ein unmoralisches Angebot? - Ã bo Akademi
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Absolutes, die Wahrheit ist ein wandelbarer Wert. Das ist das vorläufige Endergebnis vonGörans Bemühungen. Was ist es aber am Leben, das das Wahre ausmacht? Nach welchenKriterien setzt sich das Wahre im Leben zusammen, nach was für einer Wahrheit wird Göranauf seiner bevorstehenden Reise suchen? Er gibt selbst die Antwort in einem Gespräch mitdem ihm folgenden „Mefisto“, auf den wir später noch zu sprechen kommen:Nu vet jag, vad sanningen heter, den heter: skönheten. […] Fåglar, sjungen förskyarna, visken i blomkalkarna, brunnens stråle, stig mot stjärnorna och förkunna, attlivet är skönhet. En lätta fötters dans är livet, smidiga lemmars lek, ystra lockarsfladder. Ett flöjtspel är livet, en ton, som jublar också i smärtan. En färg, skimrande avevighet, en doft, mättad av salighet.Svarta fågel, vad kraxar du, är livet fåfänglighet? Så är fåfängligheten skönhet. 718Göran findet folglich die Wahrheit in den grundlegenden, einfachen Dingen des Lebens. DieWahrheit ist in der Schönheit des Lebens zu finden, und die Schönheit empfindet jederMensch unterschiedlich. Auf seiner Reise nun versucht Göran, die Schönheit – als eben Inhaltder Wahrheit – zu finden. Offensichtlich sind hier natürlich Erfahrungen mit schönen Frauen,den „Verkörperungen der Schönheit“ sozusagen. Allerdings muss Göran feststellen, dass auchdie schönsten Frauen betrügerisch und gefährlich sein können, dass ihre Schönheit nichtimmer ehrlich ist. 719 Aufgrund solcher Erfahrungen sucht Göran von nun an die Schönheit –und somit ja seine Lebenswahrheit - in einem Traum oder in einem Traumzustand, dem esnäher zu kommen gilt:Nu vet jag vad skönheten är, den är en dröm. Konst är att inte kunna. Men att längta,att drömma. 720718 S. 149f, Übers.: „Jetzt weiß ich, wie die Wahrheit heißt, sie heißt: Schönheit. […] Vögel, gesungen genWolken, geflüstert in Blütenhüllen, der Strahl des Brunnens, steigt zu den Sternen und verkündet, dass dasLeben Schönheit ist. Ein Tanz der leichten Füße ist das Leben, ein Spiel der geschmeidigen Glieder, das Flatternder wilden Locken. Ein Flötenspiel ist das Leben, ein Ton, der auch im Schmerz jubelt. Eine Farbe, vollerEwigkeit schimmernd, ein Duft voller Seligkeit. Schwarzer Vogel, was krächzt du, ist das Leben Eitelkeit? Dannist Eitelkeit Schönheit.“719 Beispielsweise genannt werden könnte Uli, die Freundin eines Bekannten, die sich an Göran heranschleichtund ihn zu verführen versucht (S. 172f). Göran wehrt sich trotz ihrer Verlockungen: „ ‚Kyss, älska mig! Jag ärdin, hör du.’ ’För en minut, vad?’ han lösgör sig från hennes grepp, och stöter henne hårt ifrån sig. ’Då jagälskar, är det för evigheten.’ ”(Übers.: ” ’Küsse, liebe mich! Ich bin dein, hörst du.’ ‚Für eine Minute, oder?’ Erreißt sich von ihrem Körper los und stößt sie von sich. ‚Wenn ich liebe, ist es für die Ewigkeit.’ “). In einerspäteren Phase versucht sie, ihn erneut zu verführen, diesmal allerdings mit harten Mitteln: sie schreibt einenLiebesbrief an sich selbst und unterschreibt ihn mit Görans Namen, um ihren Freund eifersüchtig und böse aufGöran zu machen. Die anderen Bekannten warnen Göran: „Var försiktig, svensk, hon är en liten Satan. Hon harlekt med oss andra, nu är turen hos dig.” (Übers.: ”Sei vorsichtig, Schwede, sie ist ein kleiner Satan. Sie hat mituns anderen gespielt, jetzt bist du an der Reihe.”) Die Frau als „kleiner Satan“, in der Rolle des Verführers also,anstatt als Verkörperung der Schönheit. Diese Rolle wird die Frau auch später in Göran Häggs Roman haben,siehe Kap. IV.II. C. 2.720 S. 178, Übers.: „Jetzt weiß ich, was die Schönheit ist, sie ist ein Traum. Die Kunst ist, nicht zu können. Abersich zu sehnen, zu träumen.“228
