabei zeigte sich, dass die<br />
Fortbildung sehr gut<br />
angekommen ist <strong>und</strong> den<br />
Mitarbeitern mehr Sicherheit<br />
gegeben hat, wie man<br />
Suchtprobleme erkennen <strong>und</strong><br />
damit umgehen kann.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind für<br />
das Jahr 2010 weitere<br />
Schulungen in Planung.<br />
Die Referentinnen mit einer Seminargruppe<br />
Rechts Personalleiter Herr Steinsberger
<strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> <strong>Drogenberatung</strong> BRÜCKE in Mainz<br />
Selbstkontrolltraining für den verantwortungsbewussten<br />
Umgang mit Suchtstoffen <strong>und</strong> anderen Suchtphänomenen<br />
- 12 -<br />
Wenn man nicht weiß,<br />
wo man sich befindet,<br />
ist es schwer zu planen,<br />
wie man anderswo<br />
hinkommen soll.<br />
William R. Miller / Stephen Rollnick<br />
In der Arbeit mit suchtmittelkonsumierenden Menschen ist seit den 80er Jahren eine<br />
Neuorientierung zu verzeichnen. Während die traditionelle Drogenarbeit von der<br />
lebenslangen Abstinenzorientierung <strong>und</strong> der Erhöhung des Leidensdrucks<br />
gekennzeichnet war, ist die gegenwärtige Arbeit daran orientiert, nicht mehr<br />
Abstinenz als primäres alleiniges Ziel zu sehen, sondern auch einen risikobewussten,<br />
kontrollierten Umgang mit den Suchtmitteln zu ermöglichen.<br />
Richtziele heutiger Programme sind vor diesem Hintergr<strong>und</strong> die Minimierung von<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong> sozialen Folgen des Suchtmittelmissbrauchs, die Förderung<br />
zur Eigenverantwortlichkeit <strong>und</strong> zur Selbstgestaltung des Lebens. Im Einzelnen<br />
werden die Ziele mit den Betroffenen gemeinsam erarbeitet, was die Motivation für<br />
eine Veränderung positiv beeinflusst. Menschen mit missbräuchlichem Konsum <strong>und</strong><br />
riskantem Verhalten soll möglichst früh, individuell <strong>und</strong> effektiv geholfen werden.<br />
Vor allem für riskant konsumierende <strong>Jugend</strong>liche schließt dieses Angebot eine<br />
Versorgungslücke. Denn obwohl diese Zielgruppe sich selbst eher selten als<br />
suchtgefährdet definiert, ist häufig der Wunsch einer selbstbestimmten<br />
Konsumveränderung vorhanden.<br />
Die Implementierung vor Ort <strong>und</strong> Evaluation wird im Rahmen des<br />
B<strong>und</strong>esmodellprojektes SKOLL vom B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerium unterstützt. In<br />
Rheinland-Pfalz wird das Programm im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales,<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Familie <strong>und</strong> Frauen gefördert. Das Büro für Suchtprävention der<br />
Landeszentrale für Ges<strong>und</strong>heitsförderung in Rheinland-Pfalz unterstützt die<br />
Fachkräfte vor Ort bei der Einführung <strong>und</strong> Etablierung.
Zielgruppe<br />
Wir können etwas nicht verändern, solange wir es<br />
nicht akzeptieren.<br />
- 13 -<br />
C.G. Jung<br />
<strong>Jugend</strong>liche ab 16 Jahren <strong>und</strong> Erwachsene mit problematischem Substanzkonsum<br />
<strong>und</strong>/oder einer verhaltensbezogenen Störung (z.B. Computersucht). Auch für<br />
auffällige Erstkonsumenten kann dieses Angebot sinnvoll sein. Ein bestimmtes<br />
Suchtmittel steht also bei der Zusammensetzung der Gruppe nicht im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Vielmehr geht es um riskante Konsummuster insgesamt. Eine diagnostische<br />
Abklärung ist also nicht nötig.<br />
Ziele<br />
Das Selbstkontrolltraining unterstützt die Teilnehmer dabei, in einer vertrauensvollen<br />
Umgebung den eigenen Konsum zu reflektieren <strong>und</strong> realistische <strong>und</strong> ihrer<br />
momentanen Lebenssituation angemessene Ziele zu definieren <strong>und</strong> umzusetzen.<br />
Das kann im Einzelnen heißen:<br />
• den Konsum zu reduzieren<br />
• ganz auf Suchtmittelgebrauch zu verzichten<br />
• den Konsum zu stabilisieren<br />
• Risikobewusstsein zu fördern<br />
• Eigenverantwortung für das eigene Verhalten <strong>und</strong> die eigene Ges<strong>und</strong>heit zu<br />
fördern<br />
• zu Experten des eigenen Konsumverhaltens zu werden<br />
Von entscheidender Bedeutung für den Erfolg eines solchen<br />
Frühinterventionsprogramms ist die Förderung der Eigenmotivation. In einer<br />
Situation, die häufig geprägt ist von einem enormen Druck im Umfeld geht es darum<br />
zu erkennen, was die betroffene Person selbst will. Ein Teilnehmer formulierte es<br />
einmal so: „Ich dachte ich lasse hier alles von mir abprallen, aber jetzt kam ich ins<br />
Nachdenken <strong>und</strong> das finde ich irgendwie gut.“<br />
Die Förderung des Selbstbewusstseins <strong>und</strong> der Überzeugung, eigene Ziele erreichen<br />
zu können, nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein!<br />
Organisatorischer Rahmen<br />
Das Training findet in den Räumen der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatung</strong>sstelle BRÜCKE<br />
statt. Die Arbeitsweisen <strong>und</strong> Hilfen der Mainzer Drogenhilfe werden dadurch bekannt<br />
gemacht, was bei Bedarf den Zugang zu ergänzender Einzelberatung <strong>und</strong> ähnlichen<br />
Angeboten vereinfacht.<br />
Das Training umfasst 10 Treffen unter Leitung zweier Suchtfachkräfte mit einer<br />
Dauer von jeweils zwei St<strong>und</strong>en.
Neben einer öffentlichen Ausschreibung besteht für Justiz, Arbeitgeber,<br />
Einrichtungen der <strong>Jugend</strong>hilfe oder Schulen die Möglichkeit,<br />
suchtmittelkonsumierenden Personen per Weisung oder Auflage die Teilnahme zu<br />
ermöglichen. Die Teilnehmerzahl beträgt 8 – 12 Personen. Nach etwa acht Wochen<br />
findet ein Nachtreffen statt, um mit den Teilnehmern gemeinsam zu prüfen, inwiefern<br />
die bisher erreichten Erfolge gefestigt sind oder ob weiterer Beratungsbedarf besteht.<br />
Kooperation<br />
Einen Mensch ändern wollen, ist verlorene Liebesmüh';<br />
das kann nur jeder selber.<br />
- 14 -<br />
Erwin Benz<br />
Das Selbstkontrolltraining - Skoll wird seit 2008 in der <strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatung</strong><br />
BRÜCKE in Mainz angeboten. Die erfolgreiche Implementierung hängt nicht zuletzt<br />
mit der gelungenen Kooperation mit dem Haus des <strong>Jugend</strong>rechts Mainz zusammen.<br />
<strong>Jugend</strong>liche <strong>und</strong> junge Erwachsene, die aufgr<strong>und</strong> ihres Substanzkonsums mit dem<br />
Gesetz in Konflikt geraten sind, erhalten die Auflage an einem SKOLL-Training<br />
teilzunehmen. Interessanterweise konnten wir beobachten, dass dieser Druck von<br />
außen in der Regel der Eigenmotivation der Teilnehmer an ihrem Substanzkonsum<br />
etwas zu verändern nicht im Weg stand. Die Teilnehmer entschieden selbst, was sie<br />
verändern wollten <strong>und</strong> unternahmen während des Trainings zumindest erste Schritte<br />
in diese Richtung.<br />
Quellen<br />
Sabine Bösing u.a.:<br />
Trainermanual „SKOLL – Selbstkontrolltraining“, Osnabrück, 2007<br />
William R. Miller <strong>und</strong> Stephen Rollnick:<br />
Motivierende Gesprächsführung, Freiburg im Breisgau, 2004<br />
Bernhard Bruns u.a.:<br />
Frühinterventionsmodell bei substanz- <strong>und</strong> verhaltensbezogenem<br />
Problemverhalten, Freiburg im Breisgau, 2006<br />
<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatung</strong> BRÜCKE<br />
Sabine Rausch<br />
Münsterstraße 31<br />
55116 Mainz<br />
Tel.: 06131-234577<br />
Email: beratungsstelle@bruecke.mainz.de
Das Schwimmbad-Event im Rheinhessen-Bad Nieder-Olm ist zurück! Am 25. September<br />
fand die Veranstaltung mit dem Motto "Spaß ohne Absaufen" zum ersten Mal Indoor statt.<br />
Damit wurde eine Idee aus 2005 <strong>und</strong> 2006 modifiziert <strong>und</strong> neu umgesetzt.<br />
Idee:<br />
Diese alkoholfreie Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt des Regionalen Arbeitskreis<br />
Suchtprävention Nieder-Olm. 2005 <strong>und</strong> 2006 gelang es uns, ein (alkoholfreies)<br />
<strong>Jugend</strong>angebot im Nieder-Olmer Freibad zu etablieren, welches Attraktionen, Spiel <strong>und</strong><br />
Spaß an einem Freitagabend verspricht. Die Mitwirkenden nahmen die Diskussion um<br />
<strong>Jugend</strong>liche <strong>und</strong> übermäßigen Alkoholkonsum zum Anlass, sich eine Veranstaltung zu<br />
konzipieren, die <strong>Jugend</strong>liche durch alternative Aktivitäten anspricht <strong>und</strong> dabei auf den<br />
Konsum von Suchtmitteln verzichtet. <strong>Jugend</strong>liche wollen in ihrer Freizeit Spaß erleben, ihre<br />
Grenzen austesten <strong>und</strong> in Kontakt mit anderen sein. Dass dies auch „ohne“ geht, sollte<br />
durch ein breites erlebnispädagogisches Angebot ermöglicht werden.<br />
- 15 -<br />
NOSE INDOOR 2009<br />
„Nieder-Olmer-Schwimmbad-Event –<br />
Spaß ohne Absaufen“<br />
Ihre Ansprechpartnerin: Kontakt:<br />
Lena Amin Psychosoziale Beratungsstelle Reling<br />
Suchtpräventionsfachkraft Pariser Str. 110 / 55268 Nieder-Olm<br />
lena.amin@vg-nieder-olm.de<br />
Telefon: 06136-922280
Programm:<br />
Für nur 2 € wurden <strong>Jugend</strong>liche ab 13 Jahren zu Musik, Spaß <strong>und</strong> viel Action eingeladen.<br />
Der neue Veranstaltungsort bot beliebte alte <strong>und</strong> viele neue Attraktionen. Dazu gehörten:<br />
- Schwimmspiele <strong>und</strong> Wettkämpfe<br />
- ein Tischkickerturnier<br />
- Limbo-Dance<br />
- der Ritt auf einer Rodeo-Banane<br />
- der Mitmach-Stepper der LZG<br />
- der beliebte Arschbomben-Contest<br />
- kostenlose Airbrush-Tatoos<br />
- eine entspannende Handmassage<br />
- Relaxen in der Chill-Out-Zone mit Luftmatratzen <strong>und</strong> einer Palmeninsel<br />
Bei vielen Aktionen wurden die Teilnehmer <strong>und</strong> Wettkämpfer mit tollen Preisen belohnt. Ein<br />
spezifischer Bezug zum Thema Alkohol wurde durch den „Alkoholfreien Cocktailstand“ <strong>und</strong><br />
ein Sucht- <strong>und</strong> Alkoholquiz der Beratungsstelle Reling hergestellt. In vielen kleinen<br />
Gesprächen konnten die <strong>Jugend</strong>lichen die Berater unkompliziert kennen lernen, was einen<br />
späteren Kontakt erleichtern kann. Das Programm wurde von den ortsansässigen Schulen<br />
unterstützt <strong>und</strong> viele Schülerinnen brachten<br />
sich mit eigenen Ideen tatkräftig ein. So zum<br />
Beispiel beim Mixen der alkoholfreien<br />
Cocktails, oder bei der Planung <strong>und</strong><br />
Durchführung der Schwimmspiele.<br />
Fazit:<br />
Das Indoor-Schwimmbad-Event sorgte mit seinen vielen Attraktionen für gute Stimmung<br />
<strong>und</strong> viel Spaß unter den <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> den vielen Helfern. Wir bekamen die<br />
Rückmeldung, dass es zu wenig Veranstaltungen dieser Art in der Region gibt <strong>und</strong> die<br />
Anwesenden gerne häufiger entsprechende Angebote nutzen möchten. Gleichzeitig ist den<br />
Veranstaltern aufgefallen, dass es sich als schwer erweist, die Gruppe der „älteren<br />
<strong>Jugend</strong>lichen“ für eine „suchtmittelfreie“ Veranstaltung zu gewinnen. Für die folgenden<br />
Veranstaltungen wird überlegt, wie der AK die Veranstaltung auch für ältere <strong>Jugend</strong>liche<br />
attraktiver machen kann.<br />
- 16 -
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Durchführung eines gemeinsamen Projektes die<br />
Zusammenarbeit der Mitglieder des Arbeitskreises Suchtprävention fördert <strong>und</strong> belebt.<br />
Besonders die Einbeziehung von jugendlichen Multiplikatoren aus den ortsansässigen<br />
Schulen hat sich als sehr gewinnbringend erwiesen.<br />
Beteiligte Institutionen <strong>und</strong> Kooperationspartner:<br />
<strong>Jugend</strong>pfleger der Verbandsgemeinde Nieder-Olm, Psychosoziale Beratungsstelle Reling,<br />
<strong>Jugend</strong>schutzbeauftragter der Kreisverwaltung Mainz-Bingen, Realschule plus Nieder-Olm,<br />
IGS Nieder-Olm, Gymnasium Nieder-Olm, DLRG, Landeszentrale für Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
Rheinland-Pfalz<br />
- 17 -
Wir tanken auf<br />
Aktionstage zur<br />
Suchtprävention<br />
an Gr<strong>und</strong>schulen<br />
Herbst / Winter 2009<br />
- 18 -<br />
Diakonisches Werk<br />
Mainz-Bingen<br />
Beratungszentrum Oppenheim<br />
Postplatz 1<br />
55276 Oppenheim<br />
Niko Blug<br />
Suchtprävention<br />
Diplom-Sozialpädagoge (FH)<br />
Rauchfrei Trainer (IFT)<br />
Telefon: (06133) 579114<br />
Fax: (06133) 579110<br />
niko.blug@diakonie-mainz-bingen.de<br />
www.diakonie-mainz-bingen.de<br />
Mit ziemlich stolz geschwelter Brust legt Valentin den Zettel zusammen. „Du bist geil,<br />
nett, höflich <strong>und</strong> cool!“ Er legt ihn zusammen mit anderen Dingen in seinen<br />
gebastelten Tank <strong>und</strong> geht hoffnungsfroh nach Hause.<br />
Im Rahmen unseres Gr<strong>und</strong>schulkonzeptes „Kinder stark machen“, fanden Ende<br />
2009 in der Klassenstufe 3 der Gr<strong>und</strong>schule Nierstein drei suchtpräventive<br />
Aktionstage zum Thema Lebenskompetenzförderung statt.<br />
Die ganztägigen Veranstaltungen „Wir tanken auf“ orientieren sich an den<br />
Bedürfnissen von Schülern im Alter zwischen acht <strong>und</strong> elf Jahren. Primäres Ziel ist<br />
das gemeinsame Herausarbeiten von Möglichkeiten im Umgang mit schwierigen<br />
Lebenssituationen. Gerade bei dieser Zielgruppe gibt es oft Umstände, die sie<br />
überfordern, die für sie nicht klar einzuordnen sind, oder vor denen sie Angst haben.<br />
Häufig ist Rückzug <strong>und</strong> Verdrängung eine beliebte <strong>und</strong> bekannte Lösung. Kindern<br />
dieser Alterstufe steht zudem der Eintritt in die Pubertät bevor. Die sogenannte<br />
„Experimentierphase“ rückt näher. Den daraus resultierende Herausforderungen<br />
sicher zu begegnen, bedingt ein weiteres Ziel der Aktion: die Stärkung des<br />
Selbstwertgefühls.<br />
Diese Kombination von Erfahren alternativer Möglichkeiten im Umgang mit kritischen<br />
Situationen <strong>und</strong> der erwähnten Stärkung des Selbstwertgefühls soll Kinder sattelfest<br />
für Ihre eigene Zukunft <strong>und</strong> den Umgang mit legalen / illegalen Konsummitteln<br />
machen.<br />
Im Vorfeld der Aktionsreihe wurde gemeinsam mit den Klassenlehrern über Inhalte,<br />
Abläufe <strong>und</strong> Strukturen innerhalb der jeweiligen Klasse gesprochen. In dieser Phase<br />
fand zugleich eine tiefer gehende Sensibilisierung der teilnehmenden Lehrkräfte<br />
statt. Auch das nicht direkt mit mir zusammenarbeitende Lehrpersonal nahm die<br />
Angebote war <strong>und</strong> wurde somit „informiert“. Eine übergreifende, themenspezifische<br />
Auseinandersetzung im Kollegium folgte. Neben inhaltlichen <strong>und</strong> internen<br />
Absprachen bekam die Information der Eltern einen besonderen Stellenwert. Ein<br />
gemeinsam verfasster Elternbrief wurde in den Tagen vor der Aktion verteilt.<br />
Kontaktdaten <strong>und</strong> eine Materialliste wurden übermittelt.
