ein unmoralisches Angebot? - Ã bo Akademi
ein unmoralisches Angebot? - Ã bo Akademi ein unmoralisches Angebot? - Ã bo Akademi
permission of Satan, we have in Goethe Satan sent by God.” 405 Das Böse ist also im Gutenintegriert. 406 Lubkoll (1986) nennt dies „die aufklärerische Neutralisierung der Schöpfungbzw. die Integration des Übels im Sinne der Theodizee” 407 .In diesem Prolog bietet Mephistopheles Gott eine Wette an. Er behauptet, er könne Faust aufseine Seite ziehen. Gott geht die Wette zwar nicht ein 408 , erlaubt aber Mephisto, Faust inseinem Erdenleben Gesellschaft zu leisten:So lang’ er auf der Erde lebt,So lange sei dir’s nicht verboten.Es irrt der Mensch so lang’ er strebt. (V. 315-317) 409Mephisto ist mit dieser Einschränkung einverstanden, denn „mit den Toten” habe er sich„niemals gern befangen” (V. 318f).Die bisher behandelten Werke haben unterschiedliche Aspekte als Beweggründe Fausts fürden Teufelspakt gezeigt: Wissensdurst, Mangel an Ruhm und Suche nach Glück. GoethesFaust scheint am Anfang den Weg des wissensdurstigen Forschers zu gehen, der, nachlangem Studium der verschiedensten Fächer, immer noch mit seinem eigenen Wissen und mitden Ergebnissen seiner Forschung unzufrieden ist. Dieser Wissensdurst Fausts dient beiGoethe jedoch nur als Ansatz zu der Geisterbeschwörung und zu dem darauf folgendenTeufelspakt. Was Faust wissen will, sind keine einzelnen „Wahrheiten”, sondern er willumfassende, absolute Welt- und Naturerfahrung. Dies wird an mehreren Stellen deutlich:Daß ich erkenne was die WeltIm Innersten zusammenhält (V. 382f)O gibt es Geister in der Luft,Die zwischen Erd’ und Himmel herrschend weben,So steiget nieder aus dem goldnen DuftUnd führt mich weg, zu neuem buntem Leben! (V. 1118-1121)Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist,405 Brough: New Perspectives of Faust. Studies in the origins and philosophy of the Faust theme in the dramas ofMarlowe and Goethe. S. 213.406 Bereits in seiner „Rede zum Schakespeares Tag“ (1771) stellt Goethe seine Auffassungen über das Wesen desBösen dar: „[D]as, was wir bös nennen, ist nur die andere Seite vom Guten, die so notwendig zu seiner Existenzund in das Ganze gehört, als Zona torrida brennen und Lappland einfrieren muß, daß es einen gemäßigtenHimmelsstrich gebe.” (In: Goethe: Kleine Schriften. , S. 69.)407 Lubkoll: „...und wär’s ein Augenblick”. S. 121. Siehe auch Lukács: Faust und Faustus. S. 163: „im Bösenkönnen Keime des Guten verborgen sein, aber zugleich kann im erhabensten Gefühl etwas Satanisches stecken”- Lukács sieht das Böse jedoch nicht in dem Guten integriert, sondern sieht beide Kräfte in einem neutralenIneinander verbunden.408 Siehe auch Mahal: Mephistos Metamorphosen. S. 373f; sowie Hohlfeld: Pakt und Wette in Goethes ‚Faust’.S. 386.409 Goethe: Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil. Ich zitiere nach der Ausgabe Albrecht Schöne (Hrsg.):Goethe: Faust. Texte und Kommentare in zwei Bänden. 5. Auflage. Frankfurt a. M. / Leipzig 2003.112
Will ich in meinem innern Selbst genießen [...]. (V. 1770f) 410Der Wissensdrang Fausts ist nicht mehr das Zentrale in dem Werk, er ist vielmehr ein Teilvon Fausts Streben, das auf eine absolute Welt, Natur und Gott umfassende Erkenntnis zielt.Hier ist bezeichnend, daß Faust in der Gelehrtentragödie sehr allgemein als Zielseines Strebens die Erkenntnis der Welt in ihrem Zusammenhang, d.h. Natur undGesellschaft als Gesamtheit angibt, nicht aber konkrete Einzelbereiche oder garspezielle Erkenntnisfelder nennt. Er will die ‘Wahrheit’ überhaupt, oder wenigstensden ‘Spiegel ewger Wahrheit’ (V.615), nicht Wahrheiten einzeln und konkret. 