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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Die Universität, die Aufgabe, das kulturelle, geisteswissenschaftliche Wissen an Studentenweiterzugeben, wird in diesem Roman als die gute und erstrebenswerte Aufgabe angesehen.Dieselben Kenntnisse zu verkaufen, indem man diese der freien Wirtschaft zur Verfügungstellt und dafür Geld als Belohnung nimmt, gilt als „böse“. Somit sind die anfangs noch rechtundeutlichen Definitionen von „gut“ und „böse“ in der modernen schwedischen Gesellschaft,die in Häggs Roman beschrieben wird, <strong>ein</strong> gutes Stück deutlicher geworden. Es geht nicht imGeringsten um traditionsbehaftete, religiöse Werte; <strong>ein</strong>en christlich geprägten Teufel gibt esin diesem Werk nicht. Vielmehr geht es um den Anstand in der modernen Gesellschaft,darum, was man mit s<strong>ein</strong>en Kenntnissen tun kann, was man aber auch soll oder nicht soll. Dasuneigennützige Verhalten von Mårten Elgcrantz am Anfang – planmäßigen Unterricht geben,Lehrerausbildung für die kommenden Generationen garantieren, <strong>ein</strong>e Beziehungaufrechterhalten – gilt als das Erstrebenswerte, in dem Sinne „Gute“. Das Verhalten nach derVerführung – Verstrickung in Lügen, Drogenkonsum, Geldgier – erzielt zwar für denProtagonisten <strong>ein</strong>e Verbesserung des Lebensstandards, wird aber als das moralisch Falscheproklamiert. Nimmt man also den „gesellschaftlichen Anstand“ als Ausdruck für das Gute inHäggs Roman und in der modernen Gesellschaft die er beschreibt, <strong>ein</strong>e Lebensweise also, inder man Rücksicht auf andere nimmt und gesellschaftliche Verantwortung trägt, ist all das,was diesem Zwecke nicht dient, das Gegenteil, eben „böse“. In Elgcrantz’ Verhaltengeschieht durch die (geschlechtliche) Verbindung mit Hélène <strong>ein</strong>e Änderung von dem sozial„Anständigen“ in das „Unanständige“. Der Wendepunkt in Mårten Elgcrantz’ Leben ist somitklar definierbar, es existieren <strong>ein</strong>e Verführung sowie <strong>ein</strong> Pakt – zwar k<strong>ein</strong> schriftlicher aber<strong>ein</strong> „leiblicher“ – mit der Verführerin. In <strong>ein</strong>er faszinierenden Art und Weise gelingt es Hägg,die Eckpunkte aus der Faust-Tradition in s<strong>ein</strong>em Roman zu realisieren, gerade indem er sieb<strong>ein</strong>ahe bis zur Unkenntlichkeit modernisiert und sehr stark abwandelt. Aus Mårten Elgcrantzist <strong>ein</strong> moderner faustischer Mensch geworden, der über s<strong>ein</strong>en Schatten springt und sich mitdem verbündet, was in s<strong>ein</strong>er Gesellschaft als „nicht gut“ beschrieben wird.Noch bleibt jedoch die Frage, wie Hägg das Problem von Fausts Ende löst. Wie kann der indiesem Maße modernisierte Faust überhaupt noch sterben? Ist <strong>ein</strong>e Strafmaßnahme wie <strong>ein</strong>eVerdammnis für diesen Faust noch realistisch? Hat Elgcrantz’ Veränderung Konsequenzenfür ihn, und wie könnten sie aussehen?In dem zweitletzten Kapitel wird das neue Aufgabenfeld von Mårten Elgcrantz in der „freienWirtschaft“ beschrieben. Dazu werden Beispiele aus s<strong>ein</strong>en neuen Werbetexten zitiert. Erschreibt nunmehr positive Auswertungen über das Chemieunternehmen von Hélènes Vater.269

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