Der Ablauf:<br />
Nach einer kurzen Einführung in den Tag <strong>und</strong> einer aktiven, methodischen<br />
Kennenlern-Phase (Das schnellste Namensspiel der Welt,...) waren die Schüler<br />
gespannt auf die zuvor vorgestellten Aktionen. Vorfreude auf die gemeinsame Arbeit<br />
stand im Raum. Sie haben die gemeinsamen Regeln akzeptiert <strong>und</strong> zeigten sich sehr<br />
offen.<br />
Als Start in das Thema diente, noch sehr niederschwellig, das Spiel: „Pantomime<br />
der Gefühle“. Mit Hilfe von gewöhnlichen Spielkarten wurden zwei Gruppen<br />
gebildet. Nacheinander zog jede Gruppe aus einer kleinen, vorbereiteten<br />
Schatztruhe kleine Zettel, auf denen jeweils ein Gefühl wie z. B. sauer, fröhlich, stolz,<br />
mutig etc. abgebildet ist. Aufgabe war, diese Gefühle pantomimisch darzustellen. Die<br />
jeweils gegenüber sitzende Gruppe bekam dann die Möglichkeit, das Dargestellte zu<br />
erraten. Wer mit seinem Tipp richtig lag, durfte eine neue Karte ziehen. Das Spiel<br />
begann von neuem.<br />
Den Schülern wurde somit ein breites Spektrum an Gefühlen <strong>und</strong> Eigenschaften<br />
präsentiert, welche im Laufe des Tages immer wieder zum Thema wurden.<br />
Anschließend bekam jeder Schüler die Aufgabe, sich<br />
seiner momentanen Gefühlswelt klar zu werden.<br />
Wie fühle ich mich gerade? Geht es mir gut? ... .<br />
Nachdem jeder im Forum Raum bekam seine Gefühle<br />
darzustellen, <strong>und</strong> diese in einem Stichwort zu Papier<br />
gebracht wurden, ging es erneut in die Gruppenarbeit.<br />
Ziel der nächsten Aufgabe war nun diese Gefühle<br />
einzuordnen. Unterteilt wurde in gute, wie fröhlich, fit,<br />
glücklich, <strong>und</strong> schlechte Gefühle, wie traurig, wütend,<br />
sauer. Zusätzlich wurde eine Gruppe der neutralen<br />
Gute Gefühle ;-)<br />
Gefühle definiert. Ein gut zu verstehendes Beispiel<br />
hierfür ist „Aufregung“: Positive Deutung � Vorfreude auf den Geburtstag / Negative<br />
Deutung � Nervosität vor einer Prüfung. Die daraus resultierenden Diskussionen<br />
waren dem Verständnisprozess sehr dienlich. Nach dieser Einteilung fokussierten wir<br />
den Blick auf die negativen, „nicht so guten“ Gefühle. Die Schüler sollten sich nun<br />
eine Situation vorstellen, in der sie ein negatives Gefühl empfinden. Die folgende<br />
Aufgabenstellung lautete: „Wie sorge ich dafür, oder wie könnte ich dafür sorgen,<br />
dass diese Situation mich nicht zu sehr verletzt, besorgt oder frustriert?“ Um die<br />
eigene Ressource auch plastisch darstellen zu können, wurde sie graphisch auf<br />
einem Blatt dargestellt. Dieses wurde anschließend im Forum vorgestellt <strong>und</strong><br />
besprochen. Unterschiedliche Vorgehensweisen erweitern den Blick der Kinder <strong>und</strong><br />
verdeutlichen den Weg der alternativen Möglichkeiten im Umgang mit schwierigen<br />
Situationen.<br />
Diese Tatsache wurde im nachfolgenden Schritt<br />
weiter vertieft. Dabei legten wir die einzelnen<br />
„Ressourcen Bilder“ in eine verzierte Kiste, dem<br />
„Tank“. Dieser stand frei <strong>und</strong> gut sichtbar in der Mitte<br />
des Raumes. Das Rätselraten begann, Interesse<br />
wurde geweckt. Es folgte eine kurze Erläuterung des<br />
„Tankstellenmodells“<br />
- 19 -<br />
Tankmodell
Nun war die Kreativität, ebenfalls eine Lebenskompetenz, der Kinder gefordert.<br />
Jeder Schüler bastelte sich seinen individuellen „Tank“.<br />
Schüler beim basteln des eigenen Tanks<br />
Nach der erfolgreichen Präsentation der<br />
selbstgebastelten „Tanks“ wurden alle ermutigt<br />
Dinge, die sie gerne mögen oder die ihnen gut tun,<br />
in diesen „Tank“ zu legen. In problematischen<br />
Situationen kann der „Tank“ geöffnet werden, um<br />
aus dem gesammelten Inhalt Kraft <strong>und</strong> Ideen zu<br />
schöpfen. Den Anfang der Sammlung machte das<br />
gemalte Bild vom Vormittag <strong>und</strong> ein persönlicher<br />
Glücksbringer, auf welchen im Elternbrief bereits<br />
hingewiesen wurde � direkte persönliche<br />
Identifikation.<br />
Um den „Tank“ weiter mit Leben zu füllen, folgten<br />
noch zwei weitere Aktionen:<br />
Konturen: Nachdem jeder individuell die Kontur der<br />
eigenen Hand auf ein Blatt gezeichnet hatte <strong>und</strong> diese mit dem eigenen Namen<br />
versehen wurde, wanderte jedes Blatt zu jedem Mitschüler. Diese wurden dann auf<br />
der Rückseite schriftlich mit guten Eigenschaften des Besitzers versehen. Um<br />
Überschneidungen zu vermeiden, ist es sinnvoll, im Voraus die Tische im Kreis<br />
aufzustellen. Somit kommt die Kontur automatisch wieder zu ihrem Besitzer <strong>und</strong><br />
kann direkt in den „Tank“ gelegt werden.<br />
Als Abschluss eignet sich die Methode des Positiven Verstärkens <strong>und</strong><br />
Bewusstmachens weiterer, bereits vorhandenen persönlichen Ressourcen. Die<br />
Schüler, im Stuhlkreis sitzend, Könnten nun Dinge nennen, die sie besonders gut<br />
können. Für jede Nennung bekamen sie ein kleines, symbolisches Geschenk.<br />
Doppelnennungen waren natürlich erlaubt. Zu beachten ist, das jeder Schüler ein<br />
Geschenk bekommen sollte.<br />
Die Auswertung der Aktion erfolgte im Anschluss an diese Übung <strong>und</strong> kann in Form<br />
eines Forums oder strukturierter, als Bewertungstabelle mit Hinzunahmen von<br />
Klebepunkten erfolgen.<br />
Unterstützt wurde diese Aktion vom Förderverein gegen Suchtgefahren e.V. mit<br />
Sitz in Nackenheim.<br />
- 20 -
Einführung<br />
Präventionsprojekt<br />
P A S S<br />
- Ein Kooperationsprojekt des caritas-zentrums St. Elisabeth Bingen<br />
Bereits zum vierten Mal führte das caritas-zentrum St. Elisabeth Bingen für alle<br />
neunten Klassen des Stefan-George-Gymnasiums das Präventionsprojekt „PASS“<br />
durch.<br />
„PASS“ steht für Prävention, BerAtung, Schule, Spaß <strong>und</strong> hat zum Ziel, <strong>Jugend</strong>lichen<br />
die Arbeit der einzelnen Dienste der Caritas näher zu bringen, um ihnen auf diesem<br />
Weg den Zugang zur Beratung zu erleichtern.<br />
Das Kooperationsprojekt, an dem die Schuldner-, Schwangeren- <strong>und</strong> Frauen-,<br />
Erziehungs- <strong>und</strong> Suchtberatung beteiligt waren, fand an 5 Vormittagen im caritaszentrum<br />
statt.<br />
Das Programm ist ein elementarer Baustein im Präventionskonzept des Stefan-<br />
George-Gymansiums: So sieht die Schule für jede Klassenstufe ein altergemäßes<br />
Angebot vor.<br />
Ausgangssituation<br />
Die Kooperation zwischen caritas-zentrum <strong>und</strong> Gymnasium hat schon Tradition.<br />
Bereits in den frühen 90er Jahren fanden erste Veranstaltungen zur Suchtprävention<br />
für Schulklassen statt. Die Idee, dieses Projekt in ein Kooperationsprojekt mit<br />
anderen Beratungsdiensten des caritas-zentrums zu überführen, entstand 2006 <strong>und</strong><br />
wurde erstmalig umgesetzt.<br />
Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Ziele<br />
Ziel des Projekts ist es, den SchülerInnen ein breit gefächertes Angebot der<br />
verschiedenen Beratungsmöglichkeiten im caritas-zentrum vorzustellen. Dabei legen<br />
wir Wert darauf, die unterschiedlichen Lebenswelten der <strong>Jugend</strong>lichen unbedingt mit<br />
einzubeziehen, d.h. die einzelnen Übungseinheiten orientieren sich an den jeweiligen<br />
Bedürfnissen der SchülerInnen.<br />
Das Konzept<br />
caritas-zentrum St. Elisabeth<br />
Fachstelle für Suchtprävention<br />
Christian Haacke (Dipl. Pädagoge, Coach)<br />
Rochusstraße 8 - 55411 Bingen<br />
Das Konzept besteht aus einer Mischung aus Übungen, Input <strong>und</strong> Rollenspiel(en).<br />
- In der „Warm-Up-R<strong>und</strong>e“ geht es in erster Linie um die Herstellung eines<br />
vertraulichen <strong>und</strong> geschützten Kontakts für diesen Vormittag. Fragen mit<br />
anschließender Gruppenbildung zu Name, Wohnort („Wie lange ist morgens<br />
Dein Weg zur Schule?“) <strong>und</strong> der Motivation sind die ersten Einheiten. Daran<br />
schließen sich erste Fragen zu den Themen Sucht, Erziehung, Schulden,<br />
Frauen <strong>und</strong> Schwangerschaft an.<br />
- Im zweiten Block stellen die anwesenden Beratungsdienste ihre Arbeit <strong>und</strong> das<br />
Zentrum vor. Hierbei ist uns wichtig, dies nicht zu ausführlich zu tun, sondern<br />
- 21 -
eher die anschließenden Fragen der SchülerInnen zu berücksichtigen, um so<br />
eine Gesprächsatmosphäre entstehen zu lassen.<br />
- Den dritten Block bildet ein Rollenspiel zur Beratung. Hiermit wollen wir Abläufe<br />
<strong>und</strong> Struktur eines Gesprächs bewusst machen <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />
aufzeigen. Zudem soll den <strong>Jugend</strong>lichen die Angst vor einer Beratung<br />
genommen werden <strong>und</strong> transportieren, dass man frühzeitig dieses Angebot in<br />
Anspruch nehmen kann, <strong>und</strong> nicht erst, „wenn man süchtig ist“ oder „die<br />
Schulden mir über den Kopf wachsen“. Die jeweilige Beratungssituation wird<br />
von den <strong>Jugend</strong>lichen (meist zwei) selbst gewählt, wobei wir lediglich darauf<br />
achten, dass eine altersgemäße Problemsituation ausgewählt wird.<br />
Dargestellt wird ein Erstgespräch, welches im Schnitt 20-30 Minuten dauert.<br />
Die strukturierte Auswertung verläuft nach vorheriger Einteilung der jeweiligen<br />
Klasse in 3 Gruppen: Gruppe 1 beobachtet Verlauf <strong>und</strong> Struktur des<br />
Beratungsprozesses, Gruppe 2 Gestik <strong>und</strong> Mimik der Akteure <strong>und</strong> Gruppe 3<br />
mögliche Veränderungen bei den Ratsuchenden (Dynamik, Motivation, etc.).<br />
- Abger<strong>und</strong>et wird die Veranstaltung im vierten Block. Hier ist Raum für (Nach-)<br />
Fragen zu allen Themen <strong>und</strong> den einzelnen Beratungsangeboten.<br />
- Die Auswertung/Evaluation erfolgt in 2 Schritten: Zunächst laden wir zu einer<br />
offenen R<strong>und</strong>e mit den Fragestellungen „Wie ist jetzt am Ende des Vormittags<br />
Deine Motivation?“ <strong>und</strong> „Was hat sich im Hinblick auf Deine persönliche<br />
Einstellung zur Beratung verändert?“. Im Anschluss verteilen wir Rückmeldebögen<br />
(Fragen: „Mir hat gefallen …“ „Mich hat geärgert …“ „Mir ist klar<br />
geworden …“ „Ich wünsche mit für meine Zukunft …“) mit der Bitte, diese<br />
anonym auszufüllen.<br />
Fazit, Evaluation <strong>und</strong> Perspektive<br />
Das Projekt „PASS“ ist ein evaluiertes <strong>und</strong> vernetztes Projekt, welches bei den<br />
SchülerInnen mehrheitlich auf reges Interesse stößt. Durch die jährlich stattfindenden<br />
Auswertungen <strong>und</strong> Reflektionsgespräche mit den LehrerInnen der Schule sind wir im<br />
Team in der Lage, das Konzept jeweils zu aktualisieren <strong>und</strong> auf die Bedürfnisse<br />
anzupassen.<br />
Das Ziel, unterschiedliche Anlaufstellen für <strong>Jugend</strong>liche in Problemsituationen<br />
aufzuzeigen, wird mit „PASS“ erreicht. Zudem belegen die Rückmeldungen, dass mit<br />
diesem Projekt die Schwelle (Angst) vor einer Beratung / Beratungsstelle deutlich<br />
gesenkt wird, <strong>und</strong> dass sich die SchülerInnen durchaus vorstellen können, Kontakt<br />
mit uns aufzunehmen, da aus ihrer Sicht „Beratungen helfen können“.<br />
Kontakt<br />
Tel. (06721) 9177-32 oder E-Mail: suchtpraevention@caritas-bingen.de<br />
- 22 -
Caritasverband<br />
für die Region Rhein-Hunsrück-Nahe e.V.<br />
Suchtberatung<br />
- Fachstelle für Suchtprävention -<br />
Heinz-Jürgen Menche<br />
Bahnstr.26<br />
55543 Bad Kreuznach<br />
Theateraufführung „Alkohölle“<br />
21.09. <strong>und</strong> 22.09.2009<br />
