ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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13.07.2015 Aufrufe

Nachdem der Pakt geschlossen ist, begeben sich Faust und Mephistopheles auf Reisen. BeiKastman wird jedoch noch hinzugefügt, dass an der Universität, an der Faust unterrichtet hat,nun großer Aufruhr herrscht, da Faust verschwunden ist. Wagner soll gewusst haben, wo sichFaust aufhält, aber nichts gesagt haben. Es werden auch viele Vermutungen von Menschengeäußert, was mit Faust geschehen sein mag. Dieser Abschnitt leitet sich nicht von GoethesFaust ab, es ist jedoch denkbar, dass Kastman sich gezwungen sah, um die äußeren Umständezu klären, einige Erklärungen auch an dieser Stelle zu geben. Andererseits könnte man auchvermuten, dass Kastman das schwedische Volksbuch Den Beryktade Trollkarlen gekannt hat,in dem Faust seinem Famulus Wagner ja eine Art Stellvertreterrolle gibt, während er aufReisen ist. 291Durch einen Zaubertrank wird Faust in der Hexenküche verjüngt und verliebt sich kraft desTrankes sogleich in Margareta. Die folgende „Gretchen“-Handlung ist dem GoetheschenVorbild im Großen und Ganzen entlehnt, kompliziertere Vorgänge sind weggelassen undandere Dinge erklärt worden. Beispielsweise informiert Kastman seinen Leser darüber, dassder Tod von Margaretas Mutter durch das Schlafmittel noch schlimmer war als ein Tod imAllgemeinen, da „enligt romersk-katolska kyrkans uppfattning, den, som dör utan att därtillförberedas av prästen, får lida längre kval i skärselden, äfven om den döde varit from ochgod.“ 292 Kastman geht also davon aus, dass Gretchen katholisch war, und muss in seiner Rolleals Lehrer seine Leser, da diese in Schweden vorrangig lutherischen Glaubens sind, über dieBesonderheiten des katholischen Glaubens unterrichten. Wie bei Goethe wird Gretchen amEnde gerettet (S. 63: „Frälst“, „Ist gerettet“) und Faust fängt ein „neues Leben“ an:Han kände lust och mod att börja ett nytt lif. Det hade han emellertid lärt sig, att hanhade ögon ej för att blinkande stirra i solen utan för att ”iakttaga” solljusets återsken påden härliga färgprakt, som efter en mörk natt utgjuter sig öfver jorden. Nu förstod hanock, att det ej var hans uppgift som människa att här på jorden verka med krafter,jämlika med Guds, utan att han skulle verka i Guds sinne och anda med de krafter,Gud förlänat. 293einem solchen Fall wäre er vorloren und in den Abgrund verdammt. Deshalb fragte der listige Mephistopheles:‚Wie soll’s werden, wenn du dich zur Ruhe legst?’ Faust wurde böse bei dem Gedanken, dass dieser ihm etwasverschaffen könnte, was ihm glücklich und zufrieden machen könnte. Er sagte, dass er sogleich sterben und dembösen Geist gehören wollte, wenn dieser ihm Solches geben könnte.”291 S.o., S. 76f.292 Anmerkung auf der Seite 55, Übers: „nach der römisch-katholischen Kirche muss derjenige, der stirbt, ohnedarauf durch einen Pfarrer vorbereitet worden zu sein, längere Qualen im Fegefeuer erleiden, auch wenn derTote fromm und gut gewesen ist.“293 S. 64f, Übers.: „Er fühlte Lust und Mut, ein neues Leben anzufangen. Er hatte mittlerweile gelernt, dass ernicht Augen hatte, um damit blinzelnd in die Sonne zu starren, sondern um die Widerspiegelung der Sonne ander herrlichen Farbenpracht zu ‚beobachten’, die nach einer dunklen Nacht sich über die Erde ergießt. Jetztverstand er auch, dass es nicht seine Aufgabe als Mensch war, hier auf der Erde mit Kräften zu wirken, die mit86

