GastbeitragGrüner MehrwertWirtschaftsfaktor CO 2Kosten der globalen CO 2 -Emission im Vergleich zu Unternehmens gewinnen und Kohle-,Öl- und Gasproduktion (in Mrd. Dollar)9000800070006000150 $/t50004000Um die Klimaerwärmung zu stoppen, müsste derPreis für den Ausstoß einer Tonne CO 2 bis 2050von 20 auf 150 Dollar steigen. Bei 150 Dollar wärenalle CO 2 -Emissionsrechte fünfmal so viel wert wieder aktuelle Jahresgewinn der börsennotiertenUnternehmen weltweit; Schätzung Goldman SachsResearch (Copyright Handelsblatt GmbH,WiWo Nr. 42, 12.10.2009)3000200010000KohleGasÖl100 $/t50 $/t15 $/tJährlicheUnternehmensgewinneWert der jährlichenfossilen EnergieproduktionWert aller Emissionsrechte bei15/50/100/150 Dollar je TonneUnter nehmen zusammen (siehe Grafik).Bei einem Preis von 60 Dollar würden sich15 Prozent des Cash-Flows von CO 2 -Sündernin die Kassen von CO 2 -Vorreitern verschieben.Das finanzielle CO 2 -Risiko ist lautGoldman Sachs sehr ungleich verteilt: 90Prozent dieses Cash-Flow-Transfers entfieleauf die Branchen Öl/Gas, Fluglinien, Transport,Minen, Stahl/Aluminium und Versorger.Nicht nur der Emissionshandel, auch derVerbraucher wird Klimasünder bestrafen.Wenn, wie zu erwarten, die Ölpreise weitersteigen, werden es Spritschlucker auf demAutomarkt schwer haben. So kam eine US-Studie aus dem vergangenen Jahr zu demSchluss, dass Autohersteller bis zu 65 Prozentihres Unternehmenswerts verlierenkönnen, falls sie ihre Flotten technologischnicht auf Klimaschutz trimmen. Wo Risikenschlummern, tun sich auch Chancen auf.So errechneten die Autoren der gleichenStudie, dass Unternehmen der Baubranche,die sich auf energieeffiziente Immobilienspezialisieren, ihren Wert um bis zu 80 Prozentsteigern können. Der Klimaschutz istallerdings nur eines von vielen Feldern, indenen Unternehmen gegenüber Investorenmit Nachhaltigkeit punkten können. Gleichesgilt beispielsweise für fairen Umgangmit Personal, ressourcenschonende Produktionoder den Einsatz erneuerbarer Energien.Dabei belohnen die Investoren nicht nurdie langfristige Kostenersparnis, sondernauch den Imagegewinn. Ein gutes Image bedeutetmehr Umsatz. Verbraucher kaufenbevorzugt bei Unternehmen, denen sie vertrauenkönnen und die nicht mit SkandalenSchlagzeilen machen.Nach einer US-Studie aus dem Jahr 2007hätte der Börsenwert des HandelskonzernsWal-Mart um 8,4 Prozent oder 16 MilliardenDollar höher sein können, wenn Wal-Martähnlich beliebt wäre wie sein KonkurrentTarget. Wal-Mart galt lange als skrupelloserAusbeuter, der sich zudem nicht um Umweltvorschriftenscherte. Laut der Studieberuht etwa ein Viertel des Börsenwerts aufdem Image des Unternehmens. Wal-Marthat inzwischen reagiert und versucht schonseit einigen Jahren, mit Ökokampagnen dasramponierte Image zu verbessern. Das Unternehmensortiert beispielsweise seine •42 Ernst & Young <strong>CCaSS</strong> <strong>News</strong>, Ausgabe 13 | Frühjahr 2010
BuchhinweisZulieferer nach CO 2 -Emissionen aus. Werwenig Treibhausgase in die Luft pustet,bekommt für seine Produkte die besserenRegale. Umweltsünder werden dagegen indie hinteren Ecken des Supermarkts verbannt.Zudem stattet Wal-Mart einen Teilseiner Supermärkte mit Solaranlagen aus,um unabhängiger vom konventionell erzeugtenStrom zu werden.Wie wichtig ein nachhaltiges Image für denGeschäftserfolg ist, lässt sich auch im deutschenEinzelhandel beobachten. Die Drogeriekettedm setzt seit ihrer Gründung 1973auf Nachhaltigkeit, angefangen von der Mitarbeiterförderungbis hin zum Angebot vonNaturkosmetik und Biolebensmitteln. 