Der Trend, dass <strong>Jugend</strong>liche immer früher mit dem Alkoholkonsum beginnen, blieb<br />
auch 2009 bestehen. „Binge drinking“ ist weiterhin bei Deutschlands Nachwuchs in.<br />
Alle deutschen Krankenhäuser bekommen dies zu spüren– die Zahl der Fälle, in<br />
denen Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche mit Alkoholintoxikation behandelt werden müssen,<br />
steigt seit Jahren kontinuierlich an. Besonders animierend für die <strong>Jugend</strong>lichen wirkt<br />
offenbar der Fre<strong>und</strong>eskreis: Die meisten von<br />
ihnen (45 Prozent) betranken sich im<br />
Fre<strong>und</strong>eskreis.<br />
2009 kam es zu über 25.700 Einweisungen<br />
<strong>Jugend</strong>licher, die auf die Intensivstation<br />
wegen Alkoholvergiftung kamen. Der Trend<br />
riskant Alkohol zu konsumieren ist somit ungebrochen.<br />
Besonders alarmierend: Die<br />
Trinker werden immer jünger – quer durch alle<br />
sozialen Schichten. Bis zum Alter von 12<br />
Jahren hat bereits die Hälfte der Kinder<br />
Erfahrungen mit Alkohol gemacht, im Alter<br />
von 16 Jahren sind es 97 % - nahezu alle<br />
<strong>Jugend</strong>lichen.<br />
Der regionale Arbeitskreis Suchtprävention Bad<br />
Kreuznach hat bereits im Jahr 2007 das<br />
regionale, kommunale Gesamtkonzept „JA<br />
zum <strong>Jugend</strong>schutz ... Wir machen mit“<br />
entwickelt, das einen verantwortungsbewussten<br />
Umgang mit Alkohol auf breiter<br />
kommunaler Ebene fördern will. Das Konzept<br />
stellt einen Mix aus Verhaltens- <strong>und</strong> Verhältnisprävention dar. Hierbei werden<br />
maßgeblich mehrere Handlungsstränge verfolgt. Im Rahmen einer auf Langfristigkeit<br />
angelegten Gesamtstrategie wird eine Kampagne zur Risikoaufklärung <strong>Jugend</strong>licher<br />
umgesetzt, verb<strong>und</strong>en mit der Stärkung vorhandener positiver Verhaltensressourcen.<br />
Außerdem wird eine gezielte flächendeckende Öffentlichkeitskampagne unter der<br />
Einbindung örtlich zuständiger <strong>Jugend</strong>ämter, Ordnungsämter <strong>und</strong><br />
Polizeiinspektionen durchgeführt. Im Vordergr<strong>und</strong> hierbei stehen die Risikoaufklärung<br />
von <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> ihren Erziehungsberechtigten sowie die Verbreitung von<br />
Informationen zum <strong>Jugend</strong>schutzgesetz.<br />
- 23 -
Ziel des regionalen Gesamtkonzeptes ist es, den verantwortungsbewussten Umgang<br />
mit Alkohol zu fördern. Begleitend dazu wurden<br />
verschiedene massenmediale Mittel entwickelt.<br />
Im letzten Jahr wurde zu den bereits bestehenden<br />
Flyern der Folder „Leitfaden für Event-,<br />
Dance,- MSS-Partys“ erarbeitet. Der Leitfaden<br />
wurde für die Zielgruppe der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
entwickelt. Die vorliegende Planungshilfe soll<br />
den <strong>Jugend</strong>lichen dabei helfen, Feiern <strong>und</strong><br />
Veranstaltungen, wie z.B. MSS- Partys,<br />
<strong>Jugend</strong>feten, Schulfeste, School out Partys<br />
usw.) jugendgeeignet, geregelt <strong>und</strong> sicher<br />
durchzuführen.<br />
Die Planungshilfe richtet sich daher vorrangig<br />
an die Organisatoren <strong>und</strong> nimmt inhaltlich<br />
Bezug auf bestehende Gesetzgebungen,<br />
verweist auf inhaltliche Begründungs<br />
zusammenhänge <strong>und</strong> bildet somit eine Struktur-<br />
sowie Arbeitshilfe.<br />
(http://www.caritas-kh.de/60274.html)<br />
Um die jugendliche Zielgruppe zum Überdenken ihres eigenen Alkoholkonsums<br />
anzuregen, hat der regionale Arbeitskreis Suchtprävention Bad Kreuznach das<br />
Theaterspiel Witten mit ihrem Theaterstück „Alkohölle“ eingeladen. Auf diesem Wege<br />
wurde der Leitfaden zur Planungshilfe bei Veranstaltungen den <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong><br />
schulischen Multiplikatoren vorgestellt,<br />
um so um eine weitere<br />
Sensibilisierung mit dem Thema<br />
„Steigender riskanter Alkoholkonsum<br />
<strong>Jugend</strong>licher“ zu erreichen.<br />
Gerade Abgangsklassen<br />
<strong>und</strong> Oberstufenklassen der<br />
weiterführenden Schulen sind<br />
hier die angesprochene Zielgruppe<br />
<strong>und</strong> daher auch die<br />
Adressaten für das Theaterstück.<br />
Mit dem Theaterstück „Alkohölle“<br />
möchte der Regionale<br />
Arbeitskreis Suchtprävention die<br />
Zielgruppe zum Überdenken<br />
ihres eigenen Alkoholkonsums<br />
anregen. Speziell das Theater ist<br />
dazu in besonderer Weise<br />
geeignet, wenn es die Bedürfnisse, Wünsche, Träume <strong>und</strong> Sorgen von Kindern <strong>und</strong><br />
<strong>Jugend</strong>lichen aufgreift. Die Theaterbesucher werden intellektuell <strong>und</strong> emotional<br />
angesprochen.<br />
Gefördert wurden die Auftritte durch die Stiftung <strong>Jugend</strong> der Sparkasse Rhein –<br />
Nahe, aus Mitteln der Landeszentrale für Ges<strong>und</strong>heitsförderung in Rheinland – Pfalz<br />
sowie aus Mitteln des Regionalen Arbeitskreises <strong>und</strong> des Kreisjugendamtes.<br />
- 24 -
Am 11.Mai 2009 waren alle Beratungslehrer/Suchtberatungslehrer der weiterführenden<br />
Schulen Bad<br />
Kreuznach <strong>und</strong> des Kreises<br />
Bad Kreuznach in das<br />
<strong>Jugend</strong>zentrum „Die Mühle“<br />
eingeladen. Der neue<br />
„Leitfaden für MSS Partys“<br />
wurde vorgestellt <strong>und</strong> die<br />
Schulen wurden informiert,<br />
dass der regionale AK im<br />
September zum Theaterstück<br />
“Alkohölle“ einlädt. Für die<br />
Stadt Bad Kreuznach waren<br />
zwei Veranstaltungen geplant,<br />
für den Kreis Bad<br />
Kreuznach war in der Aula<br />
des Paul Schneider Gymnasiums<br />
in Meisenheim eine weitere Veranstaltung geplant. Anhand von Materialien,<br />
die auf der Homepage vom Theaterspiel Witten heruntergeladen werden konnten,<br />
hatten die teilnehmenden Schulen die Möglichkeit, sich inhaltlich mit dem Thema<br />
riskanter Alkoholkonsum <strong>Jugend</strong>licher vorher im Unterricht auseinanderzusetzen. Am<br />
21.September 2009 fanden im Friedrich- Bonhoefer Haus am Vormittag <strong>und</strong> am<br />
Nachmittag zwei Theateraufführungen statt. Die gesamten Jahrgangsstufen der<br />
11.Klassen der Alfred-Delp-Schule Hargesheim, des Gymnasiums Römerkastell Bad<br />
Kreuznach, des Lina-Hilger-Gymnasiums <strong>und</strong> des Gymnasiums Kirn nahmen mit ca.<br />
590 Schülern teil. Am 22.September fand in der Aula des Paul-Schneider-<br />
Gymnasiums in Meisenheim eine weitere Vorstellung statt, hieran nahmen das Paul<br />
Schneider- Gymnasium <strong>und</strong> die Regionale Schule Meisenheim mit 280 Schülern teil.<br />
Nach den drei Vorstellungen konnten die anwesenden Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler den<br />
Schauspielern <strong>und</strong> Organisatoren Fragen stellen. Viele Fragen beschäftigten sich mit<br />
den Entstehungsbedingungen <strong>und</strong> Anzeichen von Sucht. Weitere Schwerpunkte<br />
lagen in der Auseinandersetzung mit den <strong>Jugend</strong>schutzbestimmungen vs.<br />
finanzieller Einnahmemöglichkeiten für anstehende MSS- Partys. Aufgr<strong>und</strong> der<br />
positiven Resonanz sind für das kommende Jahr bereits drei weitere Vorstellungen<br />
mit anderen weiterführenden Schulen im Kreisgebiet geplant.<br />
Kontakt:<br />
Caritasverband<br />
für die Region Rhein-Hunsrück-Nahe e.V.<br />
Suchtberatung<br />
- Fachstelle für Suchtprävention -<br />
Heinz-Jürgen Menche<br />
Bahnstr.26<br />
55543 Bad Kreuznach<br />
Tel.: 0671- 83 82 8-0<br />
E-Mail: Heinz-Juergen.Menche@caritas-kh.de<br />
- 25 -
„Körper(l)Ich“<br />
Modellprojekt zur Prävention von Essstörungen<br />
November 2008 – Juni 2009<br />
„Mehr als jedes fünfte Kind zwischen 11 <strong>und</strong> 17 Jahren leidet nach den jüngsten<br />
Daten des Kinder- <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>-Ges<strong>und</strong>heitssurveys (KIGGS) unter Symptomen einer<br />
Essstörung. Das sind 1,4 Millionen junge Menschen. 56 % Prozent der 13- bis<br />
14Jährigen wollen nach einer Umfrage der B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Aufklärung dünner sein. 63 % Prozent sagen, dass sie gerne besser aussehen<br />
würden. Diese Zahlen weisen darauf hin, dass das Thema Prävention von<br />
Essstörungen nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Die Ausweitung des<br />
Schönheitsideals auf Jungen bzw. Männer, pro-Anorexie-Angebote im Internet, der<br />
Schlankheitswahn in der Modeindustrie sind hier einige der zentralen Themen.<br />
Essstörungen können ein Versuch sein, gängigen Schönheitsidealen zu<br />
entsprechen, „verbotene“ Gefühle wie z.B. Aggressionen zu unterdrücken, mit<br />
unangenehmen Situationen <strong>und</strong> (traumatischen) Erfahrungen oder mit Konflikten, die<br />
aus widersprechenden Rollenanforderungen resultieren, umgehen zu können.<br />
Für viele <strong>Jugend</strong>liche wird der Körper zum Austragungsort von Problemen: Sie<br />
„fressen alles in sich hinein“ (Süßigkeiten, Stress, Ärger…) oder sie brauchen das<br />
Hungern, um wenigstens einen Bereich zu haben, über den sie autonom bestimmen<br />
können. Fehlt ein guter Bezug zum eigenen Körper, können daraus<br />
psychosomatische Erkrankungen <strong>und</strong> der Verlust des Selbstwertgefühls (mit allen<br />
Folgen der Aggressivität gegen sich selbst) entstehen“(Quelle: Ausschreibung<br />
Modellprojekt 2008 der LZG). Im Rahmen der Suchtprävention arbeiten der<br />
Fachdienst Sucht der Caritas Neuwied <strong>und</strong> die Schulsozialarbeit der<br />
Pestalozzischule Neuwied bereits seit Jahren eng zusammen. Auf diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> entstand die Idee, das Modellprojekt gemeinsam zu konzipieren, zu<br />
organisieren <strong>und</strong> umzusetzen. Zielgruppe war eine bereits bestehende<br />
Mädchengruppe (Mädchen-AG), die bereits im Vorfeld<br />
wöchentlich durch die Schulsozialarbeiterin begleitet wurde.<br />
Zielgruppe<br />
Zielgruppe waren 10 Mädchen aus sozial benachteiligten<br />
Familien im Alter von 14 – 16 Jahren. 70% der<br />
Projektteilnehmerinnen haben einen<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong> wovon 60% in Familien<br />
muslimischen Glaubens aufwachsen. Zum einen<br />
wachsen sie in einer westlich orientierten Welt<br />
auf, zum anderen werden sie mit engen<br />
traditionellen Familienstrukturen konfrontiert. Für<br />
die Mädchen bedeutet dies eine weitere Heraus-<br />
<strong>und</strong> Anforderung welche mit zusätzlichen Ängsten<br />
<strong>und</strong> Unsicherheiten begleitet ist.<br />
- 26 -
Zielsetzung<br />
Ziel war es<br />
� die Mädchen in ihrer Körper- <strong>und</strong> Sinneswahrnehmung zu sensibilisieren<br />
� das Selbstbewusstsein zu fördern<br />
� die Selbstständigkeit <strong>und</strong> –bestimmung zu fördern<br />
� <strong>und</strong> einen eigenen Freiraum zu schaffen, in dem die Mädchen frei<br />
experimentieren konnten.<br />
Projektinhalte / Module<br />
Das Projekt wurde in drei Module unterteilt. Jedes Modul behandelte einen eigenen<br />
Themenkomplex <strong>und</strong> umfasste - einschließlich einer Abschlussreflektion.-jeweils<br />
sieben bis zehn Einheiten.<br />
Sensibilisierung von Sinnes- <strong>und</strong> Körperwahrnehmung<br />
In der ersten Projektphase lag der Focus darauf,<br />
Kontakt zum eigenen Körper <strong>und</strong> seinen Fähigkeiten<br />
herzustellen <strong>und</strong> einen eigenen Raum zu<br />
erschließen, der in den folgenden Monaten als<br />
Projektbasis dienen sollte.<br />
