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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Moralische Überlegungen über die Gesellschaft, die alle Erfindungen und Erneuerungen nurskeptisch oder überhaupt nicht annimmt, sind also die Hauptbeweggründe Fausts für denTeufelspakt. Beispielsweise Bücher werden in dieser Gesellschaft als „streuende Macht derLüge” 316 angesehen - aus diesem Grund hat die Buchdruckerei zunächst auch <strong>ein</strong>enschlechten Ruf. Faust will „Reichtum, Ruhm und Ehre” durch s<strong>ein</strong>e Erfindung bekommen,aber die Menschen lehnen die Erfindung ab, schätzen sie nicht genug. Somit stürzt Faust inElend - das Armuts-Motiv 317 , das auch in den volkstümlichen Bearbeitungen vorkommt, trittauf 318 - und weiß sich nicht anders zu helfen als durch <strong>ein</strong>en Pakt mit dem Teufel: „So senktesich bald der Gedanke tief in s<strong>ein</strong>e Seele, nur <strong>ein</strong> Geist der andern Welt könnte s<strong>ein</strong>em Elendabhelfen, und ihm Licht über die Gegenstände geben.” 319Bevor der Pakt geschlossen wird, werden die Bestimmungen für <strong>ein</strong>e Wette besprochen. 320Hier, wie schon im Puppenspiel, gehen Faust und der Teufelsgesandte Leviathan, <strong>ein</strong>e Wette<strong>ein</strong>: Faust will den „Teufel zwingen, an die Tugend der Menschen zu glauben” 321 . Leviathans<strong>ein</strong>erseits verspricht, wenn Faust ihn vom moralischen Wert des Menschen überzeugenkann: „Dann will ich als Lügner zur Hölle fahren, und dir den Bundbrief zurückgeben” 322 . DieMöglichkeit, den Pakt aufzulösen, sollten die ver<strong>ein</strong>barten Bedingungen seitens des Teufelsnicht <strong>ein</strong>gehalten werden, ist also hier, wie auch im Puppenspiel, vorhanden. Der Pakt wirdam Ende des ersten Buchs geschlossen - allerdings fehlt <strong>ein</strong>e konkrete Schilderung dieserZeremonie.Faust und Leviathan reisen um die Welt - Faust versucht, in allem zunächst das Gute zufinden, um Leviathan vom moralischen Wert des Menschen zu überzeugen. „Leviathan willFaust den Menschen ‚nackend’ zeigen, um ihm den Glauben an <strong>ein</strong>en guten Gott und <strong>ein</strong>esinnvolle Welt zu rauben, den Glauben an den ‚Zweck’, an ‚Leitung und Langmut desEwigen’.” 323 Deshalb warnt er Faust vor manchen Ereignissen nicht im Voraus. Leviathanführt ihn nur dorthin, wo er Faust die Verdorbenheit der Menschen zeigen kann. Leviathan316 Lubkoll: “und wär’s <strong>ein</strong> Augenblick...”, S. 104.317 Mahal: Mephistos Metamorphosen. S. 304. Auch Lubkoll weist auf die “ökonomischen Motive” Fausts hin(“und wär’s <strong>ein</strong> Augenblick...”, S. 109.), und Kreuzer m<strong>ein</strong>t: “Die Not treibt Faust in die Arme des Teufels”(Zum Experiment des ‘faustischen Ich’ , S. 143.).318 Z.B. in der schwedischen Den Beryktade Trollkarlen... ist die drohende Armut nach dem Verschwenden desErbes <strong>ein</strong> Grund zu dem Pakt mit dem Teufel.319 Fausts Leben... S. 12.320 Mahal sagt zwar (Mahal: Mephistos Metamorphosen, S. 314.), daß es “sich hier um die erste Wette des Faust-Stoffs, der bisher nur den Pakt gekannt hatte”, handelt, aber dies war ja bereits im Puppenspiel der Fall.321 Fausts Leben... S. 50.322 Fausts Leben, S. 50.323 Kreutzer: Zum Experiment des ‘faustischen Ich’, S. 143.93

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