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Der „Kommunisten-Putsch“ - Alfred Klahr Gesellschaft

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ALFRED KLAHR GESELLSCHAFTMITTEILUNGEN17. Jg. / Nr. 3September 2010Preis: 1,10 Euro<strong>Der</strong> <strong>„Kommunisten</strong>-<strong>Putsch“</strong> 1950Entstehung und Funktion einer GeschichtslegendeHANS HAUTMANNVom 26. September bis 5. Oktober1950 fand in unserem Land einStreik statt, der zu den größtenAktionen in der Geschichte der österreichischenArbeiterbewegung zählt. DieEreignisse der zehn Tage sind bis heute,60 Jahre danach, ein Streitobjekt zwischenzwei krass verschiedenen Sichtweisen,was insofern nicht verwundert,als im Zuge dieser Massenbewegung dieKlasseninteressen mit einer für österreichischeVerhältnisse ungewöhnlichenSchärfe aufeinander prallten. Eben jeneInterpretation, die den Kampf breiterTeile der Arbeiterschaft über parteipolitischeGrenzen hinweg in einen „kommunistischenPutschversuch“ ummünzte,und die Zählebigkeit, mit der an ihr festgehaltenwird, ist es, der wir im Folgendendas Augenmerk widmen wollen. Esgeht hier also nicht um eine erneute Darstellungdes Streikablaufs, seiner Ursachenund Nachwirkungen, weil das denRahmen unseres Beitrags weit überschreitenwürde. Als Ersatz bringen wirim Anhang eine kurze Streikchronik.Die Geburt der LegendeIn seinem Bericht der Bundesregierungan den Nationalrat am 12. Oktober 1950sagte Bundeskanzler Leopold Figl: „DieAktion der Kommunistischen Partei warMonate vorher sorgfältig und bis in alleEinzelheiten vorbereitet worden (...) DasTun und Treiben der Kommunisten hattenur das eine Ziel, die österreichischeWirtschaft und damit den Wiederaufbauzu zerstören und zu vernichten, um sodie Voraussetzungen für die Machtergreifungdes Kommunismus in Österreichzu schaffen.“ 1Nach Figl trat Innenminister OskarHelmer ans Rednerpult und führte aus:„Sie (die Kommunisten, H.H.) versuchtenmit allen Mitteln, eine Bewegung zuentfachen, die ihnen die Macht in Österreichin die Hände spielen und der demokratischenRepublik ein Ende bereitensollte (...) In vier Zonen geteilt und mi-... wobei mir dann jene Gegner einfallen mussten, die irgend jemand, dem siemisswollen, zuvörderst entstellen und dann als ein Ungeheuer bekämpfen.Goethe, Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheiteignisse der Tage zuvor von der KPÖnicht nur „von langer Hand geplant“ waren,sondern dass sie damit auch Absichtenihrer „Auftraggeber“, nämlich dersowjetischen Besatzungsmacht, zu verwirklichenversuchte. <strong>Der</strong> geheimnisvolle„Plan 3“, über den die Arbeiter-Zeitung in der Ausgabe vom 4. Oktober1950 auf Seite 1 die Meldung brachte,dass er auf Weisung des Zentralkomiteesder KPÖ „abgesagt“ sei, diente diesemZweck ebenso wie die Erklärung desÖGB-Präsidenten Johann Böhm vom19. Oktober 1950, in der er sagte: „Esliegen tatsächliche Beweise vor, dass essich um einen Putschversuch handelte.Es würde allerdings den Kommunistenpassen, dass wir diese Beweise vorlegen.(!) Aber wir können die Gewährsmänner,die uns diese Beweise unter Gefahrenverschafft haben und die absolut vertrauenswürdigsind, nicht den Kommunistenausliefern.“ 4Weder der Inhalt des „Plan 3“ zur„kommunistischen Machtergreifung“noch die von Gewährsmännern gelieferten„tatsächlichen Beweise“ sind jemalsauf den Tisch gelegt worden. Nicht, weilihre Publikmachung sich bis heute, überein halbes Jahrhundert danach, aus irgendwelchenGründen verbietet, sondernweil es sie einfach nicht gibt, weil sie erfundensind.Figl und Helmer widmeten in ihren Redenden vermeintlichen Beweisen für diePutschabsicht der Kommunisten breitenRaum: den Versuchen, den EisenbahnundStraßenbahnverkehr lahm zu legenund arbeitswillige Betriebsbelegschaftengewaltsam in den Streik zu zwingen, sowieden Befehlen sowjetischer Dienststellen,mit denen sie das Vorgehen österreichischerExekutivorgane zur „Aufrechterhaltungvon Ruhe und Ordnung“behinderten. Helmer drapierte die Regielitärischbesetzt, sind wir oftmalsdemütigender Willkür preisgegeben.Diese Willkür empfinden wir um so stärker,weil wir die Schande erleben, dasssich Österreicher als Handlanger derfremden Bedrücker hergeben und in Anlehnungan diese ihr eigenes VaterlandTag für Tag verraten (...) Die Interessender Arbeiter und Angestellten sind denKommunisten vollständig gleichgültig.Sie haben die Aufträge und Wünsche ihrerAuftraggeber zu erfüllen.