ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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”...de saliga, som lyssna till änglakapellet Seraphim, äro inte att skilja från defördömda, det är samma förtvivlan i anletsdragen. Allt är fördömelse.” (229f)”Teologien är ett sotat glas, som man skådar Gud igenom, men i dag har jag lust attriskera ögonen.” (231) 762Die Ansichten des Professors Bergius waren dem sich und seine Wahrheit suchenden Göranzunächst einmal willkommen – er konnte sich daran messen, seine eigenen Ansichten mitdenen Bergius’ vergleichen. Zu sagen, dass der Messias noch nicht gekommen sei,gleichzeitig aber eben das Christentum zu lehren, oder zu behaupten, dass der Glaube an sichnur Hochmut sei – wobei ja Hochmut als eine der Todsünden gilt, folglich für Bergius auchder Glaube als verwerflich zu gelten schien – oder aber alle, die Engel wie die Verdammten,als gleichwertig zu bezeichnen und sie allesamt zu verdammen, das war wahrlich nicht„linienkonform“, interessierte aber gerade deshalb Göran so sehr. Diese Art und Weise,grundlegende christliche Glaubenssätze zu ignorieren oder so zu verdrehen, dass imEndergebnis das Gegenteil dabei heraus kommt, zeugt von dem offensichtlichen „teuflischen“Charakter des Professor Bergius.Andererseits aber scheint Bergius trotz allem Zweifel einen beinahe kindlichen Glauben aneinen Gott zu haben, auf den man sich stützen, zu dem man in der Not fliehen kann (sieheoben, Zitat S. 217). Die Lösung von Bergius auf die Frage der Wahrheit, die auch Göransucht, heißt Demut. 763 Demut müsse man suchen, darin sei die Wirklichkeit zu finden. Manmüsse einen „kindlichen Sinn“ 764 haben und an Wunder glauben 765 . Nur demütig könne manan das Wunder glauben, nur wie ein Kind könne man sich dessen annehmen. Diese Antwort762 Übersetzungen: „Ein Prosit auf unsere Religionsgeschichte, Herr Kandidat, ein Prosit auf Kleopatras Weinmit der aufgelösten Perle. Sie, wie ich, verstehen sicherlich das Judentum besser als das Christentum; es istetwas Simples darin, dass Christus gekommen sei. Aber seien Sie ruhig, er ist nicht gekommen.“ (216)„Sie wissen nicht, was es ist, einsam vor Gott zu leben. Wenn Sie das wissen, werden Sie sich freuen, dass esetwas gibt, zu dem man sich flüchten kann. Dann werden Sie die Kirche segnen.“ (217)„Du hast noch zu viel Glauben“, sagt Bergius, „schütte den Ballast von dir, dann wirst du leichtermitschwimmen. Der Glaube ist nur Hochmut.“ (224)„...die Seligen, die der Engelskapelle der Seraphim zuhören, sind nicht zu unterscheiden von den Verdammten,da ist die gleiche Verzweiflung in den Gesichtszügen. Alles ist Verdammnis.“ (229f)„Die Theologie ist ein geschwärztes Glas, durch das man Gott beschaut, aber heute habe ich Lust, die Augen zuriskieren.“ (231)763 S. 217: „Människan är så liten, kandidat Faust. Den stora sanningen heter ödmjukhet.” Übers.: ”Der Menschist so klein, Kandidat Faust. Die große Wahrheit heißt Demut.”764 S. 220: ”Unge rådjursromantiker, ni har långt ännu till ödmjukheten. Först barnasinnet finner verkligheten.”Übers.: ”Junger Rehromantiker, bis Sie Demut finden, müssen Sie noch lange suchen. Erst der kindliche Sinnfindet die Wirklichkeit.“765 S. 214: „Vetenskapen kan inte förstå, att man kann bespisa 5000 män med fem bröd, mystiken förstår mera änvetenskapen. […] Bedjen om att kunna tro på undret, unge män! Med den tron är redan undret.” Übers.: ”DieWissenschaft kann nicht verstehen, dass man 5000 Menschen mit fünf Broten bespeisen kann, die Mystikversteht mehr als die Wissenschaft. […] Betet darum, dass Sie an das Wunder glauben könnt, junge Männer!Aber allein dieser Glaube ist bereits das Wunder.“244

