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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Antwort zu akzeptieren. Hier, an Heiligabend bei der Mutter, endet der erste Roman. DasBild, das Bolander hier entwirft, ist <strong>ein</strong> sehr romantisierendes. Es ist <strong>ein</strong> Versuch, sich mitdem zufrieden zu geben, was man hat erkennen können. Spätestens in der zweiten Folge,Mannen från Nasaret, zieht es Göran wieder hinaus in die Welt, um die Wahrheit zu finden.Er ist noch hartnäckiger und resoluter als im ersten Roman, will nichts lieber als zeigenkönnen, dass auch der Demut im Christentum, s<strong>ein</strong>em Gott und Jesus Christus k<strong>ein</strong>ewirkliche Macht hat und ihm selbst k<strong>ein</strong>e wirkliche Ruhe bringt, dass auch er nicht die letztenAntworten geben kann. Die ewige Suche nach der Wahrheit und die immer wiederkehrendeIdee des Demuts als Antwort ist das Bindeglied zwischen den beiden Romanen. Zu demzweiten Roman komme ich am Ende des Kapitels noch zu sprechen.Görans Weg, die Wahrheit zu suchen, basierte also sowohl auf <strong>ein</strong>em Studium (verschiedenerFächer), d.h. kognitivem und konkretem Wissen, aber auch auf Erfahrung, d.h. er wollte s<strong>ein</strong>Weltbild durch Reisen erweitern und in der Welt um sich herum „sanningens sista mode“ 747erfahren, mit eigenen Augen sehen und erleben. Dieser Aspekt der Wahrheitssuche ist für dieanderen Faust-Gestalten nicht prägend, sogar sehr ungewöhnlich. Weder der Faust desVolksbuches noch beispielsweise der Goethes ist explizit auf Reisen gegangen, um dort dieWahrheit zu erfahren. Faust-Gestalten sind jedoch immer gern gereist: Seit den Besuchen desVolksbuch-Fausts am kaiserlichen Hofe zusammen mit Mephistopheles sind Reisen fastimmer <strong>ein</strong> Teil des faustischen Werdegangs gewesen. Doch niemals war das Ziel der Reise,am Ende die Wahrheit, oder eben die „letzte Mode der Wahrheit“ zu finden, vielmehr trugendie Reisen zur allgem<strong>ein</strong>en Weltbilderweiterung bei, oder sie waren <strong>ein</strong> Zeichen und <strong>ein</strong>Beweis der teuflischen Macht, da sie oft auf <strong>ein</strong>em Zaubermantel oder mit anderenverzauberten Verkehrsmitteln unternommen wurden und ohne diese teuflische Verbindungerst gar nicht möglich gewesen wären. Die von den früheren Faust-Gestalten gesuchte undersehnte Wahrheit war nie <strong>ein</strong>e wandelbare Größe, sie war und blieb immer gleich, absolutund unveränderlich. Und eben daran lag auch die Faszination der Wahrheitssuche und somitauch oft der Grund für den Pakt mit den teuflischen Kräften, da eben die eigene Kraft nichtausreichte, um solch <strong>ein</strong>e absolute Erkenntnis der Wahrheit zu erwerben. Göran Lindblad reistauf herkömmliche Art und Weise, mit Schiff und Zug, wie jeder andere Mensch auch. S<strong>ein</strong>eAusgangsposition ist es nicht, teuflische Kunststücke zu vollbringen, sondern die Welt zuerleben, Orte zu bereisen, von denen er erwartet, dass er <strong>ein</strong>en Weg zur der Wahrheit – oderzu dem Teil der Wahrheit – findet, die er nicht an der Universität finden kann.747 S. 148, Übers.: „die letzte Mode der Wahrheit“236

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