“ 2<strong>Der</strong> ÖVP-Kanzler und der SPÖ-Ministerwiederholten hier lediglich, wasschon vorher behauptet wurde. Zum erstenMal fand sich die Sprachregelungvom „<strong>Putsch“</strong> in dem Aufruf des Obmannsder Gewerkschaft der Metall- undBergarbeiter und Sozialministers KarlMaisel an die Metallarbeiter vom28. September 1950, in dem es hieß:„Wer von euch hat den Mut, es zu verantworten,was sich seit vorgestern in einigenGroßbetrieben der Metallindustrieabspielt? Habt ihr noch nicht erkannt,dass man euch benützt, nicht um eineLohnforderung zu erreichen, sondern umregelrechte Putschversuche der Kommunistenund ihrer Verbündeten vom VdUdurchzusetzen?“ 3Die Putschthese, das wirkungsvollsteMittel, um die Arbeiterschaft zu verunsichernund die Streikfront auseinander zudividieren, ging also von der SPÖ undden sozialdemokratischen Gewerkschaftsführernaus. Die ÖVP, die österreichischeBourgeoisie, die Großagrarierund die bürgerliche Presse, weniger bewandertin der Kunst des Abwürgensvon Massenprotesten, haben sie sogleichdankbar übernommen.So kam es, dass Figl und Helmer am12. Oktober im Nationalrat, nachdemman den Sturm glücklich überstandenhatte, unisono verkündeten, dass die Er-


hatte, wurde die Bewegunggerade dadurch zu keinerechten Bedrohung für dasbestehende System.Was die Kommunisten damals in Fragestellten, waren zudem nicht etwa dieGrenzen der Besatzungszonen oder deraußenpolitische Kurs, sondern ausschließlichdas System der Wirtschaftspartnerschaft.Das Verhalten der sowjetischen Besatzerrichtete sich eindeutig auf Beibehaltungder bestehenden Verhältnisse; manwollte die Fortsetzung des österreichischenWeges zur Neutralität. Die bloßeAnwesenheit und nicht etwa irgendwelcheAktivität der sowjetischen Soldatenließ in Ostösterreich das Putschgerüchtwirksam werden. Für die Sowjetunionwäre, beim damaligen Stand der Waffentechnik,ein Aufgehen Westösterreichs inder NATO äußerst bedrohlich gewesen(Landverbindung von Italien nach Norden).Dies hätte durch Einverleibung desstrategisch nicht sonderlich interessantenOstösterreich nicht kompensiert werdenkönnen. Gerade als die Streikbewegungeine verstärkt kommunistische Komporeuigin die Knie sanken, sondern resolutzum Gegenangriff übergingen.Sie befanden sich dabei mit der Sozialdemokratie,allerdings nur mit deren Vergangenheit,in guter <strong>Gesellschaft</strong>. Manlese die Reden von OttoBauer und Franz Domes imNationalrat nach dem15. Juli 1927, in denen siesich bedingungslos hinterdie Arbeiter von Wien stellten,obwohl damals Polizeiwachzimmergestürmt, ihreEinrichtungen verwüstet,Polizisten verprügelt undein Justizpalast in Flammenaufgegangen ist.Ein weiteres Beispiel sinddie Ereignisse im September1911 in Wien, als ausganz ähnlichen Gründenwie 1950, nämlich wegendrastischer Verteuerungender Grundnahrungsmittel,der Arbeiterschaft der Geduldsfadenriss und eineförmliche Explosion an Gewalttätigkeiterfolgte. Andie 100.000 Demonstrantenzogen damals durch dieStraßen, überschütteten mitSteinwürfen Polizei undMilitär, stürmten öffentlicheGebäude, errichtetenBarrikaden, schlugen dieFenster von Geschäften undKaffeehäusern ein, kipptenStraßenbahnwaggons umund zündeten sie an. 11Auch hier fiel es der sozialdemokratischenFührung, einem Victor Adler, einemFranz Schuhmeier, einer AdelheidPopp, nicht ein, sich unter dem Druck des„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“-Geschreis von den Gewaltakten ihrer eigenenAnhänger zu distanzieren, die, verglichenmit den Vorfällen von 1950, ungleichheftiger waren.Man sollte also bei der Bewertung derkommunistischen „Ausschreitungen“heute, 60 Jahre danach, die Kirche imDorf lassen. Sie waren im historischenGesamtkontext der Klassenkämpfe vonunten weder sonderlich extrem noch einIndiz für Putschabsichten. Es gab in denzehn Tagen trotz