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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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sich darauf <strong>ein</strong>, was der Ritter ihm bereits am Anfang vorgeschlagen hatte – er solle sichverlieben – und wendet sich dadurch von der Suche nach Glück durch mehr Wissen undErkenntnis ab. „Hier wird mit <strong>ein</strong>em Ruck Fausts r<strong>ein</strong> intellektuelles Wunschziel in <strong>ein</strong>voluntaristisches verschoben und an Stelle des Erkennens tritt nun das Handeln, wenn auchdas Fortbestehen der r<strong>ein</strong> intellektuellen Bedürfnisse nicht verschwiegen wird.” 453Das Bild Donna Annas wird Faust in <strong>ein</strong>em Spiegel gezeigt. Faust, „satt der Weiber” (S. 456),fühlt sich nicht für die Liebe bereit: „Wie konnt ich Mädchen lieben, eh die Gottheit / Mirklar war” (S. 456). 454 Nachher zeigt Faust sich aber entzückt von der bescheidenen Schönheitder Donna Anna und verliebt sich trotz s<strong>ein</strong>er Vorurteile in sie:N<strong>ein</strong>, unmöglich ists, daß ich,Der Faust, dem alle Welt zu eng gewesen,In <strong>ein</strong>em Augenblick im kl<strong>ein</strong>en RaumVon <strong>ein</strong>es Mädchens Antlitz, im GelispelVon <strong>ein</strong> paar Mädchenlippen mich verliere!Und doch, so ists! (S. 463)In diesem Punkt überschneiden sich die Wege Don Juans und Fausts: beide begehren DonnaAnna, beide wollen sie „gewinnen”, um jeden Preis. Die Motive Don Juans und Fausts sindallerdings verschieden. Für Don Juan ist Donna Anna <strong>ein</strong>e attraktive Frau, die durch ihreVerlobung und baldige Heirat mit Don Octavio zu <strong>ein</strong>em fast unerreichbaren Ziel derphysischen Liebe wird. Das macht für Don Juan den Reiz aus, ihm ist jedes Mittel recht,wenn er nur Donna Anna gewinnen kann. Ihm geht es nur um <strong>ein</strong> Einzelerlebnis, im Sinne<strong>ein</strong>er dauerhaften Beziehung interessiert ihn Anna nicht. „Für Don Juan ist die Liebe Inbegriffdes sinnlichen Genusses.” 455Faust dagegen ist - nach wie vor - auf der Suche nach Glück, und sucht dies jetzt in derSinnlichkeit, in der Liebe. „Die Liebe wird für Faust geradezu zu <strong>ein</strong>em Phantom, dem ernachjagt in dem instinktiven Gefühl, hier könne der Schlüssel zu allen Fragen liegen.” 456 FürFaust ist k<strong>ein</strong> Preis zu hoch für <strong>ein</strong>e erste Erfahrung der wahren Liebe, wenn ihm dadurch der453 F. J. Schneider: Das tragische Faustproblem... S. 545.454 Nicholls (The dramas of... S. 140) vergleicht die Liebe bei Goethe und bei Grabbe: “Love is not as in Goethethe path to knowledge of human fortune but an escape from dreams of the ideal to the sexual reality”. Dies trifftfür Grabbes Faust zu - da er die Wirklichkeit, die er gesucht hat, außer in s<strong>ein</strong>en Träumen nicht gefunden hat,sucht er <strong>ein</strong>en Ausweg in der Liebe, in dem sexuellen Begehren nach Donna Anna. Es muss aber verdeutlichtwerden, dass Grabbes Faust Donna Anna k<strong>ein</strong>eswegs nur physisch und sexuell begehrt hat, wie Don Juan; ihmging es um das Gefühl der Liebe, der Sehnsucht, aber auch darum, dass das Gegengefühl da wäre, dass er auchgeliebt würde.455 Henning: Grabbes ”Don Juan und Faust”. S. 308.456 ebd., S. 307.128

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