411In der Faust-Tradition haben auch andere Aspekte als Beweggründe für einen Pakt mit demTeufel gedient, z.B. „Liebe” und „Glück”. Sie treten auch bei Goethe auf, allerdings nicht alsBeweggründe, sondern - dem Wissen gleich - als Teile des Oberbegriffs „Streben”. Dies wirddadurch deutlich, dass Faust, nachdem er erreicht hat, was er erreichen wollte, nie zufriedenist, sondern immer weiter strebt. Kaum ist er einen Schritt weiter gekommen, schon langweiltes ihn. „Die Tätigkeit endet nicht nit [sic!] der Vollendung der Tat, der Befriedigung einesBedürfnisses, sondern im Begriff des Strebens liegt die Unendlichkeit des Schaffens, dasununterbrochene Aufrechterhalten des Schaffensvorgangs.” 412Die Liebe ist, auch wenn kein primärer Grund zum Teufelspakt, ein bemerkenswerter Teil derGoetheschen Faust-Tragödie. 413 In beiden Teilen des Dramas spielt eine Frau eine wichtigeRolle. Zuerst ist das Objekt von Fausts Begierde - und nachher Liebe - Gretchen, das kleine,einfache Mädchen aus einer kleinen, einfachen Welt. Faust hat sich in Gretchen verliebt undwill sie kennen lernen - zunächst vorrangig physisch. Sein Wunsch geht zwar in Erfüllung,aber es ist für ihn nicht der „höchste Augenblick”, er ist in seinem inneren Streben durchdiese Beziehung nicht befriedigt. Jedoch fühlt Faust sich auch weiterhin zu Gretchenhingezogen, will sie aus dem Kerker retten, fühlt sich schuldig („O wär’ ich nie geboren!”, V.4596). „Faust durchläuft […] alle wesentlichen Etappen der individuellen Liebe von derordinärsten Sinnenlust mit ihren zynisch unmenschlichen Begleiterscheinungen bis zur echten410 Hervorhebungen in den Zitaten von mir, M.S-S.411 Scholz: Die beschädigte Seele des großen Mannes. S. 8.412 Scholz: Die beschädigte Seele des großen Mannes. S. 8.Lubkoll ( „...und wär’s ein Augenblick”, S. 125) bringt sowohl den Wissensdurst als auch die Liebe undSinnlichkeit in Verbindung mit dem Streben: „Fausts Streben richtet sich nicht nur darauf, sich ‚seinesVerstandes zu bedienen’ (Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne...), sondern es ist gekoppelt an eineebenso unermeßliche irdische Sinnenlust (und von der Erde jede höchste Lust...), wobei es genau dieVerzwicktheit von Erkenntnis und Lust ist, die Fausts dauernde Unbefriedigung ausmacht.” Scholz (Diebeschädigte Seele... S. 13.) formuliert diesen Konflikt folgendermaßen: „Das Streben hat zum Ziel den Genuß,von dem für Faust von vornherein feststeht, daß er nur vorübergehende Befriedigung bringen wird, niemals aberdauerhafte Sättigung. Streben und Genießen sind zugleich ein und derselbe Prozess, Genießen ist nur als Strebenmöglich, nicht etwa als Ausruhen nach dem Streben.”413 Da die Liebesbeziehungen Fausts sowohl zu Gretchen als auch zu Helena hinlänglich erforscht sind, stelltdieser Text keinen Anspruch auf eine ausführliche Analyse darüber.113
- Seite 64 und 65: sondern eher die von Klemettinen be
- Seite 66 und 67: Ein interessantes Detail ist auch,
- Seite 68 und 69: Lehre. Da Tuonela kein furchterrege
- Seite 70 und 71: In seinem Aufsatz Den svenske Faust
- Seite 72 und 73: Schwelgens in grenzenlosem Genuss n
- Seite 74 und 75: müssen, wenn er sich mit dem irdis
- Seite 76 und 77: upphöjt himmelens herre, hwilken d
- Seite 78 und 79: anletes svett, bär med fromma suck
- Seite 80 und 81: som sagt: öfwer en syndare, som si
- Seite 82 und 83: Protagonisten geschehen könnte und
- Seite 84 und 85: Unwiderruflichkeit des Teufelspakte
- Seite 86 und 87: zugänglicher zu machen. Kastman kl
- Seite 88 und 89: Nachdem der Pakt geschlossen ist, b
- Seite 90 und 91: kan komma i himmeln, där allting
- Seite 92 und 93: IV.II Der Teufelspakt in literarisc
- Seite 94 und 95: Welche Gründe aber waren ausschlag
- Seite 96 und 97: will auch nicht alle Wünsche Faust
- Seite 98 und 99: Männern den bittersten Haß gegen
- Seite 100 und 101: wagtest du deine Kräfte an dem und
- Seite 102 und 103: A. 2. Adelbert von Chamisso: Faust.
