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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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in der Bibel als <strong>ein</strong> Geschenk Gottes. In den Paulus-Briefen wird über die Liebe Folgendesgesagt:Wenn ich mit Menschen- und Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäreich <strong>ein</strong> tönendes Erz und <strong>ein</strong>e klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch redenkönnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodaß ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. 152Bei dem „Christlich Meynenden” schenkt jedoch der Teufel, hier Luzifer genannt, aus„sonderbarer Gnade” die Liebe an Faust. Der Teufel schenkt dem Menschen also Gaben, wiesie sonst nur Gott schenken kann. Wieder werden Gott und Teufel als gleichwertige Gegnerangesehen.Im Unterschied zu den strengen Warnungen vor den Sexualsünden in der Historia wird hierim Allgem<strong>ein</strong>en kaum auf die Verwerflichkeit der außerehelichen Liebe <strong>ein</strong>gegangen. DasThema der Liebschaften wird relativ neutral bearbeitet: Es ist wichtig, diesen traditionellenAspekt der außerehelichen, „sündigen” Liebe zur Sprache zu bringen, aber <strong>ein</strong>etodsündenartige Funktion wird hier, im Gegensatz zu der Historia, nicht betont. Ganz ohneBedeutung sind die Liebschaften im Hinblick auf den Teufelspakt jedoch nicht: Bereits amAnfang hatte der Geist versprochen, Faust „alle nur ersinnliche Lust“ zu verschaffen unddieses Versprechen nun auch erfüllt.Die Absicht des „Christlich Meynenden” war, <strong>ein</strong> Faust-Werk zu verfassen, in dem aufwenigen Seiten die Hauptzüge der Faust-Sage in <strong>ein</strong>er handlichen Form jedem zugänglichsind. Das Werk hat <strong>ein</strong>en protestantisch-religiösen Grundton, gehört aber nicht zu der Gattungder „Warnliteratur”. Viele <strong>ein</strong>zelne Schwänke und Possen, die in den anderen Volksbüchernausführlich beschrieben wurden, sind entweder ganz weggelassen oder radikal verkürztworden. Das Verständnis von Moral ist lockerer als in den früheren Volksbüchern, der Geistder Aufklärung fängt an, s<strong>ein</strong>e Spuren zu hinterlassen und die Faust-Sage dahingehend zuändern, dass der Pakt mit dem Teufel etwas neutralisiert, und dem Sünder etwas mehrHoffnung gegeben wird.152 Die Bibel: 1. Korintherbrief 13, 1-2.48

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