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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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<strong>ein</strong> tragendes Element” 162 ; in manchen Puppenspielen gibt es viel mehr Szenen mit ihr als mitFaust.Oft wird die „lustige Figur”, sei sie denn Hanswurst, Pickelhering oder Kasperle genannt, alsGegenpol der Faust-Figur angesehen. „Den faustischen Erkenntnisdrang relativiert Kasperledurch s<strong>ein</strong>e lebenslustige Naivität; die Teufelsbesessenheit schlägt er im respektlosenUmgang mit den Geistern in den Wind; der Liebessehnsucht schließlich hält er s<strong>ein</strong>spießbürgerliches Eheglück entgegen” 163 . So entsteht <strong>ein</strong> Schauspiel, in dem die GeschichteFausts und Mephistos mit s<strong>ein</strong>en Beschwörungen, Pakten und Schwänken durch die „lustigeFigur” ergänzt wird. „Die lustige Person” öffnet also „mit ihrem Auftreten und ihrenHandlungen das Tragische des Faust-Mythos zum Komischen, ja zum Komödiantischenhin” 164 .Wie bereits festgestellt, sind sich die Puppenspiele in der Konstruktion sehr ähnlich. AmAnfang steht meistens <strong>ein</strong> Prolog, <strong>ein</strong> Vorspiel in der Hölle, in dem der Höllen-FährmannCharon dem Höllengott Pluto über s<strong>ein</strong>e Arbeit klagt. Danach folgt <strong>ein</strong> (kurzer) MonologFausts, s<strong>ein</strong>e Teufelsbeschwörung und der anschließende Pakt. In den Puppenspielen wirdFaust immer gerichtet. Die „lustige Figur” hingegen – als totaler Gegensatz zu Faust – wirdam Ende gerettet. 165Die Straßburger Version des Puppenspiels, Der weltberühmte Doktor Faust ist <strong>ein</strong>Puppenspiel mit fünf Akten. Hauptdarsteller sind Faust, Mephistophiles und Hans Wurst. InAkt I finden sich der Prolog in der Hölle und das Gespräch zwischen dem Höllengott Plutound Mephistopheles, in dem über Faust gesprochen wird, in Akt II wird Faust mit s<strong>ein</strong>erUnzufriedenheit dargestellt, es folgen auch die Disputation mit dem Schutzgeist sowie dererste Auftritt des Hans Wurst. In Akt III wird die Beschwörung der Geister sowohl von Faustals auch von Hans Wurst gezeigt. Erst in Akt IV kommt es endlich zu dem Teufelspakt, undin Akt V zeigt Faust schon Reue, worauf Mephistophiles ihm die schöne Helena ersch<strong>ein</strong>enlässt, und erreicht, dass Faust s<strong>ein</strong>e Reue vergisst. So gelingt es dem Teufel also, Faust aufsNeue zu verführen und ihn schließlich in die Hölle zu bringen.162 Schäfer/Sörensen: „Da soll vor euren Augen buhlen...”, S. 67.163 Lubkoll: „und wär’s <strong>ein</strong> Augenblick...”, S. 76.164 Schäfer/Sörensen: „Da soll vor euren Augen buhlen...”, S. 67.165 Interessant sind hier die Unterschiede zwischen dem finnischen und dem deutschen volkstümlichen Material;in Finnland trägt die Faust-Gestalt oft auch die Züge des Hanswursts. Siehe auch Kap. IV.I.4.51

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