Göran reist nun nach Venedig mit einem russischen Bekannten, um diesen Traum von derSchönheit zu erfahren. Schon bald nach der Ankunft sehen die Männer eine junge Frau mitihrer Mutter auf einer Brücke stehen. Die Schönheit der jungen Frau vergleicht Göran miteiner Seejungfrau („Hennes ögon ärö havsgröna, underligt skimrande, hennes läppar ha någotav havsvirvelns sugande. Hon gör en rörelse med handen, som plockade hon snäckor ur detrödblonda håret.” 721 ). Es ist beachtenswert, dass Bolander in seinem Faust-Roman noch einzweites Motiv benutzt, das später auch bei Thomas Mann vorkommen wird: das der kleinenSeejungfrau. 722 Bei Thomas Mann konzentriert sich die Schilderung auf die Schmerzen derSeejungfrau 723 , diese werden mit den Schaffensschmerzen Leverkühns verglichen undkommen immer wieder als Vergleichsmotiv vor, Bolander nutzt die Bezeichnung derSeejungfrau als Symbol der Schönheit, nennt sie mitunter sogar „havsgudinna“,„Meeresgöttin“ (S. 180).Aber auch diese Erfahrung der Schönheit endet mit einer Enttäuschung – um seinem Freundeinen Gefallen zu tun beschäftigt sich Göran mit der Mutter der Schönen und lenkt sie ab,während sein Freund die junge Frau umwirbt. Göran muss sich einiges gefallen lassen, dieMutter lässt sich von Göran massieren, Liebeslyrik vorlesen und küssen. Für Göran istnunmehr „skönheten blandad med äckel, och livsglädjen har bismak“ 724 . Die Schönheit desjungen Mädchens mit List und Täuschung zu erkaufen bedeutet für Göran einen Betrug amWert Schönheit, sie ist jetzt mit Ekel verbunden, eine Eigenschaft, die nichts mit der echtenSchönheit zu tun hat. Am Ende betrügt ihn sein Freund noch, indem er flüchtet, aber nicht mitder schönen jungen Frau, sondern mit einer reichen Witwe aus dem Hotel, in dem siegewohnt haben. Das ganze Bemühen Görans war umsonst gewesen, er steht nach wie vorohne „Belohnung“ da und hat einen Teil seines Glaubens an die Schönheit und die Liebeverloren.Nach dieser Episode bereist Göran Italien noch eine Weile, besucht Rom und Pisa, Vesuv undAmalfi. Er bekommt Sehnsucht nach seiner Heimat, überlegt sich, ob er zurückkehren sollte:Vända om, inte söka längre? Väntar han intet under mera? Tror han inte på skönhetenlängre? 725721 S. 180, Übers.: „Ihre Augen sind ozeangrün, wundersam schimmernd, ihre Lippen haben etwas von dem Sogeines Meereswirbels. Sie macht eine Bewegung mit ihrer Hand, als würde sie Muscheln aus ihrem rotblondenHaar pflücken.“722 Als Vorbild für dieses Motiv dient das Märchen von Hans Christian Andersen, Die kleine Seejungfrau oderMeerjungfrau.723 Thomas Mann: Doktor Faustus, S. 457f.724 S. 188, Übers.: „Schönheit gemischt mit Ekel, und die Lebensfreude hat einen Beigeschmack“.725 S. 201, Übers.: „Umkehren, nicht mehr suchen? Wartet er nicht mehr auf ein Wunder? Glaubt er nicht mehran die Schönheit?“229
