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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Später, nach dem Abitur, ist es längst nicht mehr <strong>ein</strong>zig der Gegensatz Gott-Satan, der Göranbeschäftigt. Vielmehr hat sich s<strong>ein</strong>e Wahrheitssuche verselbstständigt, sodass er sich nur fürdie „Wahrheit“ interessiert, egal was diese in sich trägt und was die Konsequenzen darauss<strong>ein</strong> mögen. 751 Ob die Wahrheit in Gott oder in s<strong>ein</strong>em Gegenpart zu finden ist, istzweitrangig geworden; der Gott, den Göran sucht, ist die Wahrheit an sich.”Finns du i himmelen eller helvetet, sanning, men jag skall söka dig. Genom jordensalla riken, genom himmelens alla rymder, ner i underjordens mörkaste schakt – du måvara liv eller död, men jag skall söka dig. Heliga sanning, du som dräper eller ger liv,dig tillhör jag.” 752In diesen Worten kann <strong>ein</strong>e Verbindung zu dem faustischen Teufelspakt festgestellt werden:Göran – die Faust-Gestalt – verpflichtet sich zu der Wahrheitssuche, egal, wo und wie diesezu finden ist. Er nimmt also billigend in Kauf, dass genauso wie das angelernte „Gute“ auchdas „Böse“ die Wahrheit enthalten könnte. Er will, wenn es nötig ersch<strong>ein</strong>t, durch die ganzeWelt reisen, durch Himmel und Hölle, aber die Wahrheit muss und will er finden.Man erinnert sich an dieser Stelle an den ‚Vorspiel auf dem Theater’ in Goethes Faust, in demes heißt: „So schreitet in dem engen Bretterhaus / Den ganzen Kreis der Schöpfung aus, / Undwandelt mit bedächt’ger Schnelle / Vom Himmel durch die Welt zur Hölle.“ (V. 239-242) Inder Tat ist dieses Vorhaben – in Goethes Drama vom Theaterdirektor dem Dichter zugetragenund auf das Verfassen <strong>ein</strong>es neuen Schauspiels gerichtet, in Bolanders Roman vomProtagonisten selbst als Lebensaufgabe gefasst – <strong>ein</strong> verbindendes: genauso wie GoethesDramenhandlung im Himmel bei Gott (aber auch bei dem Teufel) beginnt, fängt auchBolanders Roman in <strong>ein</strong>er christlich geprägten Umgebung an, in der es jedoch Risse gibt(Verhalten von Görans Vater): im Himmlischen und Gottestreuen ist also auch das Höllische,Gottverachtende enthalten. Es folgen Irrwege und Abenteuer in der kl<strong>ein</strong>en und in der großenWelt – bei Goethe die Walpurgisnacht der Hexen und die in der Antike, bei Bolander dieIrrwege in der Jugend, in der Heimatstadt, und dann später die Abenteuer in Mittel- undSüdeuropa. Die Annäherungsweise und später auch die Auflösung der Werke sindverschieden, aber das „Gerüst“ ist nahezu identisch aufgebaut. Aus dieser Sicht herausersch<strong>ein</strong>en Bolanders Romane nun in <strong>ein</strong>em anderen Licht: sie weisen <strong>ein</strong>deutig neben denformalen auch inhaltliche Verbindungen zu der deutschsprachigen Faust-Tradition auf undsind somit als <strong>ein</strong> Teil der Faust-Tradition anzusehen.751 Siehe Kap. IX, „Stjärnan Alcor“.752 S. 122, Übers.: „Ob du im Himmel oder in der Hölle bist, Wahrheit, ich werde nach dir suchen. Durch alleReiche der Welt, durch jedes Weltall des Himmels, hinunter in den dunkelsten Schacht der Unterwelt – mögestdu lebendig s<strong>ein</strong> oder tot, aber ich werde dich suchen. Heilige Wahrheit, du, die du das Leben vernichtest odergibst, dir gehöre ich.“238

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