tätlicher Auseinandersetzungenkein Menschenleben zu beklagen,anders als 1927 oder unlängst inGriechenland, als während des von denGewerkschaften, der KommunistischenPartei und anderen linken Organisationenproklamierten Generalstreiks Brand aneinem Gebäude gelegt wurde und dreiBeiträge 3Menschen darin starben. Weder die AthenerRegierung noch die vom griechischenKapital gesteuerten Medien haben deswegenbehauptet, dass das der Auftaktfür einen Staatsstreich gewesen sei.Eingang zur Floridsdorfer Lokomotivfabrik, wo am 30. September1950 die gesamtösterreichische Betriebsrätekonferenz tagte.Stimmen der VernunftVon sozialdemokratischer Seite ist diePutschlegende erst nach und nach hinterfragtworden, vornehmlich von Personen,denen die Ambitionen Olahs immerschon ein wenig suspekt erschienen. Zuihnen gehörte Nationalrat Friedrich Hillegeist,Obmann der Gewerkschaft derPrivatangestellten. Er war unseren Recherchennach der erste, der diesen fürSPÖler kühnen Schritt unternahm, als erim November 1954 auf dem 3. Gewerkschaftstagder Privatangestellten sagte,dass „der Oktoberstreik ein Kampf gegendie Verschlechterung des Lebensstandardsund kein Putschversuch derKommunisten“ gewesen sei. 12Es gingen dann weitere 23 Jahre insLand, bis ein damals junger, der SPÖ nahestehender Historiker, Helmut Konrad,die Putschbehauptung nach Strich undFaden zerlegte. Wir zitieren hier die entscheidendePassage aus seinem Artikel,die zwar lang ist, aber den Vorteil hat,Argumente zu bringen, die wir grossomodo teilen und die wir uns daher imFolgenden ersparen können:„War die Streikbewegung gegen dasvierte Lohn-Preis-Abkommenein kommunistischerPutschversuch? Die Antwortist ein klares Nein mitkleinen Einschränkungen.Selbstverständlich gabendie Kommunisten dem ursprünglichrein ökonomischenKampf eine politischeDimension; sie attackiertendie Gewerkschaftsführungund bestritten ihre Legitimation.Aber in der ersten,dynamischen Phase wurdedie Bewegung von denKommunisten weder initiiertnoch entscheidend geführt,wenn man die Situationin ganz Österreich betrachtet.Die KP sprang aufden bereits fahrenden Zug,in der Hoffnung, die Richtungbestimmen zu können.Dies gelang ihr erst in derzweiten Phase der Bewegung.<strong>Der</strong> verstärkte kommunistischeEinfluss isoliertedie Streikbewegung; alsdie KP tatsächlich dieFührung an sich gerissen3/10


4 Beiträgenente bekam, erfolgte die Mitteilung derSowjetunion an den österreichischenAußenminister Gruber, sie sei unbedingtfür die Aufrechterhaltung des Status quo.Die Streikbewegung war kein Putschversuchder Kommunisten. <strong>Der</strong> österreichischenKP fehlten die Machtmittel,und die sowjetischen Besatzer waren aneiner Änderung der politischen Konstellationnicht interessiert.“ 131991 schließlich erschien ein Sammelbandmit Beiträgen von Emmerich Tálos,Klaus Dieter Mulley, Wilhelm Svoboda,Manfred Lechner, Oliver Rathkolb,Robert Knight und anderen, in demebenfalls die nötigen Richtigstellungenzu den Ereignissen von 1950 erfolgten. 14Die Putschthese ist bei der seriösenGeschichtswissenschaft also passé. Niemandauf akademischem Boden und inden Zeitgeschichteinstituten der österreichischenUniversitäten teilt sie mehr,ja hat sie jemals geteilt. Dass es rechtlange dauerte, bis man das offen aussprachund Positionen einnahm, die nurdas bestätigten, was schon am 12. Oktober1950 die Linksblock-AbgeordnetenHonner, Fischer, Scharf und Elser anGegenargumenten auf den Tisch legten,ist eine andere Sache.Ein kurioser Einzelfall des Beharrensauf dem <strong>„Kommunisten</strong>putsch“ aus derjüngeren Vergangenheit, vertreten voneinem bundesdeutschen Politikwissenschafter,muss hier aber noch erwähntwerden. Reinhard Meier-Walser veröffentlichte1986 dazu ein Buch, entstandenals Diplomarbeit „mit Auszeichnung“bei dem bekannten Dollfuß- undStändestaat-Apologeten Gottfried-KarlKindermann an der Universität Münbeantwortenkann. Er wirkt mittlerweileals Honorarprofessor am Institut fürPolitikwissenschaft der Universität Regensburg,was zeigt, dass das Erklimmenvon Karriereleitern auch so möglich ist.Demonstration auf der Wiener Ringstraße zum