ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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13.07.2015 Aufrufe

Psyches und Fausts an der Macht des Todes. Sie wollen beweisen, dass die Liebe eine nochstärkere Kraft besitzt als der Tod, die Zeit oder der Teufel. Sie verteilen überall in dem HausZettel, die Kaija daran erinnern sollen, Arttu zu rufen. Auch ein Brand des Hauses kann nicht,wenn auch sicherlich von der teuflischen Seite so beabsichtigt, die Liebenden langeauseinander halten: Er kann zwar alle Notizzettel Kaijas zerstören, nicht aber das, was Kaijaim letzten Augenblick aus ihrem Haus retten konnte – ein von Arttu geschenktes Bild. DiesesBild bleibt die letzte und in der Tat wichtigste Verbindung zwischen Arttu und Kaija, denn esgefällt Kaija so sehr, dass sie immer wieder sich wünscht, den Maler dieses Bildes zu treffen.Allein dieser Wunsch ist, wie wir festgestellt haben, eine Einladung an Arttu, und so findensich die Liebenden wieder.Der letzte Brief, den Kaija jemals an den Hals der Ziege band, ist zugleich der faszinierendsteund bewegendste von allen. In diesem Brief berichtet sie zunächst von einem großen Bild, dasArttu in dem Dorf an die Wand des Kaufladens gemalt hat. Es soll eines derErinnerungsbilder für Kaija sein, damit sie daran denkt, Arttu zu sich zu rufen. Es bekommtaber noch eine weitere Dimension, denn die anderen Dorfbewohner sind von dem Bildebenfalls sehr beeindruckt, es bewegt sie. Ein Bild Arttu Väätäläs kann wieder Gefühlehervorrufen: er hat seine Schaffenskraft in diesem Dorf wiedergewonnen. Dieses Dorf desTodes bedeutet für ihn als Künstler den Anfang eines neuen Lebens, in dem er wiederschöpferisch tätig sein kann. Das allein ist ein Grund, über die wirkliche Macht des Teufelsnachzudenken, aber die Geschichte endet noch nicht hier.Die Dorfbewohner kleiden Kaija in ein Brautkleid und Arttu in die regionale Festtracht.Danach werden beide unter Arttus großem Bild, vor dem Kaufladen vermählt. Eine tote Frauund ein in ein ewiges Leben verdammter Mann werden in dem heiligen Bund der Ehezusammengeführt. Dieses merkwürdige, ja eigentlich unmögliche Ereignis öffnet Tür und Torfür viele Lösungsmöglichkeiten. Uns interessiert in diesem Zusammenhang vorrangig dieFrage, ob Kaija und Arttu tatsächlich in ihrem vorbestimmten Zustand verharren müssen, oderob die Lösung eine Erlösung ist, ob es ihnen gegönnt ist, den Rest ihres Lebens zusammen zuverbringen. Gelingt es ihnen, den Bann nicht nur des Todes sondern auch des ewigen Lebenszu brechen und in eine gemeinsame Zukunft blicken zu dürfen?Nieminen hat seine Protagonisten retten wollen. Die Geschichte beginnt sich aufzulösen, alsArttu nach der Hochzeit mit Kaija eine Dankesrede hält:- Rakkaat ystävät, kiitämme sydämellisesti tästä juhlasta. Tämä on merkillisimpiätapahtumia, mitä koskaan on vietetty. Tässä seremoniassa on liitetty yhteen ikuinenelämä ja kuolema. Kun kaikki on tapahtunut vilpittömin mielin, ilman208

