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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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3. Das PuppenspielDas Puppenspiel stellt <strong>ein</strong>e volkstümliche Art dar, den Menschen interessante und lehrhafteGeschichten zu zeigen und nahe zu bringen. 153 Es ist <strong>ein</strong>e effektive Form der Darstellung,denn erstens erweckt es die Phantasie des Zuschauers und zweitens ermöglicht es denVorführenden die Benutzung von Mitteln, die man in <strong>ein</strong>em Schauspiel mit menschlichenDarstellern nicht benutzen könnte (so kann man z. B. Puppen verbrennen oder zerstückeln).Daraus entstehen wirksame Eindrücke, die sich jeder leicht <strong>ein</strong>prägen kann, und die wiederummündlich weitervermittelt werden können. Besonders wirksam sind diese Eindrücke bei <strong>ein</strong>erFabel wie der von Faust.S<strong>ein</strong> Leben, s<strong>ein</strong>e Taten und Höllenfahrt wirken auf die Phantasie des Zuschauersfaszinierend und erschreckend zugleich. Diese bereits in der Faustfabel begründeteWirkungsweise tritt im Medium Puppenspiel besonders deutlich hervor - vielleicht <strong>ein</strong>Grund dafür, warum gerade diese Form des Bühnenspiels den Stoff jahrhundertelanglebendig erhält und für s<strong>ein</strong>e Überlieferung phasenweise sogar <strong>ein</strong>e dominante Rolleübernimmt. 154Von <strong>ein</strong>em Puppenspiel über den Doktor Faust kann nicht gesprochen werden. Im 18.Jahrhundert wurden überall in Deutschland Faust-Puppenspiele aufgeführt, und die regionalenUnterschiede waren manchmal sehr groß. 155 Ebenso kann auch nicht mit Sicherheit gesagtwerden, wann genau die Puppenspiele entstanden sind; sie wurden zu ihrer Blütezeitausschließlich mündlich weitergegeben, von Theatergruppe zu Theatergruppe. „EinFesthalten, Zusammenstellen und Drucken der Puppenspieltexte wird erst im 19. Jahrhundertdurch zunehmendes literarhistorisches Interesse an der Bewahrung von Texten angeregt.” 156Von da an erschienen ganze Sammlungen von Puppenspieltexten. Die bekanntesten Sammlerwaren u.a. Karl Simrock, Johann Scheible und Karl Engel.The history of literature is full of examples of literary themes passing intopopular forms and vice versa. The Faust legend is particularly interesting from thispoint of view of interaction and cross-fertilization. To study it is to see what seriousauthors regarded as usable in the popular versions as well as what the impresarios of153 Die Puppenspiele erlebten ihre Blütezeit in Deutschland im 16. und 17. Jahrhundert. Die stofflich-inhaltlicheGrundlage bilden meistens Staatsaktionen oder bekannte Sagen (wie u.a. Faust). Eine zentrale Gestalt in dergesamten Puppenspieltradition war <strong>ein</strong>e „lustige Figur”, die durch s<strong>ein</strong>e Scherze der Publikumsliebling war.154 Schäfer/Sörensen: „Da soll vor euren Augen buhlen Doktor Faust mit dem Gespenste Helena” - Faust alsPuppenspiel. In: Möbus (Hg.): Faust. Annäherung an <strong>ein</strong>en Mythos. S. 66.155 Siehe hierzu auch Lubkoll: „und wär’s <strong>ein</strong> Augenblick...”, S. 74: „Von dem Volksschauspiel oder demPuppenspiel kann schon deshalb k<strong>ein</strong>e Rede s<strong>ein</strong>, weil wohl jede Schauspieltruppe und jeder Puppenspieler ihrejeweils eigene Version entwickelten.”156 Schäfer/Sörensen: „Da soll vor euren Augen buhlen Doktor Faust mit dem Gespenste Helena”, S. 66.Dieselbe Tendenz kann man auch beim Sammeln und Aufschreiben der finnischen Faust-Geschichten feststellen.49

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