2008konnte dm den Umsatz in Deutschland um11,4 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro ausbauen,während Marktführer Schlecker imgleichen Zeitraum fünf Prozent einbüßteund nur noch 5,1 Milliarden Euro umsetzte.Spätestens nach einem Skandal um unterbezahlteLeiharbeiter hat Schlecker einernstes Imageproblem. Prompt laufen demUnternehmen die Kunden weg.Neben dem Ansehen des Unternehmenssind auch die Eigenschaften der Produkteentscheidend. Bei Haushaltsgeräten beispielsweisewird der Energie- und Wasserverbrauchfür den Verkaufserfolg immerwichtiger. Einige Unternehmen setzen daherauf Produkte mit Öko-Label. So erzielteder niederländische Elektrokonzern Philipsim vergangenen Jahr 31 Prozent seinerUmsatzerlöse mit grünen Produkten. 2004lag der Anteil bei lediglich drei Prozent.Philips ist auch wegen seiner energiesparendenProdukte in den beiden wichtigstenNachhaltigkeits-Indizes FTSE4Good undDow Jones Sustainability vertreten. Unternehmen,die Aufnahme in solche Indizes finden,haben leichteren Zugang zu ethischökologischorientierten Investoren. Sieverschaffen sich so langfristig zuverlässigeAnteilseigner. Gleichzeitig ist die Zugehörigkeitzu einem Nachhaltigkeits-Index einerheblicher Imagegewinn. Um dauerhaftnachhaltig investierende Anleger bei derStange zu halten, reicht es nicht, Umweltberichteauf Altpapier zu drucken. Eben -so unzureichend ist bloße Kosmetik, Fachleutesprechen von Green Washing. Derbritische Ölkonzern BP beispielsweisetrimmte sein Firmenlogo auf Grün und startetedie Kampagne „Beyond Petroleum“.Auf den ersten Blick sah das Engagementvorbildlich aus. Bei näherem Hinsehen verdunkeltesich das Bild. Marode Pipelines inAlaska, die die Umwelt gefährdeten, undSchlampereien in einer Raffinerie in Texas,die Menschenleben forderten, machtendie grüne PR-Kampagne unglaubwürdig.Nachdem 2006 die leckende Pipeline inAlaska publik wurde, verlor die BP-Aktie anBoden und schloss das Jahr mit einem Minusab. Die Aktie des amerikanischen WettbewerbersExxon dagegen, der nicht alssonderlich nachhaltig gilt, legte im gleichenJahr um etwa ein Viertel zu.Das, was Unternehmen an Nachhaltigkeitversprechen, sollten sie auch in der Praxishalten. Anderenfalls fällt ihnen das GreenWashing wieder auf die Füße. Verbraucherund Investoren werden kein Vertrauen mehrin das Unternehmen haben. Ohne Vertrauenist nachhaltiges Wirtschaften an derBörse nicht viel wert. ■Company value-at-risk and opportunityStretch market beliefCarbon marketsTarget regulationsConsumptionTechnology50%40%Value-at-risk75%6%Martin Gerth:Der grüne BetrugWie echter Klimaschutz zwischen Tagespolitikund Lobbyismus auf der Streckebleibt; Redline Verlag, Dezember2009, 19,90 Euro, 240 Seiten, ISBN978-3-86881-049-3. In seinem Buchbeschreibt der Autor die Tricks der Lobbyisten,das zähe Ringen der Politikerum internationalen Klimaschutz sowieLösungsmöglichkeiten, um die Erderwärmungin erträglichen Grenzen zuhalten.Opportunity-5%65% 60%This vertical line indicates no changein value compared to business as usualSource: Carbon Trust and McKinsey & Co. AnalysisNote: This chart presents the potential value-at-risk for a business-as-usual focussed company that fails to adapt to the transitionto a low carbon economy and the value creation opportunity for a company which is well prepared for the transition.7%6%3%Ernst & Young <strong>CCaSS</strong> <strong>News</strong>, Ausgabe 13 | Frühjahr 2010 43