Erneut wird hier Gott „hinzugedichtet”, in Faust II wird in Fausts Monolog Gott nicht miteinem Wort erwähnt – Kastmans Erzieherfunktion ist wieder sichtbar, er möchte seinen Faustbehütet und auf Gott vertrauend wissen und dieses Gefühl seinen Lesern ebenfalls vermitteln.Nun zieht es Faust in die „große Welt“, für Kastman die Welt der Fürsten und Könige. Hiernimmt Faust an einem Maskenball teil und beschwört Geister, unter anderem auch Paris undHelena, am kaiserlichen Hof. Auch von Wagners „Produkt“, dem künstlichen MenschenHomunculus, wird berichtet, und wie er Mephistopheles und Faust im antiken Griechenland,während der klassischen Walpurgisnacht, den Weg zeigt. Die Verbindung zu Helena wirdhergestellt, die Liebesbeziehung und die Geburt des Sohnes Euphorion geschildert. Alles folgtdem Muster Goethes, jedoch drastisch vereinfacht.Das Ende von Kastmans Bearbeitung folgt ebenfalls der Goetheschen Linie, jedoch miteinigen Änderungen. Hier erkennt Mephistopheles, dass es ihm nicht gelungen sei, Faust aufseine Wege zu führen, dass dieser trotz aller Versuchungen und Ablenkungen immer weitergestrebt habe und sich nie zufrieden gegeben habe. Faust hat jedoch die Worte derPaktbedingung ausgesprochen, die ihn dem Teufel anheim fallen lassen sollen:Faust hade nämligen gått in på, att han skulle följa Mefistofeles till afgrunden, när hanfunnit någon tidpunkt så tilltalande, att han sagt till den: „Dröj dock, du är så skön!“Nu hade Faust sagt dessa ord till en viss tidpunkt, visserligen till en tidpunkt i enframtidsdröm, men han hade dock därvid sagt, att han i förkänsla af dennaframtidslycka njöte sitt lifs bästa tid. 294Aufgrund dieser Worte sieht sich Mephistopheles als Sieger im Kampf über Fausts Seele. Erist sich jedoch noch nicht sicher, ob sein Anspruch darauf anerkannt wird:Men Mefistofeles var dock icke säker, att man skulle godkänna hans anspråk. Hanbeslöt därför, att han skulle störta sig öfver Fausts själ, så snart denna lämnat kroppen,hålla fram för denna den med blod skrifna förbindelsen samt föra själen med sig tillafgrunden. När själen lämnat kroppen, är den, så trodde man, icke genast klar öfver sitttillstånd; vid den häftar ännu mycket jordiskt; från detta måste den renas, innan dendenen Gottes vergleichbar sind, sondern dass er im Sinne und Geiste Gottes wirken sollte, mit den Kräften, dieihm Gott verliehen hat.“294 S. 97, Übers.: „Faust war nämlich darauf eingegangen, dass er Mephistopheles folgen würde, sobald er einenAugenblick so ansprechend gefunden hätte, dass er zu ihm sagte: ‚Verweile doch, du bist so schön!’ Jetzt hatteFaust diese Worte zu einem bestimmten Zeitpunkt gesagt, gewiss zu einem Zeitpunkt in einem Zukunftstraum,aber er hatte doch gesagt, dass er im Vorgefühl von diesem Glück nun die beste Zeit seines Lebens genießenwürde.“87

Erneut wird hier Gott „hinzugedichtet”, in Faust II wird in Fausts Monolog Gott nicht mit<strong>ein</strong>em Wort erwähnt – Kastmans Erzieherfunktion ist wieder sichtbar, er möchte s<strong>ein</strong>en Faustbehütet und auf Gott vertrauend wissen und dieses Gefühl s<strong>ein</strong>en Lesern ebenfalls vermitteln.Nun zieht es Faust in die „große Welt“, für Kastman die Welt der Fürsten und Könige. Hiernimmt Faust an <strong>ein</strong>em Maskenball teil und beschwört Geister, unter anderem auch Paris undHelena, am kaiserlichen Hof. Auch von Wagners „Produkt“, dem künstlichen MenschenHomunculus, wird berichtet, und wie er Mephistopheles und Faust im antiken Griechenland,während der klassischen Walpurgisnacht, den Weg zeigt. Die Verbindung zu Helena wirdhergestellt, die Liebesbeziehung und die Geburt des Sohnes Euphorion geschildert. Alles folgtdem Muster Goethes, jedoch drastisch ver<strong>ein</strong>facht.Das Ende von Kastmans Bearbeitung folgt ebenfalls der Goetheschen Linie, jedoch mit<strong>ein</strong>igen Änderungen. Hier erkennt Mephistopheles, dass es ihm nicht gelungen sei, Faust aufs<strong>ein</strong>e Wege zu führen, dass dieser trotz aller Versuchungen und Ablenkungen immer weitergestrebt habe und sich nie zufrieden gegeben habe. Faust hat jedoch die Worte derPaktbedingung ausgesprochen, die ihn dem Teufel anheim fallen lassen sollen:Faust hade nämligen gått in på, att han skulle följa Mefistofeles till afgrunden, när hanfunnit någon tidpunkt så tilltalande, att han sagt till den: „Dröj dock, du är så skön!“Nu hade Faust sagt dessa ord till en viss tidpunkt, visserligen till en tidpunkt i enframtidsdröm, men han hade dock därvid sagt, att han i förkänsla af dennaframtidslycka njöte sitt lifs bästa tid. 294Aufgrund dieser Worte sieht sich Mephistopheles als Sieger im Kampf über Fausts Seele. Erist sich jedoch noch nicht sicher, ob s<strong>ein</strong> Anspruch darauf anerkannt wird:Men Mefistofeles var dock icke säker, att man skulle godkänna hans anspråk. Hanbeslöt därför, att han skulle störta sig öfver Fausts själ, så snart denna lämnat kroppen,hålla fram för denna den med blod skrifna förbindelsen samt föra själen med sig tillafgrunden. När själen lämnat kroppen, är den, så trodde man, icke genast klar öfver sitttillstånd; vid den häftar ännu mycket jordiskt; från detta måste den renas, innan dendenen Gottes vergleichbar sind, sondern dass er im Sinne und Geiste Gottes wirken sollte, mit den Kräften, dieihm Gott verliehen hat.“294 S. 97, Übers.: „Faust war nämlich darauf <strong>ein</strong>gegangen, dass er Mephistopheles folgen würde, sobald er <strong>ein</strong>enAugenblick so ansprechend gefunden hätte, dass er zu ihm sagte: ‚Verweile doch, du bist so schön!’ Jetzt hatteFaust diese Worte zu <strong>ein</strong>em bestimmten Zeitpunkt gesagt, gewiss zu <strong>ein</strong>em Zeitpunkt in <strong>ein</strong>em Zukunftstraum,aber er hatte doch gesagt, dass er im Vorgefühl von diesem Glück nun die beste Zeit s<strong>ein</strong>es Lebens genießenwürde.“87

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