ennakkosuunnitteluja, toivon, että virallisesti sinetöitynä tämä paradoksaalinen liittoolisi vahvempi kuin sen jäsenille aiemmin asetetut olemisen ehdot. Tässä Jumalantaivaan alla vetoan kaikkien kulttuurien elämää ja kuolemaa hallitseviin voimiin, ettäme kaksi puhdassydämistä lasta, jotka olemme saaneet kärsiä yli kohtuudenvoidaksemme toteuttaa olemisen suurinta tehtävää: pyyteetöntä toistemmerakastamista, saisimme armon. Minä pyydän, että minun elämäni ja rakastettunikuolema pantaisiin yhteen vaakakuppiin, niin että muuttuisimme molemmattavallisiksi kuolevaisiksi ja saisimme tästä hetkestä alkavan yhteisen elämän. 665In seiner Rede bittet Arttu darum, dass Kaija und er Gnade erfahren und diese Beziehung sieaus ihrer jeweiligen Verbannung befreien möge. Befreiung für Arttu wäre ein Leben, im demder Tod präsent aber nicht herrschend wäre, für Kaija bedeutete Befreiung ein neues, vorwärtsgerichtetes Leben außerhalb des Totendorfes. In den Briefen selbst findet diese Bitte wederBestätigung noch Ablehnung, dies ist der letzte Brief, der die Ziegenhirtin je erreicht hat.Dass keine Briefe mehr kamen, deutet sicherlich auf eine Änderung des Zustandes hin. Aberwas für eine Änderung?Toivo Putti bringt Sicherheit in das Ende der Geschichte in seinem letzten Erzählbeitrag. Daer diese Briefe nun besitzt und beabsichtigt, sie auch zu veröffentlichen, besitzt er damit auchdie Kraft, über das Schicksal Kaijas und Arttus zu entscheiden. Wie ist es möglich, dass deran sich unparteiische Erzähler, der eigentlich nur den Rahmen der Geschichte formuliert, einesolche Macht für sich beansprucht? Mit welchen Mitteln kann er einen „Freispruch“ in Kaijasund Arttus Fall bewirken?Mehän emme tiedä, johtiko rakastavaisten vetoomus heidän ja varmasti jokaisenlukijankin toivomaan lopputulokseen, mutta minulla on avaimet käsissäni voidaksenivarmistaa sen. Lukija muistelkoon Arttu Väätälän sopimuskumppanin sopimukselleasettamaa ehtoa. Sen mukaan, jos hän tai hänen edustajansa tuo sopimuksenjulkisuuteen, se raukeaa välittömästi ja Väätälä saa tuossa tilanteessa esittää minkätahansa ehdon raukeamisen hyvittämiseksi. Tällaisessa tilanteessa Väätälä siis voisivapauttaa Kaija Koskisen kuoleman kahleista ja muuttuisi siis itse tavalliseksikuolevaiseksi.Siltä varalta, ettei Kaijan ja Artun liitto ole yksinään hellyttänyt kuoleman portinvartijoita, julistaudun tämän tekstin julkisuuteen saattaessani Pirun asiamieheksi. 666665 S. 121f, Übers.: „- Liebe Freunde, wir danken herzlich für dieses Fest. Dies ist eines der merkwürdigstenEreignisse, die je zelebriert worden sind. In dieser Zeremonie sind das ewige Leben und der ewige Todzusammengefügt worden. Da das alles ungeheuchelt geschehen ist, ohne vorherige Planung, hoffe ich, dassdieser paradoxe Bund nun offiziell besiegelt stärker wäre als die Seinsbedingungen, die den einzelnenMitgliedern zuvor gesetzt waren. Hier unter Gottes Himmel wende ich mich an all die Kräfte, die in allenKulturen über Leben und Tod bestimmen, dass wir zwei Kinder reinen Herzens, die wir über alle Maßen habenleiden müssen, um die größte Aufgabe des Daseins zu verwirklichen: selbstlose gegenseitige Liebe, begnadigtwürden. Ich bitte darum, dass mein Leben und der Tod meiner Geliebten in eine Waagschale gelegt würden,damit wir beide normale Sterbliche würden und von diesem Moment an ein gemeinsames Leben bekämen.“666 S. 122, Übers.: „Wir wissen ja nicht, ob der Appell der Liebenden zu dem von ihnen und sicherlich auch vonjedem Leser erwünschten Endergebnis führte, aber ich habe die Schlüssel in der Hand, dies zu sichern. Der Leserdenke an die Bedingung, die Arttu Väätäläs Paktpartner für den Pakt stellte. Danach wird, falls er selbst odereiner seiner Bediensteten diesen Pakt in die Öffentlichkeit bringt, der Pakt sofort nichtig, und Väätälä darf indieser Situation eine beliebige Bedingung stellen, um das Scheitern des Paktes wieder gut zu machen. In einer209

