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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Gründen behaupten oder, wo dieses ja nicht möglich, die Falschheit derselben dergalanten Welt deutlicher vor Augen legen 125Zweitens kommt Skepsis zum Vorsch<strong>ein</strong>, wenn es um Fausts Studium und Titel geht: „...Titel<strong>ein</strong>es Doctoris Medicinae [...], woran zwar viele, selbst diejenigen, welche dieser Geschichtenoch <strong>ein</strong>igen Glauben beilegen, zweifeln” 126 . Drittens äußert sich diese skeptische Haltungnach der ersten Paktschließung: „[O]b das o homo fuge, in s<strong>ein</strong>er linken Hand <strong>ein</strong>gegraben,dreimal von ihm gesehen worden, lasse ich zwar dahingestellet s<strong>ein</strong>” 127 . Zudem hegt derAutor Zweifel an anderen historischen Begebenheiten, die mit der Faust-Gestalt inVerbindung gebracht worden sind, u.a. „Wo es wahr ist, was von Maximiliano I erzähletwird, daß er sich zu Innsbruck von D. Fausten Alexandrum M. mit s<strong>ein</strong>er Gemahlin [...]zeigen lassen...” 128 .Folglich herrscht in dem Faustbuch des Christlich Meynenden <strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong>e skeptischeEinstellung dem gesamten Faust-Stoff gegenüber; die Frühaufklärung macht sich in diesemWerk bemerkbar. 129 Dies wird bereits in der Vorrede deutlich, in der der „christlichmeynende” Autor sagt, er wolle die Falschheit der Geschichte „der galanten Welt deutlichervor Augen legen” 130 . Die „galante Welt” war gleichsam die Zielgruppe dieses Werks. 131Die Gründe, die den Faust des „Christlich Meynenden” zum Teufelspakt getrieben haben,unterscheiden sich von denen Fausts in der Historia. Hier spielt die Suche nach Erkenntnis sogut wie k<strong>ein</strong>e Rolle mehr. Der Faust des „Christlich Meynenden“ weicht also von dem„traditionellen” Bild des wissensdurstigen und nach Erkenntnis strebenden Faust ab. Eineneue Art der Schwerpunktbildung im Faust-Stoff war entstanden: „Eben diese Behandlungder in den älteren Werken so bedeutsamen wissenschaftlichen Bestrebungen Fausts ist das125 “Christlich Meynender”, S. 163.126 ebd., S. 165.127 ebd., S. 168.128 ebd., S. 178.129 Mehr zur Aufklärung und zu dem Literaturstreit im Exkurs in Kap. V, Anm. 836.130 „Christlich Meynender”, S. 163.131 Zu ‚galant’ siehe GRIMMs Deutsches Wörterbuch: Dieses frz. Lehnwort wurde ursprünglich in derBezeichnung ‚un galant homme’ verwendet. Nach GRIMM war ‚un galant homme’ (Grimm zitiert diese ersteBedeutung aus FRISCHs frz. Wörterbuch, 1719) „<strong>ein</strong> mensch dem alles wohl ansteht, der gleich vor allen derleute augen auf sich zieht und ihnen immer besser gefällt”. Die eigentliche Bedeutung sei aber „das eigenartigefranz. verhalten des galanthomme gegen die damen [...], jene mischung von höfisch zierlicher form mit meistgrobsinnlichem inhalte”. Das ‚Galante’ erstreckte sich langsam auf alle Gebiete, auch auf die Literatur. Die‘galante Dichtung’ steht für „geistreich-witzige, spielerisch-tändelnde Gesellschaftspoesie“ (MEYERSGROSSES HANDLEXIKON A-Z). Diese literarische Strömung herrschte etwa 1680-1720. Da das Faustbuchdes Christlich Meynenden im Jahre 1725 erschienen ist, hat der Autor wahrsch<strong>ein</strong>lich mit der „galanten Welt”auf diese literarische Strömung hingewiesen.43

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