Gestaltung des Projektraumes<br />
Sinneswahrnehmung<br />
Körperwahrnehmung<br />
Selbstbild<br />
Exkursion ins Haus der Sinne in Wiesbaden<br />
Abschlussreflektion des ersten Moduls<br />
Wie sorge ich für mich? Was tut mir gut?<br />
In der zweiten Projektphase sollten Möglichkeiten vermittelt werden, den Körper zu<br />
pflegen, ihn zu umsorgen <strong>und</strong> sich in ihm wohl zu fühlen.<br />
Wellness<br />
Körperpflege<br />
Selbstbild <strong>und</strong> Selbstdarstellung<br />
Ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />
Sport <strong>und</strong> Fitness<br />
Abschlussreflektion des zweiten Moduls<br />
Wie nutze ich mein Potenzial?<br />
In der dritten <strong>und</strong> abschließenden Projektphase sollten die Teilnehmerinnen die<br />
Möglichkeit bekommen, ihre Grenzen, Ressourcen <strong>und</strong> ihr Potenzial zu erkennen<br />
<strong>und</strong> Wege finden, diese zu nutzen.<br />
Grenzen wahrnehmen / Selbstvertrauen<br />
stärken<br />
Tabuzonen <strong>und</strong> Grenzen erkennen<br />
Selbstbehauptung <strong>und</strong> –verteidigung<br />
Kreativität <strong>und</strong> Ausdruck<br />
Spiel <strong>und</strong> Spaß<br />
Abschluss-Event<br />
Abschlussreflektion<br />
- 27 -
Suchtprävention in Gr<strong>und</strong>schulklassen<br />
Ein Konzept zur Förderung von sozialen Kompetenzen<br />
Der universelle ( früher primärpräventive ) Ansatz der Suchtprävention fördert ganz<br />
allgemein die psychosoziale Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die individuelle Entwicklung der<br />
Persönlichkeit.<br />
Dazu einige Vorüberlegungen:<br />
Wir beobachten, dass die soziale Entwicklung der Kinder belastet ist. Hierbei spielen<br />
z.B. Krisen innerhalb der Familien, ein Mangel an Zeit <strong>und</strong> emotionaler Zuwendung,<br />
ein hoher Erwartungsdruck <strong>und</strong> nicht zuletzt auch ungünstige Medieneinflüsse eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Der schulische Alltag bringt große soziale Herausforderungen mit sich <strong>und</strong> Lehrer<br />
stellen fest, dass vielen Schülern wichtige soziale Kompetenzen fehlen.<br />
Dieses Konzept der Prävention in Gr<strong>und</strong>schulklassen will dazu beitragen, dass<br />
Schüler einen angemessenen <strong>und</strong> achtsamen Umgang mit anderen erleben,<br />
erfahren <strong>und</strong> erlernen <strong>und</strong> hat dabei das einzelne Kind sowie die soziale Gruppe im<br />
Blick.<br />
Es werden Interaktionsspiele eingesetzt, um die Gruppenentwicklung in der Klasse<br />
zu fördern <strong>und</strong> den Kindern ein Erleben der eigenen Fähigkeiten zu ermöglichen.<br />
Ein Ziel ist, dass die Klasse aus der gruppendynamischen Phase des Machtkampfes,<br />
in der Außenseiter produziert werden können <strong>und</strong> in der die meisten Gruppen<br />
stecken bleiben, geführt wird.<br />
Die Methodik <strong>und</strong> Didaktik des Unterrichts ist im herkömmlichen Sinne eher<br />
produktorientiert; hier wird das richtige Arbeitsergebnis abgefragt.<br />
Die Methode des sozialen Lernens schafft dagegen Möglichkeiten um übereinander<br />
<strong>und</strong> miteinander zu lernen; sich kennenzulernen, Ängste voreinander zu verlieren,<br />
Kontakte zu knüpfen, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen, aber auch zu lernen,<br />
Konflikte konstruktiv zu lösen.<br />
Die Kinder bringen ihre Gefühle <strong>und</strong> Bedürfnisse mit in die Spielsituation ein. Sie<br />
sollen lernen, aktiv <strong>und</strong> selbstbestimmt handeln zu können <strong>und</strong> die Konsequenzen<br />
des eigenen Handelns angstfrei erfahren zu dürfen.<br />
Dafür eignen sich im Besonderen soziale Spiele<br />
ohne Sieg <strong>und</strong> Niederlage.<br />
Um positive soziale Prozesse in Gang zu<br />
setzen, sind Wettkampfspiele nicht geeignet, da<br />
das Siegen-wollen ( <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en<br />
Leistungsdruck ) zu starker psychischer<br />
Anspannung führt <strong>und</strong> im Vordergr<strong>und</strong> des<br />
Erlebens steht.<br />
Schon in einfachen Spielsituationen kommt es<br />
immer wieder zu Regelverstößen <strong>und</strong> Konfliktsituationen. Das ist nicht ungewollt <strong>und</strong><br />
darf sein.<br />
Kinder sollen erfahren, dass Fehler – machen zum Leben <strong>und</strong> Lernen gehören <strong>und</strong><br />
es Mut braucht, sie einzugestehen.<br />
Auch Streitigkeiten gehören zum Schulalltag, aber ein konstruktiver Umgang mit<br />
Konflikten <strong>und</strong> Aggressionen wird häufig nicht vermittelt. Auch wenn sich<br />
- 28 -
Erwachsene einmischen, endet es meist in der sinnlosen <strong>und</strong> zeitraubenden Suche<br />
nach dem Schuldigen.<br />
Aggressives Verhalten von Kindern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen wurde<br />
schon immer als das am meisten störende <strong>und</strong> schwer zu<br />
beeinflussende Verhalten beschrieben.<br />
Um so erstaunlicher ist es, dass die pädagogischen<br />
Möglichkeiten dies bzgl. nicht genutzt werden.<br />
Unterschiedliche Meinungen <strong>und</strong> Interessen machen das<br />
Leben reizvoll <strong>und</strong> müssen ausgesprochen, Konflikte<br />
durchgestanden <strong>und</strong> ausgetragen werden – ohne<br />
gegenseitige Verletzungen.<br />
Dazu brauchen Kinder pädagogische Unterstützung.<br />
Interaktionsübungen können speziell auf die Bedürfnisse <strong>und</strong><br />
Situationen einer Klasse zugeschnitten werden. Sie sind aber<br />
kein Allheilmittel <strong>und</strong> in gar keinem Fall Therapieersatz.<br />
Bausteine<br />
• Einführungsgespräch für alle am Projekt beteiligten Lehrkräfte <strong>und</strong> der<br />
Schulleitung.<br />
• Besprechung der Klassensituation <strong>und</strong> Erarbeitung der Einheiten für die<br />
Klasse; Aufteilung der Übungen/Ziele entsprechend der gruppendynamischen<br />
Stufen.<br />
• Auswertungsgespräch aller im Anschluss an das Projekt.<br />
• Auf Wunsch Elternabend.<br />
• Nachfolgende Einheiten in späteren Klassenstufen.<br />
- 29 -<br />
Caritasverband Rhein-Wied-Sieg e.V.<br />
Geschäftsstelle Neuwied<br />
Fachdienst Sucht – Prävention &<br />
Beratung –<br />
Heddesdorfer Str. 5<br />
56564 Neuwied<br />
Tel. (02631) 98 75-60, Fax -75<br />
suchtpraevention@caritasneuwied.de<br />
www.caritas-neuwied.de<br />
Kirsten Hoffmann – Ley<br />
Martina Knapp<br />
Lisa Seibert-Atkins
Scham, Schamprägung, Suchtverhalten <strong>und</strong> Konsequenzen für die<br />
Suchtprävention<br />
„Die Motivationssysteme schalten ab, wenn keine Chance auf soziale<br />
Zuwendung besteht, <strong>und</strong> sie springen an, wenn Anerkennung oder Liebe im<br />
Spiel ist“ (Professor Dr. Joachim Bauer, 2006)<br />
Die Fachstelle für Suchtprävention befasst sich seit mehreren Jahren mit dem<br />
Zusammenhang von Schamgefühlen, Beschämungen <strong>und</strong> Suchtverhalten <strong>und</strong> macht<br />
dazu Veranstaltungen für verschiedene Zielgruppen.<br />
Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery beschreibt die Thematik in “Der kleine<br />
Prinz“:<br />
„Was machst du da?“ fragte er den Säufer, den er stumm vor einer Reihe leerer<br />
<strong>und</strong> einer Reihe voller Flaschen sitzend antraf. „Ich trinke“, antwortete der<br />
Säufer mit düsterer Miene. „Warum trinkst du?“ fragte ihn der kleine Prinz.<br />
„Um zu vergessen“, antwortete der Säufer. „Um was zu vergessen?“<br />
erk<strong>und</strong>igte sich der kleine Prinz, der ihn schon bedauerte. „Um zu vergessen,<br />
dass ich mich schäme, gestand der Säufer <strong>und</strong> senkte den Kopf. „Weshalb<br />
schämst du dich?“ fragte der kleine Prinz, der den Wunsch hatte, ihm zu<br />
helfen. „Weil ich saufe!“ endete der Säufer <strong>und</strong> verschloss sich endgültig in<br />
sein Schweigen.“<br />
Was ist Schamprägung <strong>und</strong> welche Auswirkungen hat sie auf den Menschen?<br />
Schamprägung entsteht bei Menschen, die vorwiegend in ihrer Kindheit<br />
Demütigungen, Bloßstellungen, Gewalt, Vernachlässigungen <strong>und</strong> Missbrauch<br />
ausgesetzt waren. In ihnen entsteht die falsche Einstellung, dass sie nicht<br />
liebenswert sind. Diese falsche Einstellung zu sich selbst treibt sie in die Isolation<br />
<strong>und</strong> verhindert den Aufbau von gelingenden Beziehungen. Schamgeprägte<br />
Menschen nehmen so genannte Masken der Scham an, mit denen es ihnen<br />
anscheinend gelingt, sich im gesellschaftlichen Leben zu behaupten <strong>und</strong> ihre<br />
abwertende Haltung zu sich selbst <strong>und</strong> zu anderen Menschen zu verbergen. Als<br />
Maske der Scham kann auch Suchtverhalten in stoffgeb<strong>und</strong>ener <strong>und</strong><br />
- 30 -
stoffungeb<strong>und</strong>ener Form bezeichnet werden. In der Literatur werden die genannten<br />
Phänomene u.a. bei John Bradshaw „Wenn Scham krank macht“ <strong>und</strong> bei Stephan<br />
Marks „Scham – die tabuisierte Emotion“ beschrieben.<br />
Der Zusammenhang von Schamprägung <strong>und</strong> Suchtverhalten<br />
Die falsche Einstellung zu sich selbst, nicht liebenswert zu sein, macht es Menschen<br />
schwer, erfüllende Beziehungen zu sich selbst <strong>und</strong> zu anderen Menschen zu<br />
gestalten <strong>und</strong> kann sie dazu bringen, Suchtmittel zur Kompensierung der<br />
unbefriedigten Bedürfnisse zu benutzen. Durch den Suchtmittelkonsum verschaffen<br />
sich schamgeprägte Menschen zwar kurzfristige Gefühle von Unbeschwertheit <strong>und</strong><br />
Ganzheit, erleben aber mit dem Nachlassen der Rauschwirkung oft umso stärkere<br />
Schamgefühle, die sie dann wiederum durch erneuten Suchtmittelkonsum zu<br />
verdrängen suchen. Sie befinden sich in einem Teufelskreis, indem sie sich immer<br />
wieder bestätigen, nicht liebenswert zu sein.<br />
Wie kann das Arbeitsgebiet Suchtprävention das Thema Scham aufgreifen?<br />
Neben anderen Gefühlen wie Trauer, Liebe, Wut, Ärger, Angst sind auch<br />
Schamgefühle wichtig, um uns als Menschen selbst wahrzunehmen <strong>und</strong> unsere<br />
Bedürfnisse zu entdecken bzw. uns für unsere Bedürfnisse einzusetzen.<br />
Schamgefühle zeigen uns u.a., dass wir begrenzt sind <strong>und</strong> menschlich sind. Sie<br />
können uns helfen, uns unserer Unvollkommenheit bewusst zu werden <strong>und</strong> uns in<br />
dieser Form auch anderen Menschen zu zeigen <strong>und</strong> zuzumuten. Sie können uns<br />
auch unsere Verletzlichkeit zeigen <strong>und</strong> veranlassen, sorgsam <strong>und</strong> achtsam mit uns<br />
umzugehen.<br />
Es ist sinnvoll, sich seiner Schamgefühle bewusst zu werden <strong>und</strong> Schritte zu wagen,<br />
auch anderen seine Schamgefühle einzugestehen.<br />
Da wir in einer Kultur leben, in der es immer stärker üblich ist, scheinbar fehlerlos zu<br />
sein,<br />
wäre es umso wichtiger, eine Kultur der Unvollkommenheit zu pflegen <strong>und</strong> Fehler als<br />
menschlich zu betrachten. Das kann eine wichtige Aufgabe im Rahmen der<br />
elterlichen Erziehung <strong>und</strong> der Pädagogik in Kindertagesstätten <strong>und</strong> Schulen sein:<br />
„Jedes Lernen kann Scham auslösen, z.B. wenn ein Schüler eine falsche Antwort<br />
gegeben hat. Diese Scham kann konstruktiv werden, wenn sie den Schüler anspornt,<br />
sich mehr anzustrengen, noch mehr zu üben. Sie kann jedoch Lernblockaden<br />
auslösen, wenn der Schüler wegen seines Fehlers bloßgestellt oder ausgelacht wird.<br />
Diese Gefahr besteht umso mehr bei Kindern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen, die bereits mit<br />
