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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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der Seite, um sie gegebenenfalls zu begleiten, aber körperlich sind sich die beiden Gestaltenrecht ähnlich. 754 Betrachtet man nun die Tatsache, dass Bolanders Roman bereits in den 20erJahren des 20. Jahrhunderts entstand, also etwa 20 Jahre vor Thomas Manns, muss manfeststellen, dass dieses nordische Werk auch in dieser Hinsicht den großen Faust-Werken desdeutschen Sprachraums sehr nahe kommt. 755 Dass sowohl Bolanders als auch MannsTeufelsgestalt – vorausgesetzt man betrachtet Privatdozent Schleppfuß als Teufelsgestalt – imUniversitätsmilieu zu Hause sind, ist <strong>ein</strong> weiterer verbindender Punkt zwischen beiden: Zwargibt Bolanders „docent Mefisto“ k<strong>ein</strong>en Unterricht, aber er sucht s<strong>ein</strong>e „Opfer“ in denakademischen Kreisen, bei den „Träumergesichtern“, die noch ihren Idealen treu sind, dieabsolute Werte suchen und sich für selbstständiges Denken anstatt der von <strong>ein</strong>er Autoritätvorgegebene Glaubensgrundsätze <strong>ein</strong>setzen.Dozent Mefisto begleitet Göran nun durch s<strong>ein</strong> Studium der verschiedenen Fächer (s.o.).Allerdings ist Göran nicht geneigt, sich mit ihm zu verbünden, vielmehr läuft er immer weg,wenn er Dozent Mefisto sieht:Ingen kommer längre om natten till Göran, men han hör steg ute i korridoren, det ärdocent Mefisto, som släpar foten. Göran slår dörren i lås om kvällarna. Han kan integå någonstans utan att möta honom, docenten sitter i gungstolen på studentkåren och ikrogsoffan. Han vandrar i Flusterpromenaden, han sitter på biblioteket, han står italarestolen i Odinslund […]. Det gäller bara att inte komma till tals med honom. Detgäller att gå och gå. 756Im Gegensatz also zu den anderen Faust-Gestalten sucht Göran nicht bewusst nach teuflischerHilfe. S<strong>ein</strong>e Suche nach der Wahrheit hat k<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zig und all<strong>ein</strong> religiösen Ausgangspunkt,auch wenn er von der engstirnigen Religionsauffassung s<strong>ein</strong>er Heimatstadt ursprünglich dazu754 Siehe Thomas Mann: Doktor Faustus, S. 135f: „Schleppfuß war <strong>ein</strong>e kaum mittelgroße, leibarmeErsch<strong>ein</strong>ung, gehüllt in <strong>ein</strong>en schwarzen Umhang, dessen er sich statt <strong>ein</strong>es Mantels bediente, und der am Halsemit <strong>ein</strong>em Metallkettchen geschlossen war. Dazu trug er <strong>ein</strong>e Art von Schlapphut mit seitlich gerollter Krempe,dessen Form sich dem Jesuitischen annäherte, und den er, wenn wir Studenten ihn auf der Straße grüßten, sehrtief zu ziehen pflegte, wobei er ‚Ganz ergebener Diener!’ sagte. Nach m<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung schleppte er wirklichetwas den <strong>ein</strong>en Fuß, doch wurde das bestritten, und auch ich konnte mich m<strong>ein</strong>er Beobachtung nicht jedes Mal,wenn ich ihn gehen sah, mit Bestimmtheit versichern, sodaß ich nicht darauf bestehen und sie lieber <strong>ein</strong>erunterschwelligen Suggestion durch s<strong>ein</strong>en Namen zuschreiben will […]. Er sprach völlig frei, distinkt, müheundpausenlos, druckfertig gesetzt, in leicht ironisch gefärbten Wendungen, - nicht vom Kathederstuhl aus,sondern irgendwo seitlich halb sitzend an <strong>ein</strong> Geländer gelehnt, die Spitzen der Finger bei gespreizten Daumenim Schoße verschränkt, wobei s<strong>ein</strong> geteiltes Bärtchen sich auf und ab bewegte und zwischen ihm und dem spitzgedrehten Schnurrbärtchen s<strong>ein</strong>e splittrig-scharfen Zähne sichtbar wurden.“755 Eine Abhängigkeitsverhältnis zwischen Thomas Manns und Carl-August Bolanders Romanen kann kaummöglich s<strong>ein</strong>, denn Thomas Mann kann k<strong>ein</strong>en Zugang zu Bolanders Werken gehabt haben – sie sind nicht insDeutsche übersetzt worden, und Thomas Mann verfügte über k<strong>ein</strong>e Schwedischkenntnisse.756 S. 146, Übers.: „Es kommt k<strong>ein</strong>er mehr her<strong>ein</strong> zu Göran in der Nacht, aber er hört Schritte draußen auf demFlur, es ist Dozent Mefisto, der <strong>ein</strong>en Fuß schleppt. Göran schließt abends s<strong>ein</strong>e Tür ab. Er kann nirgendshingehen, ohne ihm zu begegnen, der Dozent sitzt in der Studentenschaft und auf dem Kneipensofa. Er wandertauf der Ausflugspromenade, er sitzt in der Bibliothek, er steht auf dem Sprecherstuhl in Odinslund […]. Es giltnur, nicht mit ihm ins Gespräch zu kommen Es gilt nur, immer weiter zu gehen.“240

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