Rathaus am 4. Oktober 1950.chen. 15 Erneut, diesmal in Form einesFazits seiner Ergebnisse, meldete er sichim Jahr 2000 in der Neuen Zürcher Zeitungzu Wort und schrieb:„Nach ihrer Niederlage wiesen dieKommunisten jegliche Putschabsichtbrüsk von sich. Dennoch kann keinZweifel bestehen, dass zumindest der radikaleFlügel der Partei mit der Initiierungvon Gewalt- und Sabotageakten einEingreifen der sowjetischen Besatzungsmachtzu provozieren versuchte, um dieErrichtung einer ‚Volksdemokratie Ost-Österreich‘ durchzusetzen. Die Sowjetunionließ sich jedoch nicht zum Einsatzvon Waffengewalt bewegen, weil Moskauden Konflikt auf die innerösterreichischePolitik begrenzen wollte.“ 16Wer diesen „radikalen Flügel“ innerhalbder KPÖ verkörpert haben soll, wirdnicht ausgeführt. War es Franz Honner?Oder Gottlieb Fiala? Oder sonst jemandaus dem Kreis der unteren Funktionärskader?Die Putschthese bekäme in demFall eine neue und verblüffende, weilbisher gänzlich übersehene Auslegung,nämlich als Putschversuch der KPÖ-Mitgliedergegen ihre eigene Parteiführungund als Nötigungsversuch gegenüber densowjetischen Besatzungsmacht-Genossen.Wie das mit dem stereotypen Vorwurfzu vereinbaren ist, dass in den damaligen„stalinistischen“ kommunistischenParteien die Führung mit dembrutalen Mittel des „demokratischenZentralismus“ die Basis zu eiserner Parteidisziplinzwang, und mit dem zweitenKlischee, dem von der absoluten „Moskauhörigkeit“der KPÖ, die immer nurauf Weisung des Kreml handelte, sindFragen, die lediglich Herr Meier-WalserZur Kontinuität und Funktionder PutschlegendeGlaubt man, dass klare Ergebnisse derzeitgeschichtlichen Forschung doch unvermeidlichzu Revisionen des herrschendenGeschichtsbildes führen müssten, istman schwer im Irrtum. Die eine Sphäre,der Niederschlag wissenschaftlicher Erkenntnisse,hat mit der anderen, der, inder über die Massenmedien Anschauungenin die Köpfe der Menschen transportiertwerden, so gut wie nichts zu tun. Dain unserem konkreten Fall noch dazu gesellschaftlicheInteressen berührt werden,nämlich die der Machteliten damals wieheute in Österreich, ist anzunehmen, dassin den September-Oktobertagen 2010 inden Tageszeitungen, Nachrichtenmagazinen,im ORF usw. erneut und unter souveränerMissachtung aller bisherigen Widerlegungenvom „kommunistischenPutschversuch“ die Rede sein wird.Es darf eben nicht sein, auf die eigentlichenGründe für den Massenstreik einzugehen,denn so manches, was in der Weltdes Kapitalismus seit geraumer Zeit wiederpassiert, das Absinken des Lebensstandardsder arbeitenden Menschen, dieTeuerungen, die Reallohnminderungen,erinnern sehr an die Situation von 1950.Gegen ökonomische und sozialpolitischeZumutungen nicht aufzubegehren, alleszu schlucken, in Passivität zu verharren,so haben die Herrschenden die Volksmassenallemal am liebsten. Und wenn,wie 1950, das Gegenteil eintrat, so musstedie „Verhetzung“ durch die Kommunistendaran schuld sein, die auf solche Weiseihren dunklen Plan der Machtergreifungdurchzusetzen trachteten.Für das Festhalten an der Putschtheseist aber etwas anderes noch entscheidender:das über die Besatzungszeit dominierendeGeschichtsbild, das deshalbdominiert, weil es das ureigene der österreichischenKapitalistenklasse ist. Sehrschön kommt das im oben zitierten Gejammerdes Innenministers Helmer überdie „demütigende Willkür“ der „fremdenBedrücker“ zum Ausdruck. Gemeint isthier natürlich einzig das – wie es damalshieß – „russische Element“. An einer Besatzungdurch ausschließlich kapitalistischeMächte hätte man nicht das Geringsteauszusetzen gehabt.Betrachtet man die „Unfreiheit“ abernäher, die Österreich von den Alliierten3/10


