ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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13.07.2015 Aufrufe

i soffgruppen. När man hade fört bort kroppen, hittade kontorspersonalen ett glas somhan tydligen helt tankspritt hade ställt i skrivbordslådan. 826Zusätzlich wird auf Elgcrantz’ Sofatisch ein Manuskript gefunden, wovon man aber nichtsagen kann, ob es von ihm selbst geschrieben wurde oder von jemandem anderen. Es ist dasvon den drei Männern mitgebrachte, von ihnen als Bekenntnisschrift genannte, 21 Kapitelumfassende Schriftstück, geschrieben mit einer alten Schreibmaschine. Dieses Schriftstückhat Elgcrantz als seine letzte Tat gelesen. Im letzten Abschnitt dieses Romans wird derAnfang dieses Schriftstückes zitiert:- O gåves det en trolldom som dränkte all vår nakna verklighet! sa Rolf och tittade utgenom fönstret.- Så djupt i drömbildvärldens ocean att ingen brygga ledde mera från vår jord tilldiktens sommargröna ö! fyllde jag i men tystnade när jag märkte att prefekten liksomhela det övriga sällskapet tittade ogillande på mig... 827Dieser Anfang ist identisch mit dem Anfang des nun analysierten Romans von Göran Hägg(Wortlaut S. 7). Der Wirklichkeit entspricht ebenfalls, dass Häggs Roman – wie das nungefundene Manuskript – 21 Kapitel hat. Ebenso verrät Elgcrantz selbst im vorletzten Kapitel,dass er den Text mit einer Schreibmaschine geschrieben hat:Jag hade länge tänkt göra nåt slags sån här sammanfattning. Mitt ständigamaskinskrivande har sett mycket effektivt ut. Men nu är det dags att lägga ihop de härpapperen. Ett tag hade jag tänkt skriva nåt slags äventyrsroman, där Hélène varBaltzars naturliga dotter och hette Helena som i Faust. Jag tänkte göra Dahlkvist tillMetas halvbror och döpa honom till Valentin eller nåt sånt. Men jag tänker jag låterdet stå som det är. Det var precis som det var. 828Elgcrantz bekennt sich also als Verfasser und Ich-Erzähler dieses Romans. Wenn nun jedochHélène das letzte Kapitel des Buches – das einundzwanzigste – schreibt, greift sie inbedeutendem Maße in das Geschehen ein. Sie muss Kenntnis haben von den von Elgcrantzgeschriebenen Seiten, da sie den Anfang des Romans wortwörtlich zitiert. Nach Elgcrantz’826 S. 206, Übers.: „Das Gesicht war schwer wiederzuerkennen, aber das Krankenwagenpersonal erklärte, dassdas unter diesen Umständen nicht ungewöhnlich sei. Man konnte nichts machen. Er hatte neben dem Tisch in derSofagruppe gelegen. Als man seinen Körper weggebracht hatte, hatte das Büropersonal ein Glas gefunden, das eroffenbar völlig geistesabwesend in die Schreibtischschublade gestellt hatte.“827 S. 206, Übers.: „- Oh gäbe es eine Zauberei, die all unsere nackte Wirklichkeit ertrinken ließe! sagte Rolf undschaute aus dem Fenster hinaus.- So tief in dem Ozean der Traumbildwelt, dass keine Brücke mehr von unserer Erde zur sommergrünen Inseldes Gedichts führen würde! ergänzte ich, aber schwieg, als ich merkte, dass der Präfekt sowie die gesamteweitere Gesellschaft missbilligend auf mich blickte...“828 S. 198, Übers.: „Ich hatte lange vor, irgendeine Zusammenfassung dieser Art zu machen. Mein ständigesMaschinenschreiben hat sehr effektiv ausgesehen. Aber jetzt ist es Zeit, die Papiere zusammenzulegen. EineWeile hatte ich gedacht, eine Art Abenteuerroman zu schreiben, in dem Hélèn Baltzars natürlich Tochter warund Helena hieß wie im Faust. Ich wollte Dahlkvist zu Metas Halbbruder machen und ihn Valentin oder soetwas taufen. Aber ich glaube, ich lasse es so stehen. Genau so ist alles geschehen.“274

