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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Auffassung geht es ihm gut, er fühlt sich wohl und möchte s<strong>ein</strong> bisheriges Leben als„sammanfattning“, „Zusammenfassung“ festhalten. Hélène jedoch ändert den Ausgang nichtnur des Romans sondern auch von Elgcrantz’ Leben, indem sie ihr eigenes Kapitel hinzufügt.Ist Hélène nun die wirkliche Verfasserin des Romans? Wenn sie <strong>ein</strong> Werkzeug des „Bösen“ist, die Verführerin also, ist in dem Fall das von ihr beschriebene Ende das „wirkliche“, oderist sie letztendlich nur die Studentin, die das Manuskript ihres Freundes und ehemaligenLehrers für ihre eigenen Zwecke missbraucht? Beide Möglichkeiten wären durchaus denkbar.Ist Häggs Buch als <strong>ein</strong> „faustisches“ gedacht, was bereits vom Buchtitel vermutet werdenkönnte, wäre der Ausgang nach Hélènes Zusatzkapitel durchaus legitim und denkbar. Diebegehrenswerte Verführerin arbeitet zusammen mit den „bösen“ Kräften, die das Leben desProtagonisten lenken, für diesen selbst völlig unbewusst. Erst am Schluss entschleiern sich diebösen Kräfte (Ersch<strong>ein</strong>en der drei alten Männer, Hélènes Version von Elgcrantz’ Ende) undbringen Mårten Elgcrantz’ Leben zu <strong>ein</strong>em völlig unerwarteten und grausamen Ende. DieVorstellung <strong>ein</strong>es leibhaftigen Teufels jedoch ist in den 1980ern überhaupt nicht mehrrealistisch und als Darstellung nicht glaubwürdig, was wiederum dafür spräche, dassElgcrantz’ Leben glimpflich ausgehen könnte, und die so oder so zur Übertreibung undProvokation neigende Hélène <strong>ein</strong>en dramatischeren Schluss sich nur ausgedacht hat, um denEffekt ihres Anteils zu erhöhen. In diesem Falle müsste dann der Schluss folgen, dassElgcrantz’ Verhalten im Verlauf des Romans nicht notwendigerweise „böse“ war, dass s<strong>ein</strong>Verhalten völlig normal, und die Wesensänderung nach der Liaison mit Hélène nur durch dieneuen Lebensumstände bedingt war. Dies ist wiederum wenig wahrsch<strong>ein</strong>lich, denn im Laufedes Romans gibt es so viele Zeichen <strong>ein</strong>er „bösen“ Einwirkung auf Elgcrantz’ Leben, dassman diese nicht ohne weiteres ignorieren kann. Elgcrantz macht sich mehrfach „schuldig“, imgesellschaftlichen sowie im menschlichen Sinne, wie bereits festgestellt wurde, und er bereuts<strong>ein</strong>e Taten und s<strong>ein</strong> Verhalten nicht. Er hat sich gewissermaßen als <strong>ein</strong> moderner Faust„bewährt“. Da es in diesem Roman nicht um christlich bedingtes Fehlverhalten geht, kann esauch k<strong>ein</strong>e christlich motivierte „Rettung“ geben, k<strong>ein</strong>e „Gnade von oben“, wie nochbeispielsweise bei Thomas Mann eventuell denkbar gewesen ist. Eine Höllenfahrt allerdingsist auch nicht realistisch, da ohne göttliche Bindung auch k<strong>ein</strong>e Gegenkraft wirken kann.Der wirkliche Ausgang des Romans bleibt somit verborgen. Elgcrantz selbst beendet s<strong>ein</strong>e„Lebenszusammenfassung“ gut dreißigjährig, befindet sich in <strong>ein</strong>er glücklichen und erfülltenLebensphase. Von s<strong>ein</strong>em Leben danach wird nicht viel erzählt, aber laut Hélènes Version275

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