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Ein neuer Garten entsteht... Hans-Joachim Kleimann begleitet den ...

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» <strong>Ein</strong> <strong>neuer</strong> <strong>Garten</strong> <strong>entsteht</strong> « 5<strong>Ein</strong> <strong>neuer</strong> <strong>Garten</strong> <strong>entsteht</strong>....Der Gärtnermeister <strong>Hans</strong>-<strong>Joachim</strong> <strong>Kleimann</strong> aus Herford <strong>begleitet</strong> <strong>den</strong> japanischen<strong>Garten</strong>gestalter Akinari Atsusawa in Saitama und beschreibt die Umgestaltung eineskleinen Hausgartens in Tokyo.I»Text / bilder: <strong>Hans</strong>-<strong>Joachim</strong> <strong>Kleimann</strong>n der Hitze und Schwüle des August bin ich unterwegs im Raum Tokyo und treffe mich wieder mitAkinari Atsusawa, einem <strong>Garten</strong>gestalter aus Saitama.Natürlich habe ich ihm wieder, wie schon öfter in der Vergangenheit, bei einem aktuellen Projektmit geholfen, um dabei neue <strong>Ein</strong>blicke in japanische Arbeitsweisen zu bekommen.Dieses Mal jedoch nahm er sich die zusätzliche Zeit und zeigte mir einige Objekte, die er in <strong>den</strong> letzten Monatenfertiggestellt hatte. Und so besuchten wir einige seiner Kun<strong>den</strong>, deren private Gärten er angelegt hatte.<strong>Ein</strong> besonderes Highlight war dabei ein kleiner Hausgarten, bei dessen Steinarbeiten ich vor eineinhalb Jahrenselbst noch mit geholfen hatte und jetzt zum ersten Mal das fertige Werk zu sehen bekam.Entschei<strong>den</strong>d für die spätere Nutzung je<strong>den</strong> <strong>Garten</strong>s sind sowohl funktionale wie auch ästhetische Aspekte.In erster Linie gilt es, einen Raum zu schaffen, der eine gewisse Abgeschie<strong>den</strong>heit bietet und der zunächsteinmal vor <strong>Ein</strong>blicken anderer geschützt ist. Gerade auch bei der Planung von Wegbereichen und Terrassen istes wichtig, <strong>den</strong> Flächenbedarf zu berücksichtigen, der eine bequeme Nutzung möglich macht.<strong>Garten</strong>links: <strong>Ein</strong> privater Hausgarten in TokyoDas ganze dann so umzusetzen, daß im <strong>Garten</strong>raum ein Wohlfühlgefühl <strong>entsteht</strong>, daß eine Terrasse zum Verweileneinlädt, und eine Ausgewogenheit zwischen steinernem Baumaterial und pflanzlichem Grün <strong>entsteht</strong>,ist die Aufgabe, die dem <strong>Garten</strong>gestalter gestellt ist. Und hierbei geht Herr Atsusawa ungewöhnliche Wege.Er ist bekannt für modernes Design. Runde Formen, sowohl als Mauer wie auch als Terrasse, sind sein Stil, unddamit steht dieser im krassen Gegensatz zur klassischen japanischen Gestaltung.Japanische Gestaltung, ganz gleich in welchem Zusammenhang, gilt weithin bekannt als schlicht, einfach,zweckmäßig, schnörkellos und geradeaus. Klassische Wegelemente wie ein Nobedan sind rechtwinklig, dasGrundstück ist selbst sowieso geradlinig eingemauert, Gebäude und Zimmer wer<strong>den</strong> nach der Anzahl derTatami-Matten, die dort hineinpassen wür<strong>den</strong>, in der Größe bemessen und selbst das Schriftzeichen für <strong>Garten</strong>ist rechtwinklig umrandet.» koi kurier | 3-2011 «


