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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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Form auf, als in der Faust-Tradition vor Grabbe: Bereits vor dem Paktschluss hat Faustresigniert. „Fausts anfängliches Ziel, das er mit Hilfe des Teufelspakts verwirklichen möchte,ist r<strong>ein</strong> hypothetischer Natur” 447 . Er will den Teufel zwar nutzen, um Antworten zu finden,aber er gibt sich bereits von vornher<strong>ein</strong> verloren in dem Sinne, dass er nicht mehr an dieMöglichkeit glaubt, selbst noch glücklich werden zu können. Er glaubt aber daran, dass es<strong>ein</strong>e Möglichkeit, <strong>ein</strong>en Weg geben müsse, Ruhe und Glück zu finden - nur ihm selbst sei derWeg verschlossen. Was Faust ursprünglich will - absolutes Wissen, k<strong>ein</strong>e „Sch<strong>ein</strong>erkenntnis”- wandelt sich auf dem Weg zu dem tatsächlichen Pakt in <strong>ein</strong>en Wunsch, den Weg zufinden 448 , auf dem er in Ruhe und glücklich hätte leben können, wo er von s<strong>ein</strong>en Zweifelnbefreit worden wäre. „Grabbes Faust […] will nur noch wissen, welche S<strong>ein</strong>serfüllungtheoretisch möglich ist, auch für ihn möglich gewesen wäre, wiewohl er sie praktisch schonaufgegeben hat und verspielt weiß” 449 .Faust begibt sich also freiwillig in den Pakt, wissend, dass er dafür mit dem Ritter in die Höllemuss, aber das beunruhigt ihn nicht: „Gewagt, gewonnen! Ewigkeiten weg / FürAugenblicke! ... Du bist m<strong>ein</strong> in diesem Leben, / Ich d<strong>ein</strong> im Tode!” (S. 438f). Faust willum jeden Preis den Weg zum Glück sehen, und um dieses Augenblicks willen ist er bereit, auf<strong>ein</strong> ewiges Leben zu verzichten.Der Pakt wird in der seit den Anfängen der Faust-Legende bekannten Weise – durch <strong>ein</strong>eUnterschrift mit Blut – geschlossen: „Doch erst ersuch ich dich (…) um <strong>ein</strong> paar TropfenBluts, / Das [sic!] Pakt zu unterschreiben. Hier Feder, / Hier Papier!” (S. 439). Den genauenPaktinhalt erfährt der Leser hier allerdings nicht.Nach dem Unterschreiben will Faust Ergebnisse, befriedigende Antworten auf s<strong>ein</strong>e Fragen.Der Ritter versucht ihm vorerst verbal <strong>ein</strong>ige „Weisheiten” anzubieten:Glück ist die Bescheidenheit,Mit der der Wurm nicht weiter strebt zu kriechen,Als s<strong>ein</strong>e Kraft ihn trägt, - Glück ist es, gleichDem Don Juan (von dem du viel magst lernen)Stets zu genießen und den Magen nichtVerderben [...]. (S. 440)doch Faust gibt sich damit noch nicht zufrieden; darauf sei er schließlich bereits selbstgekommen: „Elender Tor, was du da sprichst, das prüft / Ich längst.” (S. 440). Der Ritter447 Mahal: Mephistos Metamorphosen. S. 389.448 Siehe auch Henning: Grabbes Don Juan und Faust. S. 301: „Die Entsagung geht beim Teufelsbündnis so weit,als Ziel nur den Weg zu sehen, der Beruhigung und Befriedigung verheißen könnte, ohne ihn auch beschreitenzu wollen.”449 Kreuzer: Zur Geschichte der literarischen Faust-Figur. S. 20f.126

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