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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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kann somit nicht in Frage kommen, da auch nicht gegen Gott gehandelt wurde. Die Moral,mit der Elgcrantz bricht, ist in s<strong>ein</strong>em sozialen Verhalten zu finden: er tut das, was „man nichttut“ (die Freundin betrügen, sich vor <strong>ein</strong>er Disputation mit Morphium betäuben usw.). HäggsFaust-Gestalt ist <strong>ein</strong> ganz normaler Mensch mit ganz normalen Schwächen. Er ist nichtmoralisch gefestigter oder unmoralischer als der Großteil der Menschen in diesem unseremmodernen Zeitalter. Folglich spiegelt sich in s<strong>ein</strong>em Verhalten die Menschheit wider, er istk<strong>ein</strong> „warnendes“ oder besonders „böses“ Beispiel.In den finnischen literarischen Faust-Bearbeitungen ist ebenfalls <strong>ein</strong>e Umdeutung desdeutschen Teufelspaktes sichtbar. Der christliche Glaube spielt auch hier <strong>ein</strong>e untergeordneteRolle, die Frage nach Rettung oder Verdammnis entspringt ganz anderen Überlegungen. InNieminens Vuosisadan kirjeet. Psykhen ja Faustin tarina verkörpert Arttu Väätäläs Pakt mitdem teuflischen Mäzen den Willen, für immer kreativ und schöpferisch bleiben zu wollen, fürimmer Neues schaffen zu wollen. Zu dem Zeitpunkt des Paktschlusses befindet sich jedochVäätälä bereits auf dem Gipfel s<strong>ein</strong>er Karriere, er muss dies also nicht mit teuflischer Hilfeerreichen, wie beispielsweise Leverkühn s<strong>ein</strong>e musikalische Inspiration für die neueKompositionstechnik. Väätäläs Hochmut, wenn man dies so bezeichnen kann, besteht darin,dass er den erreichten Ruhm bis an s<strong>ein</strong> Lebensende genießen will, dass er die Zeit anhaltenwill. Dieser Wunsch wird s<strong>ein</strong> Verhängnis, er willigt in <strong>ein</strong>en Vertrag mit dem Mäzen <strong>ein</strong>, derihm Unglaubliches anbietet. Erst lange nach dem Pakt merkt Väätälä, dass s<strong>ein</strong>e Zeit wirklichstehen geblieben ist, und von diesem Zeitpunkt an setzt s<strong>ein</strong>e ganz individuelle Strafe <strong>ein</strong>: erkann nicht mehr kreativ s<strong>ein</strong>, bekommt k<strong>ein</strong>e Inspiration mehr, s<strong>ein</strong>e Kunstwerke sind„seelenlos“. Man kann hier wieder <strong>ein</strong>en Vergleich zu Manns Künstler-Faust Leverkühnziehen, der unter des Teufels Einfluss auch nur die Form der neuen Technik schaffen konnte(die 12-Tontechnik), nicht aber das Gefühl, den Inhalt dieser Musik. Wie aber in MannsRoman die Klage, der echte und wahre Ausdruck des Leids, Leverkühn schließlich zu <strong>ein</strong>erneuen Schöpfung (die Komposition Dr. Fausti Weheklag) verhelfen konnte, so hilft Väätälähier die Liebe. Das Treffen mit Kaija in dem Totenreich, in das sie nach ihrem Tod kam,verursacht in Väätälä <strong>ein</strong>en neuen Ausbruch schöpferischer Kraft: In diesem zeitlosen Raum,in dem s<strong>ein</strong> ewiges Leben und Kaijas rückwärts laufende Zeit des Todes sich treffen, kann erwieder kreativ s<strong>ein</strong> durch die Kraft der Liebe.Kaija und Arttu sind k<strong>ein</strong>e unmoralischen Helden. Kaija ist <strong>ein</strong>es gewaltsamen Todesgestorben, Opfer <strong>ein</strong>es Kriegsverbrechens geworden. Arttu hat zwar <strong>ein</strong>en Teufelspaktunterschrieben, jedoch wider besseres Wissen. Diese beiden nunmehr glücklich verliebten295

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