Beiträge 5zehn Jahre lang auferlegt worden seinsoll, muss man heute ohne Umschweifesagen, dass die Besatzungszeit nicht nurzu den wichtigsten Perioden unserer Geschichtezählt, sondern auch viel mehrpositive als negative Ergebnisse brachte.Das Hauptresultat war ja immerhin dieTatsache, dass sich die vier Mächte überalle Differenzen hinweg letztlich auf dieBestimmungen des Staatsvertrages undauf die Neutralität einigten. Ob die österreichischeBourgeoisie von sich aus, ohnedie Anwesenheit der Alliierten, diesenWeg gegangen wäre, ist sehr zu bezweifeln.Das Schindluder, das man mit derAushöhlung des Neutralitätsstatus undder Nichterfüllung der im Staatsvertragverankerten Minderheitenrechte nachwie vor treibt, weist darauf hin. Und wasdie „fremde Willkür“ betrifft, streuen wirhier nur en passant ein, dass die Besatzungsmächtedurch mehrere einstimmigeVetos verhinderten, dass Parlament undRegierung das Problem der Entnazifizierungder österreichischen <strong>Gesellschaft</strong>noch schlampiger in Angriff nahmen, alses ohnehin der Fall war.Das Beharren auf der Putschthese istdaher ein zentraler und notwendiger Bestandteildes Selbstbildes, das die Machtelitenin Österreich vor sich hertragen,nämlich des heroischen Kampfes, denman von 1945 bis 1955 gegen die „kommunistischeBedrohung“ führte. Schadefür Österreich, dass sie nicht auf einenebenso heroischen Kampf gegen die NS-Diktatur verweisen können.Anmerkungen:1/ Stenographische Protokolle über die Sitzungendes Nationalrates (VI. Gesetzgebungsperiode)der Republik Österreich 1950 bis 1951,II. Band, 31. Sitzung vom 12. Oktober 1950,Wien 1951, S. 1096. Hervorhebungen H.H.2/ Ebd., S. 1098, 1103 und 1104. HervorhebungenH.H.3/ Fritz Klenner, Putschversuch – oder nicht?Ein Tatsachenbericht über das 4. Preis- undLohnabkommen und die beiden gescheitertenkommunistischen Generalstreikversuche imSeptember und Oktober 1950, Wien o.J. (1951),S. 39. Hervorhebung im Original. Vor allem inOberösterreich, so in der Linzer VÖEST, beteiligtensich auch die VdU-Arbeiter und VdU-Betriebsräteanfänglich am Streik. Die SPÖ- undÖGB-Führung verwendete deshalb zeitweiligauch den Begriff von den „kommuno-faschistischenUnruhestiftern“. Vom eigentlichenPutsch-Vorwurf blieben die VdUler als verlässlicheAntikommunisten natürlich verschont. DieKlenner-Broschüre ist ungeachtet ihres Strebens,die Putschabsicht zu belegen, wegen desMaterialreichtums an Dokumenten wertvoll, wasvon der zweiten zeitgenössischen SPÖ-Publikation,jener von <strong>Alfred</strong> Migsch, nicht behauptetwerden kann. Vgl. <strong>Alfred</strong> Migsch, Anschlag aufÖsterreich. Ein Tatsachenbericht über den kommunistischenPutschversuch im September-Oktober 1950, Wien o.J. (1951).4/ Fritz Klenner, Die österreichischen Gewerkschaften.Vergangenheit und Gegenwartsprobleme,2. Band, Wien 1953, S. 1469. HervorhebungH.H.5/ Auswahlweise: Ernst Epler, <strong>Der</strong> große Streik,Wien 1965; Friedrich Hexmann, <strong>Der</strong> Oktoberstreik1950, in: Weg und Ziel, Nr. 10, Oktober1970; Karl Wiesinger, <strong>Der</strong> rosarote Straßenterror,Berlin 1974 (Dieser Roman des 1991 verstorbenenLinzer Schriftstellers enthält im Anhangeinschlägige Dokumente der Streikbewegung);Ronald Gruber/Manfred Hörzinger, ...bisder Preistreiberpakt fällt. <strong>Der</strong> Massenstreik derösterreichischen Arbeiter im September/Oktober1950, Wien 1975; Friedl Fürnberg, Oktoberstreik,in: Weg und Ziel, Nr. 10, Oktober 1975;Eva Priester, <strong>Der</strong> große Streik. Tatsachenberichtüber den Oktoberstreik 1950, Wien o.J. (1980);Otto Janecek, <strong>Der</strong> große Streik vor 30 Jahren,in: Weg und Ziel, Wien, Nr. 10, Oktober 1980;Friedrich Wagner, <strong>Der</strong> Streik vomSeptember/Oktober 1950 – unter besondererBerücksichtigung der Linzer Ereignisse, Diplomarbeit,Linz 1982 (Enthält in Anhang Dokumentesowie wichtige Interviews des Autors mit damalsnoch lebenden Beteiligten an der Streikbewegung);Heiße Tage im Herbst. Zur Geschichtedes Oktoberstreiks 1950 in Oberösterreich. EineDokumentation der KPÖ Oberösterreich, Linz2000; Otto Treml, Vor 50 Jahren: <strong>Der</strong> großeStreik in Steyr, in: Vorwärts. Organ der KPÖ/BezirkSteyr, Nr. 3, September 2000; Rudolf KührersBericht über den Streik 1950 in der VÖEST,in: <strong>Alfred</strong> <strong>Klahr</strong> <strong>Gesellschaft</strong>. Mitteilungen, 7. Jg.,Nr. 3, September 2000; Hubert Schmiedbauer,Oktoberstreik. 