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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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um <strong>ein</strong> “Entweder-Oder“, sondern vielmehr um <strong>ein</strong> „Sowohl-Als auch“: Die Frage nach derMöglichkeit <strong>ein</strong>er Erlösung ist k<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fach zu beantwortende Frage, sie ist vielschichtig undbietet mehrere Antwortmöglichkeiten. Daher gibt Bolander <strong>ein</strong>e für Göran sehr persönliche(Er-)Lösung und lässt das Ende aus <strong>ein</strong>er weiteren Perspektive gesehen offen.Bolanders Kandidat Faust sowie Mannen från Nasaret sind Romane, die sich sehr stark inverschiedenen Details an die Faust-Tradition anknüpfen – von <strong>ein</strong>em Zusammenhang zeugtall<strong>ein</strong> der Titel des ersten Romans – aber im Inhaltlichen doch recht starke Abweichungen zuder Tradition aufweisen. So ist <strong>ein</strong>e – auch formale – Rückkehr zum christlichen Glauben inden früheren Faust-Erzählungen sehr selten, vielmehr bleibt Faust entweder auf dem„teuflischen“ Weg oder aber der Wertunterschied zwischen dem, was „gut“ oder „böse“ ist,verschwimmt und macht <strong>ein</strong>en Ausgang des faustischen Weges recht vielseitig gestaltbar.Bolander schafft hier den Ausweg indem er <strong>ein</strong>en „neuen christlichen Glauben“ kreiert, dieKraft der ewigen göttlichen Liebe betont und somit s<strong>ein</strong>e Faust-Gestalt an der göttlichenGnade teilhaben lässt.Bolander gelingt es zudem, die Zeit und den Zeitgeist des Anfangs des 20. Jahrhunderts zuschildern. Es gelingt ihm, zu zeigen, wie <strong>ein</strong> faustischer, ewig nach Wahrheit suchenderMensch in diese Zeit, in der man sowieso nicht mehr an den Teufel als personifiziertes Bösesglaubte, hin<strong>ein</strong>passen und s<strong>ein</strong>en Platz finden könnte. Dass <strong>ein</strong> moderner Faust nichts mehrmit dem <strong>ein</strong>stigen Teufelsglauben zu tun hat, ist ebenso in anderen Faust-Geschichten des 20.Jahrhunderts erkennbar. 796 Hier zählt vorrangig der Lebenswandel <strong>ein</strong>es suchenden undforschenden Menschen, das gewissermaßen wissenschaftliche Interesse an dem, was hinterden Wissenschaften verborgen ist. Dieses Interesse gilt jedoch nicht mehr ausschließlich als„böse“: Der Zweifel ist mittlerweile zu <strong>ein</strong>em allgem<strong>ein</strong> akzeptierten Wesenszug desMenschen geworden und kann mitunter dazu dienen, dass der Mensch nach zahlreichenIrrungen schließlich doch zu Gott zurück finden kann, wie Göran Lindblad in BolandersRomanen. Das berühmte Zitat aus Goethes Faust „Es irrt der Mensch so lang er strebt“ (V.317) findet hier s<strong>ein</strong>e „aktualisierte“ Bestätigung – die Wahrheitssuche endet nachzahlreichen Irrwegen letztendlich doch bei <strong>ein</strong>em Gott und <strong>ein</strong>em Trost spendenden Glauben.796 Siehe u.a. auch Paavo Rintala, Kap. IV.II. B. 1.257

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