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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Als Heiliger im Paradieseslichte! (S. 513)„Das flammende Inferno am Schluß dieses Dramas versinnbildlicht deshalb <strong>ein</strong>mal mehr daszentrale Paradoxon des Grabbeschen Erlösungsweges: Rettung und Untergang sind identisch;die Wahrung des Selbst vollzieht sich in der Selbst-Vernichtung.” 468 Beide Helden haben ingewissem Sinne versagt: Faust verliert in s<strong>ein</strong>em Kampf mit den höllischen Kräften s<strong>ein</strong>Leben, Don Juan verliert, weil er sich in der s<strong>ein</strong>es Erachtens erstarrten Gesellschaft nichtausleben kann. Sie stehen jedoch beide dazu und wollen sich auch im Jenseits behaupten. Sichselbst um <strong>ein</strong>er Sache willen zu verändern, wäre beiden fremd. Es gehört zu denCharaktereigenschaften beider Helden, dass sie zu dem stehen, was und wer sie sind.Grabbes Don Juan und Faust ist in der literaturwissenschaftlichen Forschung häufigabwertend behandelt worden, vermutlich aufgrund des bereits erschienenen ersten Teils desGoetheschen Faust-Dramas, das als <strong>ein</strong>e Art Mittelpunkt für die Faust-Forschung gilt unddessen literarisches Niveau Grabbe nicht erreicht haben soll. Da qualitative Analysenverschiedener literarischer Texte aber ohnehin schwierig, wenn nicht gänzlich unmöglichsind, ist <strong>ein</strong>e solche Wertung problematisch. Hier ist dies jedenfalls nicht intendiert, da alleausgewählten Werke als Teile der gesamten Faust-Tradition untersucht werden, und dieAnalyse sich hauptsächlich auf den Teufelspakt konzentriert.Von <strong>ein</strong>em philosophischen Standpunkt aus ist Grabbes Werk allerdings auf positive Kritikgestoßen. Detlev Kopp (1982) weist darauf hin, dass u.a. Schopenhauer und Kierkegaardphilosophisch ähnliche Ansichten vertraten wie Grabbe. 469 M<strong>ein</strong>er Ansicht nach hat GrabbesFaust aber durchaus auch mehr literaturwissenschaftliches Interesse verdient. Grabbe greiftbeispielsweise bereits erkenntnistheoretische Themen auf, die bei Goethe erst im zweiten Teildes Faust-Dramas auftreten, und von denen Grabbe folglich nichts hat wissen können. Es seihier auf V. 4721-4727 im Goetheschen Drama hingewiesen, in denen das menschliche Wissenund die menschlichen Möglichkeiten mit <strong>ein</strong>em Regenbogen verglichen werden 470 : „Amfarbigen Abglanz haben wir das Leben” (V.4727). Dieser Stelle entsprechen bei Grabberelativ genau die folgenden Verse:Armselig ist der Mensch! Nichts Großes, sei’sReligion, sei’s Liebe, kommt unmittelbarZu ihm - Er muß ‘ne Wetterleiter haben! (S. 498)468 Cortesi: Die Logik von Zerstörung..., S., 219.469 Kopp: Geschichte und Gesellschaft im Drama Grabbes. S. 82ff.470 Siehe hierzu auch Schneider: Das tragische Faustproblem... S. 552.132

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