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ein unmoralisches Angebot? - Åbo Akademi

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hin<strong>ein</strong>schauen. Der Mensch an sich sei „gebannt zu irren” und könne nichts erkennen. Alles,was er erkennt, sei nur „<strong>ein</strong> leerer Widersch<strong>ein</strong> des eignen Ichs”, durch den subjektivenSch<strong>ein</strong> entstehe die Welt, die er erkennt. Der Sch<strong>ein</strong> genügt Faust aber nicht.Faust fühlt sich gezwungen, die bösen Geister zu beschwören, um mit ihrer Hilfe s<strong>ein</strong>eZweifel loszuwerden. Er ruft nach den „finstern Mächte[n]”, aber unerwünscht antwortet ihm,wie bereits erwähnt, außer dem bösen Geist auch der gute Geist, der ihn davon abhalten will,sich mit den „bösen” Kräften zu verbünden. Beide Geister sind unsichtbar, sie werden nurdurch Stimmen dargestellt, da die Geister zu Fausts Wesen gehören; es sind s<strong>ein</strong> guter unds<strong>ein</strong> böser Geist. 369Faust verlangt „Belehrung”, „Wahrheit und Erkenntnis” 370 ; der böse Geist verspricht ihmdiese: „Und öffnen will ich dir der Wahrheit Schätze, / Und was der Mensch vermag, sollst duerkennen” 371 . Der gute Geist verspricht ihm nichts von dem, was er begehrt, er sagt nur: „Esgab, zu ahnen das Unendliche, / Der Vater dir den Geist” 372 . Er zeigt ihm also den Weg zum„Guten” - Faust sollte sich mit der „Ahnung” des Unendlichen begnügen -, aber diese Lösungbefriedigt Faust nicht.Die Form des Teufelspakts weicht in Chamissos Faust entschieden von der traditionellenForm des Pakts ab. Es geht hier nicht um <strong>ein</strong>en konkreten Pakt, den Faust unterschreiben soll.Stattdessen wird Faust der „Stab des Gerichtes” gegeben. Er darf selbst entscheiden, ob er denStab brechen will - dies würde bedeuten, dass <strong>ein</strong> Pakt mit den „bösen” Kräftenabgeschlossen würde - oder ob er ihn nicht brechen will. Da Faust nach vergeblichenWarnungen des guten Geists trotzdem den Stab zerbricht, entschließt er sich für den bösenGeist - so wie bei <strong>ein</strong>em schriftlichen Pakt.Ich fluche dir und d<strong>ein</strong>em Gott und brecheEntschlossen selber des Gerichtes Stab. 373Mit der Redewendung „den Stab über jemanden brechen” wird auf <strong>ein</strong>e alte Traditionhingewiesen. Früher wurde „über dem Haupt <strong>ein</strong>es zum Tode Verurteilten vom Richter vorder Hinrichtung der sog. Gerichtsstab zerbrochen und ihm vor die Füße geworfen” 374 . DassChamissos Faust diesen Stab selbst zerbricht, zeigt, dass Faust sich der Folgen s<strong>ein</strong>er Tat369 Siehe auch Schwann: Vom ‘Faust’ zum ‘Peter Schlemihl’. S. 126: “Denn ‘guter’ wie auch ‘böser Geist’ sindjeweils ‘Stimmen’ des Protagonisten selbst.”370 Faust. – Ein Versuch,. S. 408.371 Faust. – Ein Versuch, S. 408.372 Faust. – Ein Versuch, S. 409.373 Faust. – Ein Versuch, S. 412.374 Siehe DUDEN Universalwörterbuch, 2. Auflage 1989. Stichwort: Stab.103

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