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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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B. Finnischsprachige WerkeB. 1. Paavo Rintala: Faustus. Kauneuden attribuutit IIIDa der finnische Autor Paavo Rintala außerhalb Finnlands eher unbekannt ist, halte ich es fürangebracht, ihn zunächst kurz vorzustellen. Paavo Rintala wurde 1930 in der ehemalsfinnischen Stadt Viborg im jetzigen Russland geboren und starb in Helsinki 1999. S<strong>ein</strong>eProduktion ist gekennzeichnet durch Versuche, das Verhältnis Finnlands zu <strong>ein</strong>erseitsRussland / der Sowjetunion, andererseits zu Deutschland in und nach dem II Weltkrieg zuschildern. S<strong>ein</strong> Stil ist sehr provokativ, er drückt sich mitunter sehr bissiggesellschaftskritischaus, was unter anderem dazu geführt hat, dass er und s<strong>ein</strong>e Bücher inbestimmten gesellschaftlichen Kreisen verbannt wurden. Beispielsweise kritisierte Rintala inden 60er Jahren in s<strong>ein</strong>en Werken die finnische Beteiligung an dem Krieg gegen dieSowjetunion und vor allem an der Belagerung Leningrads auf das Schärfste 544 , was wiederumin den konservativen Kreisen der finnischen Bevölkerung <strong>ein</strong>e Abwehrreaktion hervorrief.Tapani Suominen beschreibt die Lage folgendermaßen: ”Indignationen mot t.ex. PaavoRintala var någon slags arktisk förvarning om fallet Rushdie – de finska fundamentalisternahotade i tidningarna så väl Rintala fysiskt som förlaget med bojkott.” 545544 Als Beispiel <strong>ein</strong> Zitat (Übersetzt von mir, MS-S) aus Rintalas „Leningrads Schicksalssinfonie“ (Leningradinkohtalonsinfonia) aus dem Jahre 1968: „Die nordische Armeetruppe von Hitlers Deutschland konnte die StadtLeningrad im September 1941 nicht im Sturm erobern. Ihre Soldaten konnten die Häuser der Menschen nichtplündern und die Mädchen und Frauen der Stadt nicht vergewaltigen, auch wenn ihnen dafür sogar <strong>ein</strong>eErlaubnis erteilt worden war, als <strong>ein</strong> offizieller Befehl, schon an der Ufer der Memel bevor der Kriegsmarsch andie Ostfront begonnen hatte.“545 Suominen, Tapani: „Kampen om den finska litteraturens kanon” (zuletzt aktualisiert 20.01.1999) (In:http://virtual.finland.fi/finfo/svenska/litterat2.html). Übersetzung: „Die Ablehnung von beispielsweise PaavoRintala war <strong>ein</strong>e Art frühe arktische Vorwarnung vor den Fall Rushdie – die finnischen Fundamentalistenbedrohten sowohl Rintala selbst physisch als auch den Verlag mit Boykott.“ Auch Pekka Tarkka berichtet ins<strong>ein</strong>em Artikel „De järnhårda legionerna“ (http://virtual.finland.fi/finfo/svenska/litterat3.html) überF<strong>ein</strong>dseligkeiten gegenüber Rintala: ”Paavo Rintalas roman Fjärrpatrullen (1963) berättar om en löjtnant, somdödar driven av sin infernaliska passion, inte för att försvara fosterlandet. Då den sexuellt frustrerade löjtnantenblir förförd av en frontlotta, var arméns mått fyllt: försvarsorganisationer protesterade, 38 pensionerade generalerutlyste krig mot Rintala. Polemiken kring Fjärrpatrullen påvisade, att klasskonflikten fortfarande var i i sin fullakraft. Vänstern upplevde sig som ’denna generations majoritet’, som kämpade mot ’samhällets kolonner,högerns skribenter, som tillhörde den generation som upplevt kriget, önskade att […] de författare ’påpubertetsnivå’ från den unga generationen, som inte hann till fronten och sålunda inte kunde förstå, hur detegentligen var, skulle utplånas från jordens yta.” Übers.: „Paavo Rintalas Roman Sissiluutnantti(Freischärlerleutnant, Übers. M.S.-S.) (1963) berichtet über <strong>ein</strong>en Leutnant, der durch s<strong>ein</strong>e infernalischeLeidenschaft getrieben tötet, nicht, um s<strong>ein</strong> Vaterland zu verteidigen. Da der sexuell frustrierte Leutnant von<strong>ein</strong>er Front-Lotta (Mitglied <strong>ein</strong>er Frauenorganisation im Krieg, im Dienst u. a. in den Feldkrankenstationen aberauch direkt an der Front) verführt wurde, war das Maß des Militärs voll: Die Verteidigungsorganisationprotestierte, 38 pensionierte Generäle erklärten Rintala den Krieg. Die Polemik um Sissiluutnantti herum zeigte,dass der Klassenkonflikt nach wie vor in Kraft war. Die Linke begriff sich als ‚die Mehrheit dieser Generation’,die gegen die ‚Kolonnen der Gesellschaft’ kämpfte, die Autoren der Rechten, die zu der Generation gehörten, dieden Krieg miterlebt hatten, wünschten sich, dass […] die Autoren aus der jungen Generation auf ‚pubertärem162

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