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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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A. 4. Christian Dietrich Grabbe: Don Juan und Faust„Wer nach Goethe den Faust-Stoff als solchen aufnimmt, steht in s<strong>ein</strong>em Schatten und wirdvergleichend auf ihn bezogen.” 434 Goethes Faust hat in der späteren Literaturforschung weiteran Prestige gewonnen. Andere über die Faust-Gestalt geschriebene Werke werden b<strong>ein</strong>ahenur im Zusammenhang mit oder im Vergleich zu dem Goetheschen Werk bearbeitet unduntersucht. Ein Dichter der nachgoetheschen Generation, der sich mit dem Faust-Themabeschäftigen wollte, hatte sich mit <strong>ein</strong>em nahezu unerreichbaren Vorbild aus<strong>ein</strong>ander zusetzen.Christian Dietrich Grabbe gehört zu den Dichtern, die erst nach dem Druck von GoethesFaust. Der Tragödie erster Teil anfing, sich mit dem Thema zu beschäftigen. S<strong>ein</strong> Don Juanund Faust ist <strong>ein</strong> Versuch, diese beiden Gestalten der Weltliteratur in <strong>ein</strong>em Stück zuverbinden. Nach s<strong>ein</strong>er eigenen Aussage ehrte Grabbe das Werk Goethes ebenso wie die OperMozarts. Dennoch war er der M<strong>ein</strong>ung, dass man durch <strong>ein</strong>e Verbindung dieser beidenGestalten <strong>ein</strong>en noch bedeutenderen Beitrag für die Literaturgeschichte leisten könnte.Er stieß an und fuhr fort: ‚Wir wollen hier nicht <strong>ein</strong> Langes über Goethe sprechen [...]in Faust all<strong>ein</strong> hat er gleichsam die ganze Menschheit individualisirt. Ich kenne k<strong>ein</strong>enCharakter weiter, der sich diesem an die Seite stellen ließe - und doch kenne ich <strong>ein</strong>en,der, ihm schroff gegenüber gestellt, gerade in s<strong>ein</strong>em Gegensatze, wenn auch nur inmaterieller Weise, fast s<strong>ein</strong>en Werth erreicht: Don Juan. [...] lange Zeit glaubte [ich],weder Goethe’s Faust noch Mozart’s Don Juan könnten jemals übertroffen werden -[...] Ich weiß <strong>ein</strong>en Stoff, der, mit gleichem Genie bearbeitet, noch etwasVollkommneres zu Tage fördern müßte - ! [...] Ein Ver<strong>ein</strong> Beider [...] - Don Juan undFaust!!’ 435Don Juan und Faust erschien im Jahre 1829 und war das <strong>ein</strong>zige Werk Grabbes, das zus<strong>ein</strong>en Lebzeiten aufgeführt wurde.Der Ausgangspunkt von Grabbes Drama ist also <strong>ein</strong>e Gegenüberstellung zweier „Helden”, diebereits jeder für sich in der Literatur existierten. Grabbe glaubte, der erste zu s<strong>ein</strong>, der dieGeschichten dieser beiden, Don Juans und Fausts, in s<strong>ein</strong>em Drama verknüpft 436 . Unter DonJuan und Faust, so Grabbe, kenne man „zwei tragische Sagen, von denen die <strong>ein</strong>e denUntergang der zu sinnlichen, die andere den der zu übersinnlichen Natur im Menschen434 Kreuzer: Zur Geschichte der literarischen Faust-Figur. S. 19.435 Löb: Grabbe über s<strong>ein</strong>e Werke. S. 86: Gespräch mit Eduard Jerrmann.436 Vor ihm hatten aber bereits zwei Dichter diese Helden in <strong>ein</strong>em Werk zusammengebracht: Franz Horn (1805)und Niklas Vogt (1809). Von ihnen hat Grabbe wahrsch<strong>ein</strong>lich nichts gewusst. Siehe auch Löb: ChristianDietrich Grabbe. S. 50.123

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