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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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entscheiden, die er in den früheren Werken nie gehabt hatte. Die Freiheit bleibt hier jedochnoch theoretisch, denn in der Wirklichkeit verführt der Teufel Faust so, dass er nachher garnichts Anderes will, als dass ihm der Teufel in die Hölle holt. 180Den Faust des Puppenspiels überkommen - der Historia und des Faustbuchs des ChristlichMeynenden gleich - gegen Ende des Werks Reuegefühle. Im Puppenspiel muss er zwar k<strong>ein</strong>enneuen Pakt unterschreiben, aber er wird, so wie bei dem „Christlich Meynenden”, durch dieErsch<strong>ein</strong>ung der Helena wieder zum „Bösen” verführt:FAUST: Judas, der durch Kauf hat auch s<strong>ein</strong> Heil verschwendet, zuletzt nahm Gottden Schächer auf, der sich zu ihm gewendet; auch Faust wendet sich zum Heil; achHerr, gedenke m<strong>ein</strong>er, schenk mir d<strong>ein</strong> Gnadenteil, denn ohn dich hilft mir k<strong>ein</strong>er.MEPHISTOPHILES: Wie, soll ich m<strong>ein</strong>e an ihm gehabte Mühe verlorengehenlassen? N<strong>ein</strong>! - Ich will geschwind aus <strong>ein</strong>em Erzklotz <strong>ein</strong> Weibsbild verfertigenund ihm damit reizen.[...]FAUST: Willst du, schöne Helena, daß ich d<strong>ein</strong> Paris sei? 181Da der Pakt in diesem Werk verhältnismäßig spät geschlossen wird, kann zwischen ihm undFausts Ende k<strong>ein</strong> Handlungsbogen gezogen werden. Vielmehr gibt es <strong>ein</strong>e Verbindungzwischen dem Vorspiel in der Hölle und dem Pakt; damit wird der Spannungsbogenfestgelegt. Somit kulminiert die Handlung in dem Pakt, auf den der Leser oder Zuschauerschon von Anfang an wartet. Die restliche Handlung ist von der Paktschließung bestimmt.Die Puppenspiele erlebten ihre Blütezeit im 18. Jahrhundert, in der Aufklärungszeit. In ihnengibt es Andeutungen auf gesellschaftliche Probleme; <strong>ein</strong> Aspekt ist z. B. die GleichsetzungFausts mit dem Buchdrucker Fust und die daraus resultierende Unzufriedenheit mit <strong>ein</strong>erGesellschaft, die nicht reif ist für neue Erfindungen. Diese gesellschaftskritischen Aspektesind jedoch hier nicht im Vordergrund; in den Puppenspielen ging es noch darum, durch <strong>ein</strong>aus christlicher Sicht „böses” Beispiel zu zeigen, was mit <strong>ein</strong>em Teufelsbündler geschieht.Der christlich-moralische Aspekt wird zwar nicht betont - als Warnung können diePuppenspiele k<strong>ein</strong>eswegs bezeichnet werden - aber er wird an mehreren Stellen verdeutlicht.Erstens singt <strong>ein</strong> Engel Faust in s<strong>ein</strong>em Traum:Fauste, d<strong>ein</strong>e Himmelsgaben,die dir so ganz eigen sind,180 Hier wieder <strong>ein</strong> deutlicher Unterschied zu den volkstümlichen Faust-Geschichten in Finnland: dasVersprechen des Teufels, dass bei Nichterfüllung der Wünsche der Pakt ungültig wird, wird in Finnlanddurchaus ernst genommen, und Faust kann sich von dem Pakt lösen.181 Puppenspiel, S. 224-225.54

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