MieterEcho Nr.350 Oktober 2011 - Berliner MieterGemeinschaft eV
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T I T E l<br />
Während sich die Touristen in den Ferienapartments wie zu Hause fühlen sollen, wird für viele Mieter/innen durch die permanent wechselnden Feriengäste das Zusammenleben in<br />
der Hausgemeinschaft zerstört. Foto: nmp<br />
„Der Eingangsbereich wird von einem eisernen Tor verschlossen, das unter anderem von den häufig wechselnden<br />
Gästen der Ferienwohnungen gerne auch zu nachtschlafender Zeit gedankenlos und lautstark ins Schloss<br />
geknallt wird. Die Rollkoffergeräusche bei An- und Abfahrt (inklusive 5 knallenden Taxentüren) und sorglosem<br />
Gelächter nach 24 Uhr oder vor 6 Uhr morgens haben uns schon häufig aus dem Bett fallen lassen.<br />
Unserem Vermieter ist das herzlich egal."<br />
illegale nutzung<br />
Eigentümer freuen sich über die Umzüge ihrer<br />
Mieter/innen in andere Stadtteile. Wer nicht<br />
freiwillig auszieht, wird mit anderen Mitteln<br />
gedrängt. Lukrativer können die Wohnungen<br />
schließlich an anspruchslose „Kurzschläfer“<br />
vermietet werden. Eine Spirale von Verdrängung<br />
und Mietsteigerungen ist in Gang gekommen.<br />
Stadtquartiere ohne Dauerbewohner/innen<br />
sind allerdings für Touristen uninteressant,<br />
wie bereits auch einige Politiker erkannt<br />
haben.<br />
Ein „bisschen Verordnung“ für Beherbergungsstätten<br />
reicht aber nicht aus, um diese<br />
Entwicklung aufzuhalten. Zumal der Betrieb<br />
einer Beherbergungsstätte mit mehr als 12<br />
Betten in einem Wohnhaus schon vor der<br />
Änderung der Betriebs-Verordnung eine Umnutzung<br />
darstellte, die nach der Landesbauordnung<br />
einer Baugenehmigung bedarf.<br />
Rund die Hälfte der 45 Häuser im Wohngebiet<br />
Wilhelmstraße werden derzeitig ungenehmigt<br />
und somit illegal als Beherbergungsstätten<br />
genutzt (siehe auch <strong>MieterEcho</strong> Nr. 333/ April<br />
2009 und Nr. 335/ August 2009). Die Mieter/innen<br />
hoffen, dass der Eigentümer nicht alle<br />
Häuser zu ordentlichen Hotels umbauen wird.<br />
Sie wünschen sich wieder normale Nachbarn,<br />
bei denen man sich mal ein Ei oder fehlenden<br />
Zucker borgen kann.<br />
Betriebs-Verordnung:<br />
Verordnung über den Betrieb von baulichen<br />
Anlagen (Betriebs-Verordnung – BetrVO) vom<br />
10. <strong>Oktober</strong> 2007, geändert durch Verordnung<br />
vom 18. Juni 2010, im Internet:<br />
www.stadtentwicklung.berlin.de/service/<br />
gesetzestexte/de/bauen.shtml<br />
Kontakt und weitere Infos:<br />
Bürgerinitiative Wilhelmstraße Berlin Mitte e.V.<br />
c/o Daniel Dagan,<br />
Wilhelmstraße 90, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030-37306306, Fax: 030-37308092<br />
E-Mail: anwohner@wilhelmstrasse.org<br />
ME 350 / <strong>Oktober</strong> <strong>2011</strong> 15