- Seite 104 und 105: weiter erkennen, als was für ihn s
- Seite 106 und 107: ewusst ist, dass er dadurch selbst
- Seite 108 und 109: Unendlichen Faust reichen sollte un
- Seite 110 und 111: Schwann (1984) sieht in dieser Auss
- Seite 112 und 113: A. 3. Johann Wolfgang von Goethe: F
- Seite 116 und 117: und tragischen seelisch-sinnlichen
- Seite 118 und 119: Gaukelkunst, sondern um absolute Wa
- Seite 120 und 121: Das Ende von Goethes Faust untersch
- Seite 122 und 123: Wie verhält es sich am Ende mit de
- Seite 124 und 125: Paktschluss zwischen Mephisto und F
- Seite 126 und 127: ezeichnet” 437 . Es ging ihm also
- Seite 128 und 129: Form auf, als in der Faust-Traditio
- Seite 130 und 131: sich darauf ein, was der Ritter ihm
- Seite 132 und 133: Zerstörungswahn; wenn er etwas nic
- Seite 134 und 135: Als Heiliger im Paradieseslichte! (
- Seite 136 und 137: A. 5. Nikolaus Lenau: Faust. Ein Ge
- Seite 138 und 139: Die „Weisheit”, die man durch L
- Seite 140 und 141: selbst spricht ein einziges Mal „
- Seite 142 und 143: eigenen Ich, seiner Auffassung von
- Seite 144 und 145: Stelle und bringt Faust auf andere
- Seite 146 und 147: Er erfasst den Teufel, seine Versch
- Seite 148 und 149: indem sie sich beide erstechen. Fü
- Seite 150 und 151: gewisser mystischer Einschlag […]
- Seite 152 und 153: Aus dieser auch allgemein in der Ge
- Seite 154 und 155: Zeitblom stellt die berechtigte Fra
- Seite 156 und 157: Schleppfuß’schen Auffassung nach
- Seite 158 und 159: möchte - beinahe buchstäblich - s
- Seite 160 und 161: wenn wahre Gefühle in das Werk ein
- Seite 162 und 163: Auffassung galt noch im frühen Pro
Will ich in m<strong>ein</strong>em innern Selbst genießen [...]. (V. 1770f) 410Der Wissensdrang Fausts ist nicht mehr das Zentrale in dem Werk, er ist vielmehr <strong>ein</strong> Teilvon Fausts Streben, das auf <strong>ein</strong>e absolute Welt, Natur und Gott umfassende Erkenntnis zielt.Hier ist bezeichnend, daß Faust in der Gelehrtentragödie sehr allgem<strong>ein</strong> als Ziels<strong>ein</strong>es Strebens die Erkenntnis der Welt in ihrem Zusammenhang, d.h. Natur undGesellschaft als Gesamtheit angibt, nicht aber konkrete Einzelbereiche oder garspezielle Erkenntnisfelder nennt. Er will die ‘Wahrheit’ überhaupt, oder wenigstensden ‘Spiegel ewger Wahrheit’ (V.615), nicht Wahrheiten <strong>ein</strong>zeln und konkret. 411In der Faust-Tradition haben auch andere Aspekte als Beweggründe für <strong>ein</strong>en Pakt mit demTeufel gedient, z.B. „Liebe” und „Glück”. Sie treten auch bei Goethe auf, allerdings nicht alsBeweggründe, sondern - dem Wissen gleich - als Teile des Oberbegriffs „Streben”. Dies wirddadurch deutlich, dass Faust, nachdem er erreicht hat, was er erreichen wollte, nie zufriedenist, sondern immer weiter strebt. Kaum ist er <strong>ein</strong>en Schritt weiter gekommen, schon langweiltes ihn. „Die Tätigkeit endet nicht nit [sic!] der Vollendung der Tat, der Befriedigung <strong>ein</strong>esBedürfnisses, sondern im Begriff des Strebens liegt die Unendlichkeit des Schaffens, dasununterbrochene Aufrechterhalten des Schaffensvorgangs.” 