ein unmoralisches Angebot? - Ã bo Akademi
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Gewollt fragmentarisch sind folglich auch die Ansätze zur Anknüpfung an die Faust-Tradition. Wie oben ausgeführt, ist Göran seit seiner Kindheit schon ein skeptischer Mensch,er kann an vorgeschriebene Wahrheiten nicht glauben, braucht Reize und Erfahrungen, umsich in der Welt zurecht zu finden. Dass ihn an der Universität eine Gestalt verfolgt, der ihnKandidat Faust nennt, und den Göran als Dozent Mefisto bezeichnet, ist ein kleiner, abereindeutiger Hinweis darauf, dass der Roman die Faust-Tradition als Vorbild hat. ImUnterschied zu den deutschen Faust-Bearbeitungen wird die Beziehung zwischen Göran undMefisto allerdings hier nicht vertieft. Göran hat Mefisto nie „beschworen“, es gab keineAnsätze dafür, dass er die Wahrheit mit teuflischer Hilfe suchen wollte. Mefisto bleibtschattenartig an seinen Fersen, verlangt aber nichts von ihm, verpflichtet zu nichts, was Görannicht sowieso schon gewollt hätte. Auch Professor Bergius, der später die Rolle des DozentenMefisto übernimmt, ist eine zu weiche Gestalt, um eine wirkliche Höllenmacht zurepräsentieren. Wie wir haben feststellen können, neigt er doch mehr zum Christentum, zudem Trost, was der Mensch durch einen Glauben bekommen kann, als dass er jemandenvollkommen von dem Pfad des Glaubens abbringen will. Vielmehr ermutigt er zu Demut –eine „urchristliche“ Tugend. Die mächtige und schreckliche Macht des Widergeistes ist, außerin Göran selbst, nirgends präsent. Nur er scheint sich mit aller Kraft gegen Gott wehren zuwollen.Umso interessanter ist aus dieser Sicht der Schluss dieser Romane. Am Ende des ersten Teilskehrt Göran von seinen Reisen heim mit einem bedeutsamen Erkenntnisgewinn:Människan är större än livet, det är tidens stora lögn, som förgiftar ynglingablodet.Tekniken och vetenskapen ha fyllt människan med högmod, krypet tror sig varavärldens herre, litteraturen är full av övermänniskodrömmen och rusarynglingahjärnan. Jag börjar vakna ur ruset nu. Jag börjar ana hemligheten, den heterödmjukhet. Ödmjukhet också inför det, som du kallar orätt och lögn. 778Nicht nur Kritik gegen die Religion, sondern auch eine Form von allgemeiner, heftigerGesellschaftskritik kommt hier zur Sprache. Die Technik und die Wissenschaft haben denMenschen hochmutig gemacht, dieser hat sich zum „Herren der Welt“ erhoben 779 –778 S. 315f, Übers.: [Göran:] „Der Mensch ist größer als das Leben, das ist die große Lüge der Zeit, die dasjugendliche Blut vergiftet. Die Technik und die Wissenschaft haben den Menschen mit Hochmut gefüllt, dasGewürm glaubt, der Herr der Welt zu sein, die Literatur ist voller Übermenschträume und berauscht dasjugendliche Gehirn. Ich werde langsam wieder wach von meinem Rausch. Ich beginne, das Geheimnis zu ahnen,es heißt Demut. Demut auch davor, was du Unrecht und Lüge nennst.“779 Auch Paavo Rintalas Faust und der ihm folgende Stravinski sind ähnlicher Ansicht: der Mensch ist lautRintala „böser als der Teufel selbst“, er glaubt sich, die Macht und die Kraft über alles zu haben.250
Nietzsches Begriff des „Übermenschen“ wird in diesem Zusammenhang zitiert – und dieserRausch füllt nun die jungen Menschen, die Größeres von sich denken, als tatsächlich möglichund realistisch ist. In dieser Hinsicht findet Göran nun die „Schuld“ an seinem übermütigenVerhalten an der modernen Gesellschaft mit ihren technischen und wissenschaftlichenErrungenschaften, nicht mehr ausschließlich in der beengenden Religion. Er verdrängt somitseine eigene mögliche Schuld und verschiebt diese auf die allgemeinen Änderungen in derGesellschaft, die einen jungen Menschen geradezu dazu (ver)führen, Höheres von sich