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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Protagonisten geschehen könnte und geschehen wird. 275 Bedenkt man zudem die Tatsache,dass <strong>ein</strong> Teufelspakt sowohl im finnischen als auch im schwedischen Sprachraum kaumsolche Bedrohlichkeit besaß wie in Deutschland, sondern dass der Teufel des Christentums inden nordischen Ländern immer schon als dumm und <strong>ein</strong>fältig galt und k<strong>ein</strong> ernst zunehmender Gegner Gottes s<strong>ein</strong> konnte, wäre <strong>ein</strong> derart schroffes leibliches und seelischesEnde für Faust in dieser Region vollkommen übertrieben und unglaubwürdig gewesen.In Waldemar Liungmans Sammlung Sveriges Sägner i ord och bild aus dem Jahr 1957 gibt esBeispiele von Sagen, in denen <strong>ein</strong> Mann sich dem Teufel verkauft. Lässt man denBeweggrund zu <strong>ein</strong>em solchen Handel und die äußeren Umstände 276 beiseite, kann manfeststellen, dass der Teufel in diesen Sagen nie so stark und mächtig ist, wie er sich gern gibt.In der Sage Nr. 301 (Liungmans Nummerierung), die aus dem 17. Jahrhundert stammt, gehtes um <strong>ein</strong>en sehr armen Bauern aus dem Småland mit dem Namen Sven, der <strong>ein</strong>e großeKinderschar hat und sie immer schlechter ernähren kann, der Baumrinde in das Mehlvermengen muss, um s<strong>ein</strong>er Familie überhaupt etwas Essbares bieten zu können. Einmalersch<strong>ein</strong>t ihm im Wald „en fin mörkklädd herre med ett armborst över axeln. En stor svarthund med glödande ögon lunkade vid hans sida.“ 277 Dieser Mann, der Teufel selbst, bietetSven an, ihn mit Geld und Eigentum zu versorgen, wenn dieser im Gegenzug entweder nach<strong>ein</strong>er bestimmten Anzahl an Jahren, oder wenn er von dem so gewonnenen Reichtum genughätte, ihm gehören würde. Zweimal im Jahr, nicht mehr und nicht weniger, würde der Teufelihn besuchen kommen. Diese Besuche sind als <strong>ein</strong>e Pflicht des Teufels anzusehen: Wenn erzu s<strong>ein</strong>en Besuchsterminen nicht pünktlich ersch<strong>ein</strong>t, ist der Pakt gebrochen und Sven wiederfrei.Die Zeit vergeht, Sven wird reicher und wohlhabender, baut sich <strong>ein</strong> neues Haus undorganisiert immer zweimal im Jahr <strong>ein</strong> großes Fest, zu dem dann nachts auch der Teufelkommt. Bis <strong>ein</strong>es Nachts, im letzten Kalenderjahr vor der Vollstreckung der Paktbedingung,der Teufel nicht ersch<strong>ein</strong>t. Sven wird vor lauter Aufregung zunächst ohnmächtig, kommt aberrechtzeitig zu sich:275 In Thomas Manns im 20. Jahrhundert erschienenen Roman „Doktor Faustus“ sch<strong>ein</strong>t zunächst der Pakt mitdem Teufel für den Komponisten Leverkühn mit <strong>ein</strong>er vollkommenen leiblichen und seelischen Zerstörung zuenden, auch wenn dies für die moderne Zeit <strong>ein</strong>e ungewöhnlich harte Lösung ist. Allerdings spielen hier dieungeheuerlich „bösen“ Erinnerungen des Zweiten Weltkrieges, die manche Moralauffassungen radikal geänderthaben, auch <strong>ein</strong>e Rolle.Es gibt jedoch auch in Manns Roman viele Hinweise auf <strong>ein</strong>en milderen Ausgang, der eher zeittypisch wäre.Dazu mehr im Kapitel IV.II. A.6.276 Der Beweggrund für <strong>ein</strong>en Pakt mit dem Teufel war in Schweden oft Reichtum oder gutes Jagdglück, SieheLiungman, S. 87.277 Liungman: Sveriges sägner, S. 89, Übers.: „<strong>ein</strong> f<strong>ein</strong>er, dunkel gekleideter Herr mit <strong>ein</strong>er Armbrust über derSchulter. Ein großer schwarzer Hund mit glühenden Augen trottete an s<strong>ein</strong>er Seite.“80

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