pathologischer Scham in die Schule kommen, etwa weil sie entwürdigt, geschlagen<br />
oder missbraucht wurden. Dadurch kann ihr Selbstwertgefühl beschädigt werden mit<br />
der Folge, dass sie sich innerlich vom Unterricht verabschieden oder in<br />
(selbst)destruktive Verhaltensweisen wie Depression, Sucht, Mobbing oder Gewalt<br />
(im Extremfall: Amokläufe) flüchten.<br />
Ein achtsamer Umgang mit Scham <strong>und</strong> ein nicht beschämendes, respektvolles<br />
Verhalten sind daher Voraussetzungen für gelingenden Unterricht <strong>und</strong> eine<br />
Prophylaxe gegen Sucht <strong>und</strong> antisoziales Verhalten.“ (www.scham-anerkennung.de,<br />
Menschenwürde <strong>und</strong> Scham: ein Thema für die Schule <strong>und</strong> für alle, die mit<br />
Menschen arbeiten.)<br />
Das Thema Scham spielt auch in suchtbelasteten Familien eine wichtige Rolle.<br />
Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche, die z.B. mit alkohol- oder drogenabhängigen<br />
Eltern/Erziehern aufwachsen, schämen sich häufig für das Verhalten der<br />
- 31 -
Erwachsenen <strong>und</strong> verstecken sich mit ihren Gefühlen vor anderen Menschen. Sie<br />
vermeiden es, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>innen nach Hause einzuladen. Ihnen kann es<br />
helfen, wenn sie Angebote in Beratungsstellen wahrnehmen können, wo sie in<br />
geschütztem Rahmen über ihre Situation sprechen können <strong>und</strong> auch andere Kinder<br />
kennen lernen können, die in ähnlichen Situationen leben.<br />
Kinder brauchen frühzeitig Menschen, die ihnen innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der<br />
Familien helfen, sich mit ihren Gefühlen zu zeigen <strong>und</strong> akzeptiert zu werden. Das<br />
trifft neben Kindern aus suchtbelasteten Familien auch auf Kinder zu, deren Eltern<br />
getrennt sind, körperlich <strong>und</strong> psychisch krank oder von Arbeitslosigkeit betroffen sind.<br />
Neben konkreten Angeboten für Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche sind Angebote für Eltern,<br />
betroffene Suchtkranke <strong>und</strong> ihre erwachsenen Angehörigen von großer Wichtigkeit,<br />
weil sie sich ihrer Schamgefühle <strong>und</strong> ihrer Schamprägung nicht bewusst sind.<br />
Vorträge <strong>und</strong> Fortbildungen für Fachkräfte aus pädagogischen, therapeutischen <strong>und</strong><br />
medizinischen Arbeitsfeldern können für den Umgang mit der Schamthematik<br />
sensibilisieren <strong>und</strong> Kompetenzen erweitern.<br />
Beispiele für Veranstaltungen zum Thema Scham<br />
Die Fachstelle für Suchtprävention <strong>und</strong> für Kinder aus suchtbelasteten Familien<br />
führte anlässlich eines Studientages einer Hauptschule einen Lehrerworkshop mit<br />
dem Titel „Die Scham spielt auch in der Schule eine Rolle“ durch. Daran nahmen 10<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer teil. Die Veranstaltung zeigte, dass vor allem Beschämungen<br />
der Schüler untereinander den Schulalltag sehr stark beeinflussen. Das trifft vor<br />
allem auf größere Klassen zu. Um sich als Lehrer oder Lehrerin wirkungsvoll mit den<br />
beschämenden Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, müsste es kleinere Klassen<br />
geben oder es müssten zumindest zwei Lehrkräfte in solche Klassen gemeinsam<br />
gehen können. Die angespannte Situation der Pädagogen führt nicht selten zu<br />
Überforderung, Stress <strong>und</strong> Resignation.<br />
Die Präventionsfachkraft hielt Vorträge in verschiedenen Selbsthilfegruppen für<br />
Zwangserkrankte, für Menschen mit Ängsten, Depressionen <strong>und</strong> Panikattacken, in<br />
Suchtselbsthilfegruppen, in einer Fachklinik für suchtkranke Frauen, in einer<br />
Begegnungsstätte <strong>und</strong> vor Erzieherinnen . Bei allen Veranstaltungen zeigte es sich,<br />
dass die Teilnehmer <strong>und</strong> Telnehmerinnen dankbar waren, über das Thema Scham<br />
<strong>und</strong> Beschämung mehr zu erfahren <strong>und</strong> Hinweise zu bekommen, wie es möglich ist,<br />
sich von sehr starken Schamgefühlen zu lösen.<br />
Die Fachstelle für Suchtprävention sieht es als ihre Aufgabe an, auch in Zukunft<br />
dieses oft verdrängte Thema in der Arbeit mit suchtbelasteten Familien, in der<br />
Fortbildung von Fachkräften <strong>und</strong> in der Öffentlichkeitsarbeit aufzugreifen.<br />
Fachstelle für Suchtprävention <strong>und</strong> für Kinder aus suchtbelasteten<br />
Familien im Diakonischen Werk des Kirchenkreises Altenkirchen<br />
Dirk Bernsdorff<br />
Stadthallenweg 16<br />
57610 Altenkirchen<br />
Tel.: 02681 8008 46<br />
Fax: 02681 8008 82<br />
E – mail: bernsdorff@diakonie-altenkirchen.de<br />
- 32 -
Arbeitskreis Präventive <strong>Jugend</strong>arbeit Zweibrücken<br />
Kontakt: Karin Bieg, Drogenhilfe, Herzogstr. 13, 66482 Zweibrücken,<br />
T:06332/871-578, Fax: 06332/871-579, Email: karin.bieg@zweibruecken.de<br />
AK Präventive <strong>Jugend</strong>arbeit, Herzogstr.13, 66482 Zweibrücken 12.04.2010<br />
Vorbemerkungen:<br />
Aktion zur Suchtprävention am Stadtfest 09<br />
Die Suchtvorbeugung stellt einen lebenslangen, ganzheitlichen Prozess dar, der<br />
eingebettet ist in die Bemühungen für ein sinnvolles, ges<strong>und</strong>es Leben.<br />
Ziel aktueller Suchtprävention ist die Verringerung <strong>und</strong> Beseitigung ungünstiger<br />
Lebensumstände <strong>und</strong> die Förderung von sozialen <strong>und</strong> emotionalen Kompetenzen.<br />
Nach diesem Verständnis ist die Suchtprävention eine gesellschaftliche<br />
Querschnittsaufgabe, die sich personalkommunikativer <strong>und</strong> an Strukturen<br />
ansetzender Konzepte bedient, um somit langfristig Folgekosten von<br />
Suchterkrankungen zu reduzieren. Für eine gute Kooperationsarbeit ist es wichtig<br />
intensive Beziehungen aufzubauen <strong>und</strong> kontinuierlich weiter zu entwickeln. Aus<br />
diesen Gründen gibt es seit Anfang der 90er den AK Präventive <strong>Jugend</strong>arbeit, der<br />
sich Leitlinien gesetzt hat, die diesem Präventionsansatz entsprechen.<br />
Die Leitlinien des AK Präventive <strong>Jugend</strong>arbeit:<br />
Wir wollen<br />
• in unserer Stadt Lebensbedingungen für junge Menschen schaffen, die es<br />
ihnen ermöglichen, ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> selbstverantwortlich erwachsen zu werden<br />
• <strong>Jugend</strong>liche bei der Bewältigung von individuellen <strong>und</strong>/oder<br />
entwicklungsbedingten Problemen unterstützen<br />
• junge Menschen ermutigen, ihre Talente <strong>und</strong> Stärken (wieder) zu entdecken,<br />
<strong>und</strong> diese in belastenden Lebenssituationen einzusetzen<br />
• gr<strong>und</strong>sätzliche Suchthaltungen reflektieren <strong>und</strong> Alternativen zu alltäglichem<br />
<strong>und</strong> exzessivem Suchtmittelkonsum aufzeigen<br />
• zu eigenverantwortlichem <strong>und</strong> maßvollem Genuss befähigen<br />
• zu einer gewaltfreien Gr<strong>und</strong>haltung hinführen<br />
<strong>Jugend</strong>liche dazu anregen, aggressives Verhalten in Konfliktsituationen<br />
kritisch zu prüfen <strong>und</strong> kreative friedliche Lösungen zu finden<br />
• Multiplikatoren <strong>und</strong> Multiplikatorinnen zur Reflexion ihres eigenen<br />
Kommunikations-, Konflikt-, Konsum- <strong>und</strong> Suchtverhaltens bringen<br />
Gefahren exzessiven Trinkens bei <strong>Jugend</strong>lichen<br />
"Es wird zwar insgesamt weniger getrunken, aber wenige konsumieren dafür<br />
umso mehr", sagt ein Sprecher der B<strong>und</strong>esdrogenbeauftragten <strong>und</strong> bescheinigt<br />
den betroffenen <strong>Jugend</strong>lichen, die zum Teil regelrechte "Gelagetrinken"<br />
betrieben, ein "zu lockeres, unkritisches Verhältnis" zum Alkohol. Eine aktuelle<br />
Studie des UN-Kinderhilfswerks Unicef besagt unterdessen, dass im Vergleich<br />
von 21 Industrienationen nur die britischen Kinder mehr Alkohol trinken als die<br />
deutschen.<br />
- 33 -
Die Gründe für exzessives Trinken seien vielschichtig, sagt Christa Merfert-Diete von<br />
der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Hamm. "Eine wichtige Rolle<br />
spielt sicherlich die Werbung, die Alkohol als Genussmittel verklärt", erläutert die<br />
Suchtexpertin <strong>und</strong> stellt zugleich klar, dass Alkohol ein Rausch- <strong>und</strong> Nervengift ist,<br />
dessen übermäßigem Konsum jährlich allein in Deutschland r<strong>und</strong> 40.000 Menschen<br />
zum Opfer fallen. "Die Alkoholindustrie sucht immer neue Absatzmärkte <strong>und</strong> hat<br />
sowohl bei der Werbung als auch mit neuen Produkten, die auch Kinder mögen, die<br />
junge Zielgruppe klar im Visier", sagt Merfert-Diete. Die DHS fordert daher von<br />
Politikern, die Werbung für Alkohol zu verbieten <strong>und</strong> die Alters-Kontrollen beim<br />
Verkauf an <strong>Jugend</strong>liche zu verstärken.<br />
Auf die besonders schwerwiegenden Folgen von Alkoholmissbrauch für <strong>Jugend</strong>liche<br />
weist Fritz Pragst, Toxikologe am Institut für Rechtsmedizin der Berliner Charité hin.<br />
Vor allem das Gehirn sei in Gefahr, da es erst im Alter von etwa 17 Jahren voll<br />
ausgereift sei <strong>und</strong> durch Alkohol geschädigt werden könne. Wenn in kurzer Zeit<br />
große Mengen getrunken werden, setze die toxische Wirkung des Alkohols mitunter<br />
schneller ein als das Ekelgefühl <strong>und</strong> das verursache die hohe Zahl der<br />
Alkoholvergiftungen.<br />
Was wollten wir in Zweibrücken tun?<br />
Während des Zweibrücker Stadtfestes 08 hatten <strong>Jugend</strong>scouts, <strong>Jugend</strong>pflege,<br />
Leitung JUZ <strong>und</strong> Fachkraft Prävention die Aufgabe, betrunkene <strong>Jugend</strong>liche an der<br />
Rockbühne bzw. im Öffentlichen Raum außerhalb der Festmeile anzusprechen.<br />
Alles in allem wurde die Aktion als nicht sinnvoll erachtet.<br />
Der AK sprach sich dafür aus, dass hier wirksamere Maßnahmen angebracht seien,<br />
die mehr den Gr<strong>und</strong>lagen der Prävention entsprechen <strong>und</strong> die außerdem ein hohes<br />
Maß an Wirksamkeit besitzen. Daraus entstand die Idee für das Stadtfest 09.<br />
Erster Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass junge Leute bereits alkoholisiert zum<br />
Stadtfest erscheinen bzw. wenn sie noch nicht alt genug sind, sich von Älteren mit<br />
Getränken versorgen lassen. Wir haben festgestellt, dass sie sich in einer solchen<br />
Situation nicht auf moralische Bedenken ansprechen lassen.<br />
Ein weiterer Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass erfolgreiche Kampagnen, die sich<br />
an die Öffentlichkeit richten, dann Erfolg haben, wenn sie provozieren oder über<br />
Humor transportiert werden. Daraus entstand die Idee der Spucktüten, die während<br />
des Stadtfestes an junge Leute verteilt werden sollten.<br />
Es wurden Spucktüten mit verschiedenen Sprüchen bedruckt.<br />
• Brechend voll!!<br />
• Falls Du Dir die Sache noch mal durch den Kopf gehen lassen willst....<br />
• Das „letzte“ ist für die Tüte<br />
• Hol das „letzte“ aus dir raus<br />
• Ich habe fertig!<br />
• Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht!<br />
<strong>und</strong> ein dazu passendes Männchen im Icon-Stil.<br />
- 34 -
Auf der Rückseite wurden die Adressen der einzelnen Anlaufstellen des AK<br />
Prävention aufgelistet.<br />
Dazu fanden flankierende Maßnahmen im Vorfeld statt wie z. B. Zeitungsartikel,<br />
Plakataktionen o.ä. Außerdem hatten die einzelnen Stellen ihrer Klientel bereits ab 2<br />
