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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Sozialpolitik in <strong>ein</strong>e solche Richtung, dass die Ergebnisse dieser Modernisierungen in derGesellschaft verheerende Folgen haben. 635 Nach dem Motto „nach uns die Sintflut“ 636 brauchtder Mensch alles auf der Erde auf. Diese Entwicklung hat nicht <strong>ein</strong>mal der Satan beabsichtigtoder gewollt. Der Mensch hat sich nach und nach zu <strong>ein</strong>em Gott erhoben, der über andereMenschen bestimmen kann und nur s<strong>ein</strong>e eigenen Interessen verfolgt. Er braucht zu s<strong>ein</strong>emHandeln weder Gott noch Teufel und hat diese beiden somit „in Rente“ geschickt. 637Vergöttlicht sich der Mensch in dieser Art und Weise, unterdrückt er die alten Werte ‚gut’und ‚böse’ und zerstört im Endeffekt auch all das, was ihm eigentlich nützt. S<strong>ein</strong> Streben nachFortschritt und Innovation ist k<strong>ein</strong>e konstruktive, sondern <strong>ein</strong>e negative, destruktive Kraft. Erist s<strong>ein</strong>en Mitmenschen gleichzeitig Gott und Satan; er wirkt groß und erhaben, schafft abernur Zerstörung. Der Goethesche Satz „<strong>ein</strong> Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will undstets das Gute schafft“ 638 wird bei Rintala umgedreht, denn der Mensch, der sich nun in diegöttliche und gleichsam satanische Position erhoben hat, wird zu <strong>ein</strong>er „Kraft, die stets dasGute (für sich) will und stets das Böse (für andere) schafft“. Das überirdisch Gute und dasunterirdisch Böse sind zu r<strong>ein</strong> menschlichen Größen geworden, zu <strong>ein</strong>em – um noch beiGoetheschen Begriffen zu bleiben – „kl<strong>ein</strong>en Gott der Welt“ beziehungsweise „kl<strong>ein</strong>en Satander Welt“.Vor <strong>ein</strong>er solchen Entwicklung in der Welt will Rintala mit diesem s<strong>ein</strong>em letzten Werkwarnen. Es gelte, die Menschheit davon abzuhalten, sich in diese Richtung weiter zubewegen. Rintalas Lösung – oder zumindest <strong>ein</strong>e versuchte Übergangslösung – istverblüffend. Er lässt s<strong>ein</strong>en Faust und den teuflischen Vertreter Stravinski-vonGallenabsonderung in die Rollen der Goetheschen Faust und Mephistopheles schlüpfen, undvon der Bühne in die reelle Welt treten, um <strong>ein</strong> großes Täuschungsmanöver auf der Erde zuerzeugen. Alles bewegt sich gewissermaßen im Kreis: der historische, „echte“ Faust, der fürRintala als Vorbild gilt, hat sich mit der Zeit in verschiedenen volkstümlichen Sagen undErzählungen in <strong>ein</strong>en Teufelsbündler verwandelt. Die Gestalt des Teufelsbündlers hatwiederum das literarische Interesse geweckt und unter anderem Goethe und Rintala zu <strong>ein</strong>erBearbeitung dieses Stoffes inspiriert. Nun ist aus der historischen Gestalt endgültig <strong>ein</strong>e635 Rintala bezeichnet (S. 32f.) z.B. den Roboter als <strong>ein</strong>e Art Homunculus, der nun viele Aufgaben der Menschenübernimmt und folglich viele Menschen arbeitslos macht und dadurch sozial ins Abseits führt.636 S. 33, im finnischen Original: „…tulkoon vedenpaisumus jälkeemme“.637 S. 273: „Kukaan […] ei saanut tulla tietoiseksi yksinkertaisesta totuudesta, siitä että jumala ja paholainenolivat siirtyneet eläkkeelle eivätkä enää osallistuneet tapahtumiin.” Übers.: „Niemand […] durfte sich dersimpler Wahrheit bewusst werden, dass Gott und Teufel in Rente gegangen waren und nicht mehr am Geschehenteilnahmen.“638 Goethe: Faust, V. 1335f.190

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