zudenken, als für ihn in der Tat möglich ist. Göran fängt an, für sich eine andere Antwort zubegreifen. Er versteht nun, dass der Mensch sich demütig an seine Wahrheit herantasten soll,nicht mit übertriebenen Vorstellungen von sich selbst. Der Demut – also die Eigenschaft, dieihm bereits Professor Bergius nahe legte – soll schließlich die letzten Geheimnisse lüften.Diese Erkenntnis ist für Göran jedoch noch kein „Endergebnis“ und hindert ihn nicht daran,im zweiten Roman weitere Reisen zu unternehmen, um nach der endgültigen Wahrheit zusuchen – wobei der Übergang vom ersten zum zweiten Teil etwas gezwungen wirkt 780 – undgegen Gott zu kämpfen: „Men jag tror inte på Herren Jesus. Jag tror på Antikrist. […] Eldensom bränner gudarna. Trotset som aldrig böjer sig.“ 781 Ähnlich wie im ersten Teil glaubt ersich zeitweise die Wahrheit des Lebens gefunden zu haben:Hur skönt är ögonblicket inte, hur kann man längta efter något annat? Tyst, var stilla,det är sanningen, så märkvärdig är den inte.Tyst, var stilla, och lyckan kommer. 782Göran verliert aber seinen Glauben an die gefundene Wahrheit immer wieder durchunvorhersehbare negative Ereignisse, wie beispielsweise den Tod seiner Mutter an Krebs.780 Es existiert eigentlich kein Übergang in den zweiten Teil. Der Autor teilt in einer Vorrede lediglich folgendesmit (S. 5): „Jag har hittat dessa anteckningar i kandidat Fausts skrivbordslåda. Något litterärt värde äga de välknappast; om jag ändå ger ut dem, är det därför att jag tror dem vara i någon mån karakteristiska för tiden.”Übers.: „Ich habe die folgenden Seiten in der Schreibtischschublade des Kandidaten Faust gefunden. Ich glaubezwar nicht, dass diese Blätter einen literarischen Wert haben; wenn ich sie aber trotzdem herausgebe, danndeshalb, weil ich glaube, dass sie gewissermaßen charakteristisch für die Zeit sind.“Indem Bolander einen solchen Anfang für seinen Roman gibt, macht er sich selbst teilweise dafür schuldig, dassseine Werke in Schweden kaum beachtet worden sind. Wer von seinem eigenen Werk sagt, es habe keinen„literarischen Wert“, kann von anderen auch nicht erwarten, dass sie hier ein solches finden. Denselben „Fehler“,wenn man so will, machte auch Adelbert von Chamisso, der seinen Faust. Ein Versuch einen ‘knabenhaftenmetaphysisch-poetischen Versuch’ (s.o., Kap. IV.II. A.2) nannte und ihm keine weitere Achtung verlieh. Aucher verdient jedoch, wie wir gesehen haben, viel mehr Beachtung als bisher.781 Mannen från Nasaret, S. 12, Übers.: „Aber ich glaube nicht an Herrn Jesus. Ich glaube an den Antichrist. […]Das Feuer, das die Götter verbrennt. Der Trotz, der sich niemals beugen lässt.“782 S. 162, Übers.: „Wie schön ist doch der Augenblick, wie kann man sich nach etwas Anderem sehnen? Leise,sei still, das ist die Wahrheit, so bemerkenswert ist es nicht. Leise, sei still, und das Glück kommt.“ Interessantist hier auch die indirekte Anspielung auf Goethes Faust und dem „schönen Augenblick“. Dieses Detail wird hierjedoch nicht weiter ausgeführt und ist weit davon entfernt, zu einem der Schlüsselstellen des Romans zu werden,wie es bei Goethe der Fall ist, da der Ansatz zu dieser Aussage ein ganz anderer ist.251