Auffassung geht es ihm gut, er fühlt sich wohl und möchte sein bisheriges Leben als„sammanfattning“, „Zusammenfassung“ festhalten. Hélène jedoch ändert den Ausgang nichtnur des Romans sondern auch von Elgcrantz’ Leben, indem sie ihr eigenes Kapitel hinzufügt.Ist Hélène nun die wirkliche Verfasserin des Romans? Wenn sie ein Werkzeug des „Bösen“ist, die Verführerin also, ist in dem Fall das von ihr beschriebene Ende das „wirkliche“, oderist sie letztendlich nur die Studentin, die das Manuskript ihres Freundes und ehemaligenLehrers für ihre eigenen Zwecke missbraucht? Beide Möglichkeiten wären durchaus denkbar.Ist Häggs Buch als ein „faustisches“ gedacht, was bereits vom Buchtitel vermutet werdenkönnte, wäre der Ausgang nach Hélènes Zusatzkapitel durchaus legitim und denkbar. Diebegehrenswerte Verführerin arbeitet zusammen mit den „bösen“ Kräften, die das Leben desProtagonisten lenken, für diesen selbst völlig unbewusst. Erst am Schluss entschleiern sich diebösen Kräfte (Erscheinen der drei alten Männer, Hélènes Version von Elgcrantz’ Ende) undbringen Mårten Elgcrantz’ Leben zu einem völlig unerwarteten und grausamen Ende. DieVorstellung eines leibhaftigen Teufels jedoch ist in den 1980ern überhaupt nicht mehrrealistisch und als Darstellung nicht glaubwürdig, was wiederum dafür spräche, dassElgcrantz’ Leben glimpflich ausgehen könnte, und die so oder so zur Übertreibung undProvokation neigende Hélène einen dramatischeren Schluss sich nur ausgedacht hat, um denEffekt ihres Anteils zu erhöhen. In diesem Falle müsste dann der Schluss folgen, dassElgcrantz’ Verhalten im Verlauf des Romans nicht notwendigerweise „böse“ war, dass seinVerhalten völlig normal, und die Wesensänderung nach der Liaison mit Hélène nur durch dieneuen Lebensumstände bedingt war. Dies ist wiederum wenig wahrscheinlich, denn im Laufedes Romans gibt es so viele Zeichen einer „bösen“ Einwirkung auf Elgcrantz’ Leben, dassman diese nicht ohne weiteres ignorieren kann. Elgcrantz macht sich mehrfach „schuldig“, imgesellschaftlichen sowie im menschlichen Sinne, wie bereits festgestellt wurde, und er bereutseine Taten und sein Verhalten nicht. Er hat sich gewissermaßen als ein moderner Faust„bewährt“. Da es in diesem Roman nicht um christlich bedingtes Fehlverhalten geht, kann esauch keine christlich motivierte „Rettung“ geben, keine „Gnade von oben“, wie nochbeispielsweise bei Thomas Mann eventuell denkbar gewesen ist. Eine Höllenfahrt allerdingsist auch nicht realistisch, da ohne göttliche Bindung auch keine Gegenkraft wirken kann.Der wirkliche Ausgang des Romans bleibt somit verborgen. Elgcrantz selbst beendet seine„Lebenszusammenfassung“ gut dreißigjährig, befindet sich in einer glücklichen und erfülltenLebensphase. Von seinem Leben danach wird nicht viel erzählt, aber laut Hélènes Version275

