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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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– als <strong>ein</strong> Bereich verstanden, der sich sowohl für das Göttliche als auch für das Teuflischeeignet. Hier verwendet Thomas Mann wieder unter anderem Friedrich Nietzsche als Vorbild,indem er Leverkühns Verständnis von Musik weitgehend in Nietzsches Musikverständnisändert. 524Bevor Leverkühn sich der Musik widmete, fing er <strong>ein</strong> Theologiestudium an, wie bereitserwähnt. An der Universität in Halle wurde er von sehr charakteristischen Dozentenunterrichtet; erstens war da der „saftigste Sprecher an der ganzen Hochschule“ (DF, 130),Professor Ehrenfried Kumpf, der <strong>ein</strong>en sehr „pittoresk-altertümlichen“ (DF, 131) Sprachstilhatte. Er stand, laut Zeitblom „mit dem Teufel auf sehr vertrautem, wenn auch natürlichgespanntem, Fuße“ (DF, 132) und kannte sich vor allem mit den verschiedenstenBezeichnungen für das Böse, für den Teufel, aus. 525 Die zweite wichtige Lehrerfigur inAdrian Leverkühns Theologiestudium war Eberhard Schleppfuß, den Zeitblomfolgendermaßen charakterisierte:Ich sagte ja schon, dass die Theologie ihrer Natur nach dazu neigt und unterbestimmten Umständen jederzeit dazu neigen muß, zur Dämonologie zu werden.Hierfür war Schleppfuß <strong>ein</strong> Beispiel, wenn auch <strong>ein</strong>es sehr fortgeschrittener undintellektueller Art, da s<strong>ein</strong>e dämonische Welt- und Gottesauffassung psychologischilluminiert war und dadurch dem modernen, wissenschaftlichen Sinn annehmbar, jaschmackhaft gemacht wurde. Dazu trug noch s<strong>ein</strong>e Vortragsweise bei, die ganz danachangetan war, gerade jungen Leuten zu imponieren. Er sprach völlig frei, distinkt,mühe- und pausenlos, druckfertig gesetzt, in leicht ironisch gefärbten Wendungen, -nicht vom Kathederstuhl aus, sondern irgendwo seitlich halb sitzend an <strong>ein</strong> Geländergelehnt, die Spitzen der Finger bei gespreizten Daumen im Schoße verschränkt, wobeis<strong>ein</strong> geteiltes Bärtchen sich auf und ab bewegte und zwischen ihm und dem spitzgedrehten Schnurrbärtchen s<strong>ein</strong>e splittrig-scharfen Zähne sichtbar wurden. (DF, 136)Schleppfuß, dessen Beschreibung bereits kaum Fragen über s<strong>ein</strong> Wesen offen lässt, gab ander Universität <strong>ein</strong>e Vorlesungsreihe über „Religionspsychologie“ (DF, 135) und vermittelteden Studenten dort (s)<strong>ein</strong>e im Mittelalter begründete Gottes- und Teufelsauffassung. „Ihmzufolge war dies alles, war das Böse, war der Böse selbst <strong>ein</strong> notwendiger Ausfluß und <strong>ein</strong>unvermeidliches Zubehör der heiligen Existenz Gottes selbst“ (DF, 137). Der524 Beispielsweise zu finden bei Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister.Aphorismus 215: Musik. „Die ‚absolute Musik’ ist entweder Form an sich, im rohen Zustand der Musik, wo dasErklingen in Zeitmaß und verschiedener Stärke überhaupt Freude macht, oder die ohne Poesie schon zumVerständnis redende Symbolik der Formen, nachdem in langer Entwicklung beide Künste verbunden waren undendlich die musikalische Form ganz mit Begriffs- und Gefühlsfäden durchsponnen ist. Menschen, welche in derEntwicklung der Musik zurückgeblieben sind, können das selbe Tonstück r<strong>ein</strong> formalistisch empfinden, wo dieFortgeschrittenen Alles symbolisch verstehen.“ Leverkühns Kompositionen sind, wie im Folgenden zu zeigens<strong>ein</strong> wird, zunächst von <strong>ein</strong>er r<strong>ein</strong>en Form, „Form an sich“ geprägt, es fehlt die künstlerische „Wärme“, oder wieNietzsche sagt, die „Gefühlsfäden“525 Genannt werden hier u.a. Namen wie Teubel, Teixel, Deixel, St. Velten, Meister Klepperlin, Der Herr Diciset-non-facis,sowie der schwartze Kesperlin, alle DF, 133.153

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