13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schwelgens in grenzenlosem Genuss nimmt s<strong>ein</strong> Vermögen ab und er muss andere Methodenentwickeln, um den gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten. 237 An dieser Stelle trittnun der Teufel <strong>ein</strong>. Der spätere Pakt mit Mephistopheles entsteht in dieser schwedischenVersion folglich aus Habgier, bzw. aus Angst, den Lebensstandard zu verlieren, an den Faustsich mit Hilfe des Erbes gewöhnt hat.Faust beschwört zunächst Satan selbst und es ersch<strong>ein</strong>t <strong>ein</strong> Geist, der sich willig erweist,Faust zu dienen, wenn dieser sich nur an die Bedingungen hält, die ihm gestellt werden. Amnächsten Tag ersch<strong>ein</strong>t der Geist erneut mit den Bedingungen, die im Großen und Ganzendenen der frühen deutschen Faust-Pakte ähneln:1. Du afsäger dig Gud och alla himmelska härskaror;2. Du lofwar, att wara menniskornas fiende, men synnerligast deras, som förebrå digditt onda lefwerne;3. Du hatar allramest prester och alla det gudomliga Ordets tjänare samt är dem ickepå ringaste sätt lydig;4. Du går aldrig i någon kyrka och afhåller dig från Sakramenternas nyttjande;5. Du hatar äktenskapet och waktar dig, att aldrig ingå i sådant. 238Im Gegenzug soll Faust all die „sinnliga njutningar” 239 bekommen, die er sich wünscht. DiePaktdauer wird auf 24 Jahre festgelegt, wie sehr oft in verschiedenen Faust-Bearbeitungen,den Pakt verfasst Faust selbst und schreibt ihn mit s<strong>ein</strong>em Blut. 240 Im Pakt macht Faustdeutlich, dass er sich für Größeres bestimmt sieht, als ihm Gott der Schöpfer zugeteilt hat, undsich deswegen an „den jordiska guden, hwilken werlden kallar Djefwulen“ 241 wenden will.Diesen irdischen Gott versieht er mit typischen „göttlichen“ Attributen („så erfaren, wäldig,mägtig och med skicklighet utrustad, att honom ingenting är omöjligt“ 242 ) und macht ihn sichsomit attraktiver als den himmlischen Gott, dem er nicht mehr trauen kann.237 Vgl. hier auch das Faustbuch <strong>ein</strong>es Christlich Meynenden, in dem Faust sich auch nach der Abnahme s<strong>ein</strong>esVermögens „auf Mittel sinnen“ lässt, „auf der Welt glücklich“ zu werden (S. 165). Dieser Faust suchte nach demmit dem Geld verloren gegangenen Lebensglück, der schwedische Faust hier war ebenfalls interessiert am Erhalts<strong>ein</strong>es Lebensstandards, wird aber gieriger dargestellt als der Faust des „Christlich Meynenden“, er sucht nichtdas Glück, das das Geld bringt, sondern nur das Geld an sich und den Luxus, den es bringt.238 Den Beryktade Trollkarlen, S. 11, Übers.: “1. Du verzichtest auf Gott und alle himmlischen Heerscharen;2. Du versprichst, der Menschen F<strong>ein</strong>d zu s<strong>ein</strong>, aber besonders der F<strong>ein</strong>d derer, die dir wegen d<strong>ein</strong>es bösenLebenswandels Vorwürfe machen; 3. Du hasst am meisten Pfarrer und all die Diener des göttlichen Wortes undbist ihnen nicht im geringsten gehorsam; 4. Du betrittst nie <strong>ein</strong>e Kirche und enthälst dich der Nutzung derSakramente; 5. Du hasst die Ehe und hütest dich, je <strong>ein</strong>e solche <strong>ein</strong>zugehen.“Diese Bedingungen, die sich in ähnlicher Form auch in dem Kort utdrag befinden (wobei dort in Punkt 3 diePfarrer nicht nur gehasst, sondern verfolgt werden sollen, S. 7), entsprechen der Aufzählung im PfitzerschenFaustbuch (Kap. 9, S. 59), und auch das Faustbuch des Christlich Meynenden zählt <strong>ein</strong>e ähnliche Liste auf (S.167).239 S. 11, Übers.: „sinnliche Genüsse“240 Faust unterschreibt also nicht nur den Vertrag mit s<strong>ein</strong>em Blut, sondern schreibt den Pakttext ganz mit Blut.241 S. 13, Übers.: „der irdische Gott, den die Welt Teufel nennt“242 S. 13, Übers.: „so erfahren, gewaltig, mächtig und mit Fähigkeiten ausgerüstet, dass ihm nichts unmöglichist“. Siehe auch Das Faustbuch <strong>ein</strong>es Christlich Meynenden, S. 168: „so erfahren, mächtig und geschickt ist,dass ihm nichts unmöglich”.70

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!