ist natürlich weit davon entfernt, was Göran sich von einem zwielichtigen Theologieprofessorerwartet. Er will keinen neuen Weg zu Gott finden und zum Demut vor ihm. Vielmehr istGöran hier von der Nichtexistenz Gottes überzeugt, er spottet Gott und den Glauben, auchProfessor Bergius gegenüber. Dieser jedoch findet einen Glauben selbst in der VerneinungGottes:Ni hädar gudarna, därför att ni tror på dem. Också hädelse är gudstjänst. Tvivlet är detstarkaste bland gudsbevisen. Vad betyder det, vilket namn ni dyrkar, om det är enBuddas tand i templet Malligawa eller Jupitersbilden, som Hadrianus lät uppföra överKristi gravplats, och som prästerna i dag tillbedja. Ni är frommare än ni tror, ungeman, det finns bara en religion, den stora längtan. Har ni sett en rik pojke, som sittersur och grinig bland alla sina fina leksaker? Och har ni sett en fattig pojke utanför enleksaksbutik, hur han trycker näsan mot rutan och pekar på sakerna: ’den vill jag ha’och ’den vill jag ha’, hur han strålar av förtjusning? Men ge honom det han vill ha, ochhan skall inte vara lycklig längre. 766Professor Bergius bringt alle Religionen der Welt auf einen gemeinsamen Nenner: er nenntdie große Sehnsucht den einzigen Glauben. Dies ist ein entscheidender Punkt auch für einenfaustischen Menschen. Der Drang nach etwas Höherem – sei es der „klassisch-faustische“Wissensdrang oder die Sehnsucht nach Ruhm, Reichtum oder Liebe – begleitet die Faust-Gestalten unaufhörlich, und sobald sie im Besitz eines begehrten Objekts sind, sehnen sie sichbereits nach dem nächsten. Bei Goethe ist diese andauernde Sehnsucht sogar zu derwichtigsten Bedingung des Paktes mit dem Teufel gemacht worden: Sollte diese Sehnsucht jeerfüllt werden, wäre die Wette für Faust verloren – da eben das Faustische an und für sichnicht mehr vorhanden wäre. Und diese ununterbrochene Sehnsucht wird in Bolanders Romanin eine ähnlich wichtige Position erhoben: zu der einzigen Religion der Welt. Was also bereitsbei Goethe die wichtige Voraussetzung für den Pakt, nachher aber auch für die Rettung Faustswar, dort das „ewige Streben“ genannt, hat auch in Bolanders Roman eine Schlüsselfunktion:Ohne diese Sehnsucht ist der Mensch unzufrieden; mehr als über das, was er hat, freut er sichüber das, was er nicht hat, und was er vielleicht einmal bekommen kann. Auf Göran bezogenalso: über den „vorhandenen“ Glauben, die christliche Vorstellung von Wahrheit, die er durchseine christlich geprägte Erziehung und Umgebung besitzt, kann er sich nicht freuen, er musssich auf den Weg begeben, eine ihn zufrieden stellende Wahrheit zu finden. Hat er aber neue766 S. 215f, Übers.: „Sie lästern über die Götter, weil Sie an sie glauben. Auch Lästerung ist Gottesdienst. DerZweifel ist der stärkste unter den Gottesbeweisen. Was bedeutet es, welchen Namen Sie anbeten, ob es ein Zahneines Buddhas ist im Tempel Malligawa oder das Jupiterbild, das Hadrianus über dem Grabplatz Christihinaufführen ließ, und zu dem die Pfarrer heute beten? Sie sind frommer als Sie glauben, junger Mann, es gibtnur eine Religion, die große Sehnsucht. Haben Sie einen reichen Jungen gesehen, der sauer und grimmig mittenin seinen schönen Spielsachen sitzt? Und haben Sie einen armen Jungen draußen vor einem Spielzeuggeschäftgesehen, wie er seine Nase gegen die Scheibe drückt und auf Sachen zeigt: ‚das will ich haben’ und ‚das will ichhaben’, wie er vor Begeisterung strahlt? Aber gib ihm das, was er haben will, und er wird nicht mehr glücklichsein.“245

