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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Tyst, var stilla, och olyckan kommer. Vardagens lilla lycka är en lögn som alltingannat, en bubbla som allt det andra. 783An dieser Stelle ist wieder <strong>ein</strong>e Verbindung zu der älteren Faust-Tradition zu spüren. Wie dasVolksbuch die Reime Luthers in des Teufels Mund umdrehte, so verdreht sich dieZufriedenheit mit der gefundenen Wahrheit in Görans Gemütszustand nach negativenErfahrungen: „Drum schweig, leid, meid und vertrag / […] / D<strong>ein</strong> Glück komet alle Tag“ ausden Tischreden Luthers wird zu „Drumb schweig /leyd /meyd und vertrag / […] / D<strong>ein</strong>Vnglück läufft her<strong>ein</strong> all Tag.“ Analog dazu Görans Empfindungen: Die mühsam gewonneneErkenntnis „Leise, sei still, und das Glück kommt“ wird nach Mutters Krankheit und Tod zu„Leise, sei still, und das Unglück kommt.“Erneut muss Göran verreisen, er macht Bekanntschaft mit dem Buddhismus und mit derdamals neuen „Schule der Weisheit“ in Darmstadt 784 . Aber nirgends findet Göran das, was ersucht. Er wird immer enttäuschter, merkt, dass in der Welt offenbar alles nunmehr käuflich,<strong>ein</strong>e „Ware“ geworden ist, alles sch<strong>ein</strong>t <strong>ein</strong>en Preis zu haben, auch die verschiedenenWahrheiten:Allt är en affär, sanningen och skönheten, rätten och friheten, hur mycket bjuder du?Varför kan du inte söka guld, ära och makt som de andra? Vad jagar du efter? Eller ärdet kanske du, som jagas? 785Die Gesellschaft sch<strong>ein</strong>t aus allem <strong>ein</strong> Geschäft machen zu wollen, alles funktioniert nach denPrinzipien des <strong>Angebot</strong>s und der Nachfrage, es sch<strong>ein</strong>t nichts zu geben, was nicht käuflichwäre. Göran braucht aber „Något att leva för! Något att dö för!“ 786 , etwas Festes, woran mansich festklammern kann, etwas, was die innere Unruhe stillen kann. Die für <strong>ein</strong>e Faust-Gestalt783 S. 169, Übers.: „Leise, sei still, und das Unglück kommt. Das kl<strong>ein</strong>e Glück des Alltags ist <strong>ein</strong>e Lüge, wiealles andere, <strong>ein</strong>e Blase wie all das Andere.“784 Gem<strong>ein</strong>t ist die von Hermann Graf Keyserling 1920 in Darmstadt gegründete Philosophenkolonie. „Dieleitende Idee s<strong>ein</strong>er Schule der Weisheit war schon in der Bezeichnung enthalten: die Weisheit. Diese kannweder durch systematisches intellektuelles Lernen erworben noch durch spezialisiertes Können und isolierteWissenspflege vermittelt werden. Die Schule der Weisheit distanzierte sich von Kirche und Universität, aberauch von der Erziehungspraxis herkömmlicher Schulsysteme oder der Erwachsenenbildung. Philosophie solltenach Keyserling in der von ihm entfalteten Lehre vom Sinn als Orientierung zur Selbstverwirklichung imkonkreten Leben fruchtbar gemacht werden. Da hierfür aber nicht Können, Wissen oder Glauben imVordergrund standen, bedurfte es <strong>ein</strong>es besonderen Rahmens. So verstand sich die Schule der Weisheit, langebevor sich in den 1980er Jahren die Philosophischen Praxen konstituierten, bereits als unabhängige,philosophische Institution, die von der ethischen Forderung nach <strong>ein</strong>em ganzheitlich bestimmten Mensch-S<strong>ein</strong>getragen war. Mit schriftlichen, mündlichen und praktischen Wirkungsformen, zu denen neben "orchestrierten"Tagungen auch individual-philosophische Gesprächsberatung und Exerzitien gehörten, wollte Keyserling diePhilosophie ihrer ursprünglichen Bedeutung gemäss wieder Weisheit werden lassen.“ In:http://www.ipph.de/index.php?link=_inhalt/weisheit_de.php (Homepage des Institutes für Praxis der Philosophiee.V. Darmstadt (IPPh).)785 S. 214, Übers.: ”Alles ist <strong>ein</strong> Geschäft, Wahrheit und Schönheit, Recht und Freiheit, wie viel bietest du?Warum kannst du nicht Gold, Macht und Ehre suchen wie die anderen? Wem jagst du nach? Oder bist du esvielleicht, der gejagt wird?“786 S. 238, Übers.: „Etwas wofür man leben kann! Etwas wofür man sterben kann!“252

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