Psyches und Fausts an der Macht des Todes. Sie wollen beweisen, dass die Liebe <strong>ein</strong>e nochstärkere Kraft besitzt als der Tod, die Zeit oder der Teufel. Sie verteilen überall in dem HausZettel, die Kaija daran erinnern sollen, Arttu zu rufen. Auch <strong>ein</strong> Brand des Hauses kann nicht,wenn auch sicherlich von der teuflischen Seite so beabsichtigt, die Liebenden langeaus<strong>ein</strong>ander halten: Er kann zwar alle Notizzettel Kaijas zerstören, nicht aber das, was Kaijaim letzten Augenblick aus ihrem Haus retten konnte – <strong>ein</strong> von Arttu geschenktes Bild. DiesesBild bleibt die letzte und in der Tat wichtigste Verbindung zwischen Arttu und Kaija, denn esgefällt Kaija so sehr, dass sie immer wieder sich wünscht, den Maler dieses Bildes zu treffen.All<strong>ein</strong> dieser Wunsch ist, wie wir festgestellt haben, <strong>ein</strong>e Einladung an Arttu, und so findensich die Liebenden wieder.Der letzte Brief, den Kaija jemals an den Hals der Ziege band, ist zugleich der faszinierendsteund bewegendste von allen. In diesem Brief berichtet sie zunächst von <strong>ein</strong>em großen Bild, dasArttu in dem Dorf an die Wand des Kaufladens gemalt hat. Es soll <strong>ein</strong>es derErinnerungsbilder für Kaija s<strong>ein</strong>, damit sie daran denkt, Arttu zu sich zu rufen. Es bekommtaber noch <strong>ein</strong>e weitere Dimension, denn die anderen Dorfbewohner sind von dem Bildebenfalls sehr be<strong>ein</strong>druckt, es bewegt sie. Ein Bild Arttu Väätäläs kann wieder Gefühlehervorrufen: er hat s<strong>ein</strong>e Schaffenskraft in diesem Dorf wiedergewonnen. Dieses Dorf desTodes bedeutet für ihn als Künstler den Anfang <strong>ein</strong>es neuen Lebens, in dem er wiederschöpferisch tätig s<strong>ein</strong> kann. Das all<strong>ein</strong> ist <strong>ein</strong> Grund, über die wirkliche Macht des Teufelsnachzudenken, aber die Geschichte endet noch nicht hier.Die Dorfbewohner kleiden Kaija in <strong>ein</strong> Brautkleid und Arttu in die regionale Festtracht.Danach werden beide unter Arttus großem Bild, vor dem Kaufladen vermählt. Eine tote Frauund <strong>ein</strong> in <strong>ein</strong> ewiges Leben verdammter Mann werden in dem heiligen Bund der Ehezusammengeführt. Dieses merkwürdige, ja eigentlich unmögliche Ereignis öffnet Tür und Torfür viele Lösungsmöglichkeiten. Uns interessiert in diesem Zusammenhang vorrangig dieFrage, ob Kaija und Arttu tatsächlich in ihrem vorbestimmten Zustand verharren müssen, oderob die Lösung <strong>ein</strong>e Erlösung ist, ob es ihnen gegönnt ist, den Rest ihres Lebens zusammen zuverbringen. Gelingt es ihnen, den Bann nicht nur des Todes sondern auch des ewigen Lebenszu brechen und in <strong>ein</strong>e gem<strong>ein</strong>same Zukunft blicken zu dürfen?Nieminen hat s<strong>ein</strong>e Protagonisten retten wollen. Die Geschichte beginnt sich aufzulösen, alsArttu nach der Hochzeit mit Kaija <strong>ein</strong>e Dankesrede hält:- Rakkaat ystävät, kiitämme sydämellisesti tästä juhlasta. Tämä on merkillisimpiätapahtumia, mitä koskaan on vietetty. Tässä seremoniassa on liitetty yhteen ikuinenelämä ja kuolema. Kun kaikki on tapahtunut vilpittömin mielin, ilman208

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