13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zeit nach Fausts Tod, aus dem Jahre 1542; die Sagenbildung kann also auch hier ihrenEinfluss ausgeübt haben.Nach Mahal war Faust Autodidakt 41 , d.h. er hatte alle s<strong>ein</strong>e magischen Fähigkeiten undKünste durch Selbststudium erworben und an k<strong>ein</strong>er Universität studiert. Der Doktortitelmusste – laut Mahal – folglich erfunden s<strong>ein</strong>; Faust ließ sich wahrsch<strong>ein</strong>lich Doktor nennen,um nicht als <strong>ein</strong> bloßer Scharlatan zu gelten. Hier gibt es bei Mahal jedoch <strong>ein</strong>enWiderspruch. An anderer Stelle (siehe Zitat oben) beruft sich Mahal auf Manlius, wenn es umdie Herkunft Fausts geht („von Kundling / (ist <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Stättl<strong>ein</strong> / nicht weit von m<strong>ein</strong>emVatterland)“). Nun behauptet Mahal jedoch, Faust sei Autodidakt gewesen, obwohl er nachManlius’ Aussage in Krakau studiert hat („da er zu Crockaw in die schul gieng“).Die dritte Möglichkeit der Personifikation Fausts ist s<strong>ein</strong>e Gleichsetzung mit demBuchdrucker Johann Fust, <strong>ein</strong>em ehemaligen Partner Gutenbergs. Er gehörte jedoch zu derGeneration vor Faust und war zu der Zeit von Fausts Geburt wahrsch<strong>ein</strong>lich bereits tot. DieseTheorie entwickelte sich jedoch erst bei dem Theologen Johann Georg Neumann im Jahre1683, über 100 Jahre nach dem Tod des historischen Faust. 42 Das Interessante an derGleichsetzung dieser beiden Gestalten ist jedoch ihre „Berufsbezeichnung”: Faust wurde„Schwarzkünstler” genannt, aber „Schwarzkünstler” war ebenso die Berufsbezeichnung fürdie Buchdrucker, da sie sich mit schwarzer Tinte beschäftigten. Außerdem wurde dieBuchdruckerei - wie so viele andere Erfindungen der Zeit - zuerst als „<strong>ein</strong> Werk des Bösen”gesehen, es war unerhört, dass nun Bücher produziert werden konnten, die <strong>ein</strong>andervollkommen glichen. 43 Da diese Erfindung also <strong>ein</strong>en fragwürdigen Ruf hatte, konnte sie gutals Bestandteil der entstehenden Faust-Legende verwendet werden.Zusätzliche historische Zeugnisse über Faust existieren in der Form von Akten inRatsprotokollen. Faust ist aufgrund s<strong>ein</strong>er untugendhaften Tätigkeiten (Wahrsagerei,Sodomie, Nigromantik) aus verschiedenen Städten verwiesen worden:Dem Wahrsager soll befohlen werden, dass er zu der Stadt auszieh und s<strong>ein</strong>en Pfenniganderswo verzehre.41 ebd., S. 19.42 Mahal: Faust. Die Spuren <strong>ein</strong>es geheimnisvollen Lebens. S. 16.43 Dazu auch Mahal: Faust. Die Spuren... S. 15f: “Als in der Mitte des 15. Jahrhunderts plötzlich Bücherauftauchten, die <strong>ein</strong>ander glichen wie <strong>ein</strong> Ei dem anderen, bei denen man also k<strong>ein</strong>erlei Unregelmäßigkeiten undAbweichungen feststellen konnte, da lag es - in Unkenntnis der neuen Erfindung - nahe, dies für <strong>ein</strong> Werk desTeufels zu halten.”22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!