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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Die Hoffart – heute eher „Hochmut“ bezeichnet – wird in der Historia zu FaustsEigenschaften gezählt. Schon all<strong>ein</strong> die Tatsache, dass er hoffärtig war, hätte gereicht, ihn derHölle zuzuschreiben, da die Hoffart <strong>ein</strong>e Todsünde war. 86 Dem Autor ging es aber um mehrals um <strong>ein</strong>e bloße Feststellung dieser Tatsache, er wollte zeigen, wozu die Hoffart und ihre„Töchter” führen können, und dazu diente ihm die Gestalt des Faust vortrefflich.Einem intelligenten aber hoffärtigen Mann reichen natürlich die theologischen Erkenntnisseund das von Gott gegebene und auf Gott gerichtete Wissen nicht aus. Faust wendet sichschnell vom Studium der Theologie ab und fängt an, sich für die Zauberei 87 zu interessieren.„Das gefiel D. Fausto wol / speculiert vnd studiert Nacht vnd Tag darinnen / wolte sichhernacher k<strong>ein</strong>en Theologum mehr nennen lassen / ward <strong>ein</strong> Weltmensch / nandte sich <strong>ein</strong> D.Medicinae / ward <strong>ein</strong> Astrologus vnnd Mathematicus / vnd zum Glimpff ward er <strong>ein</strong> Artzt” 88 .Nach <strong>ein</strong>iger Zeit war Faust von den magischen Künsten besessen, er „name an sich AdlersFlügel / wolte alle Gründ am Himmel vnd Erden erforschen / dann s<strong>ein</strong> Fürwitz / Freyheit vndLeichtfertigkeit stache und reitzte jhn also / daß er auff <strong>ein</strong>e zeit etliche zäuberische vocabula/ figuras / characteres vnd coniurationes / damit er den Teufel vor sich möchte fordern / insWerck zusetzen / vnd zu probiern jm fürname” 89 . „Fürwitz, Freyheit vnd Leichtfertigkeit”gehörten - wie die Hoffart - zu den Eigenschaften, die nicht erstrebenswert waren. DasGrimmsche Wörterbuch gibt dazu u.a. folgende Bedeutungen: Zu ‚Fürwitz’: „sichvorwagende wiszbegier” sowie „<strong>ein</strong> treibendes streben neues zu wissen oder zu erfahren, <strong>ein</strong>etreibende neugierde”. Zu ‚Freiheit’: „aus dieser sogar persönlich gefaszten bedeutung, aber86 Exkurs: Hoffart ist <strong>ein</strong>e der sieben Todsünden (die anderen sechs sind: Geiz, Unkeuschheit, Zorn,Unmäßigkeit, Neid und Trägheit), GRIMMs “Deutsches Wörterbuch” (das Frühneuhochdeutsche Lexikon istnoch nicht bis zu diesem Anfangsbuchstaben erschienen, deshalb wird hier das GRIMMsche Lexikon benutzt)gibt zu ‘hoffärtig’ u.a. folgende Bedeutungen: “stolzes und anmaszendes wesen habend [...], arrogans”.LEXERs “Mittelhochdeutschem Lexikon” gibt zu ‘hoffart’ noch Folgendes an: “vornehm zu leben, hochsinn,edler stolz; äußerer glanz, pracht, aufwand; hoffart, übermut”. Eigentlich war Hoffart die “Haupttodsünde”, dennsie stieß gegen das erste und wichtigste der Zehn Gebote: „Dw solt gelauben yn ainen got. Da wird verpoten allzawbrey, ansprechen und swartz kunst, wann got dem almächtigen sol alain alle macht und chraft zu genaigetwerden. Und wil das gebott, das wir got lieb haben süllen von gantzem hertzen, von ganntzer sel und aus allemunsern gemüte, das ist gänntzleich über alle creatur chreftikleich pys yn den tod und aus allen unßern synnen.“(Weidenhiller: Untersuchungen zur deutschsprachigen katechetischen Literatur des späten Mittelalters. S. 46.)Die Erklärung der Hoffart lautete: „Item durch und mit hoffartt versündet sich der mensch, so er natürlich,zeytlich oder geystlich gaben im selbs zuschreybt und nit erkennt, das er sy von gott hat.“ (Weidenhiller, S. 59)Die Todsünden wurden in sogenannte “Tochtersünden” geteilt. Diese waren Sünden, die aus den Todsündenentsprangen und somit diesen untergeordnet waren. Die Haupttodsünde Hoffart hatte z.B. 19 Tochtersünden; u.a.“innere hoffart, aussere hoffart, berüemung, güftung und geudung, eyttelle ere, neu sündt, üppige kleidung”(Weidenhiller, S. 58).87 Fast alle Wissenschaftszweige - außer Theologie - wurden zu der Zeit als Zauberei bezeichnet; u.a.Mathematik, Astrologie und Medizin.88 Historia, Kap. 1, S. 15.89 Historia, Kap. 2, S. 15.35

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