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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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„Wissenschaft“ wird hart bestraft, denn ihre Kinder, symbolisch für neue wissenschaftlicheErkenntnisse, sind zunächst <strong>ein</strong>mal geheim, es ist <strong>ein</strong> Verrat, sie an die Industrie zuverkaufen, bevor sie ausreichend an der Universität geprüft worden sind.Die Wissenschaft als <strong>ein</strong> süßes und unschuldiges Mädchen zu beschreiben ist <strong>ein</strong><strong>ein</strong>teressante und m<strong>ein</strong>es Erachtens äußerst passende Deutung: Die Wissenschaft an sich istletztendlich nicht daran schuld, dass sie missbraucht wird, auch wenn „Wissenschaft“ indiesem Stück <strong>ein</strong>e Strafe bekommt und fortan der Wirtschaft dienen muss. Durch den Verkaufder wissenschaftlichen Forschungsergebnisse (das Kind, erzeugt bei dem aufstrebendenStudenten Faust mit der „Wissenschaft“) hat die Wissenschaft ihre Unabhängigkeit verloren,sie ist Mittel zum Zweck für die Wirtschaft und Industrie geworden.Faust selbst kommt ohne weitere Strafe von „außen“ davon. S<strong>ein</strong>e Strafe ist es, alles verlorenzu haben, was er <strong>ein</strong>st besaß. Er stürzt sich, wie der „typische“ Finne in <strong>ein</strong>er vergleichbarenSituation, ins Unglück und Elend und fängt an zu trinken: „Ei oo Tiedettä, ei lasta, Firmaa, /Yksin istun, kittaan kaljaa.“ 678Wiklas Schauspiel ist, wie Wuoris, <strong>ein</strong> lebendiges Beispiel dafür, was für <strong>ein</strong>e Macht derMensch mit s<strong>ein</strong>em ganzen Wissen ausüben kann, wie er das Wissen und Können aber auchoft missbraucht, da er sich von falschen Versprechen verlocken lässt. Das Faustische ist inbeiden <strong>ein</strong> typischer Wesenszug des modernen Menschen: das aufstrebende, immer mehrwollende Wesen Mensch ist nicht mehr <strong>ein</strong> Einzelfall, sondern eher die Regel. Unsere Erde istvoll von Menschen, die immerzu an den höchstmöglichen Gewinn und an den Zuwachs ihrerMacht denken, und mit allen Mitteln versuchen, diese zu erhöhen. Somit ist der Mensch, wieauch Rintala in s<strong>ein</strong>er Romantrilogie feststellt, böser als der Teufel selbst geworden, er treibtlangsam aber sicher sich und die ganze Welt in den Ruin und kümmert sich nicht <strong>ein</strong>maldarum. Faust ist – nach mehreren Rettungsversuchen – erneut <strong>ein</strong> „warnendes Exempel“geworden, das nun aber nicht mehr vor <strong>ein</strong>em Pakt mit dem christlichen Teufel und derdaraus resultierenden Höllenfahrt warnt, sondern vor unserem eigenen Verhalten, das in derheutigen Zeit teuflisch genug ist, um uns selbst und mit uns die ganze Erde ohne Rücksichtauf Verluste zuerst zu verkaufen und dann zu zerstören.678 Wikla, Vers 100-101, Übers.: „Hab k<strong>ein</strong>e ‚Wissenschaft’, k<strong>ein</strong> Kind, k<strong>ein</strong>e Firma. / All<strong>ein</strong> sitze ich, saufeBier.“216

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