50 Jahre alte Lüge bewusst aufgewärmt,in: Die Arbeit. Monatsmagazin des GewerkschaftlichenLinksblocks im ÖGB, Nr. 10,Oktober 2000; Hans Hautmann, <strong>Der</strong> Platz desOktoberstreiks in der österreichischen Geschichte.Referat auf der Symposium der <strong>Alfred</strong> <strong>Klahr</strong><strong>Gesellschaft</strong> in Wien am 30. September 2000,www.klahrgesellschaft.at/Referate/Hautmann_2000.html [19.8.2010].6/ Otto Probst (1911–1978), Nationalratsabgeordnetervon 1945 bis 1978 und Verkehrsministervon 1963 bis 1966 war 1950 Bezirksobmannder SPÖ in Wien-Favoriten; EdmundReismann (1907–1985), Nationalratsabgeordnetervon 1945 bis 1953 war 1950 Bezirksobmannder SPÖ in Wien-Meidling. Siehe: BiographischesHandbuch der österreichischenParlamentarier 1918–1998, hg. von der Parlamentsdirektion,Wien 1998, S. 516 und 536.7/ Wilhelm Svoboda, Franz Olah. Eine Spurensicherung,Wien 1990; Helmut Konrad/ManfredLechner, „Millionenverwechslung“. Franz Olah.Die Kronenzeitung. Geheimdienste, Wien–Köln–Weimar 1992.8/ Zit. in: Die Arbeit, Nr. 10, Oktober 2000, S. 15.9/ Die Presse, Wien, 26.9.1990. HervorhebungH.H. Hier findet sich auch sein Spruch von den„ahnungslosen Historikern“.10/ Zitiert bei Wilhelm Svoboda, a.a.O., S. 42f.Die in dem Zusammenhang gebrauchte, mehrals schiefe Metapher vom „Ariernachweis“ illustriertein weiteres Mal die Denkart diesesHeroen von 1950.11/ Die Teuerungskrawalle vom September1911 und ihre strafgerichtlichen Ahndungensind detailliert geschildert von: Wolfgang Maderthaner/SiegfriedMattl, „...den Straßenexcessenein Ende machen.“ Septemberunruhen undArbeitermassenprozess 1911, in: Karl R. Stadler(Hg.), Sozialistenprozesse. Politische Justizin Österreich 1870–1936, Wien–München–Zürich 1986, S. 117–150.12/ Die Arbeit, Nr. 12, Dezember 1955, S. 15.13/ Helmut Konrad, Kein Putsch. Legendenauskehrzum Oktoberstreik 1950, in: Neues Forum,Wien, Heft 286, Oktober 1977, S. 41.14/ Michael Ludwig/Klaus Dieter Mulley/RobertStreibel (Hg.), <strong>Der</strong> Oktoberstreik 1950. EinWendepunkt der Zweiten Republik. Dokumentationeines Symposiums der VolkshochschulenBrigittenau und Floridsdorf und des Instituts fürWissenschaft und Kunst, Wien 1991.15/ Reinhard Meier-Walser, <strong>Der</strong> Streikputschder KP Österreichs und seine internationalenHintergründe. Die kommunistischen Streikaktionenvom September/Oktober 1950 im besetztenÖsterreich vor dem Hintergrund der sowjetischenMachtexpansion in Osteuropa nach demEnde des Zweiten Weltkrieges, München 1986.16/ Reinhard Meier-Walser, Österreich – eineVolksdemokratie? Scheitern eines kommunistischenPutschversuches in Wien, in: Neue ZürcherZeitung (Internationale Ausgabe),27.9.2000, S. 5.Zentrale österreichischeForschungsstelle NachkriegsjustizWissenschaftliches Zentrumder Polnischen Akademieder WissenschaftenEvaluierungskonferenz imRahmen des Projekts„<strong>Der</strong> KomplexLublin-Majdanek und dieösterreichische Justiz“28. Oktober 2010, 18.00–21.00Großer Festsaal des BM für Justiz29. Oktober 2010, 9.00–19.30Polnische Akademie d. Wissensch.Informationen unter:www.nachkriegsjustiz.at/aktuelles/termine_index.php3/10


6 Beiträge7. SeptemberDie Volksstimme veröffentlicht erstmals eine Liste der Warenpreise,die verteuert werden sollen: Mehl um 63%, Brot um26%, Semmeln um 58%, Grieß um 32%, Zucker um 34%,Kohle um 50%, elektrischer Strom um 42%.22. und 23. September<strong>Der</strong> Rundfunk und die Zeitungen verbreiten die amtliche Mitteilung,dass die Verhandlungen über ein 4. Lohn- und Preisabkommenabgeschlossen seien und sich der Ministerrat amDienstag, 26. September, mit den Ergebnissen befassen werde.Montag, 25. SeptemberWarnstreik in der VÖEST von 15 bis 16 Uhr. Warnstreik imHeizhaus der Bundesbahn Linz von 14 bis 14.45 Uhr.In Wien kurzfristige Arbeitsniederlegungen in 14 Betrieben.Dienstag, 26. SeptemberIm Rundfunk werden die Preiserhöhungen bekannt gegeben, diedie Angaben in der Volksstimme vom 7. September bestätigen.In Oberösterreich (US-Zone) Streikbeginn in den Steyr-Werken.Weitere 50 Mittel- und Kleinbetriebe treten in Steyr inden Streik. Demonstration von 15.000 ArbeiterInnen auf demStadtplatz in Steyr.Streikbeginn in Linz (VÖEST, Heizhaus der Bundesbahn). Ab15 Uhr Streik in allen