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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Es gibt viel Gem<strong>ein</strong>sames, aber auch viele Unterschiede zwischen der deutschen und derfinnischen Faust-Tradition. Vauhtus wird in Finnland genauso wie in Deutschland alsTeufelsbündler – oder zumindest als „Zauberer“ oder „Wahrsager“, der mit dem Teufel imBunde steht – beschrieben. Zwar wird in den meisten Sagen k<strong>ein</strong> Paktschluss geschildert, aberals Ereignis wird erwähnt, dass Vauhtus <strong>ein</strong>en „Pakt“ oder „Handel“ mit dem Teufel gemachthatte. Vauhtus ist k<strong>ein</strong> Erkenntnis suchender Wissenschaftler wie in den deutschen Sagen,aber ihm reizt es, mehr von der Welt zu sehen, vor allem will er das Unbekannte der großenMeere kennen lernen. Daher ist der Grund zum Paktschluss zwischen dem Teufel undVauhtus in Finnland häufig die Fertigung von Seekarten (in 13 von 23 Sagen ist hiervon dieRede, indirekt auch in dem Sprichwort (Nr. 14)). Zu diesem Zweck wird er in <strong>ein</strong>emGlaskasten entlang dem Meeresboden geführt. Um Vauhtus am Ende zu bekommen, muss derTeufel ihm im Grunde alles zeigen können, was dieser sich wünscht.Diese Bedingung führt nun zum ersten entscheidenden Unterschied zwischen den deutschenund den finnischen Sagen: Der Teufel kann Vauhtus’ Wünsche nicht erfüllen. Vauhtus reistals des Teufels Gefährte um die Welt, sieht und erlebt viel Neues, aber es gibt zwei Wünsche,die ihm der Teufel nicht erfüllen kann. Er kann Vauhtus weder den Himmel zeigen, da erselbst nicht dorthin kann, noch kann er mit ihm zum „Kurilan kurkku“, in finnischenVolkssagen <strong>ein</strong>e Art Bermudadreieck. 199 Der Teufel muss sich geschlagen geben und mit demVerlust Fausts fertig werden. Der finnische Faust wird somit als klüger dargestellt als s<strong>ein</strong>teuflischer Partner. Bis auf <strong>ein</strong>e Ausnahme 200 kommt er immer glimpflich davon, wird alsonicht verdammt, sondern kann sich von s<strong>ein</strong>em Pakt lösen. Diese Art von Ende erfuhren inden deutschen Geschichten, vor allem in den Puppenspielen, oft die „lustigen Personen“ HansWurst, Kasperle oder Pickelhäring. Sie spielten zwar auch mit dem Teufel, waren abergewitzt und gescheit genug, am Ende aus ihren Verpflichtungen dem Teufel gegenüberfreizukommen. 201In <strong>ein</strong>igen Sagen spielen allerdings weder Rettung noch Verdammnis <strong>ein</strong>e Rolle, sondern esgeht vielmehr um <strong>ein</strong>e Episode aus Vauhtus’ Leben, nicht um die letztendlichen Folgen s<strong>ein</strong>es199Ich zitiere die Erklärung zum „Kurilan kurkku“ aus <strong>ein</strong>er der finnischen Vauhtus-Sagen (Nr. 3): „Kurilankurkku on semmonen paikka meresä, kun ympäri kiertää, pohjaan päin. Sitä ei tiedä, minne se vie.“Übersetzung: „Kurilan kurkku ist so <strong>ein</strong>e Stelle im Meer, das sich immer dreht, in Richtung Meeresgrund. Manweiß nicht, wohin sie führt.“200 Geschichte Nummer 11; allerdings bekommt hier der Teufel zwar Faust, nicht aber den dritten „im Bunde“,Laiska Jaakko, der s<strong>ein</strong>erseits wiederum in <strong>ein</strong>igen Sagen als faustische Hauptperson zu sehen ist (So u.a. in Nr.16 und 24).201 So auch in dem von mir behandelten Straßburger Faust-Puppenspiel, in dem Hans Wurst mit Mephistophileswettet, dass dieser nicht alles kann. Mephistophiles behauptet aber: „Ich kann alles machen, ich kenne alleKünsten.“ (S. 221). Am Ende jedoch kann Mephistophiles nicht die Wünsche des Hans Wurst erfüllen, und ausdiesem Grund (und weil Hans Wurst <strong>ein</strong> Straßburger ist!) wird er nicht in die Hölle geschickt.59

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