412Die Liebe ist, auch wenn k<strong>ein</strong> primärer Grund zum Teufelspakt, <strong>ein</strong> bemerkenswerter Teil derGoetheschen Faust-Tragödie. 413 In beiden Teilen des Dramas spielt <strong>ein</strong>e Frau <strong>ein</strong>e wichtigeRolle. Zuerst ist das Objekt von Fausts Begierde - und nachher Liebe - Gretchen, das kl<strong>ein</strong>e,<strong>ein</strong>fache Mädchen aus <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en, <strong>ein</strong>fachen Welt. Faust hat sich in Gretchen verliebt undwill sie kennen lernen - zunächst vorrangig physisch. S<strong>ein</strong> Wunsch geht zwar in Erfüllung,aber es ist für ihn nicht der „höchste Augenblick”, er ist in s<strong>ein</strong>em inneren Streben durchdiese Beziehung nicht befriedigt. Jedoch fühlt Faust sich auch weiterhin zu Gretchenhingezogen, will sie aus dem Kerker retten, fühlt sich schuldig („O wär’ ich nie geboren!”, V.4596). „Faust durchläuft […] alle wesentlichen Etappen der individuellen Liebe von derordinärsten Sinnenlust mit ihren zynisch unmenschlichen Begleitersch<strong>ein</strong>ungen bis zur echten410 Hervorhebungen in den Zitaten von mir, M.S-S.411 Scholz: Die beschädigte Seele des großen Mannes. S. 8.412 Scholz: Die beschädigte Seele des großen Mannes. S. 8.Lubkoll ( „...und wär’s <strong>ein</strong> Augenblick”, S. 125) bringt sowohl den Wissensdurst als auch die Liebe undSinnlichkeit in Verbindung mit dem Streben: „Fausts Streben richtet sich nicht nur darauf, sich ‚s<strong>ein</strong>esVerstandes zu bedienen’ (Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne...), sondern es ist gekoppelt an <strong>ein</strong>eebenso unermeßliche irdische Sinnenlust (und von der Erde jede höchste Lust...), wobei es genau dieVerzwicktheit von Erkenntnis und Lust ist, die Fausts dauernde Unbefriedigung ausmacht.” Scholz (Diebeschädigte Seele... S. 13.) formuliert diesen Konflikt folgendermaßen: „Das Streben hat zum Ziel den Genuß,von dem für Faust von vornher<strong>ein</strong> feststeht, daß er nur vorübergehende Befriedigung bringen wird, niemals aberdauerhafte Sättigung. Streben und Genießen sind zugleich <strong>ein</strong> und derselbe Prozess, Genießen ist nur als Strebenmöglich, nicht etwa als Ausruhen nach dem Streben.”413 Da die Liebesbeziehungen Fausts sowohl zu Gretchen als auch zu Helena hinlänglich erforscht sind, stelltdieser Text k<strong>ein</strong>en Anspruch auf <strong>ein</strong>e ausführliche Analyse darüber.113