Abteilungen der ESG; die Straßenbahnund die Autobusse stehen in Linz still. Protestmarsch der Arbeiterund Angestellten der VÖEST sowie anderer Linzer Betriebeauf den Hauptplatz mit 20.000 Teilnehmern.In Wien Streikbeginn in Fabriken in Floridsdorf, Stadlau, Favoritenund Atzgersdorf. Zug eines Teils der Streikenden zumBallhausplatz (6.000 bis 8.000 Personen). Protestresolution gegenden 4. Lohn- und Preispakt. Sitzstreik auf der Opernkreuzung.Blockade der Kagraner Straßenbahnremise. Auch in denvon den Westmächten verwalteten Bezirken Wiens Streiks inKlein- und Mittelbetrieben.In Niederösterreich (sowjetische Zone) Streiks und Demonstrationenin Wiener Neustadt, Ternitz (Schoeller-Bleckmann,ein verstaatlichter Betrieb), im Traisental, Mödling, St. Pölten,Neunkirchen,Wimpassing,Krems, Korneuburg,Amstetten,St. Valentin undZistersdorf. BesetzungderBahnhöfe inWiener Neustadtund St. Pöltenmit zeitweiligerBlockade derBahnstrecken.In der Steiermark(britischeZone) kurzfristigeArbeitsniederlegungeninder MaschinenfabrikAndritzund bei Puch-3/10Kurze Chronik des Streiks 1950Graz sowie in der Waggonfabrik von Simmering-Graz-Pauker.In Donawitz zu Schichtbeginn um 6 Uhr früh Betriebsversammlungenin einzelnen Abteilungen des Werkes. Um 8 UhrAufnahme der Arbeit.Mittwoch, 27. SeptemberOberösterreich: In Steyr weiterhin Streik in den Steyr-Werkensowie in 19 anderen Betrieben der Stadt und Umgebung. EineVollversammlung der Belegschaft beschließt einstimmig dieWeiterführung des Streiks, wählt ein Streikkomitee und beauftragteine Delegation, nach Wien zu ÖGB-PräsidentenBöhm zu fahren mit der Forderung, den 4. Lohn- undPreispakt zu revidieren.In Linz am Vormittag Demonstrationszug streikender Arbeiterder VÖEST, Stickstoffwerke und Elektro-Bau-AG zur Arbeiterkammer.Die Besetzer, unter ihnen viele VdU-Arbeiter, nehmengegenüber dem Präsidenten Kandl eine drohende Haltung ein.Protestmarsch von 3.000 Arbeitern aus Lenzing und von 4.000Arbeitern aus Attnang-Puchheim nach Vöcklabruck.Im Braunkohlenrevier im Hausruck (Wolfsegg) treten zweiGruben in den Streik. Im Mühlviertel (sowjetische Zone)Streik von 1.500 Arbeitern in 15 Betrieben.In der Steiermark schließen sich weitere Betriebe dem Streikan. In Graz Großkundgebung auf dem Freiheitsplatz mit12.000 Teilnehmern. Verlangt wird u.a. die Legalisierung desStreiks durch den ÖGB. In Zeltweg, Knittelfeld und VoitsbergProtestversammlungen in den Betrieben. In Donawitz beschließteine Vollversammlung für den Folgetag einen eintägigenStreik und einen Demonstrationszug in die Stadt.In Salzburg (US-Zone) legen um 16 Uhr die Arbeiter auf derBaustelle in Kaprun die Arbeit nieder. Streiks und Streikbeschlüsseauch in Lend und Hallein.In Wien Organisierung von Bezirksstreikkomitees, so in Floridsdorfund Stadlau. Vorübergehende Blockaden der Reichsbrücke,von Straßenbahnremisen und des Straßenbahnverkehrs.An dem Tag österreichweit die zahlenmäßig größte Ausdehnungdes Streiks.Eine Konferenz der Betriebsräte von Liesing-Atzgersdorf, initiiertvon der KPÖ, beschließt am Abend, für Samstag,30. September, eine gesamtösterreichische Betriebsrätekonferenznach Wien einzuberufen und fordert die Streikenden auf,deren Beschlüsse abzuwarten und bis dahin die Arbeit wiederaufzunehmen.Donnerstag, 28. SeptemberDie Volksstimme begründet die Streikunterbrechung mit derNotwendigkeit der Festlegung einer einheitlichen Taktik durchdie gesamtösterreichische Betriebsrätekonferenz.Beginn der Propagandasalven der SPÖ und des ÖGB gegenden „kommunistischen Putschversuch“; dazu Falschmeldungin der Arbeiter-Zeitung über den Versuch kommunistischerBetriebsräte, in Donawitz „einen Hochofen zu löschen“.Steiermark: In Graz weiterhin Streiks bei Puch, Andritz, Waagner-Biro,in der Waggonfabrik, der Glasfabrik Göstling und beiVaemag. In Donawitz Streik und Demonstrationen in der Stadt.In Oberösterreich stehen weiterhin 43 Betriebe im Streik, darunter24 im Bezirk Steyr und sieben in der Stadt Traun. InLinz Beschluss des Streikkomitees der VÖEST, weiter imAusstand zu bleiben. In den Stickstoffwerken Beschluss, amNachmittag die Arbeit wieder aufzunehmen.