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Nietzsches Begriff des „Übermenschen“ wird in diesem Zusammenhang zitiert – und dieserRausch füllt nun die jungen Menschen, die Größeres von sich denken, als tatsächlich möglichund realistisch ist. In dieser Hinsicht findet Göran nun die „Schuld“ an s<strong>ein</strong>em übermütigenVerhalten an der modernen Gesellschaft mit ihren technischen und wissenschaftlichenErrungenschaften, nicht mehr ausschließlich in der beengenden Religion. Er verdrängt somits<strong>ein</strong>e eigene mögliche Schuld und verschiebt diese auf die allgem<strong>ein</strong>en Änderungen in derGesellschaft, die <strong>ein</strong>en jungen Menschen geradezu dazu (ver)führen, Höheres von sich zudenken, als für ihn in der Tat möglich ist. Göran fängt an, für sich <strong>ein</strong>e andere Antwort zubegreifen. Er versteht nun, dass der Mensch sich demütig an s<strong>ein</strong>e Wahrheit herantasten soll,nicht mit übertriebenen Vorstellungen von sich selbst. Der Demut – also die Eigenschaft, dieihm bereits Professor Bergius nahe legte – soll schließlich die letzten Geheimnisse lüften.Diese Erkenntnis ist für Göran jedoch noch k<strong>ein</strong> „Endergebnis“ und hindert ihn nicht daran,im zweiten Roman weitere Reisen zu unternehmen, um nach der endgültigen Wahrheit zusuchen – wobei der Übergang vom ersten zum zweiten Teil etwas gezwungen wirkt 780 – undgegen Gott zu kämpfen: „Men jag tror inte på Herren Jesus. Jag tror på Antikrist. […] Eldensom bränner gudarna. Trotset som aldrig böjer sig.“ 781 Ähnlich wie im ersten Teil glaubt ersich zeitweise die Wahrheit des Lebens gefunden zu haben:Hur skönt är ögonblicket inte, hur kann man längta efter något annat? Tyst, var stilla,det är sanningen, så märkvärdig är den inte.Tyst, var stilla, och lyckan kommer. 782Göran verliert aber s<strong>ein</strong>en Glauben an die gefundene Wahrheit immer wieder durchunvorhersehbare negative Ereignisse, wie beispielsweise den Tod s<strong>ein</strong>er Mutter an Krebs.780 Es existiert eigentlich k<strong>ein</strong> Übergang in den zweiten Teil. Der Autor teilt in <strong>ein</strong>er Vorrede lediglich folgendesmit (S. 5): „Jag har hittat dessa anteckningar i kandidat Fausts skrivbordslåda. Något litterärt värde äga de välknappast; om jag ändå ger ut dem, är det därför att jag tror dem vara i någon mån karakteristiska för tiden.”Übers.: „Ich habe die folgenden Seiten in der Schreibtischschublade des Kandidaten Faust gefunden. Ich glaubezwar nicht, dass diese Blätter <strong>ein</strong>en literarischen Wert haben; wenn ich sie aber trotzdem herausgebe, danndeshalb, weil ich glaube, dass sie gewissermaßen charakteristisch für die Zeit sind.“Indem Bolander <strong>ein</strong>en solchen Anfang für s<strong>ein</strong>en Roman gibt, macht er sich selbst teilweise dafür schuldig, dasss<strong>ein</strong>e Werke in Schweden kaum beachtet worden sind. Wer von s<strong>ein</strong>em eigenen Werk sagt, es habe k<strong>ein</strong>en„literarischen Wert“, kann von anderen auch nicht erwarten, dass sie hier <strong>ein</strong> solches finden. Denselben „Fehler“,wenn man so will, machte auch Adelbert von Chamisso, der s<strong>ein</strong>en Faust. Ein Versuch <strong>ein</strong>en ‘knabenhaftenmetaphysisch-poetischen Versuch’ (s.o., Kap. IV.II. A.2) nannte und ihm k<strong>ein</strong>e weitere Achtung verlieh. Aucher verdient jedoch, wie wir gesehen haben, viel mehr Beachtung als bisher.781 Mannen från Nasaret, S. 12, Übers.: „Aber ich glaube nicht an Herrn Jesus. Ich glaube an den Antichrist. […]Das Feuer, das die Götter verbrennt. Der Trotz, der sich niemals beugen lässt.“782 S. 162, Übers.: „Wie schön ist doch der Augenblick, wie kann man sich nach etwas Anderem sehnen? Leise,sei still, das ist die Wahrheit, so bemerkenswert ist es nicht. Leise, sei still, und das Glück kommt.“ Interessantist hier auch die indirekte Anspielung auf Goethes Faust und dem „schönen Augenblick“. Dieses Detail wird hierjedoch nicht weiter ausgeführt und ist weit davon entfernt, zu <strong>ein</strong>em der Schlüsselstellen des Romans zu werden,wie es bei Goethe der Fall ist, da der Ansatz zu dieser Aussage <strong>ein</strong> ganz anderer ist.251