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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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In s<strong>ein</strong>em Aufsatz Den svenske Faust bezeichnet Algot Werin Den Beryktade Trollkarlen als<strong>ein</strong>e Übersetzung des deutschen Volksbuches, womöglich jedoch ohne das Werk zu kennen,denn von <strong>ein</strong>er Übersetzung kann hier, wie bereits in dem früher erschienenen Kort Utdragk<strong>ein</strong>e Rede s<strong>ein</strong>. Der Stil dieses Werkes ist weit von dem düsteren und belehrenden Tonfallder Historia entfernt, was bereits im ersten Satz des Werkes zum Ausdruck kommt:Johan Faust skall varit född i den Anhaltska köpingen Sandwedel eller Soldwedel, ochhafva varit son af fattigt, men gudfruktigt bondfolk. 229Die Anwendung der Möglichkeitsform („skall varit född“ = soll...geboren (worden) s<strong>ein</strong>)weist darauf hin, dass man dem gesamten Inhalt der folgenden Geschichte nicht viel Glaubenschenkt, sondern sie vielmehr skeptisch betrachtet und wie <strong>ein</strong>e Sage oder <strong>ein</strong> Märchenwiedergeben will. 230 Zum Ersch<strong>ein</strong>ungszeitpunkt des Buches, Mitte des 19. Jahrhunderts, warsowohl in Deutschland als auch in Schweden die Zeit der strikt belehrenden, geistlichenLiteratur vorbei. Zudem hat, wie bereits erwähnt wurde, dieses schwedische „Volksbuch“ 231nicht die Historia, sondern andere Faust-Bearbeitungen als Vorbilder. So ist beispielsweisenicht „Rod bey W<strong>ein</strong>mar“ als Geburtsort Fausts angegeben, sondern „Sandwedel ellerSoldwedel“. Sondwedel wird auch in den Faust-Volksbüchern von Widmann und Pfitzersowie in dem des „Christlich Meynenden“ als Geburtsort Fausts genannt, ebenso in dem KortUtdrag aus dem Jahr 1788. 232 Faust besucht zwar in allen hier erwähnten Werken inWittenberg bei <strong>ein</strong>em wohlhabenden Onkel die Schule, aber der Studienort Fausts ist in denFassungen seit Widmann und Pfitzer Ingolstadt, in der Historia bleibt Faust auch zumStudium noch in Wittenberg.Wie s<strong>ein</strong> deutsches Vorbild war auch der schwedische Faust klug, lernte schnell und erreichtebereits nach drei Jahren den Doktorgrad in Medizin. Schon während des Studiums229 Den Beryktade Trollkarlen S. 3, Übers.: „Johan Faust soll in dem Anhaltischen Städtchen [buchstäblich:köping = Handelsplatz, Ort mit Handelsrechten, Anm. von mir, MS-S] Sandwedel oder Soldwedel geboren, undSohn von armen aber gottesfürchtigen Eltern gewesen s<strong>ein</strong>.“230 In der Historia wurde diese Möglichkeitsform nicht verwendet, die Geschichte sollte möglichst glaubwürdigwirken: „Doctor Faustus ist <strong>ein</strong>es Bauwern Sohn gewest / zu Rod / bey W<strong>ein</strong>mar bürtig...“231 Den Begriff „Volksbuch“, auf Schwedisch also „folkbok“, definiere ich für den schwedischen Teil nach dem„Nordisk familjebok“ aus dem Jahr 1881. Dort hebt man vier Merkmale hervor: Erstens: „Folkböcker kallas endel allmänt kända skrifter” (”Einige allgem<strong>ein</strong> bekannte Schriften werden Volksbücher genannt”), zweitens:„[D]e [har] efter hand trängt ned till de samhällets klasser, om hvilka ordet folket företrädesvis nyttjas” („Siehaben sich nachher hinunter in die Gesellschaftsklassen gedrängt, von denen man vorzugsweise das Wort Volkbenutzt.“) Drittens haben sie „anslagit hela folk och alla klasser inom dem” („dem ganzen Volk und allenKlassen gefallen”) und viertens liegt ihre „uppkomst [...] långt tillbaka i tiden” („Entstehung lang in der Zeitzurück”).232 Soltwedel kommt als Geburtsort auch in dem Volksbuch „Dr. Faust’s, des berühmten Schwarzkünstlers undTeufelbanners Kreuz- und Querfahrten, so wie lustige Abenteuer und schreckliche Höllenfahrt“ (S. 1) vor.68

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