13.07.2015 Aufrufe

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Möglichkeit zu leben, wenn er sich wieder zum Begrenzten hin wendet - dies gilt als positiv,„gut”. Der böse Geist dagegen bietet zunächst ansch<strong>ein</strong>end das Unbegrenzte, schließlich abernur Vernichtung und Tod, also Negatives und daher „Böses“.Eigentlich kann k<strong>ein</strong>er der beiden Geister Faust das bieten, wonach er sich sehnt, denn dieGeister sind, wie oben bereits erwähnt, nur Schatten von Fausts Denken:Nachhallen muss ich d<strong>ein</strong>er Worte Schall,Nachspiegeln d<strong>ein</strong>es Denkens Schatten dir,Nachlügen d<strong>ein</strong>er Weisen Traumgebilde,Dir, <strong>ein</strong>em Menschen, ich, <strong>ein</strong> Geist, zu nahen;K<strong>ein</strong> ähnlich Bild der ewig dir Verhüllten. 388Die Geister können also nur Fausts Gedanken „nachspiegeln” (s.o.), haben k<strong>ein</strong>e eigeneErkenntnis, zumindest k<strong>ein</strong>e, die über Fausts bereits vorhandenes Wissen hinausreichenwürde. „Auch der ‚böse Geist’ kann nicht über das gültige göttliche Dekret von derErkennbarkeit bzw. Unerkennbarkeit der Dinge hinaus.” 389 Nur an <strong>ein</strong>em Punkt wissen dieGeister mehr als Faust: dass Faust im Leben nichts erkennen kann.Und hättest hundert Sinne du und tausend,Du Kargbegabter, und erhöbe freierSich d<strong>ein</strong> Gedanke ins vielseitiger -Befühlte All; so würdest immer du,Getrennt, ver<strong>ein</strong>t mit ihm durch Körpers Bande,Nur eigne Schatten schaun und nichts erkennen. 390Die Rolle des bösen Geistes ähnelt am Ende des Werkes der des guten Geistes - er „predigt”nun auch die ewige Verdammnis für Faust als Strafe für s<strong>ein</strong>e Wissensgier:Verzweifle, niedrer Erdenwurm, dem tieferIn s<strong>ein</strong>en Staub zurück ich niedertrete!Nicht heben darfst du jenen dunklen Schleier;Es bringt die Zeit dir k<strong>ein</strong>e Blume mehr,Und mir gehört die Ewigkeit. 391Er gibt aber Faust zugleich <strong>ein</strong>e letzte Hoffnung - im Tod könne die Mauer der Erkenntnisüberwunden werden:Der r<strong>ein</strong>e Geist all<strong>ein</strong>,Der ruhende, erkennt; nicht ihn umfaßtDie ew’ge Mauer, die sich zwischen dirUnd der ersehnten Wahrheit trennend hebt.Die Mauer stürzt der Tod [...]. 392388 Faust. – Ein Versuch, S. 414.389 Schwann: Vom ‚Faust’ zum ‚Peter Schlemihl’. S. 146.390 Faust. – Ein Versuch, S. 414.391 Faust. – Ein Versuch, S. 415.107

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!