Wochen vorher solche Tüten verteilt, um auch im Vorfeld einen Denkprozess<br />
auszulösen.<br />
Zudem waren wir am Stadtfest mit einem kleinen Stand vertreten, wo wir auf die<br />
Aktion aufmerksam machten <strong>und</strong> Infomaterial zum Thema „Sucht“ insbesondere<br />
„Alkohol“ bereitstellten.<br />
Ziel der Aktion<br />
• Die Tüten sind ein Mittel, um mit jungen Leuten ins Gespräch zu kommen,<br />
ohne den Zeigefinger zu heben<br />
• Die Anlaufstellen sind auf der Rückseite der Tüten auf einen Blick ersichtlich<br />
• Diskussionen bei Jung <strong>und</strong> Alt werden in Gang gesetzt<br />
• Auslösen einer Reflexion über das eigene Suchtverhalten auch bei<br />
Erwachsenen<br />
• Nachdenken über riskanten Konsum von Alkohol<br />
Nachhaltigkeit<br />
• Die Tüten werden von verschiedenen Stellen weiter angefragt (DRK, ASB;<br />
Krankenhaus)<br />
• Sie werden an <strong>Jugend</strong>liche verteilt, die wegen Komatrinkens am Wochenende<br />
im Krankenhaus landen<br />
• Kollegen aus der Suchtarbeit <strong>und</strong> offenen <strong>Jugend</strong>arbeit in benachbarten<br />
Gemeinden <strong>und</strong> Stätten haben sich Tüten mitgenommen, um eine ähnliche<br />
Aktion bei sich zu starten<br />
• Die Tüten werden von <strong>Jugend</strong>lichen auch jetzt noch nachgefragt<br />
• <strong>Jugend</strong>liche nutzen verstärkt die aufgelisteten Beratungsstellen<br />
Zweibrücken, im Dezember 2009<br />
Im Auftrag des AK<br />
Karin Bieg<br />
Mitglieder des Arbeitskreises Präventive <strong>Jugend</strong>arbeit Zweibrücken:<br />
Drogenhilfe, Diakonisches Werk, Stadtjugendpflege, <strong>Jugend</strong>zentrum,<br />
<strong>Jugend</strong>bewährungshilfe, <strong>Jugend</strong>gerichtshilfe, Internationaler B<strong>und</strong><br />
(<strong>Jugend</strong>migrationsdienst, Schulsozialarbeit), Evangelische <strong>Jugend</strong>, Sozialbetreuung<br />
BBS, Dialog/Täter-Opfer-Ausgleich, ARGE, Frauennotruf, <strong>Jugend</strong>scouts,<br />
Erziehungsberatungsstelle, Gleichstellungsstelle<br />
- 35 -
„Die Rheinpfalz“ vom 31.07.09<br />
„Pfälzischer Merkur“ vom 25.07.09<br />
- 36 -
Haus der Diakonie Ludigshafen, Goerdelerplatz 7, 67063 Ludwigshafen<br />
Fachstelle Sucht<br />
Anette Schilling, Dipl. Sozialpädagogin, Fachkraft für Suchtprävention<br />
Tel. 0621 520 44 54, anette.schilling@diakonie-pfalz.de<br />
Losgelöst<br />
Ein Ausstiegsprogramm für jugendliche RaucherInnen<br />
Machbarkeitsstudie der BZgA (B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung<br />
Losgelöst ist ein Tabakentwöhnungsprogramm speziell für jugendliche<br />
Raucher/innen zwischen 13 <strong>und</strong> 17 Jahren aus Haupt-, Real- oder Gesamtschulen,<br />
die aufhören wollen zu rauchen.<br />
Im Auftrag der BZgA (B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung) hat das IFT<br />
Institut für Therapieforschung in München diesesTabakentwöhnungsprogramm<br />
speziell für jugendliche Raucher/innen neu entwickelt.<br />
Das Programm wurde bereits an Schulen im Münchner Raum erfolgreich<br />
durchgeführt <strong>und</strong> sollte nun im Herbst/Winter 2009/2010 an 30 Standorten in ganz<br />
Deutschland erprobt werden.<br />
Die Fachkraft ist seit Jahren in der Raucherentwöhnung von Erwachsenen tätig <strong>und</strong><br />
hat in der Vergangenheit mehrmals Versuche unternommen<br />
Raucherentwöhnungskurse an Schulen durchzuführen. Leider kamen die<br />
Kursangebote wegen zu geringen Teilnehmerzahlen nicht zustande.<br />
Daher nahm die Fachkraft mit großem Interesse das Angebot an sich bei der<br />
Machbarkeitsstudie zu beiteiligen.<br />
Ziel des Programms<br />
Zunächst besteht das Ziel darin, <strong>Jugend</strong>liche für das Programm zu gewinnen <strong>und</strong> sie<br />
für eine kontinuierliche Teilnahme zu begeistern, bevor es in einem zweiten Schritt<br />
um die Veränderung des Rauchverhaltens <strong>und</strong> das langfristige Ziel einer<br />
überdauernden Abstinenz geht.<br />
Präventiv ges<strong>und</strong>heitsfördernde Ziele des Programms sind die Steigerung von<br />
Lebenskompetenzen (Kommunikation, Selbstbehauptung, Selbstsicherheit,<br />
Gefühlswahrnehmung) <strong>und</strong> der Kurs als „door-opener“, um den Kontakt zu<br />
problematischen <strong>Jugend</strong>lichen herzustellen <strong>und</strong> weiterführende Maßnahmen<br />
anzubieten.<br />
- 37 -
Gruppengröße<br />
Die ideale Gruppengröße liegt bei 5-8 TeilnehmerInnen. Bei dieser Gruppengröße<br />
können die geplanten Treffen von 90 Minuten in der Regel eingehalten werden.<br />
„Losgelöst“ fand als Workshop für Tabakprävention in der Integrierten Gesamtschule<br />
Ludwigshafen-Gartenstadt (IGS LU) mit 7 Teilnehmern statt.<br />
Ablauf des Kurses<br />
Tag<br />
Woche<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 Info-<br />
Infotreffen<br />
veranstaltung für<br />
interessierte<br />
Schüler<br />
2 1.<br />
2.<br />
Treffen<br />
Treffen<br />
3 3. Rauchstopp 4. SMS SMS<br />
Treffen SMS<br />
Treffen<br />
4 SMS 5. SMS 6.<br />
Treffen<br />
(Einzel)<br />
Treffen<br />
5 SMS Anruf<br />
6<br />
7<br />
SMS<br />
8 SMS<br />
Die Fachkraft hatte bereits Kontakte zur IGS LU <strong>und</strong> deren Schulleitung. Diese<br />
wiederum stellte den Kontakt zum Schulsozialarbeiter her, der das Projekt von<br />
Schulseite aus, betreuen sollte.<br />
Aus zeitlichen Gründen konnte nur eine Informationsveranstaltung für alle<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler der Klassen 7-9 in der Aula durchgeführt werden.<br />
Zwei Tage später hatten interessierte Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler die Möglichkeit sich<br />
in der großen Pause bei der Fachkraft nähere Informationen über den Kurs<br />
einzuholen <strong>und</strong> sich anzumelden.<br />
Zum Infotreffen kamen 15 SchülerInnen. Davon meldeten sich 8 TeilnehmerInnen an.<br />
Zum ersten Treffen eine Woche später erschienen 7 TeilnehmerInnen .<br />
Der Schulsozialarbeiter war beim 1. <strong>und</strong> 3. Treffen anwesend. Kümmerte sich<br />
allerdings immer um einen Raum <strong>und</strong> die notwendigen Medien (Beamer, CD-Player).<br />
- 38 -
Aufbau <strong>und</strong> Inhalte der einzelnen Treffen<br />
Welcome-Das erste Treffen Argumente für das Rauchen <strong>und</strong> das<br />
rauchfreie Leben<br />
Talkshow (Vorstellung)<br />
Vertrag der Verschwiegenheit<br />
Check it!<br />
Gefühlseduktion<br />
Deine Aufgabe<br />
Überlebensstrategien-Das zweite Treffen Besprechung der Aufgabe:<br />
Risikosituationen<br />
Bewältigungsstrategien<br />
Identifikation speziellerRisikofelder-<br />
Themen Alkohol-Wasserpfeife-Gewicht-<br />
Entzugserscheinungen<br />
Deine Aufgabe<br />
Bist du dabei? – Das dritte Treffen Besprechung der Aufgaben<br />
Motivationsübung: Bist du dabei?<br />
Konfrontationsübung: Nein sagen<br />
Drehbuch des ersten rauchfreien Tages<br />
Deine Aufgaben<br />
Quit-Day (Rauchstopp)<br />
Ihr seid Helden – Das vierte Treffen Besprechung des Quit-Day <strong>und</strong> der<br />
Aufgabe<br />
Belohnung – Geld verdienen mit<br />
Nichtrauchen<br />
Motivationsübung: Bleibst du dabei?<br />
Rückfallprävention<br />
Einzelgespräche – Das fünfte Treffen Unterstützung der<br />
Veränderung(sbereitschaft)<br />
Beratung aufgr<strong>und</strong> weiterer Probleme<br />
In Sache Zukunft – Das sechste Treffen Blitzlicht – wie läuft´s mit dem<br />
Nichtrauchen?<br />
Übung zur Nichtraucher-Identiät – Meine<br />
Reichtümer<br />
Zukunftsplanung – Unterstützung in<br />
Zukunft<br />
Eigenlob-Stinkt-Stuhl<br />
Postkarte – Greeting from…myself<br />
Überreichung der Urk<strong>und</strong>en<br />
Zwei Teilnehmerinnen blieben nach zwei Kurssitzungen weg. Als Gründe gaben sie<br />
an doch nicht mit dem Rauchen aufhören zu wollen. Die anderen fünf Teilnehmer<br />
nahmen regelmäßig an den Gruppensitzungen teil.<br />
Als Anreiz zur regelmäßigen Teilnahme erhielten alle TeilnehmerInnen am Ende des<br />
3. Treffens, 6. Treffens <strong>und</strong> nach der Nachbefragung einen Mediengutschein im Wert<br />
von 10.—Euro.<br />
- 39 -
Die Gruppensitzungen waren methodisch abwechslungsreich <strong>und</strong> mit aktuellen<br />
Songs jugendgerecht aufbereitet. Für die <strong>Jugend</strong>lichen gab es eine<br />
Teilnehmermappe mit Arbeitsblättern <strong>und</strong> jedesmal kleine Incentives (Kaugummis,<br />
Getränke, Süßigkeiten, Knautschbälle…)<br />
Vier der verbliebenen fünf <strong>Jugend</strong>lichen haben einen Rauchstopp eingelegt. Zwei<br />
davon waren danach dauerhaft abstinent <strong>und</strong> zwei wurden rückfällig. Leider waren<br />
diese nicht mehr zu motivieren einen neuen Quit-Day zu setzen.<br />
Die Nachbetreuung ist noch nicht abgeschlossen.<br />
Aus Sicht der Präventionskraft ist das Programm „losgelöst“ jugendgerecht <strong>und</strong><br />
ansprechend konzipiert. Es ergeben sich allerdings bei der praktischen Durchführung<br />
einige Schwierigkeiten. So sind manche Methoden, wie z.B. Motivationsübungen,<br />
Eigenlob-stinkt-Stuhl, Postkarte) mit manchen <strong>Jugend</strong>lichen schwer umsetzbar.<br />
Einige Inhalte, wie z.B. Belohnung, Meine Reichtümer wurden von <strong>Jugend</strong>lichen<br />
nicht angenommen <strong>und</strong> für sie nicht relevant abgetan.<br />
Durch die „Belohnungsstrategie“ (Mediengutscheine) erreicht man zwar, dass die<br />
<strong>Jugend</strong>lichen bis zum Ende dabei bleiben, aber die Gruppenarbeit kann erschwert<br />
werden, wenn der Großteil der Gruppe in dieser Zeit wieder rückfällig geworden ist.<br />
Für eine erfolgreiche Durchführung ist eine gute Kooperation zur Schulleitung <strong>und</strong><br />
zum Schulsozialarbeiter Voraussetzung. Dieser motiviert die <strong>Jugend</strong>lichen zwischen<br />
den Treffen <strong>und</strong> erinnert diese an die Gruppensitzungen.<br />
Die Betreuung durch SMS leistete die Fachkraft regelmäßig in ihrer Freizeit.<br />
Weiter Informationen zum Programm:<br />
www.ift.de<br />
Anette Schilling<br />
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Fachstelle Sucht<br />
- Fachstelle für Suchtprävention –<br />
Melanie Eckstein<br />
Kirchgasse 14<br />
67098 Bad Dürkheim<br />
Budoworkshop<br />
Workshop zur Förderung von Selbstvertrauen, Konflikt – <strong>und</strong><br />
Kommunikationsfähigkeit<br />
In Kooperation mit dem Budopädagogen Uwe Mandler („Black Belt“ Worms) hat die<br />
Fachstelle Sucht in Bad Dürkheim für ihre <strong>Jugend</strong>gruppe COA sowie andere<br />
interessierte <strong>Jugend</strong>liche aus dem Kreis Bad Dürkheim einen Workshop zur<br />
Ressourcenförderung veranstaltet.<br />
Was ist Budopädagogik?<br />
Budo ist der japanische Oberbegriff für asiatische Kampf – <strong>und</strong> Bewegungskünste. Er<br />
kann übersetzt werden als Weg (Do) nicht zu kämpfen (Bu). Der Widerspruch mittels<br />
Kampftechniken, Wege zu finden nicht kämpfen zu müssen, um zu siegen, lässt<br />
bereits erahnen, dass dies nur durch intensive Auseinandersetzung mit sich selbst<br />
gelingen kann.<br />
Die Budosportarten sind demnach ganzheitliche Übungswege, welche die psycho –<br />
physische Persönlichkeits – <strong>und</strong> geistige Selbstentwicklung fördern.<br />
Ziele:<br />
Im Gegensatz zu „Selbstbehauptungskursen“ - wie sie in der Praxis häufig<br />
angeboten werden - ging es in diesem Workshop nicht um<br />
- 41 -
Selbstverteidigungstechniken, sondern darum mittels spezieller Übungen <strong>und</strong> unter<br />
Verwertung der Körpersprache eine aktive Auseinandersetzung mit der eigenen<br />
Persönlichkeit zu initiieren. Im Vordergr<strong>und</strong> stand die Förderung eines positiven<br />