ist natürlich weit davon entfernt, was Göran sich von <strong>ein</strong>em zwielichtigen Theologieprofessorerwartet. Er will k<strong>ein</strong>en neuen Weg zu Gott finden und zum Demut vor ihm. Vielmehr istGöran hier von der Nichtexistenz Gottes überzeugt, er spottet Gott und den Glauben, auchProfessor Bergius gegenüber. Dieser jedoch findet <strong>ein</strong>en Glauben selbst in der Vern<strong>ein</strong>ungGottes:Ni hädar gudarna, därför att ni tror på dem. Också hädelse är gudstjänst. Tvivlet är detstarkaste bland gudsbevisen. Vad betyder det, vilket namn ni dyrkar, om det är enBuddas tand i templet Malligawa eller Jupitersbilden, som Hadrianus lät uppföra överKristi gravplats, och som prästerna i dag tillbedja. Ni är frommare än ni tror, ungeman, det finns bara en religion, den stora längtan. Har ni sett en rik pojke, som sittersur och grinig bland alla sina fina leksaker? Och har ni sett en fattig pojke utanför enleksaksbutik, hur han trycker näsan mot rutan och pekar på sakerna: ’den vill jag ha’och ’den vill jag ha’, hur han strålar av förtjusning? Men ge honom det han vill ha, ochhan skall inte vara lycklig längre. 766Professor Bergius bringt alle Religionen der Welt auf <strong>ein</strong>en gem<strong>ein</strong>samen Nenner: er nenntdie große Sehnsucht den <strong>ein</strong>zigen Glauben. Dies ist <strong>ein</strong> entscheidender Punkt auch für <strong>ein</strong>enfaustischen Menschen. Der Drang nach etwas Höherem – sei es der „klassisch-faustische“Wissensdrang oder die Sehnsucht nach Ruhm, Reichtum oder Liebe – begleitet die Faust-Gestalten unaufhörlich, und sobald sie im Besitz <strong>ein</strong>es begehrten Objekts sind, sehnen sie sichbereits nach dem nächsten. Bei Goethe ist diese andauernde Sehnsucht sogar zu derwichtigsten Bedingung des Paktes mit dem Teufel gemacht worden: Sollte diese Sehnsucht jeerfüllt werden, wäre die Wette für Faust verloren – da eben das Faustische an und für sichnicht mehr vorhanden wäre. Und diese ununterbrochene Sehnsucht wird in Bolanders Romanin <strong>ein</strong>e ähnlich wichtige Position erhoben: zu der <strong>ein</strong>zigen Religion der Welt. Was also bereitsbei Goethe die wichtige Voraussetzung für den Pakt, nachher aber auch für die Rettung Faustswar, dort das „ewige Streben“ genannt, hat auch in Bolanders Roman <strong>ein</strong>e Schlüsselfunktion:Ohne diese Sehnsucht ist der Mensch unzufrieden; mehr als über das, was er hat, freut er sichüber das, was er nicht hat, und was er vielleicht <strong>ein</strong>mal bekommen kann. Auf Göran bezogenalso: über den „vorhandenen“ Glauben, die christliche Vorstellung von Wahrheit, die er durchs<strong>ein</strong>e christlich geprägte Erziehung und Umgebung besitzt, kann er sich nicht freuen, er musssich auf den Weg begeben, <strong>ein</strong>e ihn zufrieden stellende Wahrheit zu finden. Hat er aber neue766 S. 215f, Übers.: „Sie lästern über die Götter, weil Sie an sie glauben. Auch Lästerung ist Gottesdienst. DerZweifel ist der stärkste unter den Gottesbeweisen. Was bedeutet es, welchen Namen Sie anbeten, ob es <strong>ein</strong> Zahn<strong>ein</strong>es Buddhas ist im Tempel Malligawa oder das Jupiterbild, das Hadrianus über dem Grabplatz Christihinaufführen ließ, und zu dem die Pfarrer heute beten? Sie sind frommer als Sie glauben, junger Mann, es gibtnur <strong>ein</strong>e Religion, die große Sehnsucht. Haben Sie <strong>ein</strong>en reichen Jungen gesehen, der sauer und grimmig mittenin s<strong>ein</strong>en schönen Spielsachen sitzt? Und haben Sie <strong>ein</strong>en armen Jungen draußen vor <strong>ein</strong>em Spielzeuggeschäftgesehen, wie er s<strong>ein</strong>e Nase gegen die Scheibe drückt und auf Sachen zeigt: ‚das will ich haben’ und ‚das will ichhaben’, wie er vor Begeisterung strahlt? Aber gib ihm das, was er haben will, und er wird nicht mehr glücklichs<strong>ein</strong>.“245

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