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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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A. 5. Nikolaus Lenau: Faust. Ein GedichtNikolaus Lenaus Faust. Ein Gedicht ist in kl<strong>ein</strong>eren Abschnitten veröffentlicht worden. Dieersten Szenen 472 wurden bereits 1835 in verschiedenen Almanachen herausgegeben. 473 Dieeigentliche Erstausgabe erfolgte im folgenden Jahr, und vier Jahre später erschien <strong>ein</strong>eweitere, von Lenau revidierte Fassung, in der er das Werk um <strong>ein</strong>ige Verse verlängert hatte, inder das Eingangsgedicht „Der Schmetterling” fehlte, zu der er aber die Szene „DasWaldgespräch” hinzugefügt hatte. Insgesamt bestand Lenaus Faust-Werk, das Mittermayer(1992) als „episch-lyrisch-dramatisches Mischgedicht” 474 bezeichnet, nunmehr aus 24Szenen, die jeweils Episoden aus Fausts Leben darstellen. 475 In dieser Arbeit wird das Werknach der revidierten Fassung aus dem Jahr 1840 analysiert.Das absolute Pessimismus, sogar Nihilismus, und <strong>ein</strong> tiefgreifender Weltschmerz sind diedeutlichsten Merkmale von Nikolaus Lenaus Faust. Martens (1957) sagt, Faust sei der„Prototyp des weltschmerzlichen Helden Lenaus” 476 . In diesem Werk hat Lenau teilweises<strong>ein</strong>e eigenen Probleme mit der Gesellschaft und mit der Religion bearbeitet. 477 S<strong>ein</strong>e eigeneSuche nach Freiheit und Erfüllung war sowohl in Europa als auch in Amerika nur <strong>ein</strong> Traum472 Lenaus Faust ist eigentlich k<strong>ein</strong> Bühnenstück, er selber nannte das Werk „Ein Gedicht”. Ich verwende hiertrotzdem die Bezeichnung „Szene” für die durchaus szenarisch konstruierten Abschnitte des Gedichtes.473 Im „Deutschen Musenalmanach für das Jahr 1835” wurden vier Szenen und im „Frühlingsalmanach” wurde“Faust. Fragment.” veröffentlicht. Siehe hierzu Henning: Lenaus „Faust”. In: Faust-Variationen. S. 326.474 Mittermayer: “Aus m<strong>ein</strong>em Totenhaus”. Nikolaus Lenaus Faustfigur. In: Csobádi, Gruber u.a. (Hrsg.):Europäische Mythen der Neuzeit: Faust und Don Juan. S. 452.475 Aufgrund ihrer „Episodenhaftigkeit” ist Lenaus Faust-Dichtung oft kritisiert worden. Martens (1957) sagt,Lenaus Dichtung stelle „<strong>ein</strong>e seltsame Mischung aus dramatischen und lyrischen Passagen dar” (S. 131), Hucke(1989) stellt die Frage, warum „die geniale Rundung zu <strong>ein</strong>em in sich geschlossenen Werk gar nicht mehrgelingen konnte”, und m<strong>ein</strong>t, dies würde die Forschung „bis auf den heutigen Tag” beschäftigen (S. 15). Mahal(1972) s<strong>ein</strong>erseits ist <strong>ein</strong> noch schärferer Kritiker: „Das höchst (und nicht gerade zu s<strong>ein</strong>em Vorteil)wechselhafte Epos läßt auch in den dialogisch aufgeführten Episoden k<strong>ein</strong>e rechte Spannung zwischen denbeiden Paktpartnern aufkommen, und ebenso verschwommen wie der Paktschluß und die dabei (spärlich)erwähnten Bedingungen und Versprechungen sind auch die Gespräche der beiden Hauptakteure”(S. 416). Lenauselbst hat jedoch betont, dass die Wahl <strong>ein</strong>er fragmentarischen Dichtungsart absichtlich erfolgte: „...daß beidiesem Gegenstande <strong>ein</strong>e abgeschlossene, durchaus gegliederte Fabel gar nicht an ihrer Stelle wäre” (Zitiert ausSchmidt-Bergmann, S. 112). Er habe s<strong>ein</strong> Werk zuerst „Faustische Bilder” nennen wollen, um das Rhapsodischezu unterstreichen (ebd. S. 111f). Gibson (1989) betont dies ebenso; es habe bei Lenau <strong>ein</strong>e Intention gegeben, „indem Rhapsodischen <strong>ein</strong>em neuen formalästhetischen Konzept zum Durchbruch zu verhelfen” (S. 87). Positivbeurteilt auch J.-P. Hammer (1993) die „Episodenhaftigkeit” des Werkes; er spricht von der „Modernität s<strong>ein</strong>erSchreibweise”, Lenau breche „absichtlich mit dem Einheitsprinzip literarischer Gattungen”(S. 88). Und Schmidt(1971) stellt fest: “...the result is a form that is unique in Lenau’s time. Only much later, in the age ofSymbolism, do comparable creations occur” (S. 112). Trotz der Kritik sch<strong>ein</strong>t also die „rhapsodische” Form sichals <strong>ein</strong>e motivierte Form der Faust-Dichtung zu bewähren.476 Martens: Bild und Motiv im Weltschmerz. Studien zur Dichtung Lenaus. S. 132. Siehe auch Mahal (1972):„die Figur Fausts ... Paradefall der Weltschmerz-Problematik” (S. 397).477 J.-P. Hammer: Nikolaus Lenau. Dichter und Rebell. S. 87.134

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