13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Teufel entstand klassischerweise aus Wissensgier, aus dem Verlangen, zur absolutenErkenntnis gelangen zu können. Aber auch nach Ruhm, Geld oder Macht sehnten sichverschiedene faustische Gestalten, wie in den vorigen Kapiteln festgestellt wurde. In diesemRoman sucht Faust nach der Schönheit, aber nicht in der Form, wie sie den Liebenden oderden Begehrenden ersch<strong>ein</strong>t, sondern nach der absoluten, unvergänglichen Schönheit. Diesehat er bereits seit s<strong>ein</strong>er Jugend versucht zu finden, sogar von <strong>ein</strong>er Ersch<strong>ein</strong>ung der Helenaaus Griechenland in s<strong>ein</strong>er Studentenzeit ist hier die Rede. 593Durch s<strong>ein</strong>e Suche nach der Schönheit ist er jedoch in <strong>ein</strong> unfreiwilliges und vor allem auchunbewusstes Bündnis mit dem Teufel geraten:- Mutta tehän olette itse hyväksynyt sopimuksen meidän kanssamme, allekirjoittanutja verellänne vahvistanut historiallisen asiakirjan.- Milloin ja missä?- Jo lyseolaisena, t<strong>ein</strong>inä. Täällä, pikku kamarissa. […]- Tunnustan tehneeni sopimuksen kauneuden valtakunnan edustajien kanssa ja olen[…] matkustanut kaupunkiin vaatimaan ko. sopimuksen toiselta osapuolelta, että hevihdoin tekevät sen mistä sovittiin: näyttävät minulle kauneuden.- Sitä varten erikoissuurlähettiläs von Gallenabsonderung ja minä [neiti Jokinen]olemme täällä. Palveluksessanne. 594Dass die „Vertreter des Reiches der Schönheit“ dieselben sind wie die teuflischen Kräfte, istdiesem Faust vorher nicht bewusst gewesen: „Ja minä kun olen ajatellut että kauneus japahuus ovat kaksi eri maailmaa.“ 595 Diese Überzeugung muss er jedoch schnell aufgeben,denn im Anschluss nimmt der Erzähler Bezug auf Rainer Maria Rilkes erste Duineser Elegie,in der es heißt: „Denn das Schöne ist nichts / als des Schrecklichen Anfang, den wir geradenoch ertragen, / und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, / uns zu zerstören. Einjeder Engel ist schrecklich.“ 596 Diese literarische Anleihe Rintalas aus Rilkes Dichtung wirdin diesem Roman zu <strong>ein</strong>em der wichtigsten Erklärungen über die Gründe, warum dieser Faust<strong>ein</strong>en Teufelspakt geschlossen hat und warum diese Thematik in der heutigen Zeit noch593 Rintala zitiert hier auf Deutsch verhältnismäßig getreu (nur die Paktdauer ist bei Rintala 40 Jahre statt der 24Jahre in der „Historia“) das Kapitel 59 des Volksbuches „Von der Helena auß Griechenland / so dem FaustoBeywohnung gethan in s<strong>ein</strong>em letzten Jahre.“ Diese Episode wird von Famulus Wagner angesehen als Spott derStudenten gegenüber Faust und vollkommen lächerlich. Faust selbst jedoch findet in s<strong>ein</strong>em damaligenTraumbild viel mehr – zumindest <strong>ein</strong>en Funken der Schönheit, nach der er sich sehnt, als Traumbild gesehen zuhaben, mache ihn „sehr glücklich“ (S. 66ff).594 S. 187f: „[Sekretärin Jokinen:] - Aber Sie haben doch selbst dem Pakt mit uns zugestimmt, die historischeUrkunde unterschrieben und mit Blut bekräftigt.[Faust:] – Wo und wann?– Schon im Lyzeum, als Teenager. Hier, in der kl<strong>ein</strong>en Kammer. […]– Ich gestehe, <strong>ein</strong>en Pakt mit den Vertretern des Reiches der Schönheit geschlossen zu haben und ich bin […] indie Stadt gereist, um von dem anderen Paktpartner zu verlangen, dass sie [sic!] endlich das tun, was wirver<strong>ein</strong>bart haben: mir die Schönheit zeigen.– Deshalb sind Sonderbotschafter von Gallenabsonderung und ich hier. Zu Ihren Diensten.“595 S. 188, Übers. : „Und ich habe gedacht, dass die Schönheit und das Böse zwei verschiedene Welten sind.“596 Rainer Maria Rilke: Die Gedichte. Insel Verlag. Frankfurt am Main 1986. S. 629.178

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!