Eintritt der Nettingsdorfer Spinnerei und der Arbeiter der OKA(OÖ Kraftwerke-AG) in den Streik.Am Nachmittag beschließt eine Sitzung der Vertreter deroberösterreichischen Betriebe, den Kampf fortzusetzen, aberden Streik bis Dienstag, 4. Oktober, zu unterbrechen.In Wien weiterhin Streiks bei Waagner-Biro in Stadlau und in7 Betrieben in Floridsdorf mit 5.000 Arbeitern.Beiträge 7Freitag, 29. SeptemberOberösterreich: In Linz streikt nur mehr die VÖEST. Im AluminiumwerkRanshofen (1.000 Arbeiter) Streik und Beschluss,am nächsten Tag einen Demonstrationszug nach Braunaudurchzuführen. Um 16 Uhr rückt Gendarmerie in das Werk inRanshofen ein. <strong>Der</strong> einzige kommunistische Betriebsrat wirdverhaftet. Dadurch kommen der Streik und der geplante Demonstrationszugin Ranshofen am Samstag, 30. September,nicht zustande.In Steyr neuerliche Vollversammlung der Streikenden. Beschluss,am Montag, 3. Oktober, eine Urabstimmung über dieFortführung des Streiks durchzuführen und bis dahin im Streikzu bleiben.Steiermark: In Graz wird nur mehr in der Andritzer Maschinenfabrik,der Papierfabrik Arland und bei Vaemag gestreikt.Samstag, 30. SeptemberDie gesamtösterreichische Betriebsrätekonferenz tagt in dergroßen Montagehalle der Floridsdorfer Lokomotivfabrik mit2.417 Teilnehmern. Folgende Forderungen werden aufgestellt:1. Zurückziehung der Preiserhöhungen oder Verdoppelung derim Abkommen vorgesehenen Erhöhung der Löhne, Gehälter,Pensionen, Renten, Kinderzulagen usw. bei voller Steuerfreiheitfür die gesamten Erhöhungen.2. Keinerlei weitere Preiserhöhungen – gesetzlicher Preisstopp.3. Keine weitere Schillingabwertung.Ultimatum an die Bundesregierung: Sollte sie bis Dienstag,3. Oktober, auf diese Forderungen nicht positiv reagieren, werdeam Mittwoch, 4. Oktober, der Streik in ganz Österreich wiederbeginnen.In Graz nur mehr Streik bei Andritz und Vaemag. Beide Betriebenehmen am Montag, 2. Oktober, die Arbeit auf.Montag, 2. OktoberWeiterhin Streik in Steyr und im Nibelungen-Werk in St. Valentin(USIA-Betrieb). Beschluss in Steyr, den Streik fortzusetzen.In Linz beginnt die Belegschaft der VÖEST um 13 Uhr wiederzu arbeiten.Dienstag, 3. OktoberPropagandistisches Trommelfeuer der SPÖ, der Regierung undder Zeitungen gegen die „kommunistischen Putschisten“. Zusammenziehungvon Gendarmerie in den Industrieregionen derwestlichen Besatzungszonen.In der Steiermark wird überall gearbeitet.In Oberösterreich Streik nur in Steyr.In Salzburg-Stadt Streiks bei Saurer und Ford mit 70 Arbeitern,in Hallein bei der Firma Friedmann & Mayer und in Kaprun.In Vorarlberg (französische Zone) streiken drei Betriebe undacht Baustellen mit rund 1.200 Arbeitern.Mittwoch, 4. OktoberDie Arbeiter-Zeitung bringt die Meldung, dass das Zentralkomiteeder KPÖ den „Plan 3 abgesagt“ habe.In Salzburg Streik in Kaprun (2.000 Arbeiter, bis Donnerstag,Kundgebung am Hauptplatz in Steyr (Oberösterreich).5. Oktober).Oberösterreich: In Steyr Demonstration der Streikenden vordem Rathaus, erneut mit 15.000 Teilnehmern. Die SPÖ-Vertrauensleuterufen sie in einem Flugblatt zur Wiederaufnahmeder Arbeit am Donnerstag, 5. Oktober, auf. Am Abend besetztGendarmerie die Steyr-Werke.In Wien und Niederösterreich Fortsetzung des unterbrochenenStreiks, allerdings fast zur Gänze beschränkt auf die USIA-Betriebe.Um 10 Uhr in Wien erster Einsatz der Olah-Truppe in Favoritengegen Streikende, die die Remise Gudrunstraße blockieren.In Niederösterreich treten die Arbeiter der USIA-Betriebe im BezirkWiener Neustadt erneut in den Streik. Zentrum sind die Rax-Werke. Dagegen Abflauen der Bewegung in den IndustriebezirkenSt. Pölten, Baden und Amstetten. Im Erdölgebiet streiken nurINSTITUT FÜR GEWERKSCHAFTS- UND AK-GESCHICHTEVÖGB, ALFRED KLAHR GESELLSCHAFT„Mythos <strong>Putsch“</strong> -<strong>Der</strong> Oktoberstreik 1950Mit Referaten u.a. vonDr. Günther Chaloupek (AK Wien) und Univ.-Prof. Dr.Hans Hautmann (<strong>Alfred</strong> <strong>Klahr</strong> <strong>Gesellschaft</strong>)ZeitzeugInnengespräch u.a. mit Gusti Zehetner (Steyr)Mittwoch, 20. Oktober 2010, 17.00 bis ca. 19.00Seminarraum „Grete Rehor“ im ÖGB-HausJohann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien3/10

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