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Göran reist nun nach Venedig mit <strong>ein</strong>em russischen Bekannten, um diesen Traum von derSchönheit zu erfahren. Schon bald nach der Ankunft sehen die Männer <strong>ein</strong>e junge Frau mitihrer Mutter auf <strong>ein</strong>er Brücke stehen. Die Schönheit der jungen Frau vergleicht Göran mit<strong>ein</strong>er Seejungfrau („Hennes ögon ärö havsgröna, underligt skimrande, hennes läppar ha någotav havsvirvelns sugande. Hon gör en rörelse med handen, som plockade hon snäckor ur detrödblonda håret.” 721 ). Es ist beachtenswert, dass Bolander in s<strong>ein</strong>em Faust-Roman noch <strong>ein</strong>zweites Motiv benutzt, das später auch bei Thomas Mann vorkommen wird: das der kl<strong>ein</strong>enSeejungfrau. 722 Bei Thomas Mann konzentriert sich die Schilderung auf die Schmerzen derSeejungfrau 723 , diese werden mit den Schaffensschmerzen Leverkühns verglichen undkommen immer wieder als Vergleichsmotiv vor, Bolander nutzt die Bezeichnung derSeejungfrau als Symbol der Schönheit, nennt sie mitunter sogar „havsgudinna“,„Meeresgöttin“ (S. 180).Aber auch diese Erfahrung der Schönheit endet mit <strong>ein</strong>er Enttäuschung – um s<strong>ein</strong>em Freund<strong>ein</strong>en Gefallen zu tun beschäftigt sich Göran mit der Mutter der Schönen und lenkt sie ab,während s<strong>ein</strong> Freund die junge Frau umwirbt. Göran muss sich <strong>ein</strong>iges gefallen lassen, dieMutter lässt sich von Göran massieren, Liebeslyrik vorlesen und küssen. Für Göran istnunmehr „skönheten blandad med äckel, och livsglädjen har bismak“ 724 . Die Schönheit desjungen Mädchens mit List und Täuschung zu erkaufen bedeutet für Göran <strong>ein</strong>en Betrug amWert Schönheit, sie ist jetzt mit Ekel verbunden, <strong>ein</strong>e Eigenschaft, die nichts mit der echtenSchönheit zu tun hat. Am Ende betrügt ihn s<strong>ein</strong> Freund noch, indem er flüchtet, aber nicht mitder schönen jungen Frau, sondern mit <strong>ein</strong>er reichen Witwe aus dem Hotel, in dem siegewohnt haben. Das ganze Bemühen Görans war umsonst gewesen, er steht nach wie vorohne „Belohnung“ da und hat <strong>ein</strong>en Teil s<strong>ein</strong>es Glaubens an die Schönheit und die Liebeverloren.Nach dieser Episode bereist Göran Italien noch <strong>ein</strong>e Weile, besucht Rom und Pisa, Vesuv undAmalfi. Er bekommt Sehnsucht nach s<strong>ein</strong>er Heimat, überlegt sich, ob er zurückkehren sollte:Vända om, inte söka längre? Väntar han intet under mera? Tror han inte på skönhetenlängre? 725721 S. 180, Übers.: „Ihre Augen sind ozeangrün, wundersam schimmernd, ihre Lippen haben etwas von dem Sog<strong>ein</strong>es Meereswirbels. Sie macht <strong>ein</strong>e Bewegung mit ihrer Hand, als würde sie Muscheln aus ihrem rotblondenHaar pflücken.“722 Als Vorbild für dieses Motiv dient das Märchen von Hans Christian Andersen, Die kl<strong>ein</strong>e Seejungfrau oderMeerjungfrau.723 Thomas Mann: Doktor Faustus, S. 457f.724 S. 188, Übers.: „Schönheit gemischt mit Ekel, und die Lebensfreude hat <strong>ein</strong>en Beigeschmack“.725 S. 201, Übers.: „Umkehren, nicht mehr suchen? Wartet er nicht mehr auf <strong>ein</strong> Wunder? Glaubt er nicht mehran die Schönheit?“229