Selbstwertgefühls, indem bereits vorhandene Ressourcen bewusst gemacht werden<br />
sollten. Weitere Schwerpunkte waren Reflexion des persönlichen<br />
Problemlöseverhaltens <strong>und</strong> der Umgang mit Misserfolgen.<br />
Ablauf:<br />
Nach einer kurzen Aufwärmphase, ging es in einem Spiel für die <strong>Jugend</strong>lichen<br />
darum, eine peinliche/ schwierige Situation durchzustehen <strong>und</strong> mit Gruppendruck<br />
fertig zu werden. Hier wurde insbesondere das konkrete Verhalten jedes Einzelnen<br />
(z.B. Weigerung, Angst, Nervosität etc.) aufgegriffen <strong>und</strong> thematisiert.<br />
Im weiteren Verlauf sollten die <strong>Jugend</strong>lichen mittels gezielter Übungen ihren Umgang<br />
mit Problemen reflektieren. Hierbei wurde insbesondere Wert darauf gelegt Probleme<br />
als Aufgaben - nicht als „Probleme“ zu bewerten <strong>und</strong> Kreativität bei der Lösung<br />
selbiger zu trainieren. Betont wurde auch, dass der Umgang mit schwierigen<br />
Situationen bzw. Aufgaben nicht selten Übung <strong>und</strong> Training verlangt, um zur Lösung<br />
zu gelangen, selbst, wenn man diese bereits theoretisch kennt.<br />
Zusätzlich sollte das eigene Verhalten im Hinblick auf Konflikte <strong>und</strong> -management<br />
reflektiert werden. Halte ich dagegen oder gebe ich nach? Was haben die<br />
unterschiedlichen Konfliktstile für eine Auswirkung auf mein Gegenüber? Welche<br />
Vor- <strong>und</strong> Nachteile sind damit verb<strong>und</strong>en?<br />
Kooperations – <strong>und</strong> Vertrauensübungen sollten die Bedeutung <strong>und</strong> Grenzen von<br />
Gruppe verdeutlichen <strong>und</strong> den Zusammenhalt stärken.<br />
Alle Übungen dienten außerdem dazu das „Ich kann das“ – Prinzip auszugestalten<br />
<strong>und</strong> die Bedeutung dieses Prinzips auf das eigene Verhalten zu verdeutlichen.<br />
Herr Mandler kam mit einer Kollegin, die sich während des Workshops Notizen über<br />
positive Eigenschaften der <strong>Jugend</strong>lichen machte. Darüber waren die Teilnehmer<br />
allerdings nicht unterrichtet, um das Bild nicht zu verfälschen. Die Ergebnisse wurden<br />
zum Abschluss des Workshops an jeden Teilnehmer ausgeteilt <strong>und</strong> im Plenum<br />
vorgelesen.<br />
Resümee:<br />
Innerhalb der Gruppe entstand recht schnell ein Vertrauensverhältnis, welches zu<br />
einer intensiven Zusammenarbeit führte. In diesem Zusammenhang war es von<br />
Vorteil, dass ein Großteil der Gruppe sich bereits kannte.<br />
Die <strong>Jugend</strong>lichen hatten viel Spaß <strong>und</strong> haben im Rahmen des Workshops neue<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Erkenntnisse über sich gesammelt.<br />
Um Nachhaltigkeit zu gewähren, wurde das „Ich kann das“ Prinzip in den<br />
Gruppenalltag (COA) verankert <strong>und</strong> von dort aus verfestigt.<br />
Ich persönlich war sehr beeindruckt von der Ernsthaftigkeit mit der sich die<br />
<strong>Jugend</strong>lichen mit ihrer Person auseinandersetzten <strong>und</strong> konnte mich in weiteren<br />
Treffen davon überzeugen, dass die <strong>Jugend</strong>lichen „viel mitgenommen“ haben.<br />
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Frankenthal<br />
Stationenparcours: „Check it“<br />
Stationenparcours für <strong>Jugend</strong>liche in Kooperation mit Institutionen<br />
<strong>Jugend</strong>liche erleben den Konsum von Suchtmitteln als Alltagsphänomen. Erwachsen<br />
sein steht damit in engem Zusammenhang. Geselliges Zusammensein ohne Alkohol<br />
kommt bei Erwachsenen selten vor. Und immer noch gilt die Norm „jeder muss mal<br />
betrunken sein“.<br />
Das sind einige Rahmenbedingungen mit denen <strong>Jugend</strong>liche in unserer Gesellschaft<br />
aufwachsen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig mit <strong>Jugend</strong>lichen zu sprechen, so dass<br />
sie bewusste Konsumentscheidungen für sich treffen <strong>und</strong> nicht nur „mitmachen“.<br />
Die Pubertät als Phase des Ausprobierens ist demnach ein wichtiger Zeitraum<br />
• mit <strong>Jugend</strong>lichen über ihre Einstellungen zum Suchtmittelkonsum ins<br />
Gespräch zu kommen<br />
• sie für ihre Konsummotive zu sensibilisieren<br />
• Risikoverhalten bewusst zu machen<br />
• auf non-konfrontative Weise Informationen zu vermitteln<br />
• sie in ihrer Handlungskompetenz zu stärken<br />
Eine Methode präventiver Arbeit in diesem Sinne sind Stationenparcours<br />
Mit den Kooperationspartnern werden vier interaktive Stationen/Aktionen ausgewählt,<br />
passend zur Zielgruppe <strong>und</strong> den jeweiligen Themenschwerpunkten wie Rauchen,<br />
Alkohol, Drogen, Gruppendruck, Selbstsicherheit…<br />
In weiteren Treffen werden Multiplikatoren, z.B. SchülerInnen aus höheren Klassen,<br />
LehrerInnen <strong>und</strong>/oder SchulsozialarbeiterInnen mit den Inhalten der Stationen <strong>und</strong><br />
mit den Gr<strong>und</strong>sätzen der motivierenden Gesprächsführung vertraut gemacht. Sie<br />
sind dann bei der Umsetzung an den Stationen aktiv beteiligt.<br />
Die Stationen werden mit folgenden Methoden gestaltet:<br />
- Körperexperimente, Sinneswahrnehmungen<br />
- Zuordnungsspiele<br />
o Flaschen sortieren nach <strong>Jugend</strong>schutzkriterien<br />
o Welches sind die Inhaltsstoffe des Zigarettenrauchs<br />
o Suchtentwicklung <strong>und</strong> Situationen<br />
o Promille <strong>und</strong> ihre Wirkung im Straßenverkehr als Vorübung zu den<br />
Rauschbrillen<br />
- Flaschendrehen mit „wenn, dann Karten“<br />
- Rauschbrillenparcours<br />
- Filme aus der Reihe Kummerkasten<br />
- Kreatives Gestalten<br />
o Plakate entwickeln<br />
o W<strong>und</strong>erdroge kreieren<br />
- Quiz, Pantomime ….<br />
- 43 -
Um ins Gespräch zu kommen, ist es wichtig kleine Schülergruppen mit höchstens 8<br />
SchülerInnen zu bilden. Sinnvoll ist eine Zuordnung durch Lose. Nur so ist<br />
gewährleistet, dass alle <strong>Jugend</strong>lichen zu Wort kommen können <strong>und</strong> intensive<br />
Gespräche stattfinden. Die Stationen werden gemeinsam mit der Kleingruppe<br />
durchlaufen. Ein Wechsel findet jeweils nach 30 Minuten statt.<br />
Die Dauer des Parcours beträgt in der Regel 2 Zeitst<strong>und</strong>en.<br />
Beispielhafte Beschreibung einer Station: Drogenmemory<br />
Vorbereitung:<br />
• Quadratisches Kreppraster mit 16 Feldern auf den Boden kleben<br />
• Gegenstände passend zu den Süchten auslegen, evt. mit Decke abdecken<br />
• 3 Vorlagen mit dem Raster an die Gruppe verteilen<br />
Die SchülerInnen müssen sich anhand eines Rasterplans die Anordnung der Süchte<br />
merken.<br />
Rasterplan (<strong>und</strong> die dazugehörigen Symbole)<br />
Putzsucht<br />
(Bügeleisen)<br />
Magersucht<br />
(Diätheft)<br />
Nikotinsucht<br />
(Zigarettenschachtel)<br />
Esssucht<br />
(Gummibärchen)<br />
Alkoholsucht<br />
(Flasche)<br />
Spielsucht<br />
(Karten)<br />
Drogensucht<br />
(Spritze)<br />
Rachsucht<br />
(Taschenmesser)<br />
Die Aufgaben an den Stationen wirken<br />
auflockernd <strong>und</strong> machen entweder das Thema<br />
erfahrbar, vermitteln spielerisch Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />
oder regen zu Diskussionen an.<br />
An mindestens zwei Stationen müssen Betreuer<br />
sein, die sich inhaltlich schon länger mit dem<br />
Thema beschäftigt haben <strong>und</strong> die entstehende<br />
Fragen sicher beantworten können. Sind<br />
jugendliche Peers mit einbezogen, so haben diese<br />
Vorbildwirkung auf die beteiligten SchülerInnen.<br />
Sie sollten gezielt ausgewählt werden.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass SchülerInnen schnell<br />
bereit sind ins Gespräch einzusteigen <strong>und</strong> dass ein<br />
großer Informationsbedarf vorhanden ist.<br />
Sexsucht<br />
(Kondom)<br />
Tablettensucht<br />
(Schmerztabletten)<br />
Fernsehsucht<br />
(Klickfernseher)<br />
Arbeitssucht<br />
(Hammer)<br />
- 44 -<br />
Kaufsucht<br />
(Geldbeutel)<br />
Koffeinsucht<br />
(Kaffee)<br />
Computerspielsucht<br />
(Maus)<br />
Haschischsucht<br />
(Cannabisemblem)
Umsetzung<br />
Drei Rasterpläne werden an die Gruppe verteilt. Die SchülerInnen haben einen<br />
Moment Zeit, sich den Plan einzuprägen <strong>und</strong> geben ihn dann wieder ab.<br />
Anschließend ist es ihre Aufgabe, die dazu passenden Gegenstände entsprechend<br />
herauszufinden <strong>und</strong> sie auf dem vorbereiteten Kreppraster auf dem Boden<br />
anzuordnen. Sie sollen diese Merk-Aufgabe als Gruppe lösen. Es sind alle<br />
Lösungsstrategien, die die Gruppe entwickelt erlaubt.<br />
Die Begleiter der Station greifen nicht in den Gruppenprozess ein.<br />
Die Schwierigkeitsstufe kann entsprechend der Leistungsfähigkeit der SchülerInnen<br />
variiert werden. Dauer der Bereitstellung der Rasterkarten, Möglichkeit die Symbole<br />
vorher schon zu sehen, Begrenzung der Dauer für die Aktion.<br />
Anschließend wird die Richtigkeit von den SchülerInnen selbst überprüft.<br />
Reflektion<br />
Im Rahmen der Nachbesprechung gibt es folgende Themenbereiche<br />
1. Reflektion des Gruppenprozess,<br />
Bereitschaft zu Absprachen <strong>und</strong> gegenseitiger Unterstützung<br />
Reflektion von Entscheidungsprozessen z.B. von welcher Seite des Quadrats<br />
begonnen wurde die Gegenstände zu legen, da es dazu keine Anweisung gibt…..<br />
Rückmeldung positiver Lösungsstrategien.<br />
Ein Zusammenhang zwischen Kooperationsbereitschaft <strong>und</strong> Sucht wird hergestellt<br />
2. Suchtverhalten<br />
Bekanntheit der einzelnen Süchte<br />
Gemeinsame Merkmale <strong>und</strong> Unterschiede<br />
Auftreten im Umfeld<br />
Besprechen der von den SchülerInnen hierzu eingebrachten Themen.<br />
3. Einfluss von Alkoholkonsum auf die Gehirnzellen<br />
Auswirkungen des Konsums auf Merkfähigkeit <strong>und</strong> Konzentration<br />
- 45 -
Als Ergänzung für diese Station eignet sich die Präventionsmethode, dem<br />
Suchtverlauf vorgegebene Situationen aus dem Alltag zuzuordnen <strong>und</strong> zu<br />
diskutieren, was ist Genuss, was ist schädlicher Gebrauch. Wie wird das im Umfeld<br />
erlebt.<br />
Im Anschluss an den Parcours gibt es einen Rückmeldebogen zur Auswertung<br />
Ergebnisse aus der Auswertung<br />
Das Highlight des Parcours sind die Rauschbrillen, die einen Alkoholpegel von 1,3<br />
Promille simulieren. Auch die anderen Übungen werden sehr positiv bewertet.<br />
Die Schüler beschreiben, dass sie viele Infos über Suchtentstehung <strong>und</strong> Suchtmittel<br />
erhalten, sowie über Alternativen dazu.<br />
Neben den Übungen werden von den meisten SchülerInnen auch die Diskussionen<br />
als sehr gut eingeschätzt <strong>und</strong> einige SchülerInnen erwähnen positiv, dass sie über<br />
Erfahrungen in ihrem Umfeld sprechen konnten.<br />
Das Ziel der Informationsvermittlung <strong>und</strong> der Anregung zur Reflektion konnte erreicht<br />
werden.<br />
Ergänzende Aktivitäten<br />
Da diese Aktion nur punktuell wirkt, sind begleitend folgende Maßnahmen sinnvoll.<br />
Von Schulen wird ein Elterninfobrief verteilt, der auf die Veranstaltung hinweist <strong>und</strong><br />
anregt im Anschluss mit den eigenen Kindern das Gespräch zu suchen <strong>und</strong> die<br />
eigenen präventiven Möglichkeiten wahrzunehmen.<br />
Ein Infotisch für LehrerInnen wird eingerichtet. Die Materialien geben Anregungen<br />
für die weiterführende Arbeit am Thema <strong>und</strong> weisen u. a. auf das Angebot der<br />
Weiterbildung „Schulmove“ (Motivierende Gesprächsführung für LehrerInnen) hin, die<br />