6 »<strong>Ein</strong> <strong>neuer</strong> <strong>Garten</strong> <strong>entsteht</strong> «Alle <strong>Garten</strong>elemente sind zuvor in einem Plan festgehalten wor<strong>den</strong>Im Bereich des Wasserspiels wer<strong>den</strong> mehrere große Steine mit in das MauerwerkmiteinbezogenAkinari Atsusawa schafft es hier, innerhalb der klassischenjapanischen <strong>Garten</strong>mauern, die von außen dieSicht versperren, mit run<strong>den</strong>, fließen<strong>den</strong> Linien Spannungaufzubauen und Formkontraste zu setzen.Dabei bezieht er sowohl die Form der Wege, der Beete,der Terrasse und auch die des Wasserlaufes mitein.Dass zu einem modernen japanischen Hausgartenauch eine kleine Rasenfläche gehört, ist ebenfallsselbstverständlich. Und wer heute immer noch glaubt,der Japaner deckt seine Gärten nur großflächig mitKies ab, der bastelt nur auf <strong>Garten</strong>zwergniveau.Dass zu einem modernen japanischen Hausgartenauch eine kleine Rasenfläche gehört, ist ebenfallsselbstverständlich.Im Februar 2010 begannen die Arbeiten; es wurde sowohl das Haus renoviert und das Dach neu eingedeckt, wieauch der <strong>Garten</strong> völlig neu überplant und neben der Hauszuwegung durch hüfthohe Natursteinmauern ein fürsich geschlossener <strong>Garten</strong>bereich geschaffen, der einem europäischen <strong>Garten</strong> durchaus ähnlich ist.Herr Horiuchi, ein Mitarbeiter Atsusawas, zeigt mir <strong>den</strong> Plan, der vorgibt, was zu machen ist.Der vormals ebene <strong>Garten</strong>raum wird nach hinten und zur rechten Seite erhöht; dazu wer<strong>den</strong> Natursteinmauernerrichtet und mit Erde hinterfüllt. In der hinteren rechten Ecke wird ein Wasserspiel installiert. Das Wasser, daßaus der „Felswand“ plätschert und ebenso aus der Schale fließt, speist einen kleinen Bachlauf, der <strong>den</strong> hinteren<strong>Garten</strong>bereich durchlaufen soll.Wir beginnen mit <strong>den</strong> Natursteinmauern, deren Konturen mit Hilfe von biegsamen Eisenstangen exakt vorgegebenwur<strong>den</strong>. Sie grün<strong>den</strong> auf einem ca. 40 cm tiefen Betonfundament und erhalten eine Hinterbetonierungin etwa 15 cm Stärke.» koi kurier | 3-2011 «


» <strong>Ein</strong> <strong>neuer</strong> <strong>Garten</strong> <strong>entsteht</strong> « 7Vom Gaijin zum Kenshuusei...Auch die frei stehen<strong>den</strong> Mauern, die <strong>den</strong> <strong>Garten</strong>raumzum <strong>Ein</strong>gangsbereich hin abtrennen, haben einen Betonkern.Besonders natürlich wirkt das Bereich desWasserspiels durch <strong>den</strong> <strong>Ein</strong>bezug großer <strong>Ein</strong>zelsteine,die im Kontrast zum kleinen Bruchsteinmaterial stehen.Bei der Errichtung der Steinmauern (japanisch: ishizumi)wird auf peinlich genauen Fugenverlauf geachtet.Alle Steine wer<strong>den</strong> entsprechend zugerichtet, damitsie lagerhaft verbaut mit gleichmäßigem Fugenbildfest aufeinander stehen. Erst dann wird der Beton vonhinten zugegeben.SteinmauerDie Bo<strong>den</strong>anfüllung erfolgte per KranSchwarzkieferGrundsätzlich soll später von vorn nur der Naturstein sichtbar sein; Beton und auch Zementflecken sind genausoverpönt wie Kreuzfugen und nicht exakter Kurvenverlauf.Natürlich fehlte im <strong>Garten</strong> noch eine große Menge Erde, um die Mauern hinterfüllen zu können. Weil hier wieso oft in Japan der Platz fehlt, um schwere Erdbaugeräte einzusetzen, wird vieles mit dem Ladekran des LKWerledigt. Er leistete schon vorher gute Dienste, hob das Steinmaterial in <strong>den</strong> <strong>Garten</strong> hinein und ermöglichte auchdas Verpflanzen der großen Schwarzkiefer (kuromatsu) neben dem <strong>Ein</strong>gang.Die Erde wurde zuvor auf dicken Planen mit Kranösen angeliefert und konnte nun einfach über die Mauerngehoben wer<strong>den</strong>, um sie dann direkt an Ort und Stelle einbauen zu können.» koi kurier | 3-2011 «