i soffgruppen. När man hade fört bort kroppen, hittade kontorspersonalen ett glas somhan tydligen helt tankspritt hade ställt i skrivbordslådan. 826Zusätzlich wird auf Elgcrantz’ Sofatisch <strong>ein</strong> Manuskript gefunden, wovon man aber nichtsagen kann, ob es von ihm selbst geschrieben wurde oder von jemandem anderen. Es ist dasvon den drei Männern mitgebrachte, von ihnen als Bekenntnisschrift genannte, 21 Kapitelumfassende Schriftstück, geschrieben mit <strong>ein</strong>er alten Schreibmaschine. Dieses Schriftstückhat Elgcrantz als s<strong>ein</strong>e letzte Tat gelesen. Im letzten Abschnitt dieses Romans wird derAnfang dieses Schriftstückes zitiert:- O gåves det en trolldom som dränkte all vår nakna verklighet! sa Rolf och tittade utgenom fönstret.- Så djupt i drömbildvärldens ocean att ingen brygga ledde mera från vår jord tilldiktens sommargröna ö! fyllde jag i men tystnade när jag märkte att prefekten liksomhela det övriga sällskapet tittade ogillande på mig... 827Dieser Anfang ist identisch mit dem Anfang des nun analysierten Romans von Göran Hägg(Wortlaut S. 7). Der Wirklichkeit entspricht ebenfalls, dass Häggs Roman – wie das nungefundene Manuskript – 21 Kapitel hat. Ebenso verrät Elgcrantz selbst im vorletzten Kapitel,dass er den Text mit <strong>ein</strong>er Schreibmaschine geschrieben hat:Jag hade länge tänkt göra nåt slags sån här sammanfattning. Mitt ständigamaskinskrivande har sett mycket effektivt ut. Men nu är det dags att lägga ihop de härpapperen. Ett tag hade jag tänkt skriva nåt slags äventyrsroman, där Hélène varBaltzars naturliga dotter och hette Helena som i Faust. Jag tänkte göra Dahlkvist tillMetas halvbror och döpa honom till Valentin eller nåt sånt. Men jag tänker jag låterdet stå som det är. Det var precis som det var. 828Elgcrantz bekennt sich also als Verfasser und Ich-Erzähler dieses Romans. Wenn nun jedochHélène das letzte Kapitel des Buches – das <strong>ein</strong>undzwanzigste – schreibt, greift sie inbedeutendem Maße in das Geschehen <strong>ein</strong>. Sie muss Kenntnis haben von den von Elgcrantzgeschriebenen Seiten, da sie den Anfang des Romans wortwörtlich zitiert. Nach Elgcrantz’826 S. 206, Übers.: „Das Gesicht war schwer wiederzuerkennen, aber das Krankenwagenpersonal erklärte, dassdas unter diesen Umständen nicht ungewöhnlich sei. Man konnte nichts machen. Er hatte neben dem Tisch in derSofagruppe gelegen. Als man s<strong>ein</strong>en Körper weggebracht hatte, hatte das Büropersonal <strong>ein</strong> Glas gefunden, das eroffenbar völlig geistesabwesend in die Schreibtischschublade gestellt hatte.“827 S. 206, Übers.: „- Oh gäbe es <strong>ein</strong>e Zauberei, die all unsere nackte Wirklichkeit ertrinken ließe! sagte Rolf undschaute aus dem Fenster hinaus.- So tief in dem Ozean der Traumbildwelt, dass k<strong>ein</strong>e Brücke mehr von unserer Erde zur sommergrünen Inseldes Gedichts führen würde! ergänzte ich, aber schwieg, als ich merkte, dass der Präfekt sowie die gesamteweitere Gesellschaft missbilligend auf mich blickte...“828 S. 198, Übers.: „Ich hatte lange vor, irgend<strong>ein</strong>e Zusammenfassung dieser Art zu machen. M<strong>ein</strong> ständigesMaschinenschreiben hat sehr effektiv ausgesehen. Aber jetzt ist es Zeit, die Papiere zusammenzulegen. EineWeile hatte ich gedacht, <strong>ein</strong>e Art Abenteuerroman zu schreiben, in dem Hélèn Baltzars natürlich Tochter warund Helena hieß wie im Faust. Ich wollte Dahlkvist zu Metas Halbbruder machen und ihn Valentin oder soetwas taufen. Aber ich glaube, ich lasse es so stehen. Genau so ist alles geschehen.“274

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