regional von Präventionsfachkräften angeboten wird.<br />
Das Thema Suchtprävention sollte bei den teilnehmenden Schulen durch<br />
entsprechende Konzepte <strong>und</strong> Schulvereinbarungen strukturell verankert sein.<br />
Nähere Informationen:<br />
Fachstelle Sucht Diakonisches Werk/Pfalz<br />
Bahnhofstr. 38<br />
67227 Frankenthal<br />
(06233/22266) Heike.Ochsenreither@diakonie-pfalz.de<br />
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Caritasverband e.V. Worms<br />
Psychosoziale Beratungs- <strong>und</strong> Behandlungsstelle für Suchtkranke<br />
<strong>und</strong> Angehörige<br />
Gießenstraße 2, 67547 Worms, Telefon (06241)20617-0<br />
Fax: (06241) 20617-77, E-Mail: psbb@caritas-worms.de<br />
„Wa(a)gemutig“ – ein Modellprojekt zur Prävention von<br />
Essstörungen<br />
Unter der Leitung von Jutta Allgeier, Suchtpräventionsfachkraft <strong>und</strong> Mitarbeiterin der<br />
Fachstelle für Frauen mit Suchterkrankungen des Caritasverbandes Worms wurden<br />
3 Bausteine des Projektes an jeweils 2 Tagen umgesetzt.<br />
Jeder Baustein beinhaltete einen Fachvortrag mit der Möglichkeit einer kreativen<br />
Umsetzung (der Inputs) in einem Workshop am Folgetag<br />
Im 1. Baustein des Projekts „Schön, schöner – am schönsten“ referierte Frau Dr. Lieb<br />
vom Pfalzklinikum Klingenmünster zum Schönheitsideal:“ Schön, schöner, am<br />
Schönsten“ in der Volkshochschule in Worms.<br />
Unter dem Motto: „Was bin ich wert“ umfasste der 2. Baustein einen Vortrag von<br />
Frau Dipl. Psych. IInthraphuvasak<br />
in dem die Wichtigkeit des Selbstwertgefühls <strong>und</strong> der Identitätsfindung thematisiert<br />
wurden.<br />
Auf die Vorträge folgten der 1. <strong>und</strong> der 2.Workshop. Die Teilnehmerinnen hatten hier<br />
nun die Chance sich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch mit dem Thema<br />
„Schönheitsideal“ auseinanderzusetzen, indem sie ihre Körperwahrnehmung durch<br />
Umrissfiguren äußerten <strong>und</strong> untereinander diskutierten.<br />
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Am Nachmittag wurde unter dem Thema „Gefühlen einen Raum geben“ gemeinsam<br />
mit viel Spaß eine Leinwand bemalt. Veränderten sich die Gefühle beim Malen, so<br />
durfte auch die Leinwand wiederum neu farblich gestaltet werden.<br />
Eine Teilnehmerin: „Am Anfang war ich<br />
skeptisch, weil ich die meisten aus der<br />
Gruppe gar nicht kannte, aber dann war es<br />
doch eine tolle Erfahrung sich auf das<br />
Malen <strong>und</strong> die Gruppe einzulassen <strong>und</strong><br />
loslassen zu können, indem ich manches<br />
einfach mal laufen lasse. Ich glaube wir<br />
waren alle überrascht <strong>und</strong> stolz als wir die<br />
fertige Leinwand am Ende gesehen haben.“<br />
Der 3. Baustein des Projekts stand unter<br />
dem Motto „starke Mütter – starke Töchter“.<br />
Nachdem im Vortrag von Fr. Dipl. Psych.<br />
Katrin Lauber die Mutter-Tochter Beziehung<br />
thematisiert wurde, waren nun bei dem 3. Workshop nicht nur die Töchter, sondern<br />
auch die Mütter gefragt. Zu dem Thema „Raum nehmen <strong>und</strong> Raum geben“ wurden<br />
am Vormittag Erwartungen <strong>und</strong> Ziele formuliert, die praktische Umsetzung erfolgte<br />
durch Kollagen. Es machte viel Spaß in der Zeitung nach Symbolen zu suchen, die<br />
die eigenen Ziele repräsentieren, sie<br />
auszuschneiden, <strong>und</strong> ihnen einen Platz<br />
auf einer Papierrolle geben. Die<br />
Teilnehmerinnen konnten so<br />
herausfinden: “Was will ich - <strong>und</strong> was will<br />
ich nicht?“<br />
Hierbei wurde der Rollenkonflikt deutlich,<br />
so bemerkte eine Mutter „Ich spüre<br />
gerade, dass ich es immer versuche allen<br />
Recht zu machen <strong>und</strong> gar nicht an mich<br />
denke“ <strong>und</strong> eine Tochter „Ich möchte<br />
mich noch etwas von meiner Mutter weg<br />
schieben (von der Papierrolle), ich fühle<br />
mich sonst eingeengt.“<br />
Die Rollenerwartungen von Müttern <strong>und</strong><br />
Töchtern wurden in der 2. Hälfte des Workshops noch deutlicher, als am Nachmittag<br />
eine große zweigeteilte Gips-Skulptur unter der Leitung von der Künstlerin Anja<br />
Bogott zur einen Hälfte von Müttern <strong>und</strong> zur anderen Hälfte von Töchtern geformt<br />
wurde. Mit den herausgearbeiteten körperlichen Unterschieden wurden Fragen über<br />
die Gemeinsamkeiten aber auch über die Unterschiedlichkeiten gestellt.<br />
Der Abnabelungsprozess von Mutter <strong>und</strong> Tochter war am Nachmittag für beide<br />
Seiten ein „großes Thema“. „Das Loslassen meiner Tochter fällt mir schwer, ich<br />
möchte nicht, dass sie die gleichen Fehler macht wie ich“ sagte eine Mutter. Die<br />
Töchter hingegen haben oft Angst, den Müttern den Lebensinhalt zu nehmen, wenn<br />
sie ihren eigenen Weg gehen. Wie wichtig es ist, die Symbiose Mutter/Tochter zu<br />
durchbrechen, zeigte die Aussage einer Tochter: „Sei stark für mich, damit ich gehen<br />
kann.“ Nicht zu eng, damit lebendig, aber auch nicht zu weit weg, damit ein<br />
vertrauensvolles <strong>und</strong> wertschätzendes Umgehen miteinander entstehen kann, so<br />
wünschten sich Mütter <strong>und</strong> Töchter am Ende des 3. Workshops ihre weitere<br />
Beziehungsgestaltung.<br />
- 48 -
<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatung</strong><br />
- <strong>Release</strong> - <strong>Kaiserslautern</strong><br />
„Schmiermittel-, W<strong>und</strong>ermittel-, Zaubermittel- Alkohol? – reden wir darüber“<br />
Viele <strong>Jugend</strong>liche übernehmen das unkritische Konsumverhalten der<br />
Erwachsenenwelt. Die hohe Akzeptanz, die der Alkoholkonsum in der Gesellschaft<br />
genießt <strong>und</strong> die Botschaften der Werbebranche verführen viele junge Menschen mit<br />
der riskanten Substanz „Alkohol“ leichtfertig umzugehen. Bei dem Projekt steht nicht<br />
der Abstinenzgedanke im Vordergr<strong>und</strong>. Ziel der Veranstaltung ist neben dem<br />
Aufzeigen der Risiken des Alkoholkonsums, die Funktion des Konsums zu verstehen<br />
<strong>und</strong> zu hinterfragen. <strong>Jugend</strong>liche sollen ihre individuellen Beweggründe zum<br />
Alkoholkonsum herausarbeiten. Neben diesen individuellen Aspekten geht es darum<br />
alternative Handlungsstrategien für die Funktionen des Alkoholkonsums zu<br />
entwickeln.<br />
Dieses Projekt richtet sich an <strong>Jugend</strong>liche, die bereits Konsumerfahrung haben bzw.<br />
in deren Altersgruppe Alkoholkonsum stattfindet.<br />
Nach einer allgemeinen Kennenlernr<strong>und</strong>e erfolgt der Einstieg in das Thema. Die<br />
<strong>Jugend</strong>lichen befinden sich in einem Kreis <strong>und</strong> werfen sich einen Ball zu. Jeder<br />
<strong>Jugend</strong>liche bekommt den Ball nur einmal <strong>und</strong> muss ein Risiko oder einen Nachteil<br />
benennen, von dem er gehört hat, oder das er selbst erlebt hat beim Konsum von<br />
Alkohol. Die von den <strong>Jugend</strong>lichen genannten Punkte werden durch das<br />
Fachpersonal nach fachlichen Gesichtspunkten ergänzt <strong>und</strong> ergeben somit eine<br />
breite Informationsplattform für die ges<strong>und</strong>heitlichen, gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />
persönlichen Risiken des Alkoholkonsums.<br />
In einer weiteren R<strong>und</strong>e legt der Ball den gleichen Weg zurück wie in der ersten,<br />
jedoch diesmal ohne die Nennung von Gründen. Es werden weitere Bälle in die<br />
R<strong>und</strong>e eingeworfen <strong>und</strong> ergeben ein lebhaftes Durcheinander, was symbolisch für<br />
das Durcheinander steht, das durch den Suchtmittelkonsum verursacht werden kann.<br />
In der zweiten Phase bilden die <strong>Jugend</strong>lichen Gruppen bis zu sechs Mitgliedern <strong>und</strong><br />
sammeln Gründe <strong>und</strong> Situationen, in denen junge Menschen alkoholische Getränke<br />
zu sich nehmen. Hier steht der Vorteil bzw. die erhoffte positive Wirkung des<br />
Alkoholkonsums im Vordergr<strong>und</strong>. Diese Gründe werden auf Karten gesammelt <strong>und</strong><br />
dann an der Tafel angebracht <strong>und</strong> erläutert.<br />
In einer weiteren Phase werden die aufgeführten Gründe zu Gruppen zusammengefasst<br />
<strong>und</strong> eine Überschrift zu den jeweiligen Gruppierungen formuliert.<br />
In der Regel ergeben sich vier Themengruppen::<br />
A. Partys feiern, Spaß haben<br />
B. Kontakt bekommen, Partner/Partnerin ansprechen<br />
C. Stress <strong>und</strong> Ärger<br />
D. Geschmack<br />
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Aus diesen Themen werden vier Fragen formuliert. In Gruppenarbeit sollen die<br />
<strong>Jugend</strong>lichen versuchen alternative Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> praktikable Ideen<br />
zu entwickeln.<br />
A. Wie können wir eine alkoholfreie Party vorbereiten damit wir viel Spaß<br />
haben?<br />
Dazu sind im Vorfeld einige Fragen zu klären: Was sind die Ziele der Party? Was<br />
bedeutet für mich Spaß haben? Wen möchte ich auf meiner Party haben?<br />
Wie gehen wir damit um wenn ein Teil der Gäste nicht bei den Aktivitäten mitmacht<br />
oder sogar unsere Planung kritisiert?<br />
Eventuell stellt sich die Frage, wie können wir einen moderaten Alkoholkonsum<br />
gestalten? Wo liegen da meine Grenzen? Wie gehen wir damit um wenn Gäste<br />
betrunken ankommen bzw. sich betrinken?<br />
B. Wie komme ich mit einem Partner oder Partnerin in Kontakt oder „Flirten will<br />
gelernt sein“?<br />
Bei dieser Aufgabenstellung teilen wir die Gruppe nach Geschlecht auf. Aufgabe ist<br />
es Flirtideen <strong>und</strong> Flirttechniken zu erarbeiten.<br />
Fragestellungen an die Gruppen sind: Was macht es so schwierig jemanden<br />
anzusprechen? Woher kommen evtl. Hemmungen? Welches Risiko habe ich wenn<br />
ich jemanden anspreche? Wer könnte mich unterstützen?<br />
C. Was macht mir Stress <strong>und</strong> welche Möglichkeiten der Stressbewältigung<br />
habe ich?<br />
Es gilt hier in erster Linie einmal zu verdeutlichen was sind die Stressoren in meinem<br />
Leben, was sind die positiven <strong>und</strong> die negativen Stressoren (Stresskarte).<br />
Zielsetzungen sind Lösungsmöglichkeiten für den negativen Stress zu finden <strong>und</strong> wie<br />
kann ich dem positiven Stress mehr Raum in meinem Leben geben.<br />
D. Was ist der „Gute Geschmack“, was ist Genuss?<br />
Fragestellungen für die Arbeitsgruppe: Welche Dinge schmecken mir nicht, wie geht<br />
es den anderen damit? Dinge die mir früher nicht geschmeckt haben <strong>und</strong> die ich<br />
heute mag? Welche Ess- <strong>und</strong> Trinkrituale kennen wir, sind sie für mich zutreffend?<br />
Wie definiere ich für mich Genuss, wo ist der Unterschied zwischen Konsum <strong>und</strong><br />
Genuss?<br />
Die jeweils erarbeiteten Ideen werden im Plenum vorgestellt.<br />
Gerd Laub<br />
<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatung</strong> –<strong>Release</strong>-<br />
Fachstelle für Suchtprävention<br />
Am Gottesacker 13<br />
67655 <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Tel. 0631/64575<br />
Fax 0631/64515<br />
E-mail: g.laub@release-kl.de<br />
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Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Fachkräfte für Suchtprävention<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Redaktion <strong>und</strong> Layout:<br />
Claudia Engler<br />
Caritasverband Eifel-Mosel-Hunsrück e.V.<br />
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