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CCaSS News - Rudolf X. Ruter

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EY DeutschlandEntschleunigung alswesentliche NachhaltigkeitschanceDie Globalisierung hat mittlerweile sämtliche Lebensbereiche in westlichen Industrienationen erfasst: im Kindergartenwird Chinesisch und Englisch gelehrt, Schulen konkurrieren in internationalen Vergleichsstudien, ständigerreichbare Mitarbeiter werden täglich rund um den Globus geschickt, neue Märkte werden erschlossen, neueProdukte werden ad hoc entwickelt. Auch im Privatleben hält die Globalisierung Einzug: Fusion-Kitchen ist mittlerweileStandard, das gewählte Outfit kommt aus Ländern Asiens, Afrikas und Europas, im Urlaub geht es mal ebenfür ein paar Tage auf die Malediven, das Handy wird selbstverständlich nicht abgeschaltet. Die Globalisierunghat zu einer größeren Konkurrenz geführt, Leistung und Effizienz sind zunehmend gefordert, um im globalenWettbewerb mitzuhalten. Um global Schritt halten zu können, scheint eines unerlässlich zu sein: Beschleunigung.Doch sichert Beschleunigung tatsächlichdauerhaft Wettbewerbsfähigkeit? Ist dasWachstumsparadigma des „Turbokapitalismus“noch zeitgemäß und darüber hinauszukunftsfähig? Erste Gegenbewegungen zurBeschleunigung tauchen auf: Slow Food,Cocooning und Chill Out halten in den privatenAlltag Einzug. Entschleunigung istaber längst nicht mehr nur in der Küche, inder Wohnung oder in hippen Clubs zu finden.Auch die Wirtschaft entdeckt die Rückkehrzum angemessenen Tempo.In den 1990er Jahren standen noch diemittelbaren Folgen der Beschleunigung imFokus der medialen Diskussion zum ThemaEntschleunigung, wie die zunehmende gesundheitlicheund psychische Belastung vonMitarbeitern. Entschleunigung wurde vorallem als Gegenentwurf zur „Entgrenzungder Arbeit“ gesehen. Zunehmend tretennun jedoch die unmittelbaren – ökonomischen– Folgen der stetigen Beschleunigungin den Vordergrund: Es setzt sich die Erkenntnisdurch, dass immer kürzer werdendeInnovationszyklen – die die Folge despostulierten Wachstumsparadigmas sind –zu einem stetig wachsenden Ressourcenverbrauchführen. Dass dieser nicht unend -lich zu stillen ist, gilt mittlerweile als unbe -stritten. Es stellt sich also die Frage, wie1 Brundtland-Kommission, 1987sich ein ständiges „höher, schneller, weiter“so gestalten lässt, dass „die gegenwärtigeGeneration ihre Bedürfnisse befriedigt, ohnedie Fähigkeit der zukünftigen Generation zugefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigenzu können.“ 1 Es macht sich mehr undmehr die Erkenntnis breit, dass Beschleunigungschon heute nicht zu gesteigerterProduktivität und Effizienz führt, geschweigedenn zukünftiges Wachstum sichert.Eines wird schnell deutlich: Entschleunigungund unternehmerische Nachhaltigkeit sindeng miteinander verwandt. Strebt man diegleichzeitige Betrachtung von Ökonomie,Ökologie und Sozialem an, gilt es, die Entschleunigung(wieder)zu entdecken. Esgeht darum, einen effizienten und bewusstenUmgang mit Ressourcen, Menschenund Natur zu erreichen. Doch wie kann Entschleunigungin der unternehmerischenPraxis aussehen? Wie ist ein Paradigmenwechselmöglich? Wie können entsprechendeChange-Prozesse angestoßen werden?Wie lässt sich Entschleunigung in einer beschleunigtenWelt leben?Unter ökonomischen Aspekten meint Entschleunigungvor allem, eine stabile Positionam Markt zu halten und Produkte bereitzustellen,die sich durch eine lange Lebens -dauer auszeichnen. Das erfordert nichtnur zukunftsgerichtete Forschungs- undEntwicklungsleistungen, die nachhaltige Innovationenhervorbringen, sondern aucheinen möglichst effizienten Einsatz sämtlicherRessourcen. Hier kommt die ökologischePerspektive zum Tragen. Jedoch gehtes hierbei nicht nur um einen möglichsteffizienten und schonenden Ressourcenverbrauchund hohe Recyclingraten. Der Trendgeht hin zur Betrachtung des gesamtenProduktlebenszyklus: der Einfluss eines Produktesvon seiner Entstehung (Entwicklung,Materialbeschaffung, Produktion)über die Nutzung – hier sollte das Hauptaugenmerkder Analyse liegen – bis zur Entsorgungwird betrachtet. Produkte mitlangen Lebenszyklen tragen zur Entschleunigungbei, weil die mit hohem Ressourcenverzehrverbundene Produktentwicklungnicht in kurzen Abständen erfolgt. Entschleunigungbei Produktentwicklung undInnovationen wirkt sich aber nicht nur ökonomischpositiv aus, sie verbessert auchsoziale und ökologische Randbedingungen.Entschleunigung heißt aber nicht nur Reduzierungder Geschwindigkeit, sie setzt beimSuffizienzprinzip an. Ökoeffizienz reichtnicht mehr aus, die Ressourcenverknappungzu stoppen. Das Konsumentenverhalten,der ganze Lebensstil einer Gesellschaftmuss sich ändern, um den Prozess einernachhaltigen Entwicklung in Gang zu setzen.Eine Sensibilisierung der Gesellschaft fürdie Nachhaltigkeitsthematik hat längst stattgefundenund so erfreut sich ein Trend •28 Ernst & Young <strong>CCaSS</strong> <strong>News</strong>, Ausgabe 13 | Frühjahr 2010

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