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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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som sagt: öfwer en syndare, som sig omwänder, skall blifwa mera glädje i himmelenän öfwen tusende rättfärdiga. 267Faust ist sehr angetan von der Milde und Güte des Geistlichen, kann sich aber mit derErkenntnis zufrieden geben, er sei „nur” wie alle anderen Menschen. Er fällt erneut in <strong>ein</strong>enZustand der Trostlosigkeit und Verzweiflung. In <strong>ein</strong>em solchen geistigen Zustand Fausts istes für den Teufel <strong>ein</strong>fach, ihn wieder durch üble Rede und Lästerung von Gott abzuwendenund zum Bösen zurückzubringen. Dieses Verfahren wiederholt sich noch <strong>ein</strong>ige Male: derGeistliche beruhigt Faust, der sich danach gestärkt fühlt, aber im nächsten schwachenMoment ersch<strong>ein</strong>t wieder der Teufel und verunsichert Faust. 268 Fausts seelischer Zustand istlabil, und zum Ende hin ist er so verzweifelt, dass er die verhängnisvollen Worte ausspricht:„Ack!“ utropade Faust; „mina synders tal är för stort; jag är icke wärd, att Gud skulleförbarma sig öfwer mig!“ 269Von nun an wird Faust ruhiger. Er lässt sich nicht durch die teuflischen Ersch<strong>ein</strong>ungen ausder Ruhe bringen, sondern macht deutlich, dass er bereit sei, zu sterben. Er arrangiert <strong>ein</strong>großes Essen für s<strong>ein</strong>e Freunde sowie für den Geistlichen, der ihn so oft besucht hat, in <strong>ein</strong>emGasthaus, und bittet sie alle darum, in s<strong>ein</strong>er Nähe zu bleiben und ihn in s<strong>ein</strong>en Tod zubegleiten. Der Geistliche erzählt allen Anwesenden auf Fausts Wunsch alles, worüber Faustund er sich unterhalten haben. Dies ist <strong>ein</strong> interessanter Unterschied im Vergleich zu allenvorangegangenen Faust-Fassungen: Die Historia, Pfitzers Faustbuch sowie der schwedischeKort Utdrag lassen Faust selbst s<strong>ein</strong>e teufelsbündlerische Lebensgeschichte erzählen, hierübergibt Faust diese Aufgabe dem vertrauenswürdigen Geistlichen:Sedan gick han till den andlige och sade till honom: ”Berätta wännerna allt hwad niwet om mig och – farwäl! Faren alla wäl! Ingen, som har sitt lif kärt, må följa mig. Jaghoppas, wi återse hwarandra ändock en gång.“ – Med deßa ord aflägsnade sig Faustoch begaf sig till ett rum i öfre våningen. Den andlige tog genast ordet och berättadeallt, som gått för sig mellan Faust och honom, äfwensom det, hwilket Faust meddelathonom rörande sin förflutna lefnad. 270267 S. 88, Übers.: „D<strong>ein</strong> Trost sei der Gedanke, dass Gottes <strong>ein</strong>geborener Sohn auch für dich gelitten und geblutethat; dass er es ist, der für immer die Macht der Sünde und des Todes gebrochen hat, und dass er es ist, der gesagthat: über <strong>ein</strong>en Sünder, der sich bekehrt, soll mehr Freude im Himmel s<strong>ein</strong>, als über tausende Rechtfertige.“(Bibelzitat vgl. Lukas 15,7)268 Einen ähnlichen Kampf um Fausts Seele findet man nicht in der Historia, dort ist der Versuch des frommenNachbarn, Faust zu helfen oder zu bekehren, eher schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Diesewiederholten Tröstungsversuche finden sich jedoch in der Fassung Pfitzers wieder: Der „Theologus“ (Pfitzer, S.551), der Faust tröstet, kehrt immer wieder zurück.269 S. 96, Übers.: „ ‚Ach!’ rief Faust aus; ‚die Zahl m<strong>ein</strong>er Sünden ist zu groß; ich bin es nicht wert, dass Gottsich m<strong>ein</strong>er erbarmen würde!’ “270 S. 99, Übers.: „Dann ging er zu dem Geistlichen und sagte zu ihm: ‚Erzähle den Freunden alles, was Sie übermich wissen – und auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen alle! K<strong>ein</strong>er, der s<strong>ein</strong> Leben liebt, soll mir folgen. Ichhoffe, dass wir uns trotzdem <strong>ein</strong>mal wieder sehen.’ – Mit diesen Worten entfernte sich Faust und begab sich in<strong>ein</strong> Zimmer im Obergeschoss. Der Geistliche ergriff sofort das Wort und erzählte alles, was zwischen Faust undihm vor sich gegangen war, wie auch das, was ihm Faust über s<strong>ein</strong> vergangenes Leben mitgeteilt hatte.“78

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