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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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IV.II Der Teufelspakt in literarischen Faust-BearbeitungenA. Deutschsprachige WerkeA. 1. Friedrich Maximilian Klinger: Fausts Leben, Taten und HöllenfahrtFriedrich Maximilian Klingers Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt ist das erste Werk derGattung Roman, das über die Faust-Gestalt verfasst worden ist. 298 Es erschien im Jahre 1791in St. Petersburg unter dem Pseudonym Johann Friedrich Kriele und wurde sofort <strong>ein</strong> Erfolg;<strong>ein</strong>e zweite, erweiterte Auflage erschien bereits im Jahre 1794. Der Roman besteht aus fünfBüchern: Im ersten Buch wird Fausts Weg zum Teufelspakt beschrieben, im zweiten, drittenund vierten Buch werden die Reisen Fausts und Leviathans 299 , sowie die Taten, die Faust mitHilfe des Teufels vollzogen hat, geschildert. Im fünften Buch öffnet der Teufel schließlichFaust die Augen für die Folgen s<strong>ein</strong>er Taten - Fausts Leben endet in der Hölle.Klingers Faust steht zwischen verschiedenen literarischen Epochen. Der Roman ist im Geistedes Sturm und Drang verfasst worden, obwohl diese Periode ihre Blütezeit bereits in den 70erJahren des 18. Jahrhunderts erlebte. Zudem enthält er aufklärerische Züge, gehört zeitlich abermehr zur Klassik.Deutlich ist bei [Klinger] noch das Sturm-und-Drang-Motiv des maßlos Begehrendenerkennbar, freilich weniger im Sinne <strong>ein</strong>es Erkenntnisstrebens, sondern im Gefolge dermoralischen Aufklärerposition als Un<strong>ein</strong>sichtigkeit in die notwendige Einschränkungder Sinnlichkeit zugunsten der Vernunft. 300Die charakteristischen Eigenschaften von Klingers Faust – „stolze Kraft des Geistes, hohes,feuriges Gefühl des Herzens und <strong>ein</strong>e blühende Einbildungskraft” 301 - stammen deutlich ausdem Sturm und Drang. 302 Der Sturm-und-Drang-Typus wird bei Klinger aber von <strong>ein</strong>emgesellschaftlichen Gesichtspunkt aus kritisiert:Klinger hält noch nach s<strong>ein</strong>er Sturm-und-Drang-Phase in s<strong>ein</strong>em ‚Faust’-Romanvon 1791 am Typus des Sturm-und-Drang-Faust fest, aber er kritisiert ihn nunradikal. Nicht etwa aus der Perspektive der bestehenden Gesellschaft, die er298 Mahal: Mephistos Metamorphosen. S. 297, Anm.1: „Wir haben es hier mit dem ersten Roman der Faust-Tradition zu tun, die bisher - mit Ausnahme des episch-kunstlosen Volksbuches und dessen verändertenNeuauflagen - ausschließlich und seit MARLOWE in zahlreichen Filiationen die dramatische Gattung bevorzugthatte”.299 Bei Klinger heißt der teuflische Gesandte Leviathan statt Mephistopheles.300 Uwe Heldts Nachwort zu Klingers Faust, S. 258.301 Klinger: Fausts Leben..., S. 9.302 Siehe dazu auch Lubkoll: „und wär’s <strong>ein</strong> Augenblick...”, S. 97, Anm. 41.90

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