8 »<strong>Ein</strong> <strong>neuer</strong> <strong>Garten</strong> <strong>entsteht</strong> «Das Wasserspiel wird aus Felsen und Beton zusammengesetztDie gleiche Situation in eingewachsenem ZustandBesondere Aufmerksamkeit erforderte der Bau desWasserspiels.Für <strong>den</strong> Betrachter verdeckt wird ein Sammelbeckenam Ende des geplanten Wasserlaufes versenkt, dasdas Wasser aufnimmt und von wo es mit einer kleinenPumpe zum Ursprung an der Felswand zurück befördertwird.Im Wasserspielbereich wird die Bo<strong>den</strong>fläche mitBeton so waagerecht angelegt, daß sich später dasWasser gleichmäßig darin staut, bevor es in <strong>den</strong>Bachlauf weiterfließt.DachziegelAzaleeDer Bachlauf selbst <strong>entsteht</strong> ebenfalls aus Beton; erist seitlich mit Aluminium-Winkelprofilen eingefasst,um exakte Konturen an der späteren Vegetationsflächezu haben.WidertonmoosDie alte Hauszuwegung bot keinerlei Sichtschutz auf<strong>den</strong> <strong>Ein</strong>gangsbereichFrüher wirkte der <strong>Ein</strong>gangsbereich recht einfach und übersichtlich. Es fehlte jede optische Barriere, um <strong>den</strong>inneren <strong>Garten</strong>raum vor Blicken von außen zu schützen.Neu ist hier ein Sichtschutzelement aus traditioneller Lehmbauweise, in das Herr Atsusawa einige japanischeDachziegel (kawara) mit integriert hatte.Die kleine Kiefer vor der Haustür hat dadurch einen neuen Hintergrund bekommen.Die Bo<strong>den</strong>fläche wurde mit Widertonmoos (sugigoke) und hohem Schlangenbart (ryuunohige) strukturiert.Dazu wur<strong>den</strong> auch Felsen mit eingearbeitet.Neu ist hier die Sichtschutzwand in LehmbauweiseZur Wegseite wird das Beet mit einer niedrigen Hecke aus Azaleen (tsutsuji) begrenzt.» koi kurier | 3-2011 «


12 »<strong>Ein</strong> <strong>neuer</strong> <strong>Garten</strong> <strong>entsteht</strong> «Moose schaffen einen naturhaften Charakter; sowohl innerhalb der Bepflanzung wieauch zwischen <strong>den</strong> SteinenDiese ist auch mit Moos belegt, das sich auch in dieFugen des Ishibari hineinzieht und diese wegähnlicheSteinsetzung damit besonders natürlich aussehenläßt.Zur Verwendung kamen unter anderem der JapanischeHartriegel (Cornus kousa), die japanische Lavendelheide(Pieris japonica), die Mahonie (Mahoniajaponica), sowie natürlich mehrere japanische Schlitzahorne(Shidare momiji) und eine japanische Hängekirschehinter dem Wasserspiel (Shidare Zakura).Der dominanteste Baum ist sicherlich die ursprünglichbereits vorhan<strong>den</strong>e Schwarzkiefer (Pinus thunbergii),die lediglich einige Meter versetzt wurde und wiedergeneigt eingepflanzt wurde.Der dominantesteBaum ist sicherlich dieursprünglich bereitsvorhan<strong>den</strong>eSchwarzkiefer.<strong>Ein</strong> Blick von der <strong>Ein</strong>gangsseiteWasserspielSchlitzahornSchwarzkiefer» koi kurier | 3-2011 «

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