13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Auf der persönlichen Ebene des Ich-Erzählers – in den Passagen des Romans also, in denendie Suche nach den jüngeren Ichs im Vordergrund steht – sch<strong>ein</strong>t das alte Ich zumindest fürs<strong>ein</strong>e Soldaten-Persönlichkeit selbst <strong>ein</strong> Gesandter des Bösen zu s<strong>ein</strong>. Der Soldat nennt s<strong>ein</strong>altes Ich mit dem Namen Stravinski. Unter anderem mit diesem Namen werden dieTeufelsvertreter in den weiteren Teilen der Trilogie ebenfalls genannt. Der junge Soldat wirdnicht mit der Vorstellung fertig, dass er in 40 Jahren so aussehen, sprechen und fühlen wirdwie der alte Mann, der ihm ersch<strong>ein</strong>t. Er disqualifiziert ihn als „Teufel“ und weist ihn ausdiesem Grunde ab, stempelt ihn als „Hirngespinst“ ab, mit dem er nichts mehr zu tun habenwill, wenn auch die Zukunft ihn grundsätzlich interessiert.Das „Attribut der Schönheit“ ist in diesem Roman die Zeit: Die zeitlichen Grenzen desMenschen werden gebrochen, aus der Zukunft soll die Hilfe für die Gegenwart kommen, dieZukunft soll den Weg zur Schönheit zeigen, sowohl für die verschiedenen jungen „Ichs“ desErzählers, der das alte „Ich“ verkörpert, als auch für die russischen Schriftstellerinnen, für diedie Zeit <strong>ein</strong>e wirkliche Erlösung und Erfüllung ihrer Träume s<strong>ein</strong> kann. Zumindest aber ist dieVorstellung, dass die Zeit <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> anderes Leben mit sich bringen könnte, <strong>ein</strong>Hoffnungsschimmer für sie. Mit dem Begriff Schönheit wird allerdings auch kritisch„gespielt“, beispielsweise gerade bei Stalin und s<strong>ein</strong>en Erdbeeren im Winter. Was für die<strong>ein</strong>en „schön“ ist, ist für die anderen hier das absolute Grauen, wenn nicht sogar die Hölle.Daher ist <strong>ein</strong> zweites Attribut der Schönheit in diesem Roman das Grauen. Dieser Aspektwird im Dritten Teil der Trilogie noch <strong>ein</strong>mal vertieft.Der Teufel ist somit bereits im ersten der drei Romane anwesend, sowohl im persönlichen alsauch im geschichtlichen Kontext. Insgesamt wird in diesem ersten Teil die Grundlage für dieweiteren Teile der Trilogie gelegt: Viele Personen, die hier vorgestellt wurden, tauchen in denspäteren Romanen wieder auf, <strong>ein</strong> Teufel oder <strong>ein</strong> Gesandter des Teufels ist immer vorhandenund die Suche nach <strong>ein</strong>em Aspekt der Schönheit begleitet den Ich-Erzähler in jedem der dreiTeilromane. Ebenfalls kennzeichnend für die gesamte Trilogie ist der bissige,gesellschaftskritische Stil Rintalas, durch den viele Themen zugespitzt werden, um dieKritikpunkte zu verdeutlichen. Verbindend für alle Romane ist allerdings auch, dass nichtnotwendigerweise die bloße Anwesenheit <strong>ein</strong>es Teufels den Romanverlauf „böse“ macht,sondern erst die Verbindung des Menschen mit dem Teufel, ob sie nun ungewollt odergewollt ist. Dem Bösen an sich kommt zuweilen <strong>ein</strong>e viel positivere Rolle zu als allgem<strong>ein</strong>üblich, was vor allem im dritten Teil, in Faustus, verstärkt zum Vorsch<strong>ein</strong> kommt.167

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!