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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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interessierten ihn die Astrologie sowie verschiedene Zauberkünste, wovon er sich Ruhm undErfolg bei der Ausübung s<strong>ein</strong>es ärztlichen Berufes versprach. Von der Verwandtschaft nichtgebilligt, aber durch die Überzeugungskunst Fausts doch toleriert, übte er danach s<strong>ein</strong>enBeruf inklusive der „unsauberen Methoden“ der Astrologie und der Zauberei aus. Kuriosmutet zunächst an, dass Faust zu den umherwandernden Zigeunern geht, um Zauberkünste zuerlernen:Han uppsökte derföre Zigenare, hwilka redan då swärmade omkring i landet ochsyßelsatte sig med att spå i handen samt andra dylika konster 233Die Zigeuner dienten auch in der früheren schwedischen Fassung als Lehrmeister derZauberkünste, allen voran der Chiromantie. 234 Zigeuner als Lehrmeister kommen in derHistoria allerdings nicht vor. Die Verbindung zwischen der Zauberei und den Zigeunern wirdaber in der Pfitzerschen Fassung des Volksbuches erwähnt:Zu diesem kame noch dieses / daß er sich zu denen damaligen umschweiffendenZigeunern fleissig hielte / und von ihnen die Chiromantiam, wie man nemlich aus denHänden wahrsagen oder weissagen möge / erlernete 235Zu Skandinavien, wo die Zigeuner wegen ihrer unsteten Lebensweise und der abweichendengesellschaftlichen Moralvorstellungen immer <strong>ein</strong>en schlechten Ruf hatten, passte dieseAuffassung gut. 236 Der Sprung von den Zigeunern zum Teufel ist jedoch auch dort nicht alsSelbstverständlichkeit zu betrachten.Nachdem Fausts Onkel gestorben ist und ihm <strong>ein</strong> beachtliches Vermögen hinterlassen hat,kehrt Faust zurück nach Wittenberg und genießt s<strong>ein</strong> Leben. Nach <strong>ein</strong>iger Zeit des233 Den Beryktade Trollkarlen, S. 3-4. Übers.: „Er suchte deshalb Zigeuner auf, welche schon damals im Landumherschwärmten und sich mit Wahrsagerei und anderen ähnlichen Kunststücken beschäftigten.“ Der Text imschwedischen Original ist in Frakturschrift gedruckt. In der modernen schwedischen Sprache kommtbeispielsweise das ‚ß’ nicht vor, sondern das ‚s’ wird verdoppelt. Ich gebe in den Zitaten den alten Text mit denentsprechenden Zeichen wieder, nicht nach der modernen Schriftsprache (Beispiel: ‚syßelsatte’ statt‚sysselsatte’).234 Kort Utdrag, S. 3: „Zigeunerne, som då tillika swärmade omkring, och spådde folk i händerna, fattade hanäfwen tycke för, och lärde af dem Chiromantien.“ Übers.: ”Zu den Zigeunern, die auch damalsumherschwärmten und den Menschen aus der Hand wahrsagten, fühlte er sich auch hingezogen, und lernte vonihnen die Chiromantie.“235 Pfitzer: Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß viel-berüchtigten Ertz-Schwartzkünstlers D.Johannis Fausti, S. 2. Auch der „Christlich Meynende“ nennt die Zigeuner als Lehrmeister der Chiromantie:„...Konversation mit leichtsinnigen Leuten und häufig herumschweifenden Zigeunern, zu welchen er sich fleißiggehalten und die Chiromantie von ihnen erlernen wollen, sehr vieles beigetragen haben mag.“ (Faustbuch desChristlich Meynenden,S. 164)236 Die Zigeuner wurden auch in den deutschen Ländern oft diskriminiert. Es geht hier jedoch um <strong>ein</strong>e„landestypische Sündenbockfunktion“: In Finnland drohte man früher beispielsweise s<strong>ein</strong>e Kinder damit, dass,wenn sie nicht brav sind, der Zigeuner kommt und sie mitnimmt. Hier geht es folglich um die bereits allseitsbekannte abschreckende Wirkung, die der Umgang mit Zigeunern hatte. Daher passte die Auffassung, dass Faustdie Wahrsagerei von den Zigeunern gelernt habe, vorzüglich nach Skandinavien. In den deutschen Landenkommt diese Auffassung nach Pfitzers Faustbuch (1674) nicht mehr vor.69

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