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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Schönheit mit<strong>ein</strong>ander verbunden sind, ist es sinnvoll, die ersten beiden Teile ebenfalls kurzvorzustellen. Wo es für den Verlauf der Handlung oder der Deutung wesentlich ersch<strong>ein</strong>t,wird in der Analyse auf die ersten beiden Teile der Trilogie zurückgegriffen. 552Der erste Teil der Trilogie heißt Aika ja uni. Kauneuden attribuutit I, übersetzt Zeit undTraum. Attribute der Schönheit I. Der Ich-Erzähler, der sehr viele biographische Details mitdem Autor Rintala selbst teilt, führt den Leser durch die gesamte Trilogie hindurch. Er ist aufder Suche nach s<strong>ein</strong>en früheren „Ichs“. Er reist in Zeit und Traum in die Vergangenheit undsucht in der Stadt s<strong>ein</strong>er Jugend, in der nordfinnischen Stadt Oulu, nach s<strong>ein</strong>en früherenPersönlichkeiten – wie er als Kind, als etwa 17-jähriger junger Mann und als Soldat gewesenist – um ihnen auf ihrer Suche nach <strong>ein</strong>em erfüllten, schönen Leben zu helfen. Den Soldatensucht er mehrfach auf, wobei das Verhältnis des alten Ichs zu ihm sehr gespalten undangespannt ist. Aus <strong>ein</strong>er Hassliebe entwickelt sich bei dem Soldaten <strong>ein</strong>e b<strong>ein</strong>ahe faustischeNeugierde, da er liebend gern erfahren möchte, zu was er es bringen wird in der Welt, wies<strong>ein</strong> Leben aussehen wird, ob s<strong>ein</strong>e Wünsche in Erfüllung gehen werden.Eine andere Schiene in diesem ersten Teil der Trilogie sind die Beschreibungen derSchicksale zweier russischer Schriftstellerinnen, die zu der Zeit Stalins gelebt haben, derenSchriften aber schnell zu den verbotenen gehörten. Eine der beiden, Marina Zwetajewa,flüchtet ins Ausland und kommt nach 17 Jahren zurück, nur um dort den totalen Verfall desLandes und den Verlust ihrer Familie zu erleben. Am Ende nimmt sie sich das Leben. Dieandere, Anna Achmatowa, lernt von Stalin die Kunst des Einfrierens: In der kältestenWinterzeit, als ganz Sowjetunion hungert und friert, entdeckt Stalin die Vorzüge der neuenErfindung, der Kühltruhe. Er lässt für s<strong>ein</strong>e glorreichen Generäle in Leningrad mit <strong>ein</strong>emSonderflugzeug Erdbeeren schicken, frische Erdbeeren im Dezember... „Sitä jään helvettiä eituntenut Firenzen suuri runoilija. 553 Eikä tuntenut tohtori Faust tätä meidän Mefistoamme.Hänen huumorintajuaan.“ 554Ähnlich will Anna Achmatowa verfahren. Sie „friert“ ihre Gedichte „<strong>ein</strong>“, damit siespätestens nach ihrem Tod, oder wenn schon vorher andere Menschen die Macht in der552 Da diese Trilogie bislang von der Forschung nicht beachtet worden ist, und da m<strong>ein</strong>e Arbeit den Zugang zuihr auch für die deutsche Faust-Forschung ermöglichen will, wird es nötig s<strong>ein</strong>, verhältnismäßig viel, vor allemaus dem dritten Teil, zu zitieren und zu übersetzen. Diese Übersetzungen stammen alle von mir (M.S.-S.), bis aufdie Übersetzung der Zitate aus dem zweiten Teil, Marias Liebe, der Anfang 2006 zum Bonhoeffer-Jubiläumsjahrvon der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig in deutscher Fassung herausgegeben wurde (Übersetzer: PeterUhlmann). Im Folgenden wird auf die gesonderte Angabe des Übersetzers verzichtet.553 Dante ist hier gem<strong>ein</strong>t.554 Rintala: Aika ja uni, S. 341, Übers.: „Diese eisige Hölle hat der große Dichter aus Florenz nicht gekannt. Unddiesen unseren Mephisto hat der Doktor Faust nicht gekannt